Der folgende Text ist das Skript einer Rede, die der Autor anlässlich des Ostermarsches 2024 in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden hielt:
Peter Frey (peds-ansichten)
Als ich mich auf diese Rede vorbereitete, fragte ich mich, wie ich Ihnen, den Menschen, die mir jetzt zuhören, Mut machen kann.
Und ich habe keine so richtig klare Antwort gefunden.
Denn was nützt es, wenn ich auf verantwortungslose Politiker zeige?
Wenn ich den Bellizismus, den Russenhass, die Arroganz und Dummheit der Verantwortungsträger in den Regierungen anprangere?
Wer verinnerlicht die vermittelte Wahrheit, die unter anderem darin begründet ist, dass die Gier nach dem Mehr einen systemischen Anker hat?
Dass die Gewinnabsicht den Keim des Krieges in sich trägt und wir uns immer der giftigen Essenz, die in der Gewinnerwartung steckt, gewahr sein müssen.
Dass Selbstsucht und skrupelloses Machtstreben, gekoppelt mit Arroganz und Ignoranz einen unheilvollen Bund mit der Gier eingehen können, um sich im Krieg zu entfalten.
Wer hört auf mich, wenn ich davor warne, dass unser Land ein weiteres Mal in einen ganz großen Krieg zu taumeln droht?
Wie Vielen unserer Mitmenschen ist überhaupt bewusst, dass ranghohe Bundeswehroffiziere konkrete Planungen betrieben und vielleicht noch betreiben, einen direkten Krieg Deutschlands gegen Russland zu entfachen?
Pläne, mit denen sie hohe deutsche Politiker versuchten, zu einem Verbrechen anzustiften?
Denn die Vorbereitung eines deutschen Angriffskrieges gegen Russland ist ein Verbrechen.
Deshalb liegt dazu inzwischen auch eine Strafanzeige beim Bundesgerichtshof vor, eingebracht von dem Juristen und Physiker Alexander Unzicker sowie dem Rechtsanwalt Peter Schindler (1, 2).
So etwas verdient meinen vollen Respekt.
Aber wie kann es sein, dass noch immer die Mehrheit der deutschen Wählerschaft alle vier Jahre ein Kartell der Kriegstreiber in die Berliner Regierung wählt?
Welche Menschen sind es, die ich mit meinen Botschaften erreiche, und welche sind es nicht?
Woran liegt es, dass heute auf diesem Platz 1.000 Menschen den Frieden anmahnen, obwohl es doch 100.000 sein sollten?
Gibt es dafür Gründe, die wir bei uns suchen dürfen?
So viele Fragen, doch sind Fragen vielleicht besser als vorgefertigte Antworten?
Warum suchten wir heute diesen Ort auf?
Sicher, weil uns als Menschen in der Angst vor dem Krieg eine Hoffnung auf Frieden verbindet.
Was verbindet uns noch? Vielleicht Erkenntnisse wie die Folgenden?
So die Erkenntnis, dass man Frieden erreicht, in dem man Kriege beendet — nicht, in dem man sie gewinnt.
Denn Frieden bedeutet zuallererst, bei keinem Krieg mitzumachen.
So sollten wir auch nicht beim Ukraine-Krieg mitmachen.
Wir sollten auch nicht beim Krieg gegen Syrien mitmachen, oder dem gegen Venezuela, auch nicht bei dem uns vorgesetzten Krieg gegen den Terror, natürlich auch nicht beim Krieg gegen irgendein Virus, oder beim Krieg gegen demokratisch gewählte Parteien im eigenen Land, wie immer die auch heißen mögen.
Erst recht dann, wenn so eine Partei die einzige politische Kraft im höchsten deutschen Parlament ist, welche in den vergangenen Jahren ernsthafte Vorstöße unternommen hat, um eine Lösung des Ukraine-Konflikts mit diplomatischen Mitteln zu erreichen (3).
Lassen wir es dabei bewenden, aber es gibt noch viel mehr Kriege, die uns aufgezwungen wurden.
Alle genannten sind künstlich geschaffene Konflikte, um uns für den Krieg als solchen fit zu machen.
In einem Klima von Angst und Hysterie, der Orientierungslosigkeit und Verwirrung, da gedeihen sie, die Kriege.
Unsere Gesellschaft ist nicht achtsam genug, weil wir Menschen es nicht sind.
Deshalb fallen wir so schnell auf die Kriegstreiber herein — und lassen uns spalten.
Wie beginnen eigentlich Kriege?
Nun, sie beginnen eben mit Unachtsamkeit, Empathielosigkeit, Egoismus und Zynismus.
Und große Kriege bedürfen eines Klimas vieler kleiner Kriege.
Es sind die vielen kleinen Kriege in und zwischen uns, die die großen Kriege vorbereiten.
Und die kleinen Kriege leben von der Spaltung, so wie die großen.
Alles Denkbare wird gespalten: Gesellschaften, Ethnien, soziale Schichten, Geschlechter, Ideologien, Berufsgruppen, Nachbarn, Kollegen, Kranke und Gesunde, Alte und Junge.
Diese Spaltung verkehrt den Reichtum, der in der Vielfalt menschlicher Individuen und ihrer sozialen Gemeinschaften zu finden ist, in sein Gegenteil.
Diese Spaltung strebt danach, das Verbindende voneinander zu isolieren.
Dann stirbt die Kommunikation und wir reden übereinander statt miteinander.
Dann klagen die Einen die Anderen an und praktizieren ein Täter-Opfer-Schema.
Dann wird aus der bunten Welt eine Welt aus Schwarz und Weiß, Gut und Böse.
Eine Welt unversöhnlicher Gegensätze, in der jede Seite das Gute exklusiv für sich selbst beansprucht.
Und mit der Entfremdung wird es möglich, dass die Gierigen und Selbstsüchtigen den Hass schüren können.
Spaltung wird von Menschen betrieben, die sich der Gier und der Selbstsucht hingeben.
Wenn man solchen Menschen folgt: Dann ist Krieg.
Sollten wir nicht überhaupt jede Art von Krieg ablehnen?
Dann sollten wir auch nicht den Spaltern folgen.
Nicht folgen ist nicht das Gleiche, wie sie zu bekämpfen.
Sie, die Spalter, zu bekämpfen, verschenkt nur wertvolle Energie.
Vielmehr sollten wir uns abwenden, wenn uns das Gift der Spaltung, das den Keim des Krieges in sich trägt, bewusst wird.
Genau dann ist unsere Achtsamkeit besonders gefragt, Achtsamkeit, der Friedfertigkeit innewohnt.
Bei keinem Krieg mitzumachen, stellt ein universelles Prinzip dar.
Dieses Prinzip können wir nur dann leben, wenn wir mit uns selbst und unseren Mitmenschen im Frieden sind.
Frieden kann man nicht mit Gewalt erzwingen.
Es käme dem gleich, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.
Es wäre Verrat am Frieden.
Frieden ist das Vorleben eines völlig normalen, natürlichen Zusammenlebens.
Frieden als Beendigung des Krieges ist die Rückkehr zu einem natürlichen Zusammenleben.
Was bedeutet das aber im Konkreten?
Für mich ganz persönlich stellt sich tatsächlich die Herausforderung, jene Spaltung zu überwinden, also die von den Gierigen und Selbstsüchtigen aufgerissenen Gräben zu überspringen.
Mit den Menschen zu kommunizieren, statt über sie.
Den Austausch respektvoll weiterzuführen, wenn sich grundsätzlich verschiedene Sichten offenbaren.
Überhaupt den Mut zu finden, auf achtsame Art und Weise, Situationen zu erkennen und zu nutzen, bei denen der Gegenüber mit Offenheit und Neugier in Vorleistung geht.
Der gelebte Gedankenaustausch, der für beide Seiten unbequem sein mag, der jedoch keinen Sieger findet, weil das ja auch gar nicht das Ziel des Austauschs war, ist der lebendige Beweis, dass wir Frieden können.
Es geht also um die Menschen, die wir kennen, sehen, hören, deren Stimmungen wir spüren.
Denn viel zu sehr leben wir in der großen Frage des Krieg und Frieden eher nebeneinander.
Wir sind unsicher, uns fehlen Kompetenzen, wie man einen Austausch pflegt, diesen überhaupt erst beginnt.
Aber das können wir alle erlernen, jeder von uns nach seinen Möglichkeiten.
Die Regierung ist weit weg, sie ist uns fremd und ein Austausch auf der Ebene, die uns unser Alltag bietet, ist mit dieser kaum möglich.
Die Regierenden, vielleicht nicht die in den Kommunen, aber sicher die in Berlin, sie leben in ihrer eigenen Blase.
Dafür klage ich sie nicht an, aber die Dinge sind nun einmal so, und in dieser Blase werden ganz offensichtlich alle Dinge in einer Art Kriegsmodus betrieben.
Entsprechend stellt sich auch deren politische Streitkultur dar.
Doch wenn die Gesellschaft nicht mehr mitmacht bei den vielen Kriegen, welche die Regierenden pflegen und anfachen, dann hängen diese schlicht in der Luft.
Die Macht der Regierenden beruht auf dem Mitmachen „der da Unten“.
Kümmern wir uns also um das Einfache, das nicht so einfach umzusetzen ist, um „die da Unten“, also um uns und unsere Mitmenschen.
Tun wir unseren Teil, damit der Friedensgedanke in unserem Alltag Fuß fasst.
Seien wir mutig, achtsam und entgegenkommend.
Achten wir darauf, nicht der Spaltung, die unser Ego kitzelt, auf den Leim zu gehen.
Dann gelingt es uns auch besser, die uns wichtigen „großen“ Botschaften beim Thema Frieden erfolgversprechend weiter zu reichen.
Denn Wissen ist schließlich ebenfalls unverzichtbar, um verstehen zu können.
Und an Wissen, so meine ich, mangelt es auch nicht.
Sie, liebe Friedensfreunde, verfügen sicher über genug Wissen, das darauf wartet, anderen Menschen zugänglich zu werden.
Aber noch einmal: Um überhaupt in eine solche Situation gelangen zu können, benötigen wir etwas, was ich an dieser Stelle als emotionale Kompetenz bezeichnen möchte.
Und diese emotionale Kompetenz bedeutet nichts anderes als alltäglich gelebter Frieden.
In dem Sinne: Frieden für Russland, Frieden für die Ukraine, Friede allen Menschen.
Danke für Ihr Zuhören.
Anmerkungen und Quellen
(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung — Nicht kommerziell — Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen — insbesondere der deutlich sichtbaren Verlinkung zum Blog des Autors — kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei internen Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden.
(1) 16.03.2024; Overton Magazin; Roberto De Lapuente im Interview mit Alexander Unzicker; „Wir möchten, dass der Staatsanwalt sich winden muss; https://overton-magazin.de/dialog/wir-moechten-dass-der-staatsanwalt-sich-winden-muss/
(2) 13.03.2024; Alexander Unzicker, Peter Schindler; Strafanzeige beim Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof wegen Versuch der Anstiftung zu einem Verbrechen; https://overton-magazin.de/wp-content/uploads/2024/03/TaurusAnzeige.pdf
(3) https://peds-ansichten.de/2024/02/afd-bundestag-bundesregierung-grosse-anfrage-ukraine-irak-usa-russland/
(Titelbild) Botschaft, Taube, Frieden; Autor: Gerd Altmann (Pixabay); 24.05.2018; https://pixabay.com/de/photos/taube-hand-vertrauen-gott-beten-3426187/; Lizenz: Pixabay License
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