Die nicht mehr nur schleichende Entdollarisierung des Welthandels

Das Ende des US-Dollar

Der Welthandel wendet sich immer stärker vom Dollar ab, wie ich hier anhand von Meldungen der letzten sechs Wochen aufzeigen will.

Quelle: anti-spiegel

Dass die Staaten der Welt sich immer stärker von den westlichen Währungen Dollar und Euro abwenden, ist weitgehend bekannt. Für den US-geführten Westen ist das ein existenzielles Problem, denn die USA können ihre Militärmacht, mit der sie versuchen, die Welt zu beherrschen (der Washingtoner Ausdruck dafür lautet „worldwide dominance“) nur solange finanzieren, wie der weltweite Handel in Dollar abgewickelt wird und daher eine starke Nachfrage nach dem US-Dollar herrscht, die die aus dem Ruder gelaufene Verschuldung der USA möglich macht, ohne dass der Dollar selbst wertlos wird, denn aufgrund ihrer zügellosen Verschuldung sind die USA faktisch pleite und nur die weltweite Nachfrage nach dem Dollar verhindert bisher den Zusammenbruch der US-Währung.

Die USA haben durch ihre Sanktionen jedoch dafür gesorgt, dass immer mehr Länder nach Alternativen für den Dollar als Zahlungsmittel suchen, weil heute jedes Land fürchten muss, selbst von den USA sanktioniert zu werden, wenn es dem politischen Willen der USA nicht folgt. Daher rührt der Wunsch der nicht-westlichen Staaten, sich vom Dollar zu befreien.

Hier werde ich aufzeigen, was sich in dieser Richtung alleine in den letzten sechs Wochen getan hat.

Pakistan bezahlt russisches Öl in Yuan

Am 12. Juni traf die erste Lieferung russischen Öls im pakistanischen Hafen Karatschi ein, die Pakistan in der chinesischen Währung Yuan bezahlt hat. Das stellte einen bedeutenden Wandel in der Politik des südasiatischen Landes dar, da es seine Ölgeschäfte bisher in US-Dollar abgewickelt hatte. Saudi-Arabien und China hatten zuvor vereinbart, ihren Handel in heimischen Währungen abzuwickeln, Brasilien und China ebenso.

Der pakistanische Premierminister Shehbaz Sharif verkündete an dem Tag, dass diese erste Lieferung der Beginn einer „neuen Beziehung zwischen Pakistan und Russland“ sei:

„Heute ist ein Tag der Veränderung. Wir gehen einen Schritt nach dem anderen in Richtung Wohlstand, Wirtschaftswachstum, Energiesicherheit und Bezahlbarkeit. Ich spreche all jenen meine Anerkennung aus, die an diesem nationalen Vorhaben mitgewirkt und dazu beigetragen haben, das Versprechen der russischen Ölimporte in die Tat umzusetzen.“.

Moskau und Peking wickeln ihren Handel zunehmend in Rubel und Yuan ab. Die ASEAN-Staaten setzen auf regionale Währungen und umgehen damit den US-Dollar. Indonesien und Südkorea beschleunigen den Handel mit der Rupie und dem Won. Die Vereinigten Arabischen Emirate und Indien vertiefen den Nicht-Öl-Handel in Rupien. Scharenweise wollen Staaten den BRICS beitreten, was die USA zunehmend in Bedrängnis bringt.

„Der Prozess hat bereits begonnen“

Alexej Moschin, der Vertreter Russlands beim Internationalen Währungsfonds (IWF), erklärte Ende Juni gegenüber der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti, dass immer mehr Staaten bei grenzüberschreitenden Transaktionen auf alternative Währungen, insbesondere auf den chinesischen Yuan, setzen:

„Wir können sehen, dass Iraner, Brasilianer und Saudis bereits zum Handel in Yuan übergehen, nicht nur mit China, sondern auch mit Drittländern.“

Er führte die langjährige Dominanz des US-Dollar in der Weltwirtschaft auf fehlende Alternativen für einen Wettbewerb zurück, da der US-Dollar weltweit den größten Teil der internationalen Abrechnungen und Einlagen ausmacht. Derzeit würden daher US-Beamte in Sorge um das Schicksal der US-Währung bereits Alarm schlagen, weil die US-Währung aufgegeben wird, meint Moschin:

„Es ist klar, dass dies nicht sofort geschehen wird, aber der Prozess hat bereits begonnen.“

BRICS wollen die Verwendung des Dollars reduzieren

Innerhalb der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) sowie anderer internationaler und regionaler Verbände finden Konsultationen über die Reduzierung der Verwendung des US-Dollars statt. Vincent Magwenya, der Sprecher des südafrikanischen Präsidenten, sagte ebenfalls Ende Juni bei einer Pressekonferenz:

„Innerhalb der BRICS-Staaten finden Konsultationen über Finanzfragen statt, einschließlich der Reduzierung der Verwendung des US-Dollars und der Aussicht auf die Schaffung gemeinsamer Währungen“

Magwenya bestätigte, dass die Präsidenten Südafrikas und Brasiliens bei einem Treffen in der Woche zuvor am Rande des Pariser Gipfels über einen neuen globalen Finanzpakt über die gemeinsame Währung gesprochen haben:

„Dieses Thema ist recht komplex. Die Suche nach alternativen Währungen richtet sich nicht gegen den US-Dollar an sich, sondern die Entwicklungsländer suchen nach einer Möglichkeit, ihre schwierige finanzielle Situation zu erleichtern“

Eine endgültige Entscheidung über die Einheitswährung sei noch nicht getroffen worden, und die Beratungen würden fortgesetzt, auch innerhalb der BRICS. Das dürfte eines der wichtigsten Themen beim anstehenden Gipfel der BRICS-Staaten sein, der im August in Südafrika stattfindet.

Argentinien zahlt Schulden beim IWF teilweise in Yuan

Argentinien hat angesichts der Knappheit seiner Währungsreserven Schulden beim Internationalen Währungsfonds in Höhe von 2,7 Milliarden in Yuan und mit Sonderziehungsrechten beglichen, wurde Anfang Juli gemeldet.

Indische Raffinerien bezahlen russisches Öl in Yuan

Indische Raffinerien haben damit begonnen, Ölimporte aus Russland in chinesischen Yuan zu bezahlen, wie Anfang Juli unter Berufung auf Quellen „mit direkter Kenntnis der Angelegenheit“ berichtet wurde. Das ist laut dem Bericht eine Folge der westlichen Sanktionen, die Moskau und seine Kunden dazu zwingen, Alternativen zum Dollar für die Zahlungsabwicklung zu finden. Ein indischer Beamter wurde wie folgt zitiert:

„Einige Raffinerien zahlen in anderen Währungen wie dem Yuan, wenn die Banken nicht bereit sind, den Handel in Dollar abzuwickeln.“

Das bestätigt, dass die USA sich mit ihren Sanktionen inzwischen selbst schaden und den Dollar, der ihre mächtigste „Waffe“ ist, selbst immer mehr schwächen, je mehr sie die „Waffe Dollar“ für ihre Sanktionen instrumentalisieren.

Mögliche BRICS-Währung beunruhigen westliche Experten

Der französischen Zeitung Les Echos schrieb Anfang Juli, dass die Entstehung einer neuen internationalen Währung den Prozess der Entdollarisierung beschleunigen würde. Die Bevölkerung der fünf BRICS-Länder macht mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung aus und auf die BRICS-Länder entfallen fast ein Viertel des weltweiten BIP und 18 Prozent des Welthandels. Das könnte ausreichen für die „monetären Ambitionen, eine multipolare Welt zu schaffen, die nicht von den USA dominiert wird“, meinte die Zeitung.

Auch die Zeitung Fortune berichtete über die währungspolitischen Ambitionen der BRICS und schrieb:

„Im vergangenen Jahr haben Russland, China und Brasilien ihre nationalen Währungen verstärkt eingesetzt. Irak, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate suchen aktiv nach Alternativen zum Dollar. Und die Zentralbanken haben versucht, den Großteil ihrer Devisenreserven von Dollar in Gold umzuschichten.“

Die russische Regierung hat verschiedene Ideen zur Schaffung einer neuen Währung für die BRICS-Länder unterstützt. So könnten die Länder beispielsweise eine neue Währung schaffen, die nicht nur durch Gold, sondern durch einen Korb von Bodenschätzen und reellen Werten wie Land und seltene Erden gedeckt wäre, spekulierte der stellvertretende Vorsitzende der Staatsduma, Alexander Babakow, im März. Er erklärte:

„Weder der Euro noch der Dollar sind durch irgendetwas gedeckt und unsere Länder können tun, was das Bretton-Woods-System zerstört hat.“

Immer mehr Länder holen ihre Goldreserven nach Hause

Immer mehr Länder holen ihre Goldreserven nach Hause, nachdem der Westen Sanktionen gegen Russland verhängt hatte. Das meldete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Daten aus einer Umfrage der US-Investmentgesellschaft Invesco bei Zentralbanken und Staatsfonds. Die Agentur wies darauf hin:

„Das Einfrieren von fast der Hälfte der russischen Reserven, die auf 640 Milliarden US-Dollar geschätzt werden, durch den Westen im vergangenen Jahr nach Ausbruch des russisch-ukrainischen Konflikts war ein Präzedenzfall.“

Über 85 Prozent der 85 Staatsfonds und 57 Zentralbanken, die an der Studie von Invesco Global Sovereign Asset Management teilgenommen haben, glauben, dass die Inflation im kommenden Jahrzehnt höher sein wird als im letzten. Deshalb werden die Goldreserven so wichtig. Die Agentur schrieb:

„Die Umfrage ergab, dass ein ‚erheblicher Anteil‘ der Zentralbanken über den geschaffenen Präzedenzfall besorgt war. Fast 60 Prozent der Befragten gaben an, dass Gold dadurch attraktiver geworden sei, während 68 Prozent der Befragten ihre Reserven im Inland hielten, verglichen mit 50 Prozent im Jahr 2020. Eine Zentralbank, die anonym zitiert wurde, sagte: ‚Wir hatten es (das Gold) in London gelagert … aber jetzt haben wir es zurück ins eigene Land transferiert, um es im sicheren Hafen zu halten und es sicher aufzubewahren.’“

Dabei sei daran erinnert, dass die venezolanischen Goldreserven, die ebenfalls in London gelagert waren, nach Beginn des Guaido-Putschversuches auch eingefroren wurden. Für die Zentralbanken der Welt wird es immer offensichtlicher, dass es unsicher ist, Gold und andere Werte im Westen zu lagern oder zu investieren, was den westlichen Währungen ebenfalls schaden wird.

Indien und Indonesien wollen in Landeswährungen handeln

Am 17. Juli wurde gemeldet, dass Indien nur einen Tag nach der Ankündigung, einen Rahmen zu schaffen, um den bilateralen Handel mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, einem seiner größten Handelspartner, in Rupie und Dirham abzuwickeln und ihre Schnellzahlungssysteme miteinander zu verbinden, auch Indonesien einen ähnlichen Schritt vorgeschlagen hat.

Die Gespräche darüber fanden bei einem Treffen der Finanzminister der beiden Länder am Rande des dritten G20-Treffens der Finanzminister und Zentralbankgouverneure statt. Indien hat in diesem Jahr den Vorsitz der G20 inne.

Die Vereinbarung zwischen Neu-Delhi und Jakarta soll derjenigen mit Abu Dhabi ähneln und könnte dazu führen, dass indische Exporteure ihren Handel in indonesischen Rupien abwickeln. Diejenigen, die Waren aus Indien exportieren, könnten hingegen in indischen Rupien bezahlt werden, berichtete die Times of India unter Berufung auf einen indischen Regierungsbeamten.

Wie lange hält der Dollar noch?

All diese Schritte, zu denen fast wöchentlich immer neue hinzukommen, werden den Dollar nicht morgen von seinem Sockel stoßen. Aber jeder diese Schritte verringert den Einfluss des US-Dollars und damit der USA. Bis der US-Dollar als Weltwährung fällt, dürfte es aber noch einige Jahre dauern.

Der russische Milliardär Oleg Deripaska hat den USA auf Telegram eine „Stunde der Vergeltung für die Sanktionswut“ in den kommenden drei oder dreieinhalb Jahren vorausgesagt. Dazu postete er einen Artikel der Financial Times, in dem von einer massiven Abwanderung von Anlegern aus US-Aktien aufgrund steigender Anleiherenditen infolge der Rekordbeschäftigungszahlen in den USA die Rede ist.

Deripaska sagte bereits im Mai, dass rund 250 US-Banken die Krise nicht überleben würden, „wobei die ersten fünf bereits tot sind“. Seiner Meinung nach habe „das Drama bereits begonnen“ und hänge mit den Staatsanleihen zusammen, deren „Zinssatz in die Höhe geschossen ist“. Als eines der „Vorspiele“ bezeichnete der russische Geschäftsmann auch die „Agonie der Anhebung der Schuldenobergrenze der US-Regierung im Kongress“. Zuvor hatte der Milliardär eine „Welt ohne Hegemon“ in fünf Jahren vorausgesagt. Aufgrund der US-Sanktionen gehe die Vorherrschaft der US-Währung in rasantem Tempo dem Ende entgegen, resümierte Deripaska.

Ob Deripaska recht hat und die Vorherrschaft des Dollar in drei, dreieinhalb oder fünf Jahren endet, werden wir sehen. Sicher ist nur, dass sie enden wird.

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Die nicht mehr nur schleichende Entdollarisierung des Welthandels
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2 Kommentare

  1. Die Finanzierung des Außenhandels in Yuan, Rupien, Rubel ist meiner Meinung nach auf Dauer auch keine Lösung, weil dieses Papiergeld genauso wie der Dollar aus innenpolitischen Gründen entwertet werden kann, um die heimische Wirtschaft anzukurbeln. Auch die Deckung durch Rohöl ist nicht sicher, weil die Begleichung in Rohöl zukünftig ausbleiben könnte. Sofern man keinen Handelskredit annehmen will, also die Zahlung auf die Zukunft zu verschieben gestattet, sind nur Sachwerte, wie Edelmetalle, die sofort ausgehändigt werden können, als Bezahlung geeignet.

    Unsere erbärmliche Vasallenfunktion kommt für mich am besten zum Vorschein darin, daß wir akzeptierten von unserem besten „Verbündeten“ durch die Röhrensprengung wirtschaftlich massiv geschädigt zu werden, der unseren Handel mit Rußland durch einen Terrorakt zu unterbinden suchte. D. h. wir werden durch ein Verbrechen mit den USA zusammengeschmiedet, indem wir von ihrem LNG abhängig werden, wie es in kriminellen Kreisen üblich ist. Eine unrühmliche erbärmliche Vasallenfunktion spielt auch die Deutsche Bundesbank, weil sie unser Gold aus New York partout nicht zurückholt, weil sie unsere mangelnde Unabhängigkeit, d. h. die Abhängigkeit von den USA, weiter zementieren will.

    https://www.zvab.com/servlet/SearchResults?sts=t&cm_sp=SearchF-_-home-_-Results&tn=Holt%20unser%20Gold%20heim

    Wir sind in einer fatalen Lage, weil wir eine Regierung haben, die uns im Interesse externer Kräfte abzockt, was uns keinerlei zukünftige Sicherheit gibt, vor allen Dingen wenn der Hegemon selbst am Wanken ist und alle Ressoucen in die Schlacht werfen muß, um sich selbst zu retten!

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