Zuckerbrot Zins ist vergammelt

von Andreas Bangemann

Und die Peitsche Inflation wird von Geisterhand geführt

Die Notenbanken haben für die Geldpolitik ein Instrument, mit dem sie direkten Einfluss nehmen können: die Höhe des “Hauptrefanzierungszinsatzes”. Das ist der Zins zu dem sich die Geschäftsbanken Geld bei der Zentralbank leihen können. Die Veränderung dieses Zinssatzes hat direkten Einfluss auf die Zinsentwicklung am Geldmarkt. Zuletzt hat die EZB den Hauptrefinanzierungszinssatz auf von 1% auf 0,75% gesenkt. Historisch niedrige Anlagezinsen und zugleich historisch riesige Geldvermögen bestimmen die Szenerie am Geldmarkt. Wer vom Erarbeiteten etwas zurücklegen will, hat bei “sicheren” Anlagen mit Verlusten zu rechnen, weil die niedrigen Zinsen von der Inflation mehr als aufgefressen werden.

Anleger deutscher Staatsanleihen sind derzeit sogar schon bereit für 2-jährige Staatsanleihen Minuszinsen zu bezahlen.

Die Euroländer, die ihre Schulden nicht mehr bedienen können, die Rettungsschirme für Banken und Geldanleger, die wirtschaftlichen Leistungsunterschiede der einzelnen Länder, die Sparmaßnahmen der Regierungen, die zunehmende Gewalt auf den Straßen… Wir sitzen auf einem Pulverfass und keine Politik kann mehr etwas bewirken, die sich immer weiter im Kreise der immer gleichen Handlunsgalternativlosigkeiten dreht.

Weder EZB, noch IWF, EU oder die einzelnen Regierungen sind in der Lage, Maßnahmen zu ergreifen, die mehr sind, als das Hinauszögern des Unvermeidlichen. Und das ist so, weil sich niemand traut das einzig richtige zu tun:

Aussteigen!

Aussteigen aus einem System, das uns in die Barbarei längst vergangen geglaubter Zeiten zurückwirft. Die riesigen Geldvermögen auf der Welt lassen sich nicht bändigen. Die “Märkte”, in denen sie kursieren und die von unseren Politikern “beruhigt” werden wollen, sind unkontrollierbar geworden, weil die Geldvermögen so riesig sind.

Nur Maßnahmen, welche die Geldvermögen mitsamt den Schulden schrumpfen lassen, können die Märkte beruhigen. Nur Maßnahmen, die die Nutzung von Geld mit direkten Kosten belasten, zwingen das Kapital, sich zur Verfügung zu stellen.

Niedrige Zinsen in einem System, das keine Maßnahmen kennt, mit denen Kapital zur Bereitstellung gedrängt wird, führen zu immer größerer “Kassenhaltung”. Geld wird flüssig gehalten und für den schnellen Gewinn eingesetzt oder eben auch mal etwas länger in “sicheren Häfen” geparkt.

Die Zentralbanken haben keinen direkten Einfluss auf die Höhe der Inflation. Sie können diesbezüglich Hoffnungen schüren oder Ängste hervorrufen, je nach Sichtweise des Betrachters. Aber was in der Realität geschieht liegt in den Händen der Marktteilnehmer. In Sachen Kapital sind das fast ausschließlich jene, die Frau oder Herr über die immensen Geldvermögen sind: Superreiche und Kapitalsammelstellen

Historisches Kostensenkungsprogramm

Im bestehenden Geldsystem haben wir es mit immensen indirekten Kosten zu tun.

Die Zinslast der Geldvermögen und die Kosten der sinnlosen Rettungsmaßnahmen fließen über Preise und Steuern von allen Bürgerinnen und Bürgern zu jenen, die am wenigsten materielle Rettung bedürfen: zu jenem 1% unserer Mitmenschen, auf die sich zwangsläufig die immer größer werdenden Geldvermögen konzentrieren.

Die Nutzung von Geld direkt mit Kosten zu belasten, wäre das größte Kostensenkungs- und Sparprogramm, das es je in der Geschichte der Menschheit gegeben hat. Wenn die derzeit “liquide geparkten” Geldvermögen durch Geldnutzungsgebühren langsam dahin schwinden würden, käme eine kaum vorstellbare Bewegung in den Kapitalmarkt. Vielleicht zunächst turbulent, aber schon bald auf eine Art beruhigt, wie wir es uns angesichts des heutigen Getriebenseins von diesen Märkten nicht vorstellen können.

Die Aktivitäten auf den Märkten sind kaum in den Griff zu bekommen, ohne in planwirtschaftliche und diktatorische Handlunsgweisen zurückzufallen. Machtkonzentrationen, die wir uns lieber nicht wünschen sollten.

Wobei Politik Einfluss nehmen kann und dabei keinen ausufernden Machtapparat braucht, ist der Umgang mit der Währung. Die Verfassung des gesetzlichen Zahlungsmittels liegt in den Händen der demokratisch gewählten Regierungen. Sie bestimmen, wie der Umgang damit gestaltet sein muss. Da können Märkte tun und lassen, was sie wollen; wenn Regierungen beschließen, die Nutzung von Geld mit direkten Kosten zu belasten, dann sind die “Märkte” zur Reaktion verdammt. Das Primat der Politik wäre gegeben und die “Märkte” müssten damit umgehen lernen. Sie könnten versuchen auszuweichen, aber das macht kaum Sinn, wenn es sich – wie im Falle Europas, bzw. Deutschlands -um Volkswirtschaften handelt, die ihre eigentliche Stärke in ihrer enormen Wirtschaftskraft haben.

Quelle: humane-wirtschaft

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