Russophilus (vineyardsaker)
Ich beginne diesen Artikel mit einem schlechten Witz. Ihr erinnert euch noch an chelsea manning, der/die/das verurteilt wurde, weil er/sie/es als Militärangehöriger geheime Daten an die Öffentlichkeit brachte und der/die/das im Gefängnis auf Staatskosten zur „Frau“ gemacht wurde? Nun, dieses chelsea manning hat sich unlängst zur Wahl zum Senator aufstellen lassen! (und elend verlore, aber immerhin war es möglich, dass der/die/das sich zur Wahl stellen konnte).
Ein Land mit solchen Zuständen *kann* keine Großmacht sein.
Der heutige Artikel wird einige unangenehme und teils schwer verdauliche aber notwendige Themen angehen. Das erste spitzt sich häufig in Fragen bzw. Aussagen zu wie auch dieser Tage hier „Was bitte macht ihr denn ausser reden?“.
Zunächst mal muss ich die (keineswegs nur) deutschen Schlafmichel zumindest etwas in Schutz nehmen. Nicht nur wurden die Einwohner des wertewestens (und ganz besonders die deutschen) Jahrzehnte lang planvoll verblödet und indoktriniert, sondern das System ist auch – bewusst, natürlich – so „optimiert“ wurden, dass das Kosten/Risiko vs. Nutzenverhältnis in Sachen Meinungsfreiheit oder gar demokratie *extrem* ungünstig für die Bürger ist. Dazu kommt noch ein Effekt der extremen Egomanisierung, der dazu führt, dass „wir“ nachrangig ist und nur ein sehr kleiner Preis und ein geringes Risiko dafür in Kauf genommen wird.
Man mag schimpfen über „all die Blöden da draussen“, aber erstens sind die nicht einfach nur dumm und zweitens *muss* eine Gesellschaft mit den Mitgliedern, die sie nun mal hat leben und operieren. Über die „Blöden“ zu schimpfen mag kurzfristig emotional Erleichterung verschaffen, aber es bringt kaum etwas an Verbesserung und es ist teilweise auch Unrecht.
Kommen wir zum in engem Zusammenhang stehenden nächsten Punkt, der auch zum Schlafmichel-Phänomen noch Erhellung bringt: Aufruhr/Revolution.
Vermutlich werde ich mir heftige Diskussionen diverser Lager und Gruppen (z.B. Historiker) einfangen, aber ich formuliere mal die simple Grundregel aus meiner Perspektive: Widerstand bzw. Revolution = Instigation mal Volkszorn ubzw. akute Unzufriedenheit.
Und ich meine das genau so wie ich es als simple Gleichung schrieb. Widerstand und Revolution brauchen Energie, weil sie eine „heisse“ Masse brauchen. Diese Erhitzung kann entweder aus dem Volk selbst kommen oder sie kann durch Anheizen durch eine Gruppierung entstehen; meist ist es eine Mischung, sprich, es gibt nicht unbeträchtliche „natürliche“ Erhitzung aus dem verärgerten Volk selbst und dann tritt eine Gruppe von Instigatoren auf den Plan und bringt das Ganze zum Siedepunkt – oder zu einem Punkt, an dem man dem Volk erzählen kann, der Siedepunkt sei überschritten worden, obwohl das nicht wahr ist; es gibt da so einige Beispiele.
Werfen wir nun einen Blick aufs Volk. Die allermeisten wollen einfach nur in Ruhe leben und sind, zumal ja bereits in ein System geboren gewillt, so einiges hinzunehmen ohne aufzubegehren. Bei uns hatten wir diesen Zustand Jahrzehnte lang (bis zu den letzten merkel-Jahren). Es gab zwar immer mal wieder Verärgerung, aber meist blieb die in einem Rahmen, der es den politstern ermöglichte, mit Lügen, Taschenspieler-Tricks und Täuschung die Hitze in einem ungefährlichen Rahmen zu halten und peu à peu wieder herunter zu kühlen.
Mit der „flüchtlings“-Welle allerdings sind die Bürger unverkennbar und mehr oder weniger direkt bedroht. „Deine Tochter könnte mit 15 oder gar mit 5 vergewaltigt und aufgeschlitzt auf dem Friedhof enden“ ist ja ein ganz anderes Kaliber als „wieder mehr Steuern bezahlen und den Popanzen in brüssel die Tröge füllen“. Letzteres kann der Bürger immer mal wieder verärgert letztlich einfach hinnehmen – Ersteres allerdings nicht.
Man könnte dazu noch einiges ausführen, z.B. dazu, ob eine Situation instinktiv oder rational wahrgenommen und verarbeitet wird und in der Folge die Frage, ob und inwieweit man da mit Manipulationen die Temperatur unten halten kann, aber erst mal reicht es, sich mal mit der Grundstruktur zu befassen.
Übrigens hat das „flüchtlings“-Thema noch ein paar interessante Eigenheiten. Die z.B., dass der beliebte „wir präsentieren einen Schuldigen“ Trick nicht zur Verfügung steht, weil jedermann klar ist, dass Assad sicher nicht selbst sein Land in Aufruhr gestürzt hat (obwohl Versuche in die Richtung z.B. mit „Fassbomben“-Märchen unternommen wurden) und dass tatsächlich merkel es war, die alle Tore weit aufgemacht hat. Aber auch die, dass es eine enge Verknüpfung zum anderen großen Reizthema, nämlich „eu“ gibt, nicht zuletzt weil merkel – taktisch äusserst unklug – die beiden Themen aufs engste verknüpft hat; lustigerweise dürfte der ursprüngliche Grund dafür der gewesen sein, von sich selbst als Täterin abzulenken. Insofern, das nur als Randanmerkung ist merkels derzeitiger Versuch, weiter und wieder die „eu“ Linie zu fahren, dumm und vor allem ein Zeichen ziemlich akuter Ausweglosigkeit und Verzweiflung.
Nochmal zu den Schlafmicheln: Das System wurde – gegen rechtsstaatliche Grundprinzipien! – nicht nur extrem repressiv, sondern vor allem auch breitbandig bis in den Alltag hinein repressiv gemacht, um so – leider recht erfolgreich – Aufbegehren im Keim zu ersticken.
Allerdings liegt es in der Natur des Angriffs auf das Volk, dass auf rationalem Weg nur begrenzt etwas zu erreichen ist für das Regime. Ab einem bestimmten Punkt reagieren die Leute ganz instinktiv mit haltloser Wut – und dabei kommt ein weiterer Mechanismus zur Wirkung und zwar eben durch das repressive System: Man *kann* Wut, zumal mit begründeter Angst verbundene, nicht einfach herunter schlucken. Was das Regime mit z.B. seinen antifa Banden, Stigmatisierung und akuter sozialer Drohung erreicht, ist also nur, dass die Bürger zwar vielleicht nicht zu demos gehen oder gar politster gewaltsam angreifen (zumindest noch nicht), aber Ersatzventile finden.
In diesem Zusammenhang haben die einheitspartei politster übrigens einen schweren und dummen Fehler begangen, als sie dem System gefällige Übergriffe z.B. auf AfD Leute herunter gespielt und erkennbar goutiert haben. Damit nämlich haben sie nicht nur Vorlagen etabliert, die sich jederzeit auch gegen sie selbst wenden können, sondern sie haben damit auch unterschrieben, dass es legitim oder jedenfalls nicht schlimm ist, gegnerischen Leuten z.B. das Haus anzuzünden.
Zurück zu Aufbegehren und Revolution und zu einem sehr wesentlichen Detail meiner Gleichung. Häufig war es bei Revolutionen so, dass tatsächlicher oder angeblicher Unmut des Volkes weitgehend von Anfang an durch Instigatoren geschürt und hoch gekocht wurde. Dabei gibt es ein praktisch immer vorhandenes Element, das man nutzen kann, nämlich den Umstand, dass die Bevölkerung in nahezu jedem System und Land mehr oder weniger unzufrieden mit allerlei ist. Das können Instigatoren nutzen und z.B. noch tatsächliche oder angebliche Hässlichkeiten der Regierenden hinzufügen, diese extrem aufblasen und vor allem auf „Schuldige“ zeigen.
Rein zufällig (haha) finden sich eben jene Instigatoren im Erfolgsfall so gut wie immer schon bald darauf selbst an der Macht. Im Glücksfall bekommt das Volk wenigstens ein paar Krumen hingeworfen.
Ein aktuelles Beispiel sehen wir beim maidan.
Da die Instigatoren entsprechend ausgebildet sind und zudem häufig beträchtliche Resourcen (meist aus dem Ausland) haben, verläuft der Revolutions (oder Umsturz) Prozess in der Regel relativ schnell.
Aber es gibt noch eine andere Form, nämlich die natürliche, bei der – fast immer furchtbar langsam – die Hitze aus dem Volk selbst kommt und der Erhitzungsprozess nicht oder wenig gesteuert ist. Wie gesagt, dieser Prozess dauert ziemlich lange, verläuft langsam und „explodiert“ dann zuletzt wegen irgendeinem, häufig nicht mal großen Anlass. Bei uns könnte das z.B. der Moment sein, in dem bekannt wird, wieviel Morde an deutschen auf Befehl von oben vertuscht wurden oder auch, wenn wiedermal ein Mädchen massakriert wird,
Das ist der Nachteil, die Langsamkeit. Der Vorteil allerdings – und zwar ein sehr wesentlicher Vorteil – ist, dass zum einen die Hitze auch nicht schnell und gesteuert abgebaut wird, sondern lange nachhält und für wirklich und grundlegende Änderungen im System sorgt. Zum anderen hat so ein Aufstand oder so eine Revolution auch Tiefe und zwar auch in dem Sinn, dass auch auf den niedrigeren Ebenen einiges umgekrempelt wird.
Eine unerlässliche Voraussetzung ist allerdings der Informationsfluss, d.h. dass die Bürger auch möglichst flächendeckend über jede(n) Ermordete(n) informiert werden und dass das Regime als Verbrecher erkennbar ist. Und zwar nicht durch Propaganda sondern nachhaltig, also so, dass die Bürger *selbst* erkennen können, wie verbrecherisch das System agiert.
Und da sind wir nochmal beim Schlafmichel. Der muss die Möglichkeit haben, ihm gemäß (also z.B. elend langsam) *selbst* zu sehen und zu begreifen. Man muss die Einsicht und die Geduld haben und begreifen und anerkennen, dass selbst egoistische Idioten nur so oberflächlich und egoistisch und ignorant
sind, weil sie in unserer Gesellschaft so geformt wurden und nicht, weil sie schlechte Menschen sind.
Un sie tun das ja. Es wachen ja immer mehr Bürger auf und/oder ahnen, dass sie belogen und verarscht werden; eines der Probleme dabei ist allerdings, dass sie *derart umfassend und schlimm* verarscht wurden, denn das, diese unerhörte Dreistigkeit, macht es ihnen schwer, das als traurige Realität zu begreifen.
Man kann es auch die Goebbels-Inversion nennen: Dass politster schon öfter mal ein bisschen lügen, ja, das kann man verstehen (im Sinne von geistig verarbeiten und dann als Wahrheit akzeptieren). Aber wenn die Lügen, die Täuschung, der Betrug absolut gewaltig sind, dann übersteigt das einfach die Vorstellungskraft sehr vieler. Genau darauf hat sich Goebbels verlassen und, machen wir uns nichts vor, genau darauf bauen auch die politster-Banden in berlin und brüssel. Es ist bewährt und funktioniert.
Wir sollten den Schlafmichel nicht schimpfen oder gar beleidigen, nein, wir sollten ihm mit Geduld begegnen, ihm die Wahrheit in für ihn verdaulichen Häppchen verabreichen und ihm die Zeit geben, die er braucht, auch wenn das nervt und wir es uns eigentlich gar nicht leisten können.
Nun noch zum heiligen Putin. Das geht mir keineswegs erst seit heute im Schädel um, aber der Auslöser ist recht aktuell, nämlich die von einigen geäusserten Zweifel z.B. an Fr. Weidel.
Die halbwegs offizielle Geschichte geht ja so, dass der oligarch und jelzin Komplize beresowski(!), seinerzeit Putin ins Gespräch gebracht, ja, vorgeschlagen und sogar ge- und bedrängt haben soll.
Und dann, so die Erzählung, soll Putin sich als Überraschungsei erwiesen haben.
Möglich. Und an der Stelle auch gleich ganz deutlich: Nein, ich bezichtige Putin nicht und es ist durchaus möglich, dass es so oder so ähnlich lief. Aber: Bei einer so überaus entscheidenden Figur, zumal mit einem gewaltigen atomaren Potential, möchte ich gerne genauer hinschauen und nicht einfach die erstbeste halb-offizielle Geschichte glauben.
Ich sah dieser Tage eine russische (TV) Gesprächsrunde, u.a. mit Starikow und Satanowski und dachte mir danach „Die Einschläge kommen immer näher ans Präsidenten-Büro“.
Nun ist ein Satanowski bestimmt alles andere als ein liberaler oder Putin-Gegner. Aber er ist ein sehr professioneller Beobachter, Denker und Analyst, der das sagt, was er sieht und denkt. Lange Zeit ziemlich Putin-freundlich übrigens.
Und er ist keineswegs der Einzige. Auch andere fragen zunehmend laut, warum Russland seit Putin geradezu besessen zu sein scheint, zu Europa gehören zu wollen und von eu-ropa und den usppa geachtet und als Partner gesehen zu werden.
Und nun sagt Satanowski sinngemäß (und knallhart), die (russische) Aussenpolitik lasse sich ständig auf Sachen/Abmachungen ein, bei denen Russland riskiert und verliert und regelmäßig verarscht wird.
Und tatsächlich wurde z.B. bolton von Putin empfangen. Der Kontext war zwar die Auslotung oder gar Vorbereitung einer Begegnung mit trump, aber dass der russische Präsident einen zweit- bis drittrangigen ami persönlich empfängt, ist dann doch zumindest erstaunlich. Zumal bolton bei der Pressekonferenz (in Russland!) die üblichen Hetzereien gegen Russland gebracht hat (und das keineswegs überraschend).
Ja, ja, ich weiss, trump, der weisse Ritter und Putin, der andere weisse Ritter. Kann sein. Oder auch nicht.
Schauen wir uns mal *das* Argument schlechthin für Putins picobello weissen Ritter-Leumund an, den Wiederaufbau des russischen Militärs.
Ja, das hat er gemacht und er hat es sehr gut gemacht. Nur: Das kann allerlei Gründe bzw. Grund-Komplexe als Ursache haben. Eine denkbare Erklärung ist in der Tat, dass Putin Russland zur Festung und zum unbezwingbaren Proponenten der multipolaren neuen Weltordnung zum Wohl der Menschheit machen will. Aber das ist keineswegs der einzige sinnvoll denkbare Grund. Ich nenne mal ein hässliches Beispiel für ein ganz anderes Element: Mit einem militärisch schwachen Russland hat der ami mik seine Existenzberechtigung verloren. Ich meine wohlgemerkt nicht, dass das ein Hauptgrund ist, aber es ist ein gutes Beispiel dafür, dass es auch andere Erklärungen geben könnte als die gängige weisser-Ritter Geschichte.
Putin hat nicht nur vom ersten Tag an einen akut liberalen Partner als Begleiter gehabt, sondern er hat auch durchgängig die Nähe zum feindlichen eu-ropa gesucht (häufig zu einem für Russland sehr teuren Preis) und er hat in Syrien den amis zumindest mal einen – erheblichen und wirtschaftlich wichtigen – Teil des Landes überlassen.
Vor allem aber sehe ich noch ein zeitlich erheblich größeres Spielfeld, das notwendig immer auch Kontext bei Fragen zu Russland ist, nämlich, dass *das* entscheidende Gebiet unserer Erde überhaupt die Region in etwa von St. Petersburg bis zur Krim und östlich etwa bis zum Ural ist – kurz: Kern-Russland mit einem Stück ukrostan.
Dieses Gebiet zu schwächen oder zu beherrschen ist seit Ewigkeiten die begehrte Tür zur Herrschaft über den eurasischen Kontinent.
Nehmen wir mal, nur als Gedankenspiel an, die nato könnte per Knopfdruck alle russischen Waffen vernichten und die Truppen lähmen und hirn-waschen. Und dann einmarschieren.
Und dann? Dann müsste die nato dieses Gebiet selbst befestigen und mit Waffen ausstatten – das aber könnte sie nicht. Anders ausgedrückt: Die Kriege, u.a. die Weltkriege, haben nicht nur gezeigt, dass man Russland militärisch nicht besiegen, erobern und beherrschen kann, sondern sie haben damit noch etwas anderes gezeigt, nämlich dass man einen *anderen* Weg finden muss.
Und interessanterweise war dieser Weg *nicht* die „weiche Unterwerfung“ – die amis haben’s versucht und sind gescheitert in den 90er Jahren. Die hatten wirklich alles bis hin zu kompletter Kontrolle über die Ministerien und sie haben ganze Industrie-Zweige zerstört, ohne dass Russland sich wehren konnte.
Und doch sind sie heute – jedenfalls offiziell – verfeindet und Russland ist keine ami oder nato-Kolonie.
Anders ausgedrückt: Man kann Russland nur besiegen und beherrschen, wenn die Russen (Bevölkerung) selbst glauben, dass sie nicht nur nicht fremd beherrscht werden sondern, dass sie selbst über sich herrschen. Wie bei einem Konzern mit neuem Besitzer im Halbdunkel.
Nochmal: Ich unterstelle Putin nichts, rein gar nichts. Ich denke nur laut über denkbare Konstellationen und Erklärungen nach. Denn, offen gesagt, die gängige schmeckt mir zunehmend weniger. Da gibt es zu viele Ungereimtheiten. Und ich weiss um lange, sehr lange Verläufe und Grundmuster, die sich wirklich und zuverlässig immer wieder durch (insb.) die letzten Jahrhunderte zeigen.
***********
Wandere aus, solange es noch geht!
Hinterlasse jetzt einen Kommentar