Gastbeitrag von Alexander Merow (Autor der Buchreihe „Beutewelt“)
George Orwell ist für mich einer der Großen der neueren Literatur und hat mit seinem Roman 1984 ein hervorragendes Werk geschaffen, das heute mehr denn je Beachtung verdient. Ich selbst, als Autor der Beutewelt-Romane, habe das Buch mehrfach gelesen und finde noch immer neue Aspekte, die mich zum Nachdenken anregen.
Doch nicht jeder hat etwas für Dystopien wie 1984, Beutewelt, Schöne neue Welt und wie sie alle heißen übrig. Mancher Zeitgenosse will nicht über Dinge wie Überwachungsstaaten, Welttyranneien und ähnliche beängstigende Themen nachdenken. „Das ist doch übertrieben! Das ist alles Angstmache!“, sagt sich der eine oder andere Wohlstandsbürger des Westens sicherlich und versucht weiterhin „guter Dinge“ zu bleiben, so wie es ihm beigebracht wurde. Allerdings scheint die Anzahl derer, die die Warnungen in den oben genannten Büchern zunehmend ernster nehmen, doch langsam anzuwachsen.
Immer mehr Menschen auf der ganzen Welt sind in den letzten Jahren offenbar ins Nachdenken gekommen und erkennen, dass im Hintergrund der großen Weltpolitik Dinge ablaufen, welche einen zukünftigen, länderübergreifenden Überwachungsstaat als nicht mehr unwahrscheinlich erscheinen lassen.
Neben den offen erkennbaren Bestrebungen einer kleinen Seilschaft aus Superreichen, Medienbossen und Monopolisten, eine Weltregierung unter ihrer Schirmherrschaft ins Leben zu rufen, wird auch die immer unverblümtere Zensur und die Unterdrückung „politisch unkorrekter“ Meinungen erkennbar.
Man beachte in diesem Zusammenhang auch die Entwicklung in der BRD, das Ausgrenzen gewisser politischer Ansichten aus dem öffentlichen Bewusstsein durch die Massenmedien, die wachsende Internetzensur durch Google oder behördliche Stellen, das Ausspionieren von Bürgerdaten durch das politische System und das Ignorieren des Volkswillens durch die politische „Elite“. Bereits 2005 hat Angela Merkel öffentlich gesagt, dass es „keinen Rechtsanspruch auf Demokratie auf alle Ewigkeit“ gibt. Ob die „demokratische Staatsform“ nun wirklich die beste Staatsform darstellt, soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden, wohl aber das, was Frau Merkel dem BRD-Bürger damit sagen wollte, nämlich dass er mit einer fortschreitenden Einschränkung seiner Rechte zu rechnen hat.
Zwei Linien sind jedenfalls überdeutlich zu erkennen, wenn man die Weltpolitik analysiert. Erstens: Das Erzwingen überstaatlicher, politischer Wirtschafts- und Machtkomplexe über die Köpfe der Menschen und Völker hinweg – auch gegen ihren Willen. Zweitens: Die schleichende Massenüberwachung unter dem Vorwand eines angeblich überall schlummernden Terrorismus – natürlich nur zum „Schutz der Bevölkerung“.
Diese zwei Grundpfeiler einer neuen globalen Ordnung sind nicht mehr zu übersehen und werden auch von der politischen „Elite“ nicht mehr geleugnet. Wenn zur Erkämpfung der gesteckten Ziele Gewalt notwendig ist und beispielsweise missliebige Nationen entmachtet werden sollen, dann wird dies als militärischer „Friedenseinsatz“ verkauft. Die Wortwahl in den gleichgeschalteten Massenmedien, die mittlerweile ebenfalls von nur wenigen Oligarchen kontrolliert werden, erinnert tatsächlich zunehmend an das Neusprech in George Orwells berühmtem Roman 1984.
Wenn man die Streitkräfte in den Krieg schickt, dann schickt man sie zur „Friedensbewahrung“ fort. Gerissener hätte es auch „die Partei“ in Orwells Dystopie nicht formulieren können. Wer das Wort „Krieg“ in diesem Kontext in den Mund nimmt, wie es etwa Horst Köhler getan hat, der wird vom Politestablishment gescholten. Nein, die Bundeswehr, also die Armee des BRD-Systems, führt in Afghanistan keinen Krieg, sie leistet „humanitäre Hilfe“ und erschafft den „Frieden“. Was soll man bei dieser Tatsachenverdrehung noch anderes sagen als: „Krieg ist Frieden!“
Die politischen „Eliten“ des Westens sind jedenfalls fest entschlossen, die Neue Weltordnung, egal wie viel Protestgeschrei um sie herum laut wird, mit allen Mitteln durchzusetzen. So war es bereits bei der Einheitswährung Euro, den der größte Teil der Europäer nicht haben wollte. Doch er wurde einfach durchgesetzt, durchgeredet und so lange „durchgewählt“, bis die Ergebnisse stimmten. Gleiches gilt für den Vertrag von Lissabon, die Öffnung aller Weltmärkte für einen schrankenlosen Kapitalismus, das Experiment „multikultureller“ Gesellschaften bzw. Vielvölkerstaaten, die Zwangsangleichung von Mann und Frau (Gender-Mainstreaming), die ständig neu begonnenen Angriffskriege und so weiter.
Die breite Masse wird einfach nicht mehr gefragt, sie wird notfalls von den Medien so lange bearbeitet, bis sie alles abnickt. Das Markanteste an dieser globalen Entwicklung ist, dass kein Staat und kein Bürger mehr „Nein“ sagen darf und selbst wenn er es tut, so wird es trotzdem einfach gemacht. Eine überstaatliche Bürokratie, zunehmend entfernter und verwirrender für die „einfachen Menschen“, entscheidet und leitet die Befehle von oben nach unten weiter.
Demnach entsteht eine wachsende Politikverdrossenheit unter dem Motto „Man kann ja ohnehin nichts tun!“ und das scheint auch von den Mächtigen gewollt zu sein. Die Leute sollen sich ja aus der Politik heraushalten, denn ihre Meinung ist aus Sicht der internationalen „Elite“ sowieso unwichtig.
Was wird nun als nächstes kommen? Die Nationalstaaten haben den größten Teil ihrer Rechte bereits an überstaatliche Organe (etwa die „Europäische Union“) abtreten müssen und sind selbst zu „Abnickern“ der Befehle von oben geworden. Vermutlich wird der nächste Schritt jener sein, dass auch ein Bürokratiemoloch wie die EU von einer noch größeren, übergeordneten und diesmal globalen Institution abgelöst werden wird. Dann haben wir die Weltregierung – und diese wird nicht in den Händen eines verantwortungsvollen Gremiums von Mächtigen sein, sondern von einer kleinen, machiavellistischen Gruppe von Geldfürsten und Medienmonopolisten kontrolliert werden.
Die bereits heute an den Tag gelegte Skrupellosigkeit und Raffgier, die ständige Kriegsbereitschaft und das Instrumentalisieren der Lüge und Verdrehung als Waffen, werden sich bei diesen Leuten selbstverständlich auch dann fortsetzen, wenn diese die Weltmacht erlangt haben.
Heute mögen diese Dinge den noch wohlgenährten Konsum- und Wohlstandsbürger vielleicht nur am Rande interessieren, morgen jedoch könnte sich das ändern. Denn diese globale „Elite“ betrachtet die ihnen untergeordneten Menschen lediglich als „Menschenmaterial“ und wird in erster Linie dafür sorgen, dass diese Welt ihr Weideland werden wird. Um ihre Ziele zu erreichen, ist es daher aus ihrer Sicht notwendig, erst einmal die alten Ordnungen, Staaten, Sozialsysteme und Kulturen zu zerstören – und das tut sie auch mit einer schrecklichen Unbeirrbarkeit.
So sollte sich der heutige Mensch nicht allzu behaglich fühlen, denn bereits in naher Zukunft könnte er sein Dasein in einer Welt fristen, welche dem von George Orwell entworfenen Alptraum nicht unähnlich ist. Vielleicht wäre es deshalb ratsam, sich schon heute über diese Dinge Gedanken zu machen und nicht erst zu warten, bis einen das unschöne Schicksal mit voller Härte aus dem Schlaf reißen wird.
Buchautor Alexander Merow