Bhadrakumar: Ukraine: Die USA legen nach, Russland bleibt cool

Von M. K. Bhadrakumar 22.04.2024 – übernommen von indianpunchline.com (seniora)

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Die USA liefern ATACMS-Systeme mit 300 km Reichweite an die Ukraine

Russlands Freifahrt im Ukraine-Krieg in den letzten Monaten steht kurz vor dem Ende, da die Biden-Administration im US-Kongress endlich einen Erfolg bei dem seit langem blockierten Gesetzentwurf zur Ukraine-Hilfe erzielt hat. Mit dem am Samstag vom Repräsentantenhaus verabschiedeten Gesetz sollen 60,8 Milliarden Dollar an die Ukraine überwiesen werden.

Die Zustimmung des Senats wird bereits am Dienstag erwartet. Präsident Biden versprach: „Ich werde dieses Gesetz sofort unterzeichnen, um der ganzen Welt zu signalisieren: Wir unterstützen unsere Freunde und werden nicht zulassen, dass der Iran oder Russland Erfolg haben.“

Die USA verdoppeln ihre Bemühungen, Russlands vermeintliche Pläne für einen militärischen Sieg in der Ukraine noch in diesem Jahr zu vereiteln. Es überrascht nicht, dass sich auch Washingtons transatlantische Verbündete zusammenschließen. Dies ist die Botschaft, die von der virtuellen Sitzung des NATO-Ukraine-Rates auf der Ebene der Verteidigungsminister der Alliierten unter dem Vorsitz von Generalsekretär Jens Stoltenberg am Samstag in Brüssel ausgeht.

Die Erleichterung in Kiew ist spürbar. Präsident Wolodymyr Zelenskyy sagte gegenüber NBC: „Ich denke, diese Unterstützung wird die Streitkräfte der Ukraine wirklich stärken, und wir werden eine Chance auf den Sieg haben.“ Er sagte, die US-Parlamentarier hätten sich bemüht, „die Geschichte auf dem richtigen Weg zu halten“.

Die Reaktion des russischen Außenministeriums war dagegen eher polemisch   – so als hätte Moskau die Entwicklung vorausgesehen. Was Moskau am meisten zu stören scheint, ist der Gedanke, eingefrorene russische Guthaben zu beschlagnahmen, um die Ukraine zu finanzieren, was Kreml-Sprecher Dmitri Peskow besonders hervorhob, „weil dies im Grunde die Zerstörung aller Grundlagen des Wirtschaftssystems bedeutet. Es handelt sich um einen Eingriff in das Staatseigentum, in das Staatsvermögen und in das Privateigentum. Dies darf auf keinen Fall als legales Vorgehen betrachtet werden   – es ist illegal. Und dementsprechend wird es Vergeltungsmaßnahmen und rechtliche Schritte nach sich ziehen.“

Moskau vermutet, dass die Amerikaner beabsichtigen, erstens auch die EU auf einen ähnlichen Kurs zu zwingen und damit die verbleibenden Aussichten auf eine Aussöhnung zwischen Russland und Europa für lange Zeit zu zerstören, zweitens die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die eingefrorenen russischen Guthaben letztlich als Geschäftsgrundlage für den militärisch-industriellen Komplex der USA genutzt werden können, und drittens in geopolitischer Hinsicht einen Präzedenzfall für eine künftige Konfrontation zwischen dem Westen und China zu schaffen.

Es genügt zu sagen, dass Moskau zu Recht davon ausgeht, dass der 21st Century Peace through Strength Act, der am Samstag vom US-Repräsentantenhaus mit 360:58 Stimmen verabschiedet wurde und der die US-Exekutive ermächtigt, eingefrorene russische Vermögenswerte, die sich in den USA befinden, zu beschlagnahmen und an die Ukraine zu transferieren, auf längere Sicht weitaus verheerendere Folgen haben wird als die 60 Milliarden Dollar Finanzhilfe für die Ukraine. Seltsamerweise ergänzen sie sich auch gegenseitig.

Man darf sich nicht über den parteiübergreifenden Konsens im Kongress in dieser Hinsicht täuschen. Dies ist wichtig zu wissen, da Donald Trump offenbar seine Ambivalenz abgelegt und beschlossen hat, das Gesetz über die Ukraine-Hilfe zu unterstützen. Das Treffen zwischen Trump und dem republikanischen Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, im Vorfeld der Abstimmung im Repräsentantenhaus am Samstag deutet darauf hin, dass Johnson vielleicht doch nicht von seinen rechtsextremen republikanischen Kollegen aus dem Repräsentantenhaus verdrängt wird.

Peking durchschaut das teuflische Spiel sehr gut. In einem Kommentar in der Global Times vom Sonntag hieß es: „Wenn der Gesetzentwurf [über russische Vermögenswerte] letztlich Gesetz wird und in Kraft tritt, wird er einen verhängnisvollen Präzedenzfall für die bestehende internationale Finanzordnung schaffen.“

global.pngNatürlich wird das weitere Vorgehen des russischen Militärs mit großer Aufmerksamkeit verfolgt werden. Denn unter solch instabilen Umständen sagen Taten mehr als Worte. Auf jeden Fall ist ein Wendepunkt erreicht, da die Biden-Administration, offensichtlich mit Blick auf den bevorstehenden Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Peking, auch einen Gang höher schaltet und China ausdrücklich mit der angeblichen Unterstützung der russischen Rüstungsindustrie droht. Der US-Außenminister Antony Blinken reist am Mittwoch zu einem dreitägigen Besuch nach China.

Insgesamt zeigt sich, dass die Biden-Administration den Krieg in der Ukraine entgegen früherer Prognosen, wonach die Kriegsmüdigkeit einsetzt, weiter vorantreibt. In der Zwischenzeit hat Pentagon-Sprecher Generalmajor Pat Ryder in einer Erklärung gegenüber Politico bekannt gegeben, dass die Biden-Regierung die Entsendung zusätzlicher Militärberater in die Ukraine in Erwägung zieht, da sich „die Sicherheitsbedingungen weiterentwickelt haben“.

Dieses zusätzliche Personal würde „keine Kampfrolle übernehmen, sondern vielmehr die ukrainische Regierung und das Militär beraten und unterstützen“. Die genaue Anzahl des Personals bleibt „aus Gründen der operativen Sicherheit und des Schutzes der Streitkräfte“ vertraulich. Sie werden die Logistik und die Aufsicht über die Waffen unterstützen, die die USA an die Ukraine liefern, und „das neue Kontingent wird dem ukrainischen Militär auch bei der Wartung der Waffen helfen.“

Abgesehen von der Spitzfindigkeit der kampffreien Rolle ist eine schrittweise Ausweitung der US-Militärpräsenz in der Ukraine geplant, ungeachtet Bidens wiederholter Beteuerungen, dass die US-Truppen nicht im Namen der Ukraine am Krieg teilnehmen würden, da dies das Risiko einer direkten russisch-amerikanischen Militärkonfrontation erhöhen würde.

Unter Berufung auf Quellen berichtet Politico weiter, dass „eine der Aufgaben der Berater darin bestehen wird, den Ukrainern bei der Planung der Instandhaltung der von den USA gespendeten komplexen Ausrüstung zu helfen, da die Kämpfe im Sommer voraussichtlich zunehmen werden“.

Wie setzt sich das neue Hilfspaket der USA in Höhe von 60,75 Milliarden Dollar zusammen? Es umfasst 23,2 Milliarden Dollar zur Auffüllung der US-Waffenbestände, 13,8 Milliarden Dollar für den Kauf moderner Waffensysteme für die Ukraine und weitere 11,3 Milliarden Dollar für „laufende US-Militäroperationen in der Region“.

Das bedeutet, dass sich die direkte Militärhilfe für die Ukraine bis Ende 2024 auf etwa 13,8 Milliarden Dollar belaufen wird. Russische Experten schätzen, dass diese Zuweisung eine weitere ukrainische „Gegenoffensive“ ausschließt. Das ist jedoch nur ein schwacher Trost, denn der verstärkte Zustrom von US-Waffen wird die ukrainischen militärischen Fähigkeiten stärken, um einer russischen Offensive zu widerstehen, die sich zwangsläufig auf das derzeitige Kräftegleichgewicht an der Front auswirken wird.

Aus militärischer Sicht besteht die Besonderheit der Hilfsvorlage darin, dass sie den Weg für den Transfer von taktischen Raketensystemen [ATACMS] in die Ukraine ebnet, die Ziele in einer Entfernung von bis zu 300 km treffen können, was die Krim in ihre Reichweite bringt. Berichten zufolge sind bereits 1.000 französische Soldaten in Odessa vor Ort und ein weiteres Kontingent wird in Kürze erwartet. Der russische Auslandsgeheimdienst hatte dies bereits vor einigen Wochen vorausgesagt, doch Paris hatte dies rundheraus dementiert. (hier und hier)

Unterm Strich zielt das Hilfspaket einerseits darauf ab, eine katastrophale militärische Situation an der Front in den kommenden Monaten zu vermeiden, die für Bidens Wiederwahlkandidatur politisch schädlich sein könnte, während andererseits der Großteil der Mittel tatsächlich an die US-Waffenhersteller in einigen wichtigen „Swing States“ geht und den einflussreichen militärisch-industriellen Komplex und den „Deep State“ zufriedenstellt.

Biden sagte dem Wall Street Journal: „Wir werden militärische Ausrüstung aus unseren eigenen Beständen schicken und dann das vom Kongress genehmigte Geld verwenden, um diese Bestände aufzufüllen, indem wir sie von amerikanischen Lieferanten kaufen. Dazu gehören Patriot-Raketen aus Arizona, Javelin-Raketen aus Alabama und Artilleriegranaten aus Pennsylvania, Ohio und Texas.“

Das triumphalistische Narrativ des US-Außenministeriums zum Ukraine-Krieg ist offenbar wieder auf dem Vormarsch.

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Anmerkung des Übersetzers:

Gegen 80% der Milliarden gehen direkt an die US-Militärindustrie…

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Quelle: https://simplicius76.substack.com/p/sitrep-41924-a-small-gust-for-ukraines

Quelle: https://www.indianpunchline.com/ukraine-us-doubles-down-russia-is-cool/
Die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus

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Bhadrakumar: Ukraine: Die USA legen nach, Russland bleibt cool
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8 Kommentare

  1. „Abgesehen von der Spitzfindigkeit der kampffreien Rolle ist eine schrittweise Ausweitung der US-Militärpräsenz in der Ukraine geplant, ungeachtet Bidens wiederholter Beteuerungen, dass die US-Truppen nicht im Namen der Ukraine am Krieg teilnehmen würden, da dies das Risiko einer direkten russisch-amerikanischen Militärkonfrontation erhöhen würde.

    Unter Berufung auf Quellen berichtet Politico weiter, dass „eine der Aufgaben der Berater darin bestehen wird, den Ukrainern bei der Planung der Instandhaltung der von den USA gespendeten komplexen Ausrüstung zu helfen, da die Kämpfe im Sommer voraussichtlich zunehmen werden.“

    Die freimauerisch-jüdisch kosmopolitische Clique eskaliert weiter gegen Rußland. Ca. 1000 Franzosen kämpfen schon an der ukrainischen Seite in Odessa, und die USA sendet Soldaten, die bei der „komplexen Ausrüstung helfen“, d. h. ihrerseits gegen die Russen kämpfen. Und dieses ganze erfolgt unter der anfänglichen Lüge, man unterstütze nur die Ukraine ohne jemals eigene Soldaten zu schicken.

    Die nicht ganz unwichtige Unterstützung wird Deutschland zugewiesen. Wir dürfen der Ukraine weiterhin enorme Menge Geld schenken, damit die dortigen Beamten und Rentner weiter bezahlt werden können, d. h. stillgehalten werden, eine innenpolitische Revolution verhindert wird.

    Von daher wird die knallharte Unterdrückung der Bauern durch Lindner und die Ampel verständlich. Wir schicken zwar keine Taurus, finanzieren jedoch zwei Kriege, demnächst vermutlich durch die höhere Grundsteuer, von der es anfangs auch nur verlogenerweise hieß, sie sei aufkommensneutral. Aber wer kann das schon überprüfen, wenn er das dreifache zahlt und sämtliche Medien behaupten, es sei insgesamt weiterhin aufkommensneutral?

    Wer Zeit hat ein wichtiges Lehrstück der Nationalhaßvertreter im Sinne des Konrad Lorenz zu studieren, muß nur die beiliegende Focus-Mittteilung geduldig lesen.

    • Das sind die Leute, deren Beamtenpensionen fast genauso hoch sind wie ihre Erwerbseinkommen, die nicht weggeworfenes Leergut sammeln müssen, deren Einkommen absolut sicher ist, so daß sie ihre staatsfeindlichen ideologischen Spinnereien verwirklichen können!

      https://www.focus.de/politik/akw-akten-von-cicero-enthuellt-wer-zum-gruenen-netzwerk-der-atom-verhinderer-gehoert_id_259890937.html

      AKW-Akten von „Cicero“ enthülltWer zum grünen Netzwerk der Atom-Verhinderer gehört

      Freitag, 26.04.2024, 15:27

      Ein einflussreiches Netzwerk grüner Politiker und Beamter hat offenbar eine Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken verhindern wollen. Das legt eine Recherche von „Cicero“ nahe. Wer sind die Männer, die an den Schalthebeln der Macht sitzen?

      Eigentlich wollte die Partei das Thema hinter sich lassen. Vor einem Jahr sah sich Robert Habeck Filz-Vorwürfen ausgesetzt, der Wirtschaftsminister habe in seinem Haus ein einflussreiches Grünen-Netzwerk toleriert oder gar gefördert. Staatssekretär Patrick Graichen, der Auslöser der sogenannten Trauzeugen-Affäre, musste gehen. Damit schien das Problem gelöst. Doch ausgerechnet im wichtigen Wahljahr 2024 kochen die Vorwürfe erneut hoch – ausgelöst von Akten zum Atomausstieg, die „Cicero“ veröffentlicht hat.

      Der Recherche zufolge wurde der Kampf gegen eine Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke von grünen Atomkraftgegnern in Wirtschafts- und Umweltministerium betrieben. Sie hätten „ganz offenbar manipuliert“, schreibt „Cicero“. „Die Fachleute im Ministerium fanden kaum Gehör, und ihre Einschätzungen wurden ignoriert oder verfälscht.“ Wer sind die Strippenzieher, die eine der wichtigsten energiepolitischen Entscheidungen der vergangenen Jahre offenbar maßgeblich geprägt haben?

      Jürgen Trittin: der Anti-AKW-Veteran und Förderer

      Als Jürgen Trittin sich Ende des vergangenen Jahres aus dem Bundestag verabschiedete, konnte er glücklich auf eine erfolgreiche Polit-Karriere zurückblicken. Er ist der Vater des Atomausstiegs in Deutschland. Das Projekt schob Trittin Anfang der 2000er-Jahre als Umweltminister an. Weil es damit nicht getan war und die Union das Rad zurückdrehen wollte, kämpfte er immer weiter für den Ausstieg.

      Laut „Cicero“ zieht der Politiker, der zum linken Flügel seiner Partei zählt, immer noch die Fäden, wenn es um sein Lebenswerk geht – so womöglich auch zu Beginn der Energiekrise, als die AKW-Akten entstanden sind. Trittin ist aber auch aus einem anderen Grund Teil des Netzwerks: Unter seiner Führung begannen viele der Personen ihre Karriere, die heute an entscheidenden Stellen sitzen.

      Volker Oschmann: der erfahrene Jurist

      So auch Volker Oschmann, der aus der Nähe von Würzburg stammt. Unter Trittin begann er seine Beamtenkarriere und arbeitete zunächst am Erneuerbare-Energien-Gesetz. Die „Main-Post“ bezeichnete ihn damals als juristischen Vater des Gesetzes. 2013 wechselte die Zuständigkeit für die Energiewende vom Umwelt- ins Wirtschaftsministerium – und mit ihr auch Jurist Oschmann. Dort arbeitete er fortan unter dem SPD-Minister Sigmar Gabriel.

      Nach der Bundestagswahl 2021 übernahm im Wirtschaftsministerium wieder ein Grüner: Robert Habeck. Der neue Minister machte Oschmann zum Leiter der Stromabteilung. Hans-Josef Fell, ein ehemaliger Grünen-Bundestagsabgeordneter und Wegbegleiter von Oschmann, kommentierte das so: Die Ernennung bedeute einen großen Karrieresprung und für die Erneuerbaren Energien in Deutschland eine große Hoffnung. „Nach Jahren des Niedergangs der Erneuerbare Energien sitzt an einer wesentlichen Schaltstelle nun ein Befürworter der Erneuerbare Energien“, erklärte Fell.

      In einem zu Oschmanns Abteilung gehörenden Referat erarbeiteten laut „Cicero“ Fachleute einen Vermerk, in dem dargelegt wurde, dass eine AKW-Laufzeitverlängerung dabei helfen könnte, im Winter Gas zu sparen. Unklar bleibt aber trotz der Akten, was mit dem Vermerk geschah – und welche Rolle Oschmann dabei spielte. Offenbar erreichte der Text Habeck nicht, sondern „lag in der Leitungsebene nur Staatssekretär Patrick Graichen vor“, wie „Cicero“ das Ministerium zitiert.

      Patrick Graichen: die Spinne im Netz

      Graichen ist seit der Trauzeugen-Affäre im vergangenen Jahr bundesweit bekannt. Der damalige Staatssekretär im Wirtschaftsministerium war an einem Berufungsverfahren für den Chefposten der bundeseigenen Deutschen Energie-Agentur (Dena) beteiligt. Dafür ernannt wurde schließlich der Trauzeuge des Top-Beamten. Der Skandal war da. Graichen musste das Ministerium in der Folge verlassen, Nach Angabe auf seinem Linkedin-Profil arbeitet er heute selbstständig als „Klima- und Energie-Experte“.

      In der Folge wurden immer mehr Verbindungen Graichens beleuchtet: Seine Schwester ist mit Michael Kellner, einem anderen Staatssekretär im Ministerium verheiratet. Und Graichens Bruder arbeitet für das Freiburger Öko-Institut und hat eine Studie zu Energie- und Klimaschutzprojektionen für das Ministerium geschrieben.

      Die Regeln der Macht lernte der Energie-Experte schon früh kennen, sowohl die Mutter als auch der Vater arbeiteten in Bundesministerien. Graichen studierte Volkswirtschaft und Politikwissenschaft. Später wurde er Grünen-Mitglied und promovierte am Institut für Umweltökonomie in Heidelberg. Noch während seiner Promotion wurde er als Referenten für internationalen Klimaschutz ins Umweltministerium geholt – von Jürgen Trittin. Vor seiner Arbeit im Wirtschaftsministerium arbeitete er bei dem Thinktank Agora Energiewende, der gut in der Politik vernetzt ist.

      Graichen könnte laut „Cicero“ in der Atomkraft-Debatte ein entscheidender Strippenzieher gewesen sein. Er kannte wichtige Vermerke, kommunizierte aber zumindest schriftlich nie darüber mit seinem Vorgesetzten, Robert Habeck. Entweder, weil der Minister nicht informiert werden wollte. Oder Graichen ihn von möglicherweise problematischen Informationen fernhalten wollte, um Habeck zu schützen. Graichen wurde in einem Fall aber offenbar auch selbst zum Autor. Wie „Cicero“ schreibt, strotzte der Vermerk aber vor Falschbehauptungen.

      Stefan Tidow: der kongeniale Partner für Graichen

      Dieser Vermerk landete offenbar bei Stefan Tidow, Graichens Staatssekretär-Kollege im Umweltministerium. Die beiden kennen sich noch aus der Zeit, als auch Graichen im Umweltministerium arbeitete. 2016 gab es dann ein erstes Wiedersehen: Tidow arbeitete nämlich unter Graichen bei Agora Energiewende.

      Der 56-Jährige hat viel Erfahrung in Parlament und Regierung: Seine Karriere begann er unter anderem als Büroleiter der Grünen-Bundestagsabgeordneten Claudia Roth. Ebenfalls einen Büroleiter-Posten hatte er bei einem alten Bekannten: Jürgen Trittin. Außerdem sammelte er Regierungserfahrung in den Ländern Rheinland-Pfalz und Berlin.

      Graichen und Tidow sprachen laut „Cicero“ während der AKW-Diskussionen mehr miteinander als mit ihren jeweiligen Ministern. Das Duo sei sich einig gewesen, dass es kein Abrücken vom Atomausstieg geben dürfe. Tidow hatte dabei einen wichtigen Mitspieler an seiner Seite.

      Gerrit Niehaus: der angebliche Vermerk-Umschreiber

      Der Jurist Gerrit Niehaus hat wie viele seiner Kollegen im Netzwerk Vorerfahrung im Umweltministerium. 2011 wechselte er zwischenzeitlich nach Baden-Württemberg. Für die erste grüne Landesregierung in Deutschland arbeitete Niehaus in der Atomaufsicht in Stuttgart. Als Steffi Lemke 2021 Bundesumweltministerin wurde, holte sie ihn zurück nach Berlin. Niehaus wurde Abteilungsleiter.

      Als solcher „schrieb er einen Vermerk der ihm untergebenen Fachleute so um, dass er zum politisch vorgegebenen Ziel passte“, schreibt „Cicero“. So wurde beispielsweise aus einem „relativ langen“ ein „sehr langer“ Betriebszyklus eines Atomkraftwerks. Der Zweck von solchen Umformulierung war es offenbar, eine Laufzeitverlängerung zu verhindern.

      Robert Habeck: der Profiteur

      Robert Habeck ist zwar erst spät Mitglied der Grünen geworden, aber hat als Landesminister in Schleswig-Holstein schon vor der Zeit in der Bundespolitik Regierungserfahrung gesammelt. Die entscheidende Frage in AKW-Affäre: Was wusste er von den Umtrieben seiner Untergebenen – und hat er sie vielleicht sogar befördert? Und welche Folgen hatte das auf seine Entscheidungen? Das Ministerium beteuert , die Prüfung der Laufzeitverlängerung sei „stets ergebnisoffen und transparent“ erfolgt. „Abwägungen und Entscheidungen fußten dabei auf den zum jeweiligen Zeitpunkt zur Verfügung stehenden Informationen.“

      Schließlich ist der Wirtschaftsminister der Profiteur der grünen Netzwerke. Dass es diese gibt, ist zunächst nicht ungewöhnlich – jede Partei versucht, ihnen bekannte und gegebenenfalls gewogene Männer und Frauen in einem Ministerium zu installieren, sobald es übernommen wurde. Abteilungsleiter und Staatssekretäre können als politische Beamte jederzeit ausgetauscht werden, das ermöglicht das Gesetz explizit.

      Nur so kann ein Minister erfolgreich handeln – das weiß auch Habeck. Letztlich hat er mit dem endgültigen Atomausstieg, der dann auf Betreiben des Kanzlers nochmal um einige Monate verschoben wurde, eine politische und keine rein fachliche Entscheidung getroffen. Er und seine grüne Ministerkollegin Steffi Lemke konnten dabei auf ein dichtes Netzwerk bauen.
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      https://www.mmnews.de/wirtschaft/215752-habecks-geheimakten-der-akw-skandal

      Habecks Geheimakten: Der AKW-Skandal

      26. April 2024

      Wichtige Infos wurden unterdrückt: Wie grüne Strippenzieher die Entscheidung gegen die Laufzeitverlängerung deutscher Kernkraftwerke manipuliert haben.

      • „In einem zu Oschmanns Abteilung gehörenden Referat erarbeiteten laut „Cicero“ Fachleute einen Vermerk, in dem dargelegt wurde, dass eine AKW-Laufzeitverlängerung dabei helfen könnte, im Winter Gas zu sparen. Unklar bleibt aber trotz der Akten, was mit dem Vermerk geschah …“

        Dieses Land braucht weder Sachverständige, Fachleute noch Experten, denn in dieser synthetischen Staatssimulation sind sie nur gefragt, wenn sie zur Zementierung vorgegebener Ideologien nützlich sind – auch daß RKI kann wohl davon ein Lied singen.

  2. OT – bei der Frage oben links
    „wie lange hält sich die Ampel“,
    fehlt eine realistische Antwortmöglichkeit:

    – Mit der CDU bleibt das grüne Netzwerk noch
    eine weitere Legislaturperiode an der Macht!

    Das sieht man deutlich am Verhalten von Merz/CDU zu Habeck/Grün. Er schont ihn

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