von Egon von Greyerz (goldswitzerland)
Original in Englisch vom Mittwoch, 20 Mai, 2020
Es macht einen völlig wahnsinnig, mit ansehen zu müssen, wie die Welt mit einer Lüge lebt. Wie kann man nur glauben, dass die von der Fed und den anderen Zentralbanken geschaffene Scheinwelt irgendetwas mit der Wirklichkeit zu tun hat. Wir haben Scheingeld, Scheinmärkte, Scheinunternehmen, Scheinbanken, Scheinzinsen, Scheineinkommen, Scheinrenten, Scheinsozialversicherung, Scheinvermögen, Scheinrettungspakete, Scheingebäude, Scheinurlaube, Scheinautomobile etc, welche in ihrer Gesamtheit für die meisten von uns (besonders im Westen) auch Scheinleben produzieren. All diese falschen materiellen Werte haben zudem falsche moralische wie ethische Werte hervorgebracht.
ALLES NUR ILLUSION
Jetzt mögen Sie fragen, wie denn alles nur Schein sein kann, wenn es sich doch anfassen, benutzen oder erleben lässt. Denjenigen, die nicht verstehen, dass alles nur Schein ist, soll gesagt sein, dass wir alle sehr bald schon erkennen werden, wie falsch alles war. Denn viele der Dinge, die wir als echt wahrnahmen, waren allesamt illusorisch.
Eine Illusion wird als „Akt der Täuschung“ definiert oder „etwas, das eine falsche oder irreführende Vorstellung von der Wirklichkeit entstehen lässt“. Und genau damit haben wir es zu tun. Die Welt wurde irregeführt, aber wir haben geglaubt, alles sei echt.
TIEFENSTAAT WIRD KONTROLLE VERLIEREN
Manche haben den Eindruck, dass alles einfach so weitergehen werde und dass wir, vom Tiefenstaat kontrolliert, in einer totalitären Welt leben werden. Kaum jemand erkennt, dass der Tiefenstaat, oder die herrschenden Mächte, ihre Kontrolle komplett verlieren werden. Sie sind vollständig abhängig von einer Welt, in der sie alles durch Schulden und das von ihnen geschaffene Scheingeld-System kontrollieren können. Aber ich will hier unmissverständlich sagen, dass dieses Scheinsystem nun implodieren wird.
BILLIARDEN $ WERDEN SICH IN RAUCH AUFLÖSEN
Bevor die Krise, die gerade beginnt, vorbei sein wird, werden globale Verschuldung, Derivate sowie ungedeckte Verbindlichkeiten (Krankenversicherung, Renten) buchstäblich verschwunden sein. Wir sprechen hier von Summen im Billiarden-$-Bereich. Die Höhe hängt davon ab, wie viele Schulden noch gemacht werden, bevor alles implodiert. Während die Schulden auf null fallen, werden auch die Vermögenswerte, die durch diese Schulden finanziert wurden, zwischen 90 % und 100 % ihre realen Wertes verlieren. An diesem Punkt wird die Welt entdecken, dass all jene Dinge, von denen wir glaubten, sie hätten einen realen Wert, tatsächlich wertlos sind.
In diesem Szenarium werden diejenigen, die das Geld kontrollieren, ihre Macht verloren haben, da die Druckerpressen nicht mehr laufen und das Geld gestorben ist. Nach dem Zusammenbruch des derzeitigen Geldsystems wird auch die Fremdfinanzierung verschwinden, und alle Finanzinstitution werden nur noch das verleihen, was ihnen tatsächlich auch in Form von Einlagen zur Verfügung steht, so wie zu Beginn des Bankenwesens vor 4.000 Jahren.
Dieses dystopische System können sich die meisten von uns kaum vorstellen, weil es uns in eine ganz andere Welt werfen würde. Es ist auch möglich, dass nicht das gesamte System auf einen Schlag untergeht, sondern stufenweise über längere Zeit hinweg. Ich befürchte aber, dass alles sehr schnell gehen könnte. Klar ist nur: Die Welt geht jetzt in einen langfristigen Abschwung über, den man so noch nicht gesehen hat – und zwar auf globaler Ebene. Die erste Phase dieses Niedergangs hat jetzt begonnen, und er wird absolut verheerende Folgen für die Welt haben. So unglaublich dieses Szenarium auch scheinen mag: Es ist die einzig mögliche Entwicklung.
NICHTS WIRD SEIN WIE VORHER
Die Falschheit des aktuellen Systems wird bald offensichtlich werden. Im Folgenden ein paar augenscheinliche Bespiele dafür, was diese falsche oder irreführende Vorstellung von Realität im Endeffekt bedeutet:
- Arbeitsplätze – die Arbeitslosenquote, die abhängig von der Berechnungsmethode zwischen 15 %- 39 % liegt, wird sich permanent einstellen. Viele Angestellte und Selbstständige werden ihre Arbeit nicht zurückbekommen. Der Staat hat kein Geld, um diese Menschen zu bezahlen. Geschöpftes Geld ist eine Illusion und hat null Wert. Beispiel Großbritannien: 50 % der erwachsenen Bevölkerung werden gerade vom Staat bezahlt – in Form von Unterstützungen, Arbeitslosenhilfe aber auch die Angestellten des öffentlichen Dienstes sowie Bezieher staatlicher Renten. Natürlich kann eine solche Situation niemals von Dauer sein! Die Bezahlung nicht-produktiver Menschen mit wertlosem Geld schafft keine nachhaltige, stabile Gesellschaft.
- Pensionen – Rentenfonds werden nicht überleben. Sie vereinen in sich 3 Hauptanlageklassen – Aktien, Anleihen und Immobilien. Effektiv werden alle drei Klassen den größten Teil ihres Wertes verlieren. Alle ungedeckten (über Rückstellungen finanzierte) Rentensysteme werden ungedeckt bleiben, weil es kein Geld für Auszahlungen an die Pensionäre geben wird. [Zu diesem Punkt habe ich unten einen Auszug aus meinem Buch eingestellt, das ich vor über sechs Jahren geschrieben habe. Was zeigt, dass die Rententöpfe schon vor Jahren verfrühstückt wurden.]
- Airlines – Zahlreiche Fluggesellschaften werden untergehen. Der Betrieb der verbleibenden Gesellschaften wird sich extrem teuer gestalten, so dass es zu einem erheblichen Anstieg der Flugpreise kommen wird. Aufgrund höherer Flugkosten werden weniger Menschen fliegen. Es wird deutlich weniger Geschäftsreisen geben, da die Menschen gerade erkannt haben, dass sich Meetings und Konferenzen über Zoom und Skype erledigen lassen.
- Hotels, Tourismus – Aufgrund hoher Arbeitslosigkeit und hoher Kosten wird der Tourismus drastisch abnehmen. Massentourismus wird komplett aussterben. Das Konferenzen-Geschäft – eine rege Einkommensquelle für Hotels – wird ebenfalls nachlassen. Es wird zum großen Teil durch Video-Konferenzen ersetzt werden. Die meisten Luxushotels werden eingehen.
- Büros – Große Geschäftsbüros werden aus den Stadtzentren verschwinden. Wie die Welt während der Corona-Krise entdeckt hat, kann sich die Arbeit von zu Hause aus extrem effizient und angenehm gestalten. Auch für das Familienleben ist Heimarbeit besser. Großraumbüros werden verschwinden, stattdessen wird es kleinere geben, die nicht in den Stadtzentren liegen müssen. Folglich wird es weniger Pendlerfahrten geben und auch weniger Luftverschmutzung sowie bessere Lebensqualität.
- Großstädte – Großstädte und Ballungsräume werden deutlich weniger gebraucht werden. Wenn die Menschen zu Hause oder in kleinen regionalen Büros arbeiten, schrumpfen die Großstädte und werden zu Geisterstädten. Der Einzelhandel in Großstädten wird eingehen.
- Großunternehmen – Viele von ihnen werden aufgespaltet. Die Globalisierung mit dominanten Großunternehmen wird verschwinden. Die einzelnen Länder werden unabhängiger und autarker werden, mit verstärkt inländischer Produktion.
- Banking & Finanzen – Die meisten Großbanken werden mit der Implosion des Finanzsystems verschwinden. Ohne immense Schulden, Derivate und Fremdkapitalisierung werden die Banken wieder dort anfangen, wo sie begonnen hatten – Handelsfinanzierung, Kommerz und Industrie. Investmentbanken oder den sogenannten Eigenhandel wird es nicht mehr geben. Zentralbanken werden verschwinden oder eine sehr viel geringere Rolle spielen. Manipulation des Geldes oder der Zinssätze wird es nicht mehr geben. Marktschwankungen werden Angebot und Nachfrage unterliegen und keinen Eingriffen der Zentralbanken. Ich weiß, dass einige Punkte wie Wunschdenken klingen. Es ist aber eine natürliche Reaktion auf das derzeitige Finanzsystem, das falsch und krank ist.
- Hedgefonds & Private Equity – Diese Marktakteure werden verschwinden, da auch sie voll und ganz von massiver Fremdfinanzierung und Schulden abhängig sind. In einem auf werthaltigem Geld basierenden System werden sie keinen Platz mehr haben. Die meisten Hedgefonds werden im kommenden Zusammenbruch untergehen, wenn Gegenparteien ausfallen und Derivate wertlos werden. Private-Equity-Gesellschaften haben viele gute Unternehmen zerstört, indem sie diese mit großen Schuldenlasten beluden und das gesamte Firmenkapital abzogen.
Die Auflistung oben könnte deutlich länger ausfallen, ich wollte aber nur einen kleinen Eindruck vermitteln von den Veränderungen, die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten anstehen. Natürlich wird es sich hierbei um einen schrittweisen Prozess handeln, die ersten Schritte dahin könnten allerdings schnell kommen, sollte ein großer Teil des Finanzsystems die unmittelbar drohenden Schocks nicht überstehen.
DIE WELT BRAUCHT EINEN WALDBRAND
Der Übergang von einer Welt, die sich um das „goldene Kalb“ dreht und auf falschen Werten gründet, wird verheerend sein. Doch um eine Ära des falschen Geldes und irriger Prämissen zu Ende zu bringen, gibt es keinen anderen Weg. Wir brauchen einen richtigen Waldbrand, der alles bis auf den Grund niederbrennt und somit dem Weg ebnet für eine gesündere, stabilere Welt mit frischen Trieben.
Der Übergang von einem kranken System hin zu einem gut fundierten, gesunden System wird jedenfalls nicht ohne größeres Leid möglich sein. Doch das ist die Strafe, die die Welt über sich ergehen lassen muss. Viele werden leiden und viele werden frühzeitig sterben in Folge von Armut, Hungersnot, Krankheit und Kriegen. Das Ausmaß dieser Verwüstung wird um ein Vielfaches größer sein als die Folgen des Corona-Virus.
AUCH DAS GEHT VORÜBER
Die Weltwirtschaft bewegte sich schon immer zyklisch. Würde man es zulassen, dass Länge und Amplitude dieser Zyklen durch die natürlichen Gesetze von Angebot&Nachfrage bestimmt werden, dann gäbe es keine solchen Extreme, wie wir sie heute erleben. Wenn die Menschheit aber eingreift, in Form von staatlichen Stellen und Zentralbanken, dann bilden diese Zyklen Extreme aus – mit teils desaströsen Konsequenzen, wie die Welt schon bald erfahren wird.
Doch vergessen Sie nicht: „Auch das wird vorübergehen“. Wenn die Welt die andere Seite erreicht, wird sie eine bessere Welt sein. Viele Dinge werden sich verbessern, wie beispielsweise Familienwerte sowie moralische und ethische Werte. Ein enger Kreis aus Familie und Freunden wird von entscheidender Bedeutung sein in den kommenden harten Zeiten. Und vergessen Sie nicht, dass so viele Dinge im Leben nichts kosten – wie Freundschaft, Unterhaltungen, Natur, Musik und Bücher. Technischen Schnickschnack kaufen und Reisen ans andere Ende der Welt bescheren uns nur kurzlebigen, vergänglichen Spaß.
MÄRKTE
Aktien
Die Aktienmärkte werden der Welt in Kürze einen weiteren Schock bescheren. Am 12. Februar hatten wir das Allzeit-Bubble-Hoch im Dow erlebt, gefolgt von einem 38 %igen Kurssturz von über 11.000 Punkten. In der Anlegerwelt geht man von einer V- oder U-förmigen Erholung aus. Leider wird es weder die eine noch die andere geben. Stattdessen zeichnet sich einer weiterer großer Kurssturz ab. Und wahrscheinlich wird er, bis er pausiert, größer ausfallen als der erste. Klar ist: Die Aktienmärkte, wie auch die Wirtschaft, befinden sich jetzt am Beginn eines säkularen Abwärtstrends, mit verheerendem Ergebnis. Dieser Einbruch wird nicht aufhören, bis die Aktien effektiv mehr als 95 % verloren haben.
Metalle
Wie ich kürzlich schrieb und twitterte, beginnt die Welt gerade zu entdecken, dass das Papiergeld nicht überleben kann, wenn es von den Zentralbanken zu Tode gedruckt wird. Das haben uns Gold und Silber in den letzten 20 Jahren gezeigt. Und jetzt bekommen wir das Signal, dass sich die Aufwärtstrends bei den Metallen deutlich beschleunigen werden.
Falls Sie möchten, dass Ihre Ersparnisse die kommende Krise überleben, dann halten Sie physisches Gold und etwas Silber. Lagern Sie es nicht in einem Bankensystem, das wahrscheinlich nicht überleben wird. Silber ist bei den aktuellen Metallkurssteigerungen führend, und das ist ein gutes Zeichen, denn Silber ist der Frühindikator für große Bewegungen bei den Metallen. Silber wird sich um ein Vielfaches schneller nach oben bewegen als Gold, doch vergessen Sie nicht, dass es auch extrem volatil ist. Wer also ruhig schlafen möchte, sollte mehr Gold als Silber halten.
Denken Sie nicht darüber nach, welchen Kurs die Metalle erreichen werden. Selbst im heutigen Geld werden die Zahlen, die Ihnen einfallen, nicht groß genug sein. Und in hyperinflationärem Geld werden die Kursbewegungen dann exponentiell steigen – gemessen in wertlosem Geld. Also: Betrachten Sie den Wert von Gold und Silber nicht in Dollar oder Euro. Denken Sie einfach daran, dass Gold das einzige Geld ist, das historisch überlebt hat. Es ist demzufolge die beste Form der Vermögenssicherung und der Absicherung gegen ein bankrottes Finanzsystem.
P.S. Der Titel dieses Artikels „Der Globale Waldbrand Ist Da“ ist angelehnt an einen früheren Artikel, den ich 2009 und erneut 2018 (aktualisiert) geschrieben hatte und der den Titel „Die Dunklen Jahre Sind Da“ trägt. Eine vielleicht durchaus interessante Lektüre, gerade heute, da sie wirklich angebrochen zu sein scheinen.
Egon von Greyerz
Gründer und Managing Partner
Matterhorn Asset Management
Zürich, Schweiz
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Auszug aus dem Buch Steht uns das Schlimmste noch bevor? (S. 117/118)
9.5 Beschlagnahmungen privater Rentenfonds
Die polnische Regierung hat im Spätsommer 2013 beschlossen, Staatsanleihen von privaten Rentenfonds zu konfiszieren, um so die Staatsschuldenquote zu reduzieren. Rentner wurden enteignet und der Staat hat somit weiter Luft zum Atmen, indem er weitere Schulden aufnehmen kann. Diese Falschspielertricks werden in Zukunft auch andere Staaten in Angriff nehmen, wenn sonst nichts mehr zu holen ist.
War Irland ein Vorbild für die polnische Regierung? Um die Banken zu verstaatlichen hatte Irland nach dem Kollaps auf dem Immobilienmarkt fast den gesamten Rentenfonds beschlagnahmt. Ein Pleitestaat ist zu allem fähig. Wenn nicht mehr viel zu holen ist, sind die Renten und Pensionen dran.
Ähnlich war es in Spanien Anfang 2013. Die spanische Regierung hatte in seiner Finanznot den Reservefonds der Sozialversicherung geplündert, um die staatlichen Schrottanleihen zu kaufen und um notwendige Sofortzahlungen zu tätigen. Inzwischen sind die Sozialkassen leer, denn gut 90 Prozent von etwa 65 Milliarden wurden zweckentfremdet und den Bürgern gestohlen.
Detroit, die einst reichste Großstadt der USA ist pleite. Seit März 2013 untersteht die Stadt einem Zwangsverwalter. Detroit hat ca. 18 Mrd. Dollar Schulden und Einnahmen von etwa zwei Mrd. In den letzten 60 Jahren schrumpfte die Einwohnerzahl von etwa 2 Millionen auf rund 700.000. Ehemalige städtische Mitarbeiter, die sich im Rentenalter befinden, fürchten um ihre Pensionen. Aller Voraussicht nach wird der Insolvenzanwalt Kevyn Orr die Pensionen im Rahmen des Insolvenzverfahrens drastisch kürzen. Was das für viele Einwohner im Ruhestand bedeutet, muss hier nicht näher erläutert werden. Oder doch? Nur so viel: Altersarmut wird in den USA in den nächsten Jahren massiv zunehmen. Aber nicht nur in den USA, sondern auch in Europa und in Deutschland.
Der seit Jahrzehnten auf Pump finanzierte Wohlstand wird sich in naher Zukunft als Trugschluß herausstellen. Ich bin davon überzeugt, dass sich die Thesen, die Egon von Greyerz hier beschreibt, in nicht all zu ferner Zeit in ähnlicher Form bestätigen werden. Und die Aktienmärkte spielen verrückt. Wohin mit dem vielen Geld? Ist damit vielleicht das Papiergeld gemeint?
„Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück – Null.“ (Voltaire)
So etwas ist nur mit einem verblödeten Volk zu machen. Da es seine Peiniger immer wieder selber wählt!
Die ehemalige DDR wurde, durch Zwang vom Westen , getrennt. Heute wählt sich der deutsche Michel diesen Zustand freiwillig wieder herbei. Ulbricht, Mielke und Honecker würden sich heute tot lachen, das sie nicht das Geld für die Mauer gespart haben!