ZU GROSS FÜR FED & EZB

von Egon von Greyerz (goldswitzerland)
Original in Englisch vom Mittwoch, 24 Juni, 2020

Es gibt Lügen, verdammte Lügen und Ökonomen. Ganz gleich, ob diese Ökonomen für den Staat arbeiten oder für eine Bank, sie verbringen ihr ganzes Leben am Computer, wo sie aktuelle Trends extrapolieren, mit nur marginalen Anpassungen.

Wer die Zukunft verstehen will, sollte sein Leben nicht mit der Erstellung und ständigen Kontrolle von Excel-Tabellen verbringen, welche mit enormen Mengen Wirtschaftsdaten gefüllt sind. Das menschliche Kollektivverhalten ist extrem vorhersagbar. Allerdings nicht mithilfe von Tabellenanalyse, sondern durch Beschäftigung mit Geschichte.

GESCHICHTE IST DER BESSERE PROGNOSTIKER ALS ÖKONOMEN

Nichts ist neu auf der Welt, alles hat es schon gegeben. Warum wird also überall soviel Zeit und Geld für die Erstellung von Wirtschaftsprognosen verschwendet, die nicht besser sind als beiläufige Versuche einiger Schimpansen?

Stattdessen sollten ein paar Querdenker mit Geschichtsbüchern ausgestattet werden, um den Aufstieg und Fall von Imperien aus historischer Perspektive zu studieren. Sie werden dabei mehr über langfristige Wirtschaftsprognostik lernen als aus elektronischen Tabellen.

Obwohl sich die US-Wirtschaft und der Dollar seit 50 Jahren auf dem Rückzug befinden, wird man scheinbar nicht müde, immer noch von einer anstehenden V-förmigen Erholung zu erzählen.

Auf welchem Planeten leben Menschen eigentlich, die glauben, dass eine Welt, die kurz vor ihrem ökonomischen und sozialen Zusammenbruch steht, ganz plötzlich eine wundersame Erholung erleben wird?

Das ist eben das Problem mit einem vollkommen künstlichen Scheinsystem, das abhängig ist von permanenter Stimulierung (obgleich diese Stimuli wertlos sind): Die meisten Menschen werden getäuscht und halten es für real.

ALLE IMPERIEN ENDEN MIT WÄHRUNGSEINBRÜCHEN UND EXPLODIERENDEN SCHULDEN

Wir befinden uns jetzt in der finalen Phase des Endspiels. Das Ende vom Ende könnte ein langgezogenes sein oder extrem schnell kommen. Die meisten Abwärtsphasen großer Zyklen sind ausgedehnt, und die aktuelle besteht nun schon seit einem halben Jahrhundert. Über diesen Zeitraum hinweg ist der Dollar um 50 % gegenüber der DM/ Euro gefallen und um 78 % gegenüber dem Schweizer Franken. Zudem ist die US-Verschuldung seit 1971 um das 65-fache gestiegen – von 400 Mrd. $ auf 26 Bill. $. Eine einbrechende Währung und rapide Verschuldung – so endeten alle Imperien.

Aber das Ende vom Ende wurde auch hinausgezögert; es hatte schon 2006 mit der Großen Finanzkrise begonnen. Das Finanzsystem befand sich im Jahr 2008 kurz vor dem Zusammenbruch, wurde aber, wie durch ein Wunder, gerettet – mit Geldschöpfung und Garantien im Umfang von zweistelligen Billionen $-Beträgen.

Seither halten die Zentralbanken die Party vehement am Laufen, indem sie wertloses Papiergeld herstellen. Schon 2008 hätte die Party eigentlich zu Ende sein müssen, aber die Teilnehmer tanzen weiter auf dem Grab eines Systems, das jetzt ableben wird.

Das Ausmaß der kommenden Auflösungsprozesse innerhalb der Weltwirtschaft wird sich erst durch zukünftige Historiker mit Sicherheit feststellen lassen. Klar ist zumindest, dass wir dem Ende eines großen Zyklus entgegenblicken. Was wir demnächst erleben werden, ist nicht der Niedergang nur einer Nation, sondern der Niedergang der meisten Nationen der Welt – entwickelte wie Entwicklungsländer. Schulden sind ein globales Problem, von dem buchstäblich jedes Land betroffen ist. Zerfällt das Finanzsystems, zerfällt auch der Welthandel.

WAS PASSIERT ALS NÄCHSTES?

Es gibt nur zwei mögliche Enden für Vermögensblasen: Entweder IMPLODIEREN sie, oder sie EXPLODIEREN.

Die Hauptblase, um die es hier geht, umfasst das Finanzsystem, die Aktienmärkte, die Anleihemärkte und Immobilen. Im Prinzip sind jetzt zwei Optionen für das Ende dieser Ära zu betrachten.

Das Endergebnis ist immer dasselbe, obgleich ein explosives Finale rabiater wäre und ein schnelleres Massaker zur Folge hätte als eine Implosion.





Explosion

Das Risiko eines explosiven Endes ist sehr hoch. Höchstwahrscheinlich käme es zu akuten Problemen im Bankensystem, die zum Zusammenbruch einer Großbank führen würden, sagen wir, die Deutsche Bank. Die Folgen dieses Ereignisses würden sich wie ein Flächenbrand im gesamten Bankensystem verbreiten und natürlich auch nicht vor dem 1,5 Billiarden $ + schweren Derivatemarkt Halt machen. Es würde so schnell gehen, dass die Zentralbanken nicht mehr in der Lage wären, diese Entwicklung durch Geldschöpfung zu stoppen. Ohnehin würde die gesamte Finanzwelt dann wissen, dass frisch geschöpftes Geld NULL Wert und somit auch NULL Wirkung hätte.

Ein explosionsartiges Ende dieser 100-jährigen Bubble-Ära wäre eindeutig katastrophal und verhängnisvoll. Eine solche Explosion würde zu einer globalen deflationären Depression führen, die es in diesem Umfang noch nie gegeben hat. Zudem würde sie das Leben auf ein Niveau von Verwüstung und Mangel zurückwerfen, das heute unvorstellbar ist.

Implosion

Die implosive Variante unterscheidet sich nur dahingehend, dass alles länger dauern würde und es Raum für Hoffnung und Qual gäbe, während verzweifelte Zentralbanken Billionen und Billiarden wertloser Dollar, Euro etc. schöpfen, um den Ballon vorübergehend prall zu halten.

Auch dieser Prozess wäre, obgleich langwieriger, am Ende ein Fehlschlag. Zuerst käme – vielleicht für ein paar Jahre – eine Hyperinflation, die dann in einem deflationären Zusammenbruch enden würde.

Also: Diese beiden Optionen gibt es. Und nichts, rein gar nichts, kann das stoppen. Klar, es bleibt natürlich immer noch der „unerwartete Helfer“ – deus ex machina. Ja, Wunder gibt es immer wieder, und an diesem Punkt könnte die Welt wirklich eines gebrauchen. Doch leider stehen die Chancen für ein solches Wunder recht schlecht.

DAS WISSEN WIR:

  • Das Corona-Virus ist eine passende Ausrede, aber nicht die Ursache der aktuellen Probleme. Das CV war ein Impulsgeber, die echte Krise begann jedoch schon im Aug./Sept. 2019, als Fed und EZB in Panik verfielen.
  • Das tatsächliche Problem ist exzessive Verschuldung in allen Bereichen der Wirtschaft, des Staates, der Unternehmen, des Finanzwesens und auch im privaten Bereich. Regierungen und Zentralbanken haben Schulden erzeugt und versuchen jetzt verzweifelt, ihren Fehler zu beheben, indem sie noch mehr von dem erzeugen, was das Problem ursprünglich entstehen ließ. Wie Einstein meinte: „Probleme lassen sich niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“
  • Doch die Zentralbanken verfügen über kein anderes Instrument. Die Zinssätze stehen schon bei Null und die Senkung ins Negative würde bedeuten, dass man dafür bezahlen müsste, um einem bankrotten Kreditnehmer Geld zu leihen. Da gibt es auf jeden Fall attraktivere Investments, auf die ich noch zu sprechen komme.
  • Weltweit sind aktuell hunderte Millionen Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen. Viele Menschen verdienen aktuell mehr, indem sie nicht arbeiten. Sie könnten allergisch reagieren, wenn sie in Zukunft für ihr Geld arbeiten müssten. Zudem wird ein hoher Prozentsatz der verlorenen Arbeitsplätze nicht mehr in diese Welt zurückkehren.

46 Millionen US-Amerikaner, fast 30 % der Erwerbstätigen in den USA, haben seit Beginn der CV-Krise Antrag auf Arbeitslosigkeit gestellt.

Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zufolge könnten 50 % der weltweit berufstätigen Bevölkerung ihre Arbeit verlieren, insbesondere in den Entwicklungsländern.

  • Unternehmen, groß wie klein, scheitern. In allen Sektoren gehen tausende Unternehmen unter. Die Gesamtverluste werden ohne Weiteres in die Billiarden $ gehen.

So steht beispielsweise die gesamte Reisebranche kurz vor dem kompletten Zusammenbruch. Carnival, das Kreuzfahrtunternehmen, kündigte gerade einen Verlust von 4,4 Mrd. $ an sowie den Verkauf von 6 großen Kreuzfahrtschiffen. Fluglinien und Hotels machen entweder Bankrott oder verlieren Vermögen. Der globale Tourismus ist ein 5 Billiarden $ schwerer Markt, welcher – einschließlich der indirekten Begleitwirtschaft – einen Anteil von 9,2 Billionen $ am globalen BIP hat. Man muss sich das vergegenwärtigen: Wir sprechen hier von einer Branche, die 11 % des globalen BIP ausmacht, die finanziell ausblutet und sich für mindestens ein Jahrzehnt nicht davon erholen wird.

Ein weiteres Beispiel ist die Schweizer Uhrenindustrie, ein für das Land wichtiger Industriezweig. Im Vergleich zu 2019 brachen im April 81 % der Exporte weg und 68 % im Mai. Ein weiterer Sektor, der nie wieder so sein wird, wie er war.

  • Die Menge schlechter Kredite steigt sprunghaft an, da sich weder Unternehmen noch Privatpersonen Zins- oder Ratenzahlungen leisten können. Allein in den USA bleiben schätzungsweise mehr als 100 Millionen Kredite ohne Tilgung.
  • Die Hälfte der US-Amerikaner zieht einen Hausverkauf in Betracht, um finanziell überleben zu können. Die meisten Amerikaner verfügen nicht über ausreichend Ersparnisse, um ihre Ausgaben länger als 2 Wochen bestreiten zu können.
  • Die globalen Druckerpressen arbeiten 24/7, um die Welt vor dem Verderben zu retten. Seit Beginn der CV-Krise haben sich die fiskalen wie monetären Stimuli auf insgesamt 18 Billionen $ summiert.
  • Dieser 18-Billionen-Stimulus könnte sich problemlos noch verdoppeln. Doch allein schon 18 Billionen $ entsprechen gewaltigen 22,5 % des globalen BIP.

Die 6 größten Geldproduzenten sind:

  1. USA                  6,5 Bill. $
  2. EU                       3 Bill. $
  3. Japan                  2,1 Bill. $
  4. China                1,2 Bill. $
  5. Italien                1,1 Bill. $
  6. Frankreich        0, 8 Bill. $

Die Liste oben ist nur ein Beispiel für den Druck, der weltweit auf Staaten, Unternehmen und Privatpersonen lastet, welche entweder bankrott sind oder in den kommenden Jahren unter der Last ihrer eigenen Schulden zusammenbrechen werden.

WELCHE FOLGEN DAS HAT

  • Wie ich schon im Artikel erwähnt hatte, gibt es keine Lösung für ein globales Schuldenproblem in einer Welt, die kollektiv bankrott ist.
  • Der der gerade geschaffene 18-Billionen-$-Stimulus ist kein reales Geld. Es handelt sich dabei um Spielgeld, das vielleicht beim Monopoly-Brettspiel noch nützlich wäre, aber in der realen Welt null Wert hat. Wenn 18 Bill. $ Falschgeld einem 275 Bill. $ schweren Verschuldungsproblem (Schulden, die nicht rückzahlbar sind) hinterhergeworfen werden, dann kann man damit ein paar Leute einige Wochen lang täuschen. Mit Sicherheit täuscht es die privaten Aktionäre, die in die größte Sucker‘s-Rally der Geschichte gelockt werden. Sie werden bald den Schock ihres Lebens bekommen.
  • Praktisch jeder Asset-Markt wird einbrechen – auch Aktien und Immobilien. Doch die größten Verwüstungen wird die Implosion der Anleihe- und Kreditmärkte mit sich bringen. Wenn das passiert, wird auch der 2 Billiarden $ schwere Derivatemarkt brennen – mit verheerenden Folgen für die Welt.
  • Ob das Ende im Rahmen einer Explosion oder einer Implosion kommt, macht für das Endergebnis keinen großen Unterschied. Es könnte zuerst eine hyperinflationäre Explosion geben, was ich für wahrscheinlicher halte. Doch sie würde bald schon in einer depressionären und deflationären Implosion enden. Und das würde die Welt hinsichtlich Produktion und Handel um mindestens 50 Jahre zurückwerfen – was folglich auch für die Lebensstandards gilt. Bevor dieser Niedergang sein Ende findet, wird die Welt durch massive finanzielle wie humanitäre Qualen gehen, einschließlich soziale Unruhen und womöglich Kriege.
  • Gestern war ich mit meinem Enkel unterwegs, der das Nest eines Wanderfalken fotografieren wollte. Diese majestätischen Vögel können auf der Jagd nach Beute, wie bspw. Tauben, im Sturzflug 390 km/h erreichen. Die arme Taube weiß gar nicht, was sie trifft, wenn das schnellste Tier der Welt mit 390 km/h auf sie herabgeschossen kommt. Wenn die ökonomische Bubble, wie oben beschrieben, explodiert, dann wird die Welt ebenfalls nicht wissen, von was sie getroffen wurde. Alles wird so schnell gehen.




WAS MAN MACHEN SOLLTE

Die meisten Menschen können für das Kommende leider nicht planen. Sie haben überhaupt keine Ersparnisse und allein schon das Wohnenbleiben im Haus oder Apartment könnte aus finanzieller Sicht zum Problem werden.

Wer über kleine Ersparnisse verfügt, auch wenn es nur einige hundert Dollar sind: Holen Sie es von der Bank und kaufen Sie ein paar Silber- oder Goldbarren bzw. -Münzen. Ein Gramm Gold kostet 60-70 $. Ein Gramm Silber kostet 70 Cent und eine Unze Silber 20 $. Das können sich viele Leute leisten, und was heute wie ein kleines Investment aussieht, könnte Ihnen in einigen Jahren das Leben retten. Man frage nur die Venezolaner.

Größere Investoren sollten aus dem Aktienmarkt aussteigen, mit Ausnahme von Gold- und Silberaktien, und auch aus dem Anleihemarkt sowie Anlageimmobilien. Und zahlen Sie, falls möglich, die Hypotheken für ihr Haus ab.

Und klar, kaufen Sie so viel physisches Gold und Silber wie Sie sich leisten können und verwahren Sie es außerhalb des Bankensystems.

Gold und Silber werden tatsächlich als Vermögenssicherung funktionieren – im Fall von Inflation wie Deflation.

Die beste Anlage und bleibende Sicherung in Krisenzeiten ist jedoch ein enger Kreis aus Freunden und Familie. Damit kann man physisch, mental und moralisch überstehen.

MÄRKTE

Aktien

Der säkulare Bullenmarkt bei Aktien endete im Februar 2020. Wir stecken jetzt schon einem säkularen und verheerenden Bärenmarkt. Die erste Abwärtsbewegung ist seit Mitte März beendet und wir kommen jetzt dem Ende der Sucker‘s-Rally näher, welche die Privataktionäre über-optimistisch stimmt. Die nächste Abwärtsbewegung steht unmittelbar bevor. Sie wird die Welt schockieren. Es könnte einen bösartigen Auslöser geben.

Gold & Silber

Die Aufwärtsbewegung auf 1.950 $ – 2.100 $ hat begonnen. Wir könnten in Kürze eine Beschleunigungsphase erleben. Sobald Gold die 2.000 $-Marke genommen hat, kommen viel höhere Notierungen.

Den meisten, die mich und meine Arbeit kennen, muss ich eigentlich nicht erneut sagen, dass der Fokus nicht auf dem Preis oder Kurs von Gold oder Silber liegen darf, welcher in wertlosem Papiergeld gemessen wird. Seien Sie einfach nur Edelmetalleigentümer aus Gründen der Absicherung und des Vermögensschutzes!

Gemessen in überbewertetem Papiergeld sind Gold und Silber absurd billig.

Egon von Greyerz
Gründer und Managing Partner
Matterhorn Asset Management
Zürich, Schweiz

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ZU GROSS FÜR FED & EZB
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2 Kommentare

  1. 1000 Jahre Sklavenhandel. Von wem? NICHT von Weissen Menschen!! https://www.welt.de/kultur/article6974349/Beim-Sklavenhandel-lernten-Christen-von-Muslimen.html

    Wir sehen, was es mittlerweile für eine "Berichterstattung" gibt. War es noch, vor nicht sehr langer Zeit doch noch etwas ausgewogen, werden die Berichte so gedreht, wie es gerade passt.

    Das fängt bei der Wirtschaft an und geht bei solchen Artikeln, wie den Obigen weiter.

    Wann merkt es der ALLER DÜMMSTE?

  2. Eine Möglichkeit wurde wohl vergessen. Schon die alten Römer überfielen Konstantinopel, weil die Staatskassen leer sind.. Auch wir können mit CoV2 beobachten, wie dem Bürger Vermögen genommen wird, ohne dass er gefragt wird, geschweige sich wehren kann. Solange als z.B. auch deutsches Vermögen verteilt werden kann, kann auch die Party weiter gehen. 

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