„Die Ukraine gibt es nicht mehr“

Ein Satz aus dem folgenden Interview vorweg: „Denn diese Passivität der ukrainischen Bevölkerung führte zu all dem, was wir heute in der Ukraine beobachten“. Und genau das trifft auch auf die deutsche Bevölkerung und allen anderen Menschen in den versklavten EU-Staaten zu!

Wie lange wollen sich die Menschen die Unterdrückung der USEU noch antun? Seit über fünf Jahren betreibe ich hier Aufklärung und Widerstand ist weit und breit nicht zu erkennen. Langsam verliere ich die Motivation zur Aufklärung. Die Armut steigt kontinuierlich an und Reiche werden immer reicher. War meine über fünfjährige Arbeit verlorene Zeit? Nach allem, was ich so beobachte, sieht es fast so aus.

Die heutige Konsumgesellschaft versperrt sich gegen negative Nachrichten, denn „Deutschland geht es gut“ (Angela Merkel). Dass uns das Schlimmste und der Zerfall unseres Wohlstands noch bevorsteht, interessiert auch niemandem. Wozu auch, die Deutschen haben ja (noch) alles. Wenn aber der Staat kein Geld für Sozialleistungen mehr zur Verfügung hat, wird es zu massiven Unruhen kommen. Dann aber ist Widerstand zwecklos und die Bevölkerung wird sich gegenseitig bekämpfen. Die Schuldigen, die uns das alles eingebrockt haben, sind bei bevorstehenden Bürgerunruhen längst über alle Berge.

Angst vor der Zukunft? Natürlich haben viele aufgeklärte Menschen Angst vor der Zukunft. Und wie kann man sich vor Angst am besten schützen? Ganz einfach, indem man sich dagegen wehrt und sie bekämpft. Hierfür gibt es keine Allgemeinlösung, sondern ist von Individuum zu Individuum unterschiedlich.

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Interview mit Tatjana Montjan

Tatjana Montjan ist Anwältin, Vorsitzende der kleinen ukrainischen Partei „Gemeinsam handeln“. Man soll zu den Äusserungen von Tatjana Montjan sehr kritisch sein. Sie war sonst an der Maidan-Bewegung von 2004 als Organisatiorin aktiv und im Jahre 2012 war sie in der EU-Komission (betreffend Ukraine) tätig. Sie ist ein politisches Chameleon. Wenn sie sich aber erlaubt so offen und negativ über die Machthaber in Kiew zu sprechen, dann sind die Tage dieses schrecklichen Regimes wirklich gezählt.

Frage: Frau Montjan, viele ukrainische Finanzeliten unterstützen den Bürgerkrieg im Donbass. Die Ukraine erleidet Verluste und gerät in die Schuldenfalle. Sind ukrainische Eliten kurzsichtig? Wie werden sie den Staat aufbauen?

Tatjana Montjan: Sie verdienen am Krieg. Millionen werden vom Militärbudget gestohlen. Die Flüchtlinge, die das Kriegsgebiet verlassen, müssen an Kontrollposten zahlen. Sie zahlen für zahlreiche Genehmigungen, Bescheinigungen. Und unsere sogenannten Eliten verdienen prima an diesem Krieg. Sie sind bereit, diesen Krieg bis zum letzten Ukrainer zu führen. Sie selbst und ihre Kinder müssen ja nicht in den Krieg ziehen…

Frage: Die Industrie ist aber lahmgelegt…

Tatjana Montjan: Das kümmert sie gar wenig. Sie haben den Zugang zu anderen Einkommensquellen. Die lahmgelegte Industrie ist kein Problem für sie, denn sie stehlen jetzt direkt aus dem Staatshaushalt.

Frage: Ein grosser Teil der Bevölkerung sowie ukrainische Grossunternehmen nahmen Kredite in Privatbanken auf. Griwna hat gegenüber dem Euro rund dreihundert Prozent an Wert verloren, die Arbeitslosigkeit steigt. Die Leute können diese Kredite nicht zurückzahlen, ihre Proteste führen zu Nichts. Womit sollten sie Ihrer Meinung nach rechnen?

Tatjana Montjan: Sie haben ihre Kredite in Dollar aufgenommen. Sie mussten sich darüber im Klaren sein, in was für einem Land sie leben. Die meisten von ihnen haben das Einkommen in Griwna. Sie waren sehr naiv, wenn sie dachten, sie werden grössere Zinsen in Dollar bekommen. Sie wurden in die Falle gelockt. Andererseits sind die Immobilienpreise gefallen, der Markt ist gesättigt. Wo will die Regierung das Eigentum wegnehmen? Im Kriegsgebiet? Die Banker freuen sich, es ist unmöglich, eigene Ersparnisse vom Konto abzuheben. Mehr als 40 ukrainischen Banken gingen Pleite im letzten Jahr. Ja, die Besitzer der Banken haben nichts verloren, sie haben ihr Kapital aus dem Land abgezogen und liessen die Kleinsparer im Stich. Was diejenige angeht, die Kredite in Dollar aufgenommen haben und die jetzt protestieren, finden sie kein Verständnis in der Bevölkerung: Man hält sie für Geizkragen, die auf überteuerte Kredite reingefallen sind. Die Anleger in Griwna halten sie dafür verantwortlich, dass sie jetzt ihr Depositengeld nicht zurückbekommen können.

Frage: Kann die Bevölkerung ihr Depositengeld zurückbekommen? Auch wenn weniger wegen dem abgewerteten Griwna?

Tatjana Montjan: Natürlich nicht. Keine stattliche Institution kann etwas absichern. Wenn die Anleger was bekommen, dann nur ein Bruchteil. Die Menschen, die ihr Geld in die ukrainischen Banken bringen, spielen um Geld mit dem Staat und haben keine Chance. In der Ukraine sollte man das Geld nicht bei der Bank, sondern woanders anlegen. Die Chancen, dass unser Land einmal als zivilisiert gelten wird, stehen leider schlecht.

Frage: Frau Montjan, wer war am Verfall der Griwna interessiert? In wessen Auftrag handelte ukrainische Nationalbank?

Tatjana Montjan: Diejenige, die die Information über den geplanten Absturz der Nationalwährung hatten, haben verdient. Sie haben Dollar bei einem niedrigeren Wert gekauft und als er auf dem Höhepunkt war, verkauft und den doppelten Profit erzielt. Nicht schlecht, oder?

Frage: Das gilt für durchschnittliche Bürger, und was läuft ganz oben ab?

Tatjana Montjan: Die Information hatten die Leute ganz oben. Sie haben verdient. Unten haben nur die Schieber verdient, die den Trend erkannt haben. Die Junta hat verdient, sie wussten ganz genau, wann Gontarewa (Vorsitzende der Nationalbank) die Griwna abstürzen lässt. Sie haben Milliarden verdient. Alle anderen haben ihre Ersparnisse verloren.

Frage: Glauben Sie, es handelt sich um Verschwörung?

Tatjana Montjan: Zweifellos!

Frage: Sie haben den Absturz der Griwna geplant?

Tatjana Montjan: Selbstverständlich. Sie haben ihr Kapital verdoppelt. Sie hatten Macht auf dem Markt.

Frage: Hat Griwna ihren Tiefpunkt erreicht?

Tatjana Montjan: Nein, noch längst nicht. Jetzt wird der Währung künstlich niedrig gehalten. Nach einiger Zeit der schwankenden Stabilität wird Griwna wieder abgestürzt. Die Informationen darüber haben Gontarewa und die Hintermänner, von denen sie die Aufträge bekommt.

Frage: Wer sind diese Menschen?

Tatjana Montjan: Poroschenko, zum Beispiel. Ich denke, alle anderen von der Junta haben auch daran teil. Sonst gäbe es Streitigkeiten zwischen ihnen.

Frage: In welchem Masse ist die Ukraine von den überstaatlichen Institutionen und internationalen Organisationen wie IWF, UNO, OSZE abhängig, die von den USA kontrolliert werden?

Tatjana Montjan: Die Ukraine hat ihre Staatssouveränität völlig verloren. Sie wird direkt aus dem Ausland gesteuert, angefangen von den Ministern-Ausländern in unserer Regierung bis CIA-Männer in dem Gebäude des Sicherheitsdienstes. Die unabhängige Ukraine existiert nicht mehr. Übrig blieb ein Territorium, ein Staat, der nur auf dem Papier existiert. Wenn die Menschen auf dem Maidan dafür gekämpft haben, können sie zufrieden sein. Das Land gibt es nicht mehr.

Frage: Welche Interessen verfolgen die USA in der Ukraine?

Tatjana Montjan: Rothschilds haben ukrainische Staatsanleihen gekauft. Die Ukraine wird ausverkauft. Wie in Afrika, wo grosse Konzerne die Menschen von ihren Grundstücken vertreiben. Die Ukraine geht diesen Weg auch. Deshalb wurde die Wirtschaft zerstört.

Frage: Ukrainischer Oligarch Dmitrij Firtasch, gegen den ermittelt wird, nimmt in Wien an einer Geldgeber-Konferenz teil…

Tatjana Montjan: Unter dem Titel: „Wie man die Ukraine in 200 Tagen aus der Krise führen kann“. Lächerlich. Das habe ich gelesen.

Frage: Welches Ziel verfolgen solche Veranstaltungen?

Tatjana Montjan: Wenn ich mich nicht irre, entscheidet am 13. April ein Gericht in Wien über seine Auslieferung in die USA. Allem Anschein nach, will er die Auslieferung verweigern, sonst wird er dort in ein Gefangenenlager wie Guantanamo gesperrt, wo er nach der Verwendung von demokratischen Folter alle Informationen preisgibt und um Milliarden leichter wird. Und das hat er verdient wie alle anderen ukrainischen Oligarchen. Was haben diese Drecksäcke für die Ukraine gemacht? Sie haben sie ruiniert. Wenn hinter dem Menschen seine Familie, sein Land oder eine Starke Institution steht, dann ist er stark. Wenn nicht, dann ist er nichts Wert, auch wenn ein Milliardär ist. Das wird am Beispiel Firtasch deutlich. Hier in der Ukraine ist er ein mächtiger Mann. Für Österreich ist er ein Dreckkerl, der seine Landsleute beraubt und das eigene Land zusammen mit Ljowotschkin zerstört hat. Deshalb haben sie ihm den Hausarrest angeordnet. Ich beneide ihn nicht, wenn er in die USA ausgeliefert wird. Der Mensch ist nur dann stark, wenn hinter ihm ein starker Staat steht. Wenn nicht, dann helfen die Milliarden nicht immer. Was steht hinter unseren Oligarchen? – Die Ukraine, die von aussen regiert wird. Sie haben es verdient.

Frage: Die ukrainischen Oligarchenmedien hetzen gegen den Donbass und gegen Russland und berichten wenig oder gar nicht über die Wirtschaftslage oder z.B. Staatskampagne.

Tatjana Montjan: Ich habe mit den Landwirten gesprochen. Sie legen lieber ihre Felder brach, denn Benzinpreise zu hoch sind. Auch wenn manche ihre Felder bestellen, sind sie darüber besorgt, dass sich hungernde Menschen im Herbst von ihrer Ernte ernähren werden. Nur wenige können in die Überwachung von Feldern investieren. Ausserdem gibt es keine Garantie, dass die Ernte nicht beschlagnahmt oder einfach weggenommen wird, denn feindliche Übernahmen sind keine Seltenheit im Kampf neuer Kiewer Machthaber gegen Konkurrenten. Sie gehen über die Leichen. Ich meine diese sogenannte „Selbstmorde“ in der letzten Zeit.

Frage: Warum hat Tschetschetow (Funktionär der Partei der Regionen) eine Selbstmord begangen?

Tatjana Montjan: Über welchen Selbstmord sprechen Sie? Alle, die den Tatort gesehen haben, wissen genau, dass er nicht selbst aus dem Fenster gesprungen ist. Diese Geschichten über den Selbstmord sind für einfache Menschen gedacht. Die Kriminalisten können ja richtige Schlussfolgerungen ziehen.

Frage: Und warum wurde Tschetschetow als Opfer gewählt?

Tatjana Montjan: Er wusste zu viel. Auch der Selbstmord von Melnykow (Ex-Rada-Abgeordneter von der Partei der Regionen) stinkt. Er wusste auch zu viel. Ich denke, wir werden noch über weitere „tragischen Selbstmorde“ hören.

Frage: In den Reihen von Ex-Mitglieder der Partei der Regionen?

Tatjana Montjan: Betroffen werden alle, die enge Beziehungen mit Oligarchen gepflegt hatten. Haben Sie bemerkt, wie der Sender 1+1, dessen Besitzer Kolomojskij ist, seine Politik korrigiert hat? Jetzt wird Kolomojskij als Kutschmas Gegner dargestellt. Als mein Mann (der bekannter Kiewer Richter Jurij Wasilenko) 2002 ein Strafverfahren gegen Kutschma eingeleitet hatte und dafür verfolgt wurde, hat niemand über Kolomojskij als Kämpfer gegen Oligarchen gehört. Nun spricht er plötzlich darüber, dass er vor 10 Jahren Schmiergeld an Kutschma zahlen musste. Glaubt ihm jemand?

Frage: Ukrainische Wirtschaft liegt am Boden. Eine grosse Zahl von Menschen wird betroffen. Die Folgen der Tätigkeit ukrainischen Regierung sind verheerend.

Tatjana Montjan: Sie leben in den Tag hinein. Ihr Hauptziel sind westliche Krediten, die in die Taschen von Oligarchen fliessen müssen. Und sie beeilen sich, denn der nächste Maidan kann sie wegschmeissen. Was der Morgen bringt, kümmert sie gar nicht. Sie sprechen nur über die Reformen. Es gibt aber keine Veränderungen, es wird noch schlimmer: Sie haben die Vereinigungen der Besitzer von Wohnungen für Gewinnunternehmen erklärt. Die niedrigen Renten werden besteuert. Die Regierenden werden so weiter machen, bis die Bevölkerung nicht wach wird. Es gibt auch immer noch die Menschen, die glauben, man müsse ein bisschen Geduld haben, dann wird wieder gut. Wir müssen abwarten, bis Propaganda vergiftete Mitbürger verstehen, dass sie verarscht wurden. Diese Zeit ist noch nicht gekommen.

Frage: Der Staat erfüllt seine Verpflichtungen gegenüber den Bürgern nicht. Haben die Bürger das moralische Recht, ihre Verpflichtungen gegenüber dem Staat aufzugeben?

Tatjana Montjan: Ja, die Bürger zahlen keine Steuer, bezahlen die Rechnungen für Gas und Strom nicht.

Frage: Haben sie Recht darauf?

Tatjana Montjan: Natürlich, haben sie Recht darauf. Der Staat existiert nicht mehr. Die Ukraine als Staat existiert nicht mehr, denn sie besteuert Minimalrenten, sie zahlt keine Sozialhilfen, keine Renten im Donbass, macht das Leben der Flüchtlinge unerträglich. Sie treten für eine einheitliche Ukraine und unterdrucken gleichzeitig eine grosse Zahl von eignen Bürgern. Ganz geschweige von Repressalien.

Frage: Wie wird die Bevölkerung von sozialen Problemen abgelenkt? Sogenannte ukrainische Eliten nutzen traditionell die oligarchischen Medien, um schmutzige Kampagnen durchzuführen. Welche Mittel können sie ergreifen, im sich zu retten?

Tatjana Montjan: Sie lassen das ganze Land im Blut versenken, wenn es ihnen notwendig erscheint. Sie behaupten, Russland sei ein Aggressor, Russland sei ein Feind und Putin werde bald die Ukraine angreifen. Die Ukraine hat aber mit Russland einen Freundschafts- und Beistandsvertrag abgeschlossen. Niemand hat ihn gekündigt. Die Ukraine hat diplomatische Beziehungen mit Russland auf hohem Niveau. Unser Präsident hat eine Schokoladenfabrik in Russland, die immer höhere Gewinne erzielt. Die Gehirnwäsche ist sehr weit fortgeschritten, so dass logische Argumente bei manchen Menschen nicht ankommen. Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation wird aber zum Nachdenken zwingen. Darüber, zum Beispiel, dass ukrainischer Ministerpräsident und Minister für Energie und Kohlenindustrie einen Vertrag über Stromlieferung mit dem Krim als Föderalsubjekt Russlands abschliessen. Das heisst, sie haben die Krim aufgegeben. Die Junta kann weiter lügen, solange das Volk diese Lügen für bare Münze annimmt. Dann wird aber die Grenze überschritten und die Wahrheit tritt ans Licht. Timoschenko hat lange blanken Populismus verbreitet. Als sie aber vor dem Menge auf dem Maidan im Rollstuhl erschienen und dabei die Stiefel mit Absätzen, die 20 cm Marke überschritten, trug, war der Zauber vorbei. Wenn die Junta in ihren Lügen verstrickt, dann wachen die Zombierten auf. Man kann aber nicht genau sagen, wann das passiert, weil Teil des Volkes ihnen so sehr vertraute und im Ernst glaubte, dass die Junta das Land nicht zerstört, sondern den Weg zum Glück weiss. Man braucht ja Zeit, bis der Rausch vorbei ist. Kein vernünftiger Mensch glaubt an den Osterhasen. Viele Menschen in der Ukraine glaubten aber im Ernst dem Jazenjuk, wenn das Assoziierungsabkommen mit der EU unterzeichnet wird, verwandelt sich die Ukraine auf einmal in ein Schlaraffenland. Die Löhne und Renten verfünffachen sich und wir erreichen die europäischen Lebensstandards. Mit gesunden Verstand nicht zu erklären! Die Menschen auf dem Maidan haben aber daran geglaubt. Warten wir also ab, bis der Zauber vorbei ist.

Frage: Und was dann, wenn der Zauber vorbei ist?

Tatjana Montjan: Schwer zusagen. Ich denke, sogenannte ukrainische Eliten streiten sich untereinander und sobald das Geld von IWF ankommt, wird es gestohlen. Dabei wird es zu den militärischen Kämpfen (gilt für diejenige, die Privatarmee haben) um die Beute kommen und manche Verbrechen kommen ans Licht, denn die Junta-Männer sind richtige Raubtiere, die die Gelder von IWF nicht friedlich untereinander teilen können.

Frage: Wird es nach der militärischen Niederlage zu Entmilitarisierung kommen? Wird Kiew die kriegshetzerische Bataillonen beruhigen?

Tatjana Montjan: Auf keinen Fall. Sie werden auf die „Feinde“ losgelassen. Alle, die nicht in den Kessel ums Leben kamen, werden in den Kämpfen der Oligarchen eingesetzt. Entsorgt wurden die Naivsten, die nicht begriffen haben, dass sie als Kanonenfutter verhetzt wurden. Die Männer, die in den Kessel überlebt haben, sind vernünftiger geworden. Die Männer, die in Gefangenschaft waren, verstehen die Welt noch besser. Die Mobilmachung läuft aber weiter und es durchaus möglich, dass es noch zu einem Kessel bei Mariupol kommt, um den Rest der Bataillonen loszuwerden. Denn manche Menschen in der Ukraine haben nach 5 Kessel nicht verstanden, dass sie als Kanonenfutter missbraucht werden und glauben daran, dass sie mit Russland kämpfen. Dabei stört sie nicht, dass die Ukraine gute diplomatische Beziehungen zu Russland pflegt. „Putin hat angegriffen!“ rufen sie und wenn ich ihnen erkläre, dass wenn Putin wirklich angegriffen hätte, wäre er in 3 Tagen in Uzgorod an der Grenze zu Ungarn gewesen, verstehen sie es nicht. „Wir werden siegen“ sagen sie. Wie und mit welchen Mitteln, frage ich sie. Was wisst ihr über Armee? Jeder, der den gesunden Menschenverstand appelliert, wird zum Spion oder zum Feind erklärt, als FSB-Agent oder persönlicher Putin-Agent abgestempelt. Manche Menschen sind plötzlich wie erblindet. Wie werdet ihr siegen? Mit welchen Ressourcen? Wie viele Kessel braucht ihr noch, um zu begreifen, dass ukrainische Armee unfähig ist? Unglaublich.

Frage: Gibt es immer noch Zombierte?

Tatjana Montjan: Viele, sehr viele. Ich habe vielmals beobachtet, wie die Rentner miteinander streiten. Ältere erfahrene Menschen schreien einander an: „Du alte Ziege, bist daran schuld, dass unsere Renten gekürzt wurden. Siehst du nicht, wie Preise gestiegen sind? Du hast doch Brötchen auf den Maidan gebracht! Was hattest du dort zu suchen?!“ Und die Antwort: „Du bist Putins Schlampe, raus aus dem Land! Man muss nur ein bisschen Geduld haben, die neuen Mächtigen werden alles wieder gut machen“ usw. Sowas habe ich mehrmals beobachtet: in den Läden, auf der Post. Alte Menschen sind bereit, einander zu töten. Verrückt, sagen Sie? Ja, das ist Verrücktheit. Ich weiss nicht, wann sie zu sich kommen. Vielleicht wenn sie nicht mehr zum Essen haben. Und diese Zeit kommt bald. Im April bekommen die Ukrainer neue Rechnungen für Gas und Strom. Ich denke, Griwna wird nochmals abgestürzt und dann kommt der Kollaps.

Während die Bevölkerung auf dem Lande sich vom Garten ernähren kann, werden die Rentner in den Städten einfach hungern müssen. Sie kaufen nicht mehr in den Supermärkten, das ist zu teuer für sie.

Frage: Kann die Ukraine heute alleine überleben, ohne sich irgendeiner wirtschaftlichen Union anzuschliessen?

Tatjana Montjan: Natürlich nicht. Wirtschaftliche Beziehungen mit den Donezker und Lugansker Volksrepubliken wurden abgebrochen. Die Unternehmen in den Republiken versuchen jetzt, neue wirtschaftliche Kontakte mit Russland zu knüpfen, manche mit Erfolg. Mit der Zeit vollendet sich diese Umorientierung und die Ukraine verliert diese Gebiete für längere Zeit wenn nicht für immer. Im Westen braucht man unsere Waren und Dienstleistungen auch nicht, sie entsprechen den dortigen Standards nicht. Dort braucht man unsere Ressourcen und billige Arbeitskraft. Kiew hat 5% Steuer auf Importe eingeführt. Die Preise sind sofort gestiegen. Wenn die Vorräte und Schmuggelwaren ausverkauft werden, wird niemand importierte Waren zu solchen Preise kaufen können.

In diesem Winter hat die Ukraine 5 Milliarden Kubikmeter Gas gestohlen, dessen Besitzer Oligarch Firtasch ist. Das war auch der mildeste Winter seit den letzten 150 Jahren. Schwein gehabt. Viele denken aber, es wird immer so sein. Manche glauben, sie werden von den Krediten des IWF leben. Eine Hälfte wird für die Begleichung alter Schulden verwendet, die andere wird von der Junta gestohlen. Und was dann?

Frage: Vor dem Staatsstreich wurde in der Gesellschaft kontrovers die Frage diskutiert, Mitglied welcher Union die Ukraine werden sollte: Der Europäischen Union oder der heutigen Eurasischen Union. Ist Eurasische Union immer noch zukunftsbringend für die Ukraine?

Tatjana Montjan: Ich denke, die Ukraine soll die Mitgliedschaft in irgendwelcher Union vermeiden. Wir müssen pragmatischer sein. Wenn es um wirtschaftliche Beziehungen geht, sollten wir die Emotionen beiseitelassen. Die Ukraine sollte ihre Neutralität bewahren und die Zusammenarbeit mit den Ländern fördern, wenn diese Zusammenarbeit gewinnbringend ist.

Frage: Die letzten Ernennungen in der ukrainischen Regierung erfolgten aus der US-Botschaft in Kiew. Könnte man hoffen, dass in den nächsten Jahren proukrainische Kräfte an die Macht kommen?

Tatjana Montjan: Leider nicht. Ich verfolge aufmerksam die Auftritte der heutigen Machthaber. Der Minister für Wirtschaft Abranawitschus, zum Beispiel, der redet oft Unsinn. Oder Jaresko. Die konnte nicht begreifen, warum Gemeinschaften der Besitzer von Wohnungen als gemeinnützige Organisationen eingestuft werden. Diese Amerikanerin kennt die Situation vor Ort nicht. Alle anderen Minister aus dem Ausland haben auch sehr entfernte Vorstellung über die Prozesse, die hier ablaufen. Was in der heutigen Regierung zählt, sind persönliche Treue und Beziehungen. Das Ministerium für Kommunalwirtschaft leitet der 24-Jährige, der früher als Manager in der Schokoladenfabrik von Poroschenko gearbeitet hatte. Der 26-Jährige Sohn von Paschinskij leitet Staatsunternehmen, das sich mit dem An- und Verkauf von Militärtechnik beschäftigt. Der Skandal in den Medien änderte auch nichts.

Frage: Wir analysieren die Ereignisse in der Ukraine ausgehend von den Staatsinteressen. Vielleicht sollte man die Analyse aus der Sicht des internationalen Finanzkapitals vornehmen?

Tatjana Montjan: Hier in der Ukraine gibt es die Menschen, die in diesem Land leben und arbeiten und die es voran bringen wollen. Sie haben noch nicht begriffen, dass die Junta in eigenen Interessen handelt und die Staatlichkeit der Ukraine abbaut. Was kommt, wenn die Mehrheit der Bevölkerung der Trend erkennt? Ich weiss nicht. Zurzeit gibt es viele Blinde, die immer noch an die bevorstehenden Reformen glauben und logische Argumente nicht wahrnehmen können. Juschtschenko konnte zwei Jahre durchmachen, bis das Vertraun zu ihm in der Bevölkerung auf null sank. Jazenjuk und Poroschenko bekommen dasselbe Ergebnis, der Krieg wird ihnen nicht helfen. Korruption und Vetternwirtschaft blühen, das kann nicht lange dauern. Ich frage die Menschen: Was haben neue Machthaber für das Land gemacht? Welche Reformen durchgeführt? – Keine Antwort. Es breiten sich die Gerüchte, dass Kiew auf Repressalien setzen wird. Die Listen der Regierungskritiker wurden bereits zusammengestellt. Ich hoffe aber, die Junta ist in allen Bereichen unfähig und es gelingt ihr auch nicht einen totalitären Staat in der Ukraine aufzubauen.

Frage: Wer bestimmt heute die Zukunft der Ukraine?

Tatjana Montjan: Das ukrainische Volk. Alles hängt davon ab, wie schnell es aufwacht. Unsere Nachbarn sollen es nicht zulassen, dass der Krieg fortgesetzt wird und die Ukraine zu Somalia wird. Erinnern Sie sich an den Völkermord in Ruanda vor 20 Jahren? Die Belgier haben dort zwei Minderheiten gegen einander gehetzt. Dasselbe kann jetzt in der Ukraine passieren. Dieses Mal werden weitere „pro-russische“ und „pro-ukrainische“ Teile der Bevölkerung die Opfer der Hetze werden. Unser Volk ist nicht so vom Hass besessen, obwohl es leider Menschen gibt, die wirklich wie Wildtiere geworden sind. Einige freuen sich, dass die Menschen in Odessa lebendig verbrannt wurden. Wenn ich sowas höre, erinnere ich mich an Goebbels. Wer heute die Kontrolle über Massenmedien hat, kann das Volk verdummen. Mehr noch, man kann ein Volk zu Mördern machen, indem man es durch die Medien manipuliert. Man sollte die Menschen davon überzeugen, dass sie besser als die anderen sind.

Frage: Man macht Menschen zu Unmenschen?

Tatjana Montjan: Genau. Die Methoden sind alt wie Geschichte. Erfinde den Feind, der den Krieg begonnen hat, stelle sich als Opfer dar. Der anderen Seite wird dieselbe Geschichte erzählt. Die Hintermänner machen ihre Geschichte, während das einfache Volk leidet.

Frage: Sehen Sie den Ausweg aus dem Chaos des Bürgerkrieges und dem wirtschaftlichen Kollaps?

Tatjana Montjan: Ich glaube, das Volk wird bald satt haben von der Junta. Diese Marionetten werden fliehen, sonst werden sie vom Volk auseinandergerissen. Sie sind viel schlimmer als Janukowitsch. Wer danach kommt, weiss ich nicht. Hoffentlich, kommen die Vernünftigen, die jetzt abwarten müssen. Leider kann das Land zu diesem Zeitpunkt völlig ruiniert werden. Heutige Machthaber können nichts Positives bewegen, davon haben sich alle Menschen bei dem gesunden Menschenverstand überzeugt. Nach einem Jahr hat die Junta so viel wie nichts hervorgebracht.

Frage: Zum Schluss: Welche Informationsquellen können Sie den Menschen zuraten?

Tatjana Montjan: Die Glotze gehört in die Mülltonne. Man sollte nach Urquellen suchen, englischsprachige und sonstige Quellen in Anspruch nehmen, vergleichen und analysieren, Informationen überprüfen, sich über die Besitzer der Medien informieren um nicht manipuliert zu werden. Einfach denken und auf keinem Fall Informationen passiv wahrnehmen. Denn diese Passivität der ukrainischen Bevölkerung führte zu all dem, was wir heute in der Ukraine beobachten.

Quelle: Videointerview, Übersetzung: Tatjana von Antimaidan deutsch

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