Kriegsgefahr: sie zündeln auf Teufel komm raus

von Gerhard Spannbauer (krisenvorsorge)

„Wie breche ich möglichst schnell einen Weltkrieg vom Zaun?“: so lautet wohl der Titel des Handbuchs, dass die transatlantischen Eliten offensichtlich auf dem Nachttisch liegen haben. Was der US-NATO-Komplex und seine Verbündeten die letzten Tage so trieben, ist mit „grob fahrlässiger Brandstiftung“ noch milde umschrieben. Der Bundestag macht Deutschland zum Kriegsteilnehmer, die Amerikaner greifen „versehentlich“ syrische Regierungstruppen an und Erdogan, der wirre „Verbündete“ in Ankara, marschiert mit Panzern in den Irak ein, „um kurdische Kämpfer auszubilden“.

Stellen Sie sich vor, Putin ließe Panzer nach Kiew rollen und behauptete, er wolle damit „ukrainische Kämpfer ausbilden“. Das wäre ungefähr das gleiche. Die Verwirrung wäre groß, nicht nur weil die Ukrainer doch eigentlich „die Gegner“ sind. Noch größer wäre der mediale und politische Tobsuchtsanfall, der die gesamte westliche Sphäre des Guten erfassen würde.

Anders beim „Sultan“ Recep Tayyp Erdogan, der kürzlich mit dem Abschuss russischer Kampfjets eben jenem Putin schon ordentlich ans Bein gepinkelt hatte. Der ist einer von uns, sprich einer der Guten und hat deshalb die Lizenz, jeden noch so hanebüchenen Unsinn zu verbreiten. Wie denn, dass der Irak sich freiwillig von ihm ans Bein pinkeln ließe und seinen Einmarsch mit Panzern genehmigt hätte. Zumindest weiß der irakische Premier Al-Abadi nichts von derartigen Vereinbarungen und spricht stattdessen von einer „feindlichen Handlung“. Die Iraker behalten sich beliebige Gegenmaßnahmen vor.

Welche Rolle dieses Scharmützel spielt, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Im schlimmsten Falle werden dadurch weitere Parteien offiziell in das Nahost-Kriegsgeschehen involviert. Das wird bekanntlich vor allem in Syrien ausgetragen, wo der US-Koalition wieder einmal ein ziemlich gezielt wirkendes Versehen unterlaufen ist. Leider eines, das mehr als alle anderen zuvor geradezu nach einer Ausweitung des Kriegsgeschehens schreit. Nicht nur, dass man mit der syrischen Armee wieder mal angebliche Verbündete getroffen hat, man hat damit auch der syrischen Bevölkerung einen Schutzschild gegen den IS genommen (die zerbombte Brigade war vor allem für den Schutz der Zivilbevölkerung zuständig) und Russland, den wirklichen Verbündeten Syriens, einmal mehr gezielt-versehentlich provoziert.

Wie die Großwetterlage angesichts dieses neuerlichen Geniestreichs aussieht, hier in der Zusammenfassung:

„(…) die einzelnen internationalen Parteien sind nicht auf einander abgestimmt, sondern verfolgen Einzelinteressen, die sich in großen Teilen gegenseitig widersprechen. So besteht das Hauptziel der USA, Türkei sowie Saudi-Arabiens darin, Das Baath-Regime in Syrien zu stürzen. Der Kampf gegen den IS ist da eher nebenrangig. Russland will das Assad-Regime wiederum an der Macht halten und bombardiert deswegen zwar den IS, doch auch andere weniger extremistische Rebellengruppierungen. Nun sind diese machtpolitischen Militärstrategien das erste mal aufeinandergeprallt.“

Als ob dieses Gemenge gegenläufiger Interessen nicht schon verwickelt und gefährlich genug wäre, mischen jetzt auch wir vor Ort mit. Mittendrin statt nur dabei, das war wohl die Devise der Bundestagsabgeordneten, die erwartungsgemäß für den Bundeswehr-Einsatz in Syrien stimmten:

Am 4. Dezember 2015 (genau an diesem Jahrestag wurde im US-Repräsentantenhaus die unrühmliche Resolution 758 beschlossen: eine leichtfertige Kriegserklärung an Russland) segneten die Abgeordneten des Bundestags – die Hälfte schien schon im verlängerten Wochenende – den Syrien-Einsatz der Bundeswehr ab: 445 Ja-Stimmen, 145 Nein-Stimmen und sieben Enthaltungen.

Warum diese Fehlentscheidung so fatal ist, haben wir in der Vorwoche ausführlich berichtet. Angesichts der Fahrlässigkeit und Verantwortungslosigkeit der politischen Akteure besonders auf „unserer Seite“ spricht der Autor Wolfgang Effenberger von der „Wiederkehr der Hasardeure“. Laut Effenberger „mischt sich Deutschland in einen Krieg ein, der – ähnlich wie im Juni/Juli 1914 – die Lunte an ein Pulverfass legt.

Als ehemaliger Zeitsoldat weiß Effenberger womöglich, wovon er redet. Sein Weltkriegsvergleich ist drastisch, scheint leider nicht allzu weit hergeholt:

„Wer erinnert sich noch an das Jahr 1911, als mit der zweiten Marokkokrise und dem italienischen Angriff auf Tripolis der Weltkrieg im Grunde schon begann. Nahtlos folgten 1912/13 die beiden Balkankriege, und dann bedurfte es nur noch eines Zündfunkens zum Weltkrieg.

Seit mehr als drei Jahren wird nun in einer hochexplosiven Gemengelage in Syrien ein »Stellvertreterkrieg« geführt, der »sogar zu einem heißen Krieg zwischen Russland und den Vereinigten Staaten werden« könnte, schrieb die konservative »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« am 18. Oktober.“

Über die Hintergründe der plötzlich überall aufflackernden Provokationen und Eskalationen lässt sich nur spekulieren. Eine zwar düstere doch leider nicht ganz abwegige Überlegung wäre, dass die Eliten versuchen, auf biegen und brechen militärische Tatsachen zu schaffen, bevor die Unterstützung an der Heimatfront zu bröckeln anfängt. Denn der bislang nicht gerade große Widerstand gegen die globale Kriegsexpansion in den westlichen Nationen könnte gewaltig anwachsen, wenn die finsteren Machenschaften rund um diese gerechten Kriege demnächst in den Mainstream durchsickern. Bei den Hintergründen über den IS als westliche Züchtung ist das ja bereits der Fall. Wenn als nächstes das Gleiche mit den türkischen Ölgeschäfte mit dem IS sowie deren Billigung bzw. Deckung durch die US-Geheimdienste geschieht, könnte das Fass an Skandalen und Lügen vielleicht doch mal soweit überlaufen, dass es die Bevölkerungen der westlichen Alliierten auf die Barrikaden treibt.

Bislang folgen wir stets brav und lassen Leute wie Dr. Rolf Gössner als Mahner in der Wüste stehen. Das Aufwachen scheitert vielleicht auch daran, dass der Durchschnittsbürger das Ausmaß an Verdorbenheit dieses Systems und seiner Obrigkeit nicht glauben kann oder wahrhaben will und sich stattdessen lieber in einer blinden Vertrauensseligkeit wegduckt.

Noch ist es nicht zu spät, das zu ändern, doch die Kehrtwende muss abrupt sein, denn viel Zeit bleibt dafür nicht mehr.

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