Schlechtes Geld, gutes Gold und viel Geduld

von Manfred Gburek, 16. November 2012

 In diesen Tagen hagelt es derart viele schlechte Nachrichten, dass die guten darüber in Vergessenheit geraten. Man denke nur an die folgenden: Eskalation im Nahost-Konflikt, Beginn der Rezession jetzt auch in Deutschland, nicht enden wollendes Geschacher um Griechenland, Spanien, Portugal usw., verbunden mit immer mehr Straßenschlachten, Dax unter 7000 Punkten, Dow Jones auf dem Weg nach unten in Richtung 12.000, Streit zwischen Demokraten und Republikanern in den USA um die viel zu hohe Staatsverschuldung, Stichwort fiskalische Klippe, wachsender Refinanzierungsbedarf vieler – auch deutscher – Konzerne, Lebensversicherungen und Versorgungswerke in Schieflage und nicht zuletzt laut World Gold Council sinkende Goldnachfrage im dritten Quartal weltweit um 11 Prozent, verglichen mit dem dritten Quartal 2011. Da hilft nur eine klare Analyse, aus der sich sogar die eine oder andere Prognose ableiten lässt, hier im Schnelldurchgang:

Konflikte wie jetzt wieder einmal im Nahen Osten wirken sich nach den bisherigen Erfahrungen aus deutscher Sicht nicht nachhaltig auf die Geldanlage aus. Die Rezession in Deutschland muss man zusammen mit den Problemen der südeuropäischen Euroländer sehen, wo es bereits mehr als nur rezessiv zugeht. Wer genug Cash auf dem Tagesgeldkonto vorhält, wie hier immer wieder empfohlen, kann sich später über niedrigere Einstiegskurse bei deutschen, anderen europäischen, amerikanischen und zum Teil auch asiatischen Aktien freuen. Vorerst gilt jedoch getreu dem Spruch „Greife nie in ein fallendes Messer“: Keine solchen Aktien kaufen, aber ihre Kursverläufe möglichst laufend beobachten.

Die US-Staatsverschuldung ist so hoch, dass sie gar nicht mehr abgebaut werden kann. Folglich werden sich Demokraten und Republikaner zu einem Kompromiss zusammenraufen, und am Jahresende werden beide behaupten, entscheidend zur Problemlösung beigetragen zu haben. Der hohe Refinanzierungsbedarf der Privatwirtschaft ist da schon ein ganz anderes Kaliber, weil hier Banken ins Spiel kommen, die mangels ausreichendem Eigenkapital nicht in jedem Fall Interesse an der Bedarfsdeckung haben. Daraus wird sich ein Rezessionstreiber entwickeln, der die Aktienkurse zusätzlich drücken dürfte.

Immer mehr Lebensversicherer und zunehmend auch Versorgungswerke können die Renditeversprechen gegenüber ihren Kunden nicht mehr halten. Besonders die schlechten unter ihnen schieben die Schuld einseitig auf die sehr tiefen Zinsen. Doch das ist erst ein Drittel der Wahrheit. In Wirklichkeit fehlt ihnen auch die Phantasie, über den Tellerrand niedrig verzinslicher Anleihen hinauszublicken, die einen wachsenden Teil ihrer Anlagen ausmachen. Obendrein reicht ihr Eigenkapital nicht aus, um in größerem Umfang höher rentierliche Anlagen zu ermöglichen, die mehr Kapitaldeckung erfordern als Anleihen, etwa Immobilien oder Aktien. Fazit aus all dem: Rechnen Sie mit hohen Abschlägen auf die ursprünglichen Versprechen der Lebensversicherer und Versorgungswerke und sorgen Sie zusätzlich individuell vor – womit ich auf keinen Fall die Riester-Rente meine, sondern später nach stärkeren Kursverlusten Aktien (ich komme in den nächsten Monaten immer wieder mal darauf zurück), außerdem natürlich Gold und Silber.

Womöglich fragen Sie sich jetzt wegen der im Jahresvergleich um 11 Prozent gesunkenen weltweiten Goldnachfrage und wegen des zwischenzeitlichen Preisrückgangs der beiden Edelmetalle am Freitag, ob deren beste Zeit nicht schon abgelaufen ist. Dem kann man bekanntermaßen eine ganze Reihe von Argumente entgegensetzen. Die meisten habe ich im Lauf der vergangenen Jahre hier genannt. Zwei von ihnen möchte ich aus aktuellem Anlass noch einmal hervorheben: 1. Gold schlägt Geld. 2. Die enorm steigenden Produktions- und Erschließungskosten der Minen werden das Goldangebot in den kommenden Jahren sinken lassen. Mit dem zweiten Argument relativiert sich denn auch gleich der erwähnte Rückgang der Goldnachfrage.

Warum Gold Geld schlägt, ergibt sich zunächst aus einer simplen Statistik, in diesem Fall berechnet vom Goldhändler Degussa: Seit dem Jahr 2000 ist die Kaufkraft von einem Euro, bezogen auf die Verbraucherpreise, auf nur noch 75 Cent gesunken. Viel schwerer wiegt indes der Euro-Kaufkraftschwund im selben Zeitraum in Bezug auf den Goldpreis; demzufolge ist die Euro-Kaufkraft heute nur noch 18 Cent wert. Diese Betrachtungsweise ist zwar nicht neu, weil in den vergangen Jahrhunderten jede sogenannte Papierwährung irgendwann auf ihren wahren Wert zusammengeschrumpft ist, nämlich Null. Aber man muss sie sich heute in Anbetracht der riesigen Schuldenberge – egal, in welcher Währung – immer wieder vergegenwärtigen, um den Wert des Goldes ständig aufs Neue schätzen zu lernen. Falls Ihnen diese Betrachtungsweise immer noch fremd vorkommt, schlage ich Ihnen vor: Halten Sie ein Chart mit der mehrjährigen Entwicklung des Goldpreises in Euro oder in irgendeiner anderen Währung vom Schweizer Franken bis zum US-Dollar vor einen Spiegel, und die dann stark abwärts gerichtete Kurve des Währungsverfalls wird Ihnen voll bewusst.

Was nun die steigenden Produktions- und Erschließungskosten der Minen sowie ihre Auswirkung auf das Goldangebot betrifft, greife ich hier ein Argument des erfolgreichen Managers einiger Earth-Fonds, Joachim Berlenbach, von der vergangenen Edelmetall- und Rohstoffmesse auf: Er erwartet, dass diese Kosten zusammengenommen im Weltdurchschnitt schon bald bei 2000 Dollar je Unze liegen werden, also um einiges unter dem aktuellen Goldpreis. Die immer aufwendiger und damit teurer werdende Erschließung neuer Goldvorkommen dürfte mit immer geringeren Erzgehalten konform gehen. Daraus folgt zum einen, dass weniger Gold gefördert wird, und zum anderen, dass Produzenten mit hohen Kosten entweder solche mit niedrigen Kosten schlucken oder sich aus diesem Geschäft verabschieden.

Das alles sind natürlich Perspektiven über den Tag hinaus. Aber nicht in Richtung 2020 oder später, sondern für die Jahre ab 2013. Wobei nochmals betont sei, dass Silber sich vom Trend her ähnlich wie Gold entwickeln wird, nur kräftiger und mit stärkeren Ausschlägen. Welche Gold- und Silberaktien von der kommenden Entwicklung profitieren werden und welche nicht, erfahren Sie am besten, indem Sie die Aktienkurse mit der Preisen beider Edelmetalle über mehrere Monate vergleichen. Die im Vergleich zu den Preisen relativ starken Aktien werden dann mit größter Wahrscheinlichkeit zu den nächsten Favoriten gehören. Für das ganze Beobachten und Vergleichen müssen Sie fleißig sein und viel Geduld mitbringen. Es wird sich lohnen.

Quelle: gburek

 

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