Ein Zusammenbruch-Szenario

Zusammenbruch (22.8.2012)

von Michael Winkler (der 395. Pranger)

Wer meine Texte regelmäßig liest, der stößt des öfteren auf das Wort „Zusammenbruch“. Es gibt die heutige Zeit, die mit dem Zusammenbruch endet, worauf eine bessere Zeit folgt. Für viele Leser, welche die heutige Zeit immer unerträglicher finden, ist dieser Zusammenbruch mittlerweile ein Wunsch geworden, der so bald wie möglich erfüllt werden soll. Der Zusammenbruch bedeutet allerdings nicht, daß man aus der bisherigen Bruchbude geworfen wird, drei Tage im Zelt in der „Wildnis“ eines Campingplatzes überlebt und anschließend in eine 5-Sterne-Luxusherberge wechselt.Betrachten Sie die Deutschlandfahne, in der richtigen Reihenfolge, so, wie sie über diesem Text steht. Wir befinden uns im schwarzen Bereich, ganz unten. Wir wollen nach ganz oben, in die goldene Zukunft. Dazwischen liegt aber ein breiter Streifen Rot, der Zusammenbruch, der blutige Untergang. Über diesen Zusammenbruch handelt dieser Artikel.
Heute wohnen auf BRD-Gebiet über 80 Millionen Menschen. 15 Millionen haben den „Migrationshintergrund“, sie werden kaum im Land bleiben, wenn die Zeiten der gefüllten kostenlosen Fleischtöpfe zu Ende gehen. 15 Millionen sind alt, krank, behindert – deren Überlebenschancen sind sehr gering. Das ist kein „menschenverachtender“ Zynismus, sondern eine schlichte Anerkennung der Realität. Damit haben wir eine obere Grenze der Bevölkerung, die einen moderaten Zusammenbruch überlebt: 50 Millionen. Wird es ärger, sinkt die Zahl auf 20 Millionen, kommt es ganz schlimm, werden es wohl nur noch fünf Millionen schaffen. Diese Zahlen sollten Sie bedenken, wenn Sie auf den baldigen Zusammenbruch hoffen.

Welche Ereignisse können uns treffen?

Beginnen wir mit ganz kleinen Störungen. Sie treten nicht tagtäglich auf, sind aber häufig genug, daß sie jeder schon mal erlebt hat. Da reißt ein Bagger die Stromleitung durch, da bricht ein wichtiges Wasserrohr, da schlägt ein Blitz in ein Transformatorhäuschen. Für ein paar Stunden sind Strom, Wasser, Gas, Telephon oder etwas anderes unterbrochen. Ein Bezirksleiter hat falsch disponiert und im Supermarkt gibt es keine Schweineschnitzel oder keinen Basmati-Reis. Das sind Störungen, mehr nicht.

Notstromaggregate springen an, wer im Krankenhaus von Apparaten am Leben gehalten wird, braucht nichts zu befürchten. An ausgefallenen Ampeln kann es zu Unfällen kommen, und vielleicht erfriert ein Obdachloser, der darauf vertraut hat, daß wärmende Abluft aus einem Schacht geblasen wird. Es ist nicht wirklich etwas passiert, und doch kann es schon tödliche Konsequenzen haben. Diese sind jedoch eher unwahrscheinlich, bei diesen Störungen bleibt sogar das Bier im Kühlschrank kalt.

Versorgungsstörung Stufe 0: Tage bis eine Woche

Wenn Ihr Kühlschrank aus dem freundlichen Supermarkt auf der anderen Straßenseite besteht, bekommen Sie da bereits ein kleines Problem. Aber vielleicht haben Sie noch ein paar Schokoladeneier aus Ihrem Osternest, das reicht für ein paar Kalorien. Solange ist es nicht her, daß in Norddeutschland ein paar Strommasten umgeknickt sind, und schon war eine ganze Region ohne Strom gewesen. Klassische Ereignisse in dieser Größenordnung sind Überschwemmungen, Muren und Lawinen. Plötzlich sind Sie eingeschneit und auf sich selbst angewiesen.

Mit einem schönen Kamin, viel Feuerholz und einer gut gefüllten Speisekammer ist das ein nettes Abenteuer, aber was ist, wenn Sie auf Sauerstoff angewiesen sind? Der nette Fahrer, der zweimal pro Woche eine neue Flasche vorbeibringt, kommt nicht mehr durch. Wie sieht es mit Medikamenten aus? Festnetz und Handynetz sind ausgefallen, wie rufen Sie einen Notarzt? Selbst wenn eine dichtbesiedelte Region betroffen ist, sei es nun das Ruhrgebiet oder der Großraum Berlin, mit fünf Millionen oder noch mehr Einwohnern – eine Schwerpunktversorgung klappt, das ist noch kein Zusammenbruch! Der Betriebsstoff für die Notstromaggregate der Krankenhäuser wird von der Bundeswehr geliefert, wenn es sein muß, per Hubschrauber.

Um Obdachlose kümmert sich dann jedoch keiner mehr. Die gebrechliche Oma sitzt in ihrer Dachwohnung fest, der Aufzug ist ausgefallen. Die Enkel wohnen zwar nur zehn Kilometer entfernt, doch der Straßenverkehr wurde von den Behörden untersagt. Dem Herzpatienten gehen die Medikamente aus, doch er kommt weder zum Arzt noch zum Apotheker. Dutzende Tote, weil zeitweise die Maschinerie stockt, die sie bislang versorgt hat.

Versorgungsstörung Stufe 1: Mehr als eine Woche, bis zu einen Monat

Die wilden Horden da draußen brüllen: „Ausländer raus!“ Vielleicht brüllen sie auch „Deutschland verrecke!“, wobei ein linker Mob noch schlimmer ist als ein rechter. Soziale Unruhen sind im Gange, es wird randaliert, Geschäfte werden aufgebrochen, Autos angezündet, mutwillig zerstört. Wollen Sie da auf die Straße? Der nette Zuwanderer von nebenan fuchtelt mit einem Messer herum, der verhinderte Außenminister, der es nicht einmal zum Taxifahrer gebracht hat, wirft mit Steinen. Sie erleben keine Naturkatastrophe, sondern einen Ausbruch elementarster Gegenmenschlichkeit.
Jetzt wird es etwas haarig mit dem Überleben, denn ohne Vorräte hungern Sie. Wobei, als übergewichtiger Wohlstandsbürger ist das nur eine von außen aufgenötigte Nulldiät, die Ihnen mehr nutzt als schadet. Die Polizei kommt mit Panzerfahrzeugen, alles andere wäre zu gefährlich. Auf den Straßen herrschen zwar nicht Mord und Totschlag, es passiert jedoch immer wieder, daß jemand in eine Faust, in einen Pflasterstein oder in ein Messer läuft. Einkaufen wird zum Risiko, Geschäfte sind geschlossen und verrammelt.

Die Apotheke ist geschlossen, Ihr Kind bekommt sein Ritalin nicht mehr? Schlimm, doch sprechen Sie mal mit Ihrer Nachbarin, die zum Dialyse-Termin muß. Der erste Bankautomat ist außer Betrieb, der zweite nur noch ein Loch in der Wand, der dritte liegt in Einzelteilen auf der Straße? Und Ihre Barschaft beträgt gerade mal 14,83 Euro? Das sind immerhin zehn Dosen Ravioli, falls Sie einen offenen Laden finden. Nein, Kartenzahlung wird nicht akzeptiert, der Computer ist leider gestört.

Wir kommen auf drei- bis vierstellige Todeszahlen, und noch ist das kein Zusammenbruch, sondern nur eine Versorgungsstörung. Ihr Fernseher läuft noch, Angela Merkel, Thomas Gottschalk und Florian Silbereisen bevölkern die Mattscheibe. Nützen tut das zwar nichts, aber vielleicht sorgt deren sinnloses Geschwafel dafür, daß Sie sich mehr über die Regierung ärgern als über die netten Migranten von nebenan, die gerade das lokale Parteibüro der Grüninnen umdekorieren.

Versorgungszusammenbruch Stufe 2: Sechs Wochen bis zu drei Monaten

Ha! Da ist es! Zusammenbruch! Sehen Sie? Sehen Sie es? Jawoll, wir sind soweit. Also fast, denn einer mehr geht noch.

In einem Punkt kann ich Sie beruhigen: Es muß schon richtig knüppeldick kommen, damit eine solche Krise länger als sechs Wochen dauert. Sollten Sie Bekannte in Aleppo haben, fragen Sie die doch mal beim nächsten Wohltätigkeitsessen danach. Der vom Westen geschürte Bürgerkrieg in Syrien dauert bereits 18 Monate. Sollten Sie keine Syrer kennen, weichen Sie auf Griechen aus. Die haben ebenfalls ganz nützliche Erfahrungen gesammelt, wie sich der Auftakt zum Zusammenbruch anfühlt.

Es beginnt alles ganz harmlos. Unsere vielgeliebte Bundeskanzlerin begibt sich zu einem Staatsbesuch nach Australien. Kaum ist sie weg, tritt Griechenland aus dem Euro aus. Einen Tag später bombardieren unsere jüdischen Freunde die Atomanlagen im Iran. Und weil das arme, immer bedrohte Israel den nächsten Angriffskrieg begonnen hat, wollen die Amerikaner den Juden unbedingt helfen. Das ist alles noch kein Zusammenbruch, die goldenen Zeiten der D-Mark sind zurück und, wenn alles ruhig bleibt, kommt auch Angela Merkel wieder.

Die Grüninnen freuen sich, weil der Benzinpreis rasant die drei Mark übersteigt und sich zielsicher auf die fünf Mark pro Liter zubewegt. Während die Juden Atombomben auf den Iran werfen, veranstalten wir einen großen Holocaust-Gedenktag oder feiern wenigstens den Vertragsabschluß von Versailles, die Invasion der Alliierten in der Normandie oder die Kapitulation der deutschen Wehrmacht.

Dann passiert es tatsächlich: die Glaubwürdigkeitskrise der deutschen Politik bricht aus! Angela Merkel muß dringend nach Paraguay, weil hunderttausend Steuerzahler vor dem Kanzleramt um eine Privataudienz ersuchen. Warum sie Fackeln und dicke, zu Galgenschlingen geknotete Stricke schwenken, kann sich die Sprecherin der Tagesschau einfach nicht erklären. Vielleicht hätte sie Nachrichten hören sollen. Ein Kilo Brot 25 Mark, Mehrwertsteuererhöhung auf 28%, ermäßigter Satz auf Lebensmittel 21%, die Unze Silber kostet 2.850 Mark (plus Mehrwert-, Luxus- und Reichensteuer). Mit anderen Worten: Die Damen und Herren Wähler vor dem Kanzleramt haben einigen Gesprächsbedarf. Wo es kein Parlament vor Ort gibt, hält man sich an Staatsanwälte und Richter, Bürgermeister und Stadt- bzw. Gemeinderäte, Steuerbeamte und die Rathausverwaltung. Wer unter solchen Umständen noch zum Dienst erscheint, ist verdächtig, zu den Schergen des Systems zu gehören.

„Gengas hoam, Majestät, Revolution is!“ – Dieser gutgemeinte Ratschlag an den bayerischen König stammt aus zivilisierteren Zeiten. Volldemokraten werden nicht nach Hause geschickt, sondern zur Verleihung von Dankesorden eingeladen. Die meisten Revolutionäre haben den dezenten Nachteil, daß sie erst einmal lernen müssen, die Versorgung wieder aufzubauen. Wir haben zudem das Glück, Mitglied der EU zu sein, Mitglied der NATO und Besatzungstruppen im Land zu haben. Das sind jede Menge Truppen, die bei einem Bürgerkrieg mitspielen. Damit bekommen wir Aleppo vor der Haustür geboten. Auf diese Weise dauert die Krise viel länger als sie müßte.

Damit wird das Überleben schon schwieriger. Wenn Sie jung, gesund und vernünftig sind, außerdem genügend Vorräte gehortet haben, verziehen Sie sich am besten in den Keller und warten, bis auf den Straßen Ruhe eingekehrt ist. Schwerbehinderte jeden Alters haben schlechte Aussichten, weil ihre Helfer entweder verschwinden oder keine Mittel mehr haben, ihnen zu helfen. Demenzkranke in Pflegeheimen sterben, und in Krankenhäusern müssen die Ärzte entscheiden: Wollen sie Schwerkranken das Leben und das Leiden verlängern oder lieber die zahlreichen Bürgerkriegsopfer versorgen, die weitaus größere Überlebenschancen haben?

Hey, wir reden hier über einen Zusammenbruch! Wir reden über Millionen Tote, die schlicht und einfach deswegen sterben, weil die Zivilisation, die ihnen ein widernatürliches Leben erlaubt hat, zeitweise aussetzt. Verwechseln Sie den Ausdruck „widernatürlich“ nicht mit „lebensunwert“. Vor zweihundert Jahren gab es keine Gerinnungsfaktoren, die einem Bluter eine halbwegs normale Wundheilung erlauben. Die Natur hat ihn auf frühes Sterben „programmiert“, was die moderne Medizin verhindert. Ohne diese Medizin… Der Bluter sollte sehr, sehr gut aufpassen.

Die Natur hat keine Austauschorgane für Menschen vorgesehen, das haben wir mit unserer Technik ermöglicht. Ohne Medikamente fault das Austauschorgan und der Empfänger stirbt. Lactoseintoleranz ist kein Todesurteil, doch wie sieht es mit Glutenunverträglichkeit aus? Wer immer Spezialnahrung benötigt, bekommt ein Überlebensproblem.

Wenn drei Monate die Versorgung zusammenbricht, können wir eine Münze werfen – bei Kopf sterben mehr Menschen an dem Bürgerkrieg, bei Zahl mehr an der ausbleibenden Versorgung. Wir haben „nur“ einen Bürgerkrieg, keine militärische Auseinandersetzung mit hochentwickelten Zerstörungswaffen. Die Infrastruktur fällt „zufällig“ aus, sie wird nicht gezielt und generalstabsmäßig zerstört. Wir erleben Flüchtlingswellen aus Deutschland hinaus, und als Erste werden jene gehen, die noch eine „Zweitheimat“ haben. Solange Hartz IV und andere Zuwendungen in Strömen geflossen sind, war es klug, Anatolien zu verlassen. Wenn hier jedoch gehungert und geschossen wird, sollte jeder, der es kann, schnellstens nach Anatolien zurückkehren. Oder nach Libyen, Ghana, Libanon…

Zehn Millionen Flüchtlinge, zehn Millionen Tote, Brandruinen, Lynchmobs, Zerstörungen allenthalben… Das nennt sich Zusammenbruch! Danach folgt der Wiederaufbau, und der bedeutet harte Arbeit.

Zusammenbruch der Zivilisation Stufe 3: Monate bis Jahre

Wenn Ihnen „Irlmaier“, „Lied der Linde“ oder ganz einfach der Begriff „Schauungen“ etwas sagen, dann wissen Sie, daß ich nicht allzuviel Phantasie aufwenden muß, um die richtig dunklen Töne auf der Weltuntergangsorgel zu spielen. Wir nehmen den schönen Bürgerkrieg der Stufe 2 und lassen die Russen kommen. Auf die warten wir schon seit Jahrzehnten, jetzt endlich haben die alle Einreiseformalitäten abgeschlossen und rollen mit Unmengen Panzern Richtung Rhein.
Unsere ausländischen Mitbürger haben bereits das Weite gefunden, die Gründung Germanistans ist auf unbestimmte Zeit verschoben, aber vielleicht klappt es ja mit der Gesamtdeutschen Sozialistischen Sowjetrepublik. Die Bundeswehr übergibt am besten geordnet ihre Kasernen, anstatt zu versuchen, 15 Kilometer Frontlinie drei Stunden zu halten. Für eine richtig schöne Panzerschlacht fehlen ihr Waffen und Munition. Unsere amerikanischen Freunde sind leider gerade verhindert, zum einen müssen sie unseren israelischen Freunden gegen unsere iranischen Freunde helfen, zum anderen haben die Amerikaner aus lauter Solidarität einen eigenen Bürgerkrieg begonnen.

Bleiben noch unsere französischen Freude. Die tun wirklich was! Sie haben Deutschland schon immer als das Glacis der Force de Frappe angesehen, die bombardieren den russischen Vormarsch auf deutschem Boden mit allem, was sie haben. Unsere russischen Freunde erwidern diese Geschenke natürlich. Die Russen wollen sich den Weg zum Atlantik freischießen, die Franzosen diesen blockieren. Die Russen werden also kaum nach Deutschland, sondern eher nach Frankreich feuern. Dafür beglücken uns die Franzosen.

Den Bürgerkrieg haben wir schon hinter uns, die ersten zehn Millionen Tote haben wir bereits hinter uns. Jetzt sterben wieder zehn Millionen Menschen. Jetzt schmeißt auch noch der liebe Gott mit Steinchen! In den Schauungen heißt es, der Krieg würde natürlich beginnen, aber übernatürlich enden. Für letzteres gibt es drei religiöse und zwei physikalische Kandidaten. Der jüdische Messias, der Mahdi und Jesus Christus sind uns angedroht worden, die jeweils die Feinde der Juden, der Schiiten, der Christen und der sonstigen Muslime auslöschen – Jesus Christus räumt auch für die Moslems auf. Diese drei netten Gottesgeschenke haben genügend Kaninchen in ihren Zylindern, um nur ihre auserwählten Gläubigen überleben zu lassen.

Physikalisch gibt es zwei Kandidaten: den Sonnensturm und den Asteroiden-Impakt. Ein richtig schöner Sonnensturm zerstört unsere Elektronik und unsere Elektrik, versetzt uns also wieder ins Jahr 1800 zurück. Mit den Mitteln dieser Zeit lassen sich weltweit eine Milliarde Menschen ernähren und in Deutschland bestenfalls dreißig Millionen. Nur sind wir nicht auf 1800 eingestellt, denn damals hatten die Bauern Ochsen- bzw. Pferdegespanne und eingearbeitetes Gesinde. Bis da wieder alles funktioniert, dürften wir auf zehn oder gar fünf Millionen abgesunken sein. Es wird dauern, bis wir aus diesem Stand wieder zu einer technischen Zivilisation auf heutigem Stand werden. Wer heute lebt, wird „danach“ allenfalls Dampflokomotiven zu sehen bekommen, aber keine Flugzeuge mehr.

Die Schauungen sprechen von einem Einschlag in der Nordsee, mit einer Flutwelle, die bis auf die Höhe vom Mainz und Frankfurt am Main vordringt. Was nördlich liegt, sollte mindestens 250m über NN haben. Hamburg, Köln, Bremen, Düsseldorf, Hannover, Berlin – wir werden Euch in Erinnerung behalten! Zwanzig Millionen Überlebende? Vielleicht, womöglich weniger. Nach der Katastrophe beginnt das Überleben erst richtig.

Wie lange reichen Ihre Vorräte? Ein Jahr? Drei Jahre? Fünf Jahre? Die Schauungen enthalten übrigens auch bessere Nachrichten, nach relativ kurzer Zeit sollen schon wieder Schiffe aus Südamerika eintreffen, die Lebensmittel ins Land bringen. Zudem soll Deutschland wärmer und fruchtbarer werden. Wir wären damit bei einem Jahr angelangt. Drei Monate für den Bürgerkrieg, der russische Feldzug dauert nicht sehr lange, dann die Weltkatastrophen – und am Ende dieses Jahres soll es besser werden.

Alte, Kranke, Behinderte, Gebrechliche – sie werden ziemlich sicher sterben. Der sozialindustrielle Komplex, der an ihnen prächtig verdient hat, wird sich auflösen. Damit bricht die natürliche Auslese über die Menschen herein. Waffen und Katastrophen besorgen den Rest. Ein paar Leute werden allerdings auch gesund. Wessen Probleme vor Übergewicht und Fehlernährung herrühren, der darf erwarten, daß dies korrigiert wird. Da werden aus drei Zentnern träges Fleisch ein Zentner drahtige Beweglichkeit. Ein Magenband ist allerdings nicht gerade förderlich…

Nach einem Zusammenbruch gehen die Uhren anders, doch verwechseln Sie das nicht mit der Umstellung auf Sommer- oder Winterzeit. Gehen Sie durch die Straßen und immer, wenn Sie eine Gruppe Menschen treffen, wählen Sie in Gedanken einen von fünf aus, der überleben darf. Im potentiellen Überflutungsgebiet empfehle ich eine andere Übung: Betrachten Sie die Häuser. 100 Kilometer von der Nordsee entfernt, steht der Schlamm nach der Überflutung bis zum dritten Stock, 200 km bis zum zweiten und 300 km bis zum ersten. Sie auf der Straße erkennen so, wie viel Schlamm über Ihrem Kopf steht. Überleben werden das nicht sehr viele Menschen.

Das Schwarz ganz unten auf der deutschen Fahne steht für etwa hundert Jahre der Unterdrückung. Das darüber liegende, gleich breite Rot steht für weniger Jahre, jedoch für sehr viel Blut. Weihnachten 2004 gab es eine Flutwelle, die dort, wo sie auftraf, nur wenige Minuten anhielt. Trotzdem sind damals über 300.000 Menschen umgekommen und die Aufräumarbeiten haben Jahre gedauert. Die Flutwelle nach einem Impakt in der Nordsee wäre ungleich größer. Die rote Zeit des Zusammenbruchs wäre ein Jahr des Sterbens und 19 Jahre Wiederaufbau. Die Bedingungen dieses Wiederaufbaus werden jedoch deutlich primitiver sein als heute, Handarbeit statt Maschinen, Stein auf Stein statt angelieferter Betonfertigteile.

Wir zahlen für die goldene Zeit einen hohen, blutigroten Preis. Doch dieser Preis ist es wert, gezahlt zu werden, denn ohne ihn werden wir in der Dunkelheit, in den Sklavenketten verbleiben. Jene Dunkelheit, die uns die BRD-Fahne als das höchste, erstrebenswerteste Ziel vorgaukelt.

Deutschland, Deutschland, über alles, über alles in der Welt! Wenn das für Sie mehr bedeutet als ein bloßes Lippenbekenntnis, dann sind Sie auch bereit, den Zusammenbruch hinzunehmen, als Opfer für eine bessere Welt, die wir aus den Trümmern dieses Zusammenbruchs entstehen lassen!

©Michael Winkler

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