Iran und Israel

Thierry Meyssan (voltairenet)

Wir begehen einen schweren Fehler, wenn wir glauben, dass der gesamte Iran gegen die israelische Kolonisierung Palästinas ist. Eine Gruppe von Iranern, obwohl natürlich eine Minderheit, hofft immer noch den Handel mit dem Westen wiederbeleben zu können, und sei es auf Kosten eines Abkommens mit dem völkermörderischen Regime von Benjamin Netanjahu.

Der amerikafreundliche Präsident Hashemi Rafsandschani ist durch den Waffenschmuggel mit Elliott Abrams zum reichsten Mann seines Landes geworden. Anschließend entsandte er iranische Soldaten, um unter dem Kommando der NATO in Bosnien und Herzegowina zu kämpfen. Schließlich beteiligte er sich an der Farbrevolution, die versuchte, seinen Nachfolger, Präsident Mahmud Ahmadinedschad, zu stürzen.

Die meisten von uns glauben, dass die Islamische Republik Iran in erster Linie gegen Israel gerichtet ist. Das bedeutet, die Lehre von Imam Khomeini nicht zu verstehen und die vielen Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu ignorieren.

Ruhollah Chomeini war ein Antiimperialist in einem Land, das zuerst unter dem Vereinigten Königreich und dann unter den Vereinigten Staaten gelitten hat.
Im Westen ist das unbekannt, aber während des Ersten Weltkriegs erlitt der Iran eine schreckliche Hungersnot, die ein Drittel, wenn nicht die Hälfte seiner Bevölkerung dezimierte, was den Iran zu einem der Hauptopfer dieses Konflikts machte [1]. Diese Katastrophe ist im Westen kaum erforscht worden und wird in den Werken über den Ersten Weltkrieg im Allgemeinen nicht erwähnt. Auf jeden Fall sind die Iraner davon überzeugt, dass dieser Völkermord durch die Beschlagnahmung von Getreide verursacht wurde, um die britische Armee, zuerst im Krieg gegen die Osmanen und später gegen die junge Rote Armee, im Iran zu ernähren.
Im Jahr 1953, schloss sich das Vereinigte Königreich mit den Vereinigten Staaten zusammen, um den iranischen Premierminister Mohammad Mossadegh, der das Öl auf Kosten der Anglo-Persian Oil Company verstaatlicht hatte, zu stürzen und dann den Nazi Fazlollah Zahedi als seinen Nachfolger einzusetzen [2].
Letzterer richtete daraufhin mit Hilfe einer Gruppe revisionistischer Zionisten, die von Yitzhak Shamir, der damals einen Zweig des israelischen Mossad leitete, eine sadistische politische Polizei ein, die SAVAK [3].

Die politische Polizei des Schah von Persien, die SAVAK, wurde von Teymour Bakhtiar angeführt, aber ihre Offiziere waren ehemalige Mitglieder der deutschen Gestapo und israelische revisionistische Zionisten.

Deshalb richten sich die Schriften von Ayatollah Chomeini immer in erster Linie gegen die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich („den großen und den kleinen Satan“), wobei Israel nur als Ausdruck der Angelsachsen und nicht als eigenständige Macht dargestellt wird.

Die engen Beziehungen des Persischen Reiches zu Israel haben jedoch nie aufgehört. Auch heute noch wird die Ölpipeline Eilat-Aschkelon, die 1968 mit dem Schah gebaut wurde, von einem Unternehmen betrieben, das zur Hälfte Israel und zur Hälfte dem Iran gehört. Jede öffentliche Bemerkung über die Eigentümer dieser Pipeline wird in Israel mit 15 Jahren Gefängnis bestraft [4].

Nachdem wir diese Punkte geklärt haben, lohnt es sich, an die Bedeutung der Iran-Contra-Affäre in der Geschichte der Islamischen Republik zu erinnern.

Konzipiert wurde diese Operation des US-Geheimdienstes durch den ehemaligen SS-Obersturmführer Klaus Barbie, der die Diktatur von Hugo Banzer in Bolivien und das Medellín-Kartell organisiert hatte. Es ging darum, die pro-amerikanischen Söldner im Kampf gegen die Revolution der sich auf Augusto Sandino berufenden „Sandinisten“ mit Waffen zu versorgen. Barbie wurde jedoch verhaftet und nach Frankreich ausgeliefert. Colonel Oliver North, der ein geheimes Team von Attentätern innerhalb des Nationalen Sicherheitsrats leitete, übernahm den Fall. Er entwarf eine viel komplexere Operation: die Befreiung von US-Zivilisten, die während des libanesischen Bürgerkriegs als Geiseln genommen worden waren, im Austausch für Waffen an die Islamische Republik Iran, damit sie sich während des vom Irak aufgezwungenen Krieges verteidigt und Präsident Saddam Hussein stürzt. Diese Waffen sollen von Israel aus dem Kontingent der von den Vereinigten Staaten gelieferten Waffen abgezweigt und in den Iran gebracht worden sein. Aber ein Teil davon habe die nicaraguanischen Contras erreicht. Dieses Projekt gewann die Unterstützung des stellvertretenden Außenministers, des revisionistischen Zionisten Elliott Abrams.

Deshalb wurde ein Kontakt zu einem iranischen Abgeordneten, Hassan Rohani, aufgenommen, den die US-Dienste aus der Zeit des Schahs kannten. Er stellte die US-Vertreter dem Präsidenten des Majlis (Parlaments), Hashemi Rafsandschani, vor. Die Operation war so wichtig, dass die Provisionen, die an ihn gezahlt wurden, es ihm ermöglichten, der reichste Mann seines Landes zu werden.

Trotz aller offiziellen Ermittlungen, die zu dieser dunklen Affäre durchgeführt wurden, bleiben die wichtigsten Dinge geheim. Auf jeden Fall ist klar, dass Hassan Rohani (der von 2013 bis 2021 Präsident war) und Hashemi Rafsandschani (der von 1989 bis 1997 Präsident war) Mitarbeiter des Teams von Oliver North und Elliott Abrams waren.

In den Jahren 2006 und 2007 leitete Elliott Abrams – schon wieder er – gemeinsam mit Liz Cheney (Tochter von Vizepräsident Dick Cheney) die Syria Policy and Operations Group; eine bereichsübergreifende Institution der Bush-Jr.-Regierung mit einem streng geheimen Budget. Sie beaufsichtigte die Hilfe für die iranische Opposition und für alle, die gegen das „Mullah-Regime“ kämpften, wo immer sie sich befanden.

Der revisionistische Zionist Elliott Abrams hat nicht nur Terror in Lateinamerika verübt, er hat auch die iranische Politik beeinflusst, die jetzige Koalition von Benjamin Netanjahu an die Macht gebracht und den jetzigen französischen Europaminister Benjamin Haddad jahrelang beschäftigt.

Oliver North ist nicht mehr aktiv, aber Elliott Abrams organisierte Benjamin Netanjahus letzten Wahlkampf, sein Bündnis mit den Kahane-Anhängern (Itamar Ben-Gvirs Jüdische Kraft und Bezalel Smotrichs Jüdisches Heim), um die Strömung der revisionistischen Zionisten (des Faschisten Zeev Jabotinsky [5]) und seine Transformation der Verfassungsgesetze (was die Opposition und viele Kommentatoren als „Staatsstreich“ bezeichnet haben) zu reformieren.

Die Iraner wollen ihre Rivalen nicht vernichten. Sie haben sich daher daran gewöhnt, wenn zwei Gruppen in Konflikt geraten, eine Kommission zu bilden, die sie versöhnen soll. Da ihr das in der Regel nicht gelingt und sie stattdessen mit einer anderen Institution in Konflikt gerät, schaffen sie eine vierte Institution und so weiter. Am Ende erhalten sie ein sehr komplexes Organigramm, in dem für die kleinste Entscheidung ein Dutzend Unterschriften erforderlich sind, die niemand jemals zusammentragen kann. Das System blockiert sich somit selbst.

In den Jahren 1993 und 1994 entsandten die Revolutionsgarden Soldaten, um an der Seite der NATO in Bosnien und Herzegowina zu kämpfen. Sie kamen Präsident Alija Izetbegović zu Hilfe. Zu dieser Zeit gab es keine Opposition zwischen der Islamischen Republik von Präsident Hashemi Rafsandschani und den Angelsachsen. Saudi-Arabien und Osama Bin Laden‘s Arabische Liga nahmen an dieser gemeinsamen Operation teil.

Im Jahr 2005 wurde gegen den neuen iranischen Präsidenten, den Antiimperialisten Mahmud Ahmadinedschad, eine groß angelegte Pressekampagne gestartet. Die Nachrichtenagentur Reuters fabrizierte anlässlich der Übersetzung eine Aussage von Präsident Mahmud Ahmadinedschad, um den Anschein zu erwecken, als wolle er Israel von der Landkarte tilgen. Dieses falsche Zitat provozierte eine Verurteilung durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, bevor der Schwindel erkannt wurde, und Reuters ein Dementi abgab [6]. Präsident Ahmadinedschad hatte einfach gesagt, dass der Staat Israel, wie die Sowjetunion, von der Zeit mitgerissen werden würde, und nicht, dass seine Bevölkerung ins Meer geworfen werden sollte. Egal: Das falsche Zitat steht mittlerweile in vielen Büchern als etablierte Tatsache.
Zu dieser Zeit begannen die Angelsachsen auch eine Kampagne, um die Menschen glauben zu machen, der Iran wolle sich Atomwaffen beschaffen, um Israel zu vernichten. Sie hofften, einen Angriff des Iran nach denen in Afghanistan und im Irak rechtfertigen zu können [7]. Es war jedoch der Schah, der sich mit einer Atombombe ausrüsten wollte; ein Projekt, das 1988 von Imam Ruhollah Chomeini feierlich aufgegeben und seitdem nicht mehr wiederbelebt wurde.

Im Jahr 2009 versuchten die Vereinigten Staaten während der Wiederwahl des nationalistischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad eine Farbrevolution zu lancieren. Washington stützte sich damals eindeutig auf den ehemaligen Präsidenten Hashemi Rafsandschani. Im Jahr 2013 gelang es ihnen schließlich, mit den Gesandten des Obersten Führers, Ayatollah Ali Khamenei, über den Ausschluss von Ahmadinedschads Gruppe von den Präsidentschaftswahlen und die Ernennung von Hassan Rohani zu verhandeln.

Im Jahr 2011 wurde ein iranischer, für die Bekämpfung der Mossad-Infiltration zuständiger Spionageabwehrbeamte ernannt, der… ein israelischer Agent war. Er blieb bis 2021 im Amt und lebt nun in Israel. Er hatte sich mit einem Team von etwa zwanzig Personen umgeben, die mit ihm nach Israel geflohen waren. Sie sind diejenigen, die die Ermordung von Atomwissenschaftlern und den Diebstahl der dann von Benjamin Netanjahu ausgestellten Archive organisiert haben.

Die Familie des neuen iranischen Außenministers Abbas Araghchi wartet sehnsüchtig darauf, dass Teheran ein Abkommen mit den USA schließt und das Handelsembargo aufhebt. Sie besitzt die größte internationale Vertriebsgesellschaft für iranische Teppiche.

Unter diesen Bedingungen sollte es nicht überraschen, dass eine iranische Quelle Israel über die Orte und Zeiten informierte, an denen es die Führer der Hisbollah einen nach dem anderen ermorden konnte. Zumal der Oberste Führer derzeit mit der Biden-Regierung verhandelt, um vor dem 5. November, dem Datum der US-Präsidentschaftswahlen, eine Einigung zu erzielen. Das heißt, die Pro-US-Kräfte sind heute in Teheran mächtiger denn je.

Das Hauptproblem des Iran ist nicht der Gegensatz zwischen Konservativen und Erneuerern, wie es die westliche Presse behauptet (der Konservative Mahmoud Ahmadinejad war für die Freiheit, Schleier und Bart zu tragen, während der Renovierer Mir Hossein Musawi gegen die Freiheit der Homosexuellen war), sondern in der Lähmung der Institutionen. Es gibt sicherlich eine antijüdische Strömung im Iran, wie es eine Nazi-Partei gab, aber die jüdische Gemeinschaft ist im Majlis (Parlament) vertreten. Das politische Leben im Iran lässt sich soziologisch erklären: Die Bourgeoisie von Teheran und Isfahan [der Bazar] bezieht ihren Reichtum aus dem internationalen Handel und strebt daher die Abschaffung der Handelsbeschränkungen an, während sich die einfache Bevölkerung auf dem Land an die Hungersnot erinnert, die ihre Familien unter dem unbeugsamen Blick der Angelsachsen dezimierte.

Was Sie sich merken müssen:
• Eine kleine iranische Minderheit sympathisiert mit dem Westen und Israel. Präsident Rafsandschani hatte Soldaten unter NATO-Kommando nach Bosnien und Herzegowina geschickt, um dort zu kämpfen.
• Es ist nicht unmöglich, einen antiisraelischen Diskurs zu führen, während mit Tel Aviv Geschäfte gemacht werden. Auch heute noch betreiben beide Staaten eine gemeinsame Ölpipeline, die für die israelische Wirtschaft unerlässlich ist.
• Pro-israelische Iraner haben wichtige Positionen in der Islamischen Republik inne. Es ist nicht verwunderlich, dass es iranische Beamte waren, die Hassan Nasrallah verraten haben.

Übersetzung
Horst Frohlich
Korrekturlesen : Werner Leuthäusser
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Iran und Israel
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1 Kommentar

  1. Interessant! Auch im Iran soll es eine Menge Judas Ischariot geben, nicht nur bei uns, die den Zionisten die Aufenthaltsorte aller Hisbollah-Führer verraten haben. Dazu paßt, daß die Russen berichten, daß der Chef der iranischen Eliteeinheit Quds, General Qaani, nicht mehr auftaucht.

    https://de.rt.com/der-nahe-osten/221090-liveticker-nahost-ermordeter-nasrallah-beisetzung/

    „Liveticker Nahost – Chef der iranischen Eliteeinheit Quds abgetaucht: Wird er verhört?

    Esmail Qaani, der Anführer der Eliteeinheit Quds Force der iranischen Revolutionsgarde, sei am Leben und unverletzt, werde aber bewacht und befragt, da Iran größere Sicherheitsverstöße untersucht, wie mehrere Quellen dem Middle East Eye (MEE) mitteilten.“

    Dazu Thierry Meyssan: Was er schreibt, kann sein, aber auch nicht!

    „Im Jahr 2011 wurde ein iranischer, für die Bekämpfung der Mossad-Infiltration zuständiger Spionageabwehrbeamte ernannt, der… ein israelischer Agent war. Er blieb bis 2021 im Amt und lebt nun in Israel. Er hatte sich mit einem Team von etwa zwanzig Personen umgeben, die mit ihm nach Israel geflohen waren. Sie sind diejenigen, die die Ermordung von Atomwissenschaftlern und den Diebstahl der dann von Benjamin Netanjahu ausgestellten Archive organisiert haben.

    [Anm.: Damit dürften die Zionisten zu geradezu atemberaubend wichtige Infos über die Schaltstellen der Macht im Iran erhalten haben!]

    Unter diesen Bedingungen sollte es nicht überraschen, dass eine iranische Quelle Israel über die Orte und Zeiten informierte, an denen es die Führer der Hisbollah einen nach dem anderen ermorden konnte.

    Was Sie sich merken müssen:
    • Eine kleine iranische Minderheit sympathisiert mit dem Westen und Israel. Präsident Rafsandschani hatte Soldaten unter NATO-Kommando nach Bosnien und Herzegowina geschickt, um dort zu kämpfen.
    • Es ist nicht unmöglich, einen antiisraelischen Diskurs zu führen, während mit Tel Aviv Geschäfte gemacht werden. Auch heute noch betreiben beide Staaten eine gemeinsame Ölpipeline, die für die israelische Wirtschaft unerlässlich ist.
    • Pro-israelische Iraner haben wichtige Positionen in der Islamischen Republik inne. Es ist nicht verwunderlich, dass es iranische Beamte waren, die Hassan Nasrallah verraten haben.“

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