„Nawalny wurde Opfer der internationalen Politik, nicht Putins“ – Britischer Ex-Botschafter Murray

Von Ilona Pfeffer (sputniknews)

Am Donnerstag hat der ehemalige britische Botschafter in Usbekistan und Assange-Vertraute Craig Murray die Causa Nawalny auf seinem Blog kommentiert. Der Historiker und Menschenrechtler äußerte dabei erhebliche Zweifel an der Richtigkeit des westlichen Narrativs.

Nach Ankunft Nawalnys in Berlin sei es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis verkündet werden würde, er sei mit Nowitschok vergiftet worden, so Murray einleitend. Das räume natürlich auch jegliche Zweifel darüber aus, was den Skripals zugestoßen sei, und beweise, dass Russland isoliert und zu Tode sanktioniert werden müsse, und wir zig Millionen für Waffen und Sicherheitsdienste ausgeben müssten. Wir müssten auch unsere heimische Überwachung verstärken und abweichende Meinungen online bekämpfen. Es beweise auch, dass Trump eine russische Marionette und der Brexit Russlands Plot seien.

„Ich werde zweifelsfrei beweisen, dass ich ein russischer Troll bin, indem ich frage: Cui bono? Dies wurde von Ben Nimmo, Mitglied der Integrity Initiative, nämlich messerscharf als sicheres Anzeichen für russische Einflussnahme identifiziert“, so Murray in seiner gewohnt ironischen Art.

Er könne sich zwar durchaus vorstellen, dass Nawalny, auch wenn er in Russland nur ein kleiner Störenfried sei, von einem mächtigen Oligarchen oder staatlichen Akteur aus dem Weg geräumt werden könnte. „Womit ich allerdings Schwierigkeiten habe, ist die Vorstellung, dass wenn Putin oder andere mächtige russische Akteure wollten, dass Nawalny tot ist, und ihn in Sibirien attackiert hätten, er heute am Leben und in Deutschland wäre. Wenn Putin ihn hätte tot sehen wollen, dann wäre er tot.“

Wenn Putin wollte, dass Nawalny tot wäre, wäre er auch tot

Schon bei der Tatwaffe, dem Nervengift Nowitschok, würden sich Fragen auftun. Wenn wir etwas aus der jüngeren Geschichte gelernt hätten, so doch, dass Nowitschok nicht besonders gut für Mordanschläge geeignet sei. Bei den Skripals habe es schon nicht funktioniert. Wenn Putin wollte, dass Nawalny tot wäre, würde er etwas probieren, was auch funktionierte. „Wie eine Kugel in den Kopf oder ein wirklich tödliches Gift.“

Nowitschok sei an sich keine spezifische Chemikalie, sondern werde im Einsatz aus handelsüblichen oder industriellen Komponenten zusammengemischt, erklärt Murray. Daher ergebe es durchaus Sinn, diese Waffe auf fremdem Territorium einzusetzen, denn man trage das eigentliche Nervengift nicht mit sich herum. Innerhalb Russlands, wo den Geheimdiensten eine große Bandbreite an Waffen zur Verfügung stehe, sei es jedoch eine absurde Vorstellung, Nowitschok im heimischen Waschbecken herzustellen.„Des Weiteren will man uns glauben machen, dass der russische Staat, nachdem er Nawalny vergiftet hatte, nicht dazu in der Lage gewesen sein soll, seinen Tod auf der Intensivstation eines staatlichen russischen Krankenhauses herbeizuführen. Wir sollen glauben, dass der böse russische Staat sämtliche toxikologischen Tests fälschen und die Ärzte davon abhalten konnte, die Wahrheit über seine Vergiftung zu sagen, aber der böse russische Staat soll es nicht fertiggebracht haben, das Beatmungsgerät für ein paar Minuten abzuschalten oder etwas in den Tropf zu geben. In einem staatlichen russischen Krankenhaus.“





Ferner solle die Öffentlichkeit glauben, dass Putin nach der Vergiftung Nawalnys mit Nowitschok erlaubt habe, dass dieser nach Deutschland ausgeflogen und gerettet werde, und somit sichergestellt habe, dass Nowitschok entdeckt werde. Und dass Putin das gemacht habe, weil er Angst gehabt hätte, dass Merkel sauer werde. Dabei habe er nicht realisiert, dass sie sogar noch böser werden würde, wenn sie feststellte, dass er Nawalny mit Nowitschok vergiftet habe, resümiert der ehemalige britische Botschafter.

„Hier ist eine ganze Reihe völlig unglaubwürdiger Punkte, von denen jeder einzelne dem westlichen Narrativ entspricht. Persönlich glaube ich keinen einzigen davon, aber dann bin ich wieder der notorische russophile Verräter.“

Mögliche Profiteure der Vergiftung von Nawalny

Abschließend kommt Murray auf die realistischer erscheinenden Hintergründe der Tat und mögliche Profiteure zu sprechen. Die Vereinigten Staaten seien sehr daran interessiert, Deutschland davon abzuhalten, die Nord-Stream-2-Pipeline fertigzustellen, die Deutschland mit großen Mengen russischen Gases versorgen soll, das etwa 40% seiner Elektrizität generieren würde. Persönlich sei er gegen Nord Stream 2, sowohl aus ökologischen, als auch aus strategischen Gründen, so Murray. Er würde es viel lieber sehen, wenn Deutschland seine herausragende industrielle Qualität in erneuerbare Energien und Selbstversorgung stecken würde.

„Aber meine Gründe unterscheiden sich sehr von denen der USA, denen es um die Position der US-Hersteller von Flüssiggas und die der Alliierten am Golf auf dem europäischen Markt geht.“ Schlüsselentscheidungen über die Fertigstellung von Nord Stream 2 würden jetzt in Deutschland gefällt. Die USA und Saudi-Arabien hätten daher allen Grund, gerade jetzt einen Keil zwischen Deutschland und Russland zu treiben.

Craig Murray kommt zu dem Schluss:

„Nawalny ist mit Sicherheit ein Opfer der internationalen Politik. Aber ich bezweifle, dass er ein Opfer Putins ist.“

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1 Kommentar

  1.  Vielleicht muß man mal einfach eines begreifen? Es geht nicht gegen Rußland oder sonst wen. Es geht immer nur gegen uns selbst! Poltics of german Chabrack (Wie heißt Kanzlerin auf auswärts?) is a long living and never ending G´schicht! And so I hoff, everybody hat mich verschtanda!

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