Wie ein Kanzlerkandidat die Welt sieht

Tageskommentar 15. 01. 2013: Dr. Norbert Leineweber,
Wie ein Kanzlerkandidat die Welt sieht. Kein Wort von Rezession. Wir kommentieren einen Artikel Steinbrücks aus der WELT
Und verweisen darauf wie Robert D. Kaplan die Welt sieht (vgl. gestern).

Für November ist in Euroland ein Rückgang der Industrieproduktion von 3,7% zum Vorjahr zu verzeichnen. Das ist desaströs, weil dann über 4% Arbeitsplätze abgebaut werden. Mit dem Euro wird sich die Lage nicht bessern und in 2013 wird es ein weiteres Rezessionsjahr geben. Nach diesen Daten müsste eigentlich jeder kapieren, dass das mit der Finanzkrise der Lehman-Pleite nichts mehr zu tun haben kann. Diese Krise ist hausgemacht, weil die nicht mehr wettbewerbsfähigen Länder mit dem überbewerteten Euro nicht zurecht kommen und Europa noch immer konsumptive Staatsdefizite fährt. Das zerstört das Vertrauen in den Strukturwandel.

Und es ist auch so, dass das BVerfG vor einem halben Jahr eine Haftungsunion bis 180 Mrd.abgesegnet hat. Wenn Steinbrück also als seine allerneueste Erkenntnis feststellt, dass Deutschland längst in einer Haftungsunion steckt ist das wahrlich nichts neues. Für Steinbrück aber schon, sonst würde er sagen, seit wann das erkennbar ist. Wir sagen längst vor dem EFSF.

Allerdings müsste sich Steinbrück eigentlich Gedanken machen, wie man aus dem Schuldenzirkus aussteigt, die Haftung begrenzt und es verhindert in einem Fass ohne Boden zu verschwinden. Am Besten sollte sich Steinbrück mit einem Euro-Ausstiegsszenario beschäftigen. Das kann er aber nicht, weil er ein volkswirtschaftliches Studium just abgeschlossen hat, als es noch keine Haftungsunion gab. Seinerzeit wurde allenfalls das Haftpulver von Kukident beworben. Insofern muss Steinbrück einen klaren Eindruck von Haftung haben. Ein Gebiss haftet mit Kukident, Steinbrück haftet mit Union.

Mit Sprüchen wie: „Wirtschaftspolitik ist immer auch Gesellschaftspolitik“ wäre Steinbrück in der Diplomprüfung bereits durchgefallen. Der Professsor würde dann Sagen: Nun erklären Sie mir `mal die Gesellschaftspolitik:
Steinbrück. „Die Gesellschaft besteht aus Individuen, deren Steuern man erhöht, aus Steuerhinterziehern und Gott sei Dank begnadeten Umverteilern…. “ Steinbrück redet dann 15 Minuten am Stück, vor allem über die Sparkassen und Kanzlerbezüge und bekommt ein „mit Pauken und Trompeten durchgefallen.“

So kann Steinbrück auch gedankenfrei von den 20 Mio. Arbeitslosen (vgl. Ernst & Young) reden ohne einen Zusammenhang zum Euro herzustellen. Er redet von einer verloren gegangenen Generation, die in völliger Unkenntnis aber auf den falschen Wechselkurs zurück zu führen ist.
Und Steinbrück stellt zwar fest: „Die Strategie, mit viel Geld Zeit zu kaufen, hat nur unzureichend funktioniert.“ Er vergisst aber, dass es sich um eine strukturelle Krise handelt, die uns der Euro eingebrockt hat. Da kann man so viel Zeit kaufen wie man will, es ist kontraproduktiv.
Tja, so ist das eben, wenn man die Ursache nicht dort sucht wo sie ist, sondern Banken-bashing betreibt und damit Kanzlerkandidat der SPD wird. Und um noch mehr vom Thema abzulenken will Steinbrück jetzt einen Steuerhinterzieherwahlkampf machen. „Hinterziehst du die Million, blecht Deutschland die Billion. Hinterziehst du nix, blecht auch Deutschland nix.“ Ein tolles Konzept. Das ist Augenwischerei auf den Punkt gebracht.
Nun wir haben ja extra einen Kaplan von Stratfor bemüht. Vergleicht man dessen Interview mit dem Betrag von Steinbrück, muss man sich echt fragen wie inkompetent Steinbrück ist. Kaplan wurde unter die weltweit 100 besten Analytiker gewählt. Steinbrück käme wo hin?

Dass Steinbrück nicht einmal von Wachstums- und Konjunkturtheorie gehört hat, gibt er geradezu unvberblümt und vortrefflich zum Besten: Es hätte keine Indikatoren gegeben, um die Disparitäten zwischen den Eurostaaten zu erkennen und auch keine Instrumente das Auseinanderdriften der Wettbewerbsfähigkeit zu erkennen.

Wir sagen: Eine VWL- Diplomprüfungsfrage vor 8 Jahren hätte lauten können: „Erklären Sie die Disparitäten in den Eurostaaten und die Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit im Euroraum mit den entsprechenden Indikatoren und Instrumentarien. Stellen Sie einen Bezug zum Euro her.“
Steinbrücks Klausur: „Fangfrage, es gibt weder Indikatoren noch Instrumentarien. Instrumente gibt es nur in der Musik. Und Indikatoren gibt es nur beim Schwangerschaftstest in Verbindung mit einer Körperflüssigkeit.“
Und klar wäre unser Erklär-Peer davon ausgegangen Note eins Plus zu bekommen (15 Punkte), weil er als einziger die Fangfrage erkannt hat. Pech ist allerdings, dass es die Indikatoren und /Mess-)Instrumente gibt.

„Die dritte und lange unterschätzte Ursache der Krise waren und sind labile Banken und ein insgesamt unkonsolidierter europäischer Bankensektor.“
Nö, es ist eine Staatsschuldenkrise, die dazu geführt hat, dass die Banken auf faulen Schulden sitzen. Ohne die horrende Staatsverschuldung keine Krise. Es ist ganz klar, dass erst die Überkonsumption in Form einer Umverteilungspolitik auf Pump im Schuldenstaat kam, und dann die Krise.
Wir verweisen nochmals auf den Tageskommentar von gestern. Und soweit Banken labil sind, fällt auch eine Hilfe von 150 Mrd. für Spanien und Irland überhaupt nicht ins Gewicht. Diese Bedrohung ist geradezu lachhaft, wenn man sie ins Verhältnis der faulen Staatsschulden von 9 Billionen sieht.
Achtung: Nach unserem Finanz-Peer sind 150 Mrd. wohl mindestens genauso schlimm wie 9 Billionen. Jetzt müsste Steinbrück nur noch das Prozentrechen beherrschen: 150 Mrd. / 9 Billionen x 100 (%). Dann hätte er seinen Bankenkrisen-Indikator gehabt. Alles was nicht Immobilkienkrise ist, geht vollumfänglich auf die Kappe der Umverteiler der letzten Dekaden.

Quellen:

Industrieproduktion der Euro-Zone auf dem Tiefpunkt.(Handelsblatt)

Steinbrück droht Banken mit Lizenzentzug (FAZ)

Deutschland steckt längst in der Haftungsunion (Welt)

Quelle: fortunanetz

 

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