Von Manfred Gburek, 8. April 2011
Mit Edelmetallen und Aktien gegen die Inflation
Ein wenig irritiert habe ich die Handelsblatt-Schlagzeile vom Freitag zur Kenntnis genommen: „Der Kampf gegen die Inflation beginnt“. Mit einem Anstieg des europäischen Leitzinses von 1 auf 1,25 Prozent? Kann der Kampf so gewonnen werden? Das ist, als würde man mit der Schrotflinte auf eine ganze Elefantenherde schießen. Herde deshalb, weil man sich die Inflation mit etwas Phantasie als Herde vorstellen kann, und zwar als eine vielbeinige, die massiv in Bewegung geraten ist: Die Preise von Gold, Silber, Platin, Palladium, Kupfer, Nickel, Zink, Blei usw. sind nicht mehr zu halten, der Preis von Mais hat sich innerhalb Jahresfrist verdoppelt, der Baumwollpreis sogar verdreifacht.
Das heißt, wir haben es mit einer Edelmetall- und Rohstoffinflation zu tun, die sich vom Mythos Gold bis zu den Vorprodukten von Lebensmitteln und Kleidungsstücken erstreckt. Dagegen wirkt die aktuelle offizielle Inflationsrate des Euro-Raums in Höhe von 1,6 Prozent geradezu lächerlich, und auch die für das ganze Jahr 2011 prognostizierte von 2,6 Prozent wird der eigentlichen Inflation nicht gerecht.
Ist es da verwunderlich, dass der Gold- und der Silberpreis – in Dollar – von Rekord zu Rekord eilen? Ist es nicht, zumal die Edelmetallbullen auch die folgende Überlegung anstellen: Erhöht Europa den Leitzins, schadet das dem Dollar, solange der US-Leitzins unten bleibt. Würde der erhöht, träfe das die Wirtschaft drüben. Bliebe er dagegen auf dem jetzigen Niveau nahe Null, bestünde die Gefahr, dass die Inflation in den USA um sich greift. So weit ein wenig Theorie.
In der Praxis haben wir es allerdings auch noch mit einem anderen Phänomen der Inflation zu tun: Inflationserwartungen. Die spiegeln sich ganz besonders im Goldpreis wider. Dass der seinen neuen Rekordsprung nach oben auf Dollar-Basis ausgerechnet im Zuge der europäischen Leitzinserhöhung vollzogen hat, kann ja niemanden mehr wundern. Denn die Marktteilnehmer erwarten, dass die Europäische Zentralbank weitere Erhöhungen folgen lassen wird, allein schon um der Schuldenorgie im Euro-Raum Einhalt zu gebieten. Indes, sobald diese sich als nicht mehr beherrschbar erweist und sobald die US-Notenbank Fed dem Beispiel der EZB folgt, könnten die Markterwartungen umkippen. Die Folge wäre ein schwacher Euro, aus der Sicht europäischer Goldinvestoren nicht das Schlechteste. Weitere Überlegungen dazu finden Sie übrigens in meinem letzten „Geld-Geklimper“ unter www.wiwo.de.
Die Aussichten für den Gold- und den Silberpreis bleiben zwar weiterhin positiv, aber vorsichtshalber sollten Sie mit stärkeren Preisschwankungen rechnen, sobald die Kurven allzu steil nach oben gehen. Und wer jetzt feststellt, dass der Edelmetallanteil am eigenen Gesamtvermögen durch die Aufwärtsbewegung der Preise auf weit mehr als die Hälfte gestiegen ist, kann schon mal darüber nachdenken, welche Anlagealternativen infrage kommen, etwa wenn zusätzliches Geld aus dem laufenden Einkommen oder aus sonstigen Quellen zur Verfügung steht.
Hierzu bieten sich seit geraumer Zeit Immobilien an. Doch um Sie nicht auf die falsche Fährte zu führen: Ich meine keine 08/15-Immobilien, deren schön gerechnete Renditen gerade mal 5 Prozent erreichen und deren Bewirtschaftung Ihnen an den Nerven zehrt, ich meine auch keine offenen oder geschlossenen Immobilienfonds, sondern Immobilienaktien. Zum Einlesen in die Materie empfehle ich Ihnen zunächst die aktuelle April-Ausgabe der Zeitschrift €uro, deren Titelgeschichte ich geschrieben habe. Darin finden Sie auch den Hinweis auf fünf Wohnimmobilienaktien: Conwert, Deutsche Wohnen, Franconofurt, KWG und TAG Immobilien. Das Quintett lässt sich um weitere Aktien – auch aus dem Gewerbesektor – ergänzen, wobei ich Ihnen empfehle, hier Ihr Augenmerk konservativ auf die Gewerbeimmobilienaktien Deutsche Euroshop und Hamborner Reit sowie spekulativ auf die Gewerbeimmobilien- und Kavernenaktie IVG zu richten.
Die spannende Geschichte hinter deutschen – und mit Conwert österreichischen – Immobilienaktien besteht darin, dass sie nach langer Berg- und Talfahrt zunächst – 2009 und 2010 – eine Spielwiese für Insider waren, aber allmählich auch vom breiten Publikum entdeckt werden. Der Clou dabei: Sobald Fonds die Aktien der Branche in größerem Umfang entdecken und dann kaufen, dürften hohe Kursgewinne nicht mehr lange auf sich warten lassen. Diese Überlegung liegt allein schon deshalb nahe, weil Wohn- und Gewerbeimmobilien der Konjunktur nachlaufen. Und weil die gute Konjunktur in Deutschland bereits seit zwei Jahren anhält, ist der Nachlaufeffekt sicher.
Nun zu wichtigen Details. Die Märkte für Immobilienaktien sind eng und volatil, die Kurse schwanken also von Zeit zu Zeit heftig. Und wo sie nicht eng sind, wie bei IVG, bleiben sie aus anderen Gründen volatil, in diesem Fall wegen der sehr hohen Verschuldung des IVG-Konzerns. Die Geschäftsmodelle sind höchst unterschiedlich. Während beispielsweise Conwert unter anderem für die Deutsche Bank-Investmentgesellschaft DWS Fonds managt und Franconofurt sich ganz auf Frankfurter Wohnimmobilien konzentriert, wächst TAG durch Käufe anderer Unternehmen allmählich zu einem Konzern heran. Und während Hamborner Reit sich eher für konservative Anleger eignet, ist IVG eine Spekulation auf den zügigen Schuldenabbau und darauf, dass aus dem ehrgeizigen Projekt Squaire am Frankfurter Flughafen eines Tages ein finanzieller Erfolg wird.
Bevor Sie auch nur eine von den hier genannten Aktien kaufen, sollten Sie zumindest ihre Kurse eine ganze Weile verfolgt haben. Danach kaufen Sie am besten sukzessive und jeweils limitiert. Eine Mischung aus fünf bis sechs Aktien dürfte zur Risikostreuung genügen, vorausgesetzt, Ihr Vermögen besteht auch aus anderen Werten, vorrangig aus Edelmetallen.
Wie steht es um weitere Aktien? Vorab, zu Gold- und Silberaktien, die Sie vor 2009 gekauft haben, sodass die Abgeltungsteuer nicht um Zuge kommt, fällt mir jeglicher allgemeine Rat schwer. Ich selbst habe einen Teil von ihnen schon verkauft und einen anderen Teil behalten. Was sonstige Aktien betrifft, halte ich es gern mit dem Beobachten. Im Visier habe ich neben den genannten Immobilienaktien auch viele andere. Zurzeit beschäftigt mich ganz besonders die Frage, welche Unternehmen und damit Aktien vom Wiederaufbau der zerstörten japanischen Infrastruktur zu profitieren versprechen. Eine Methode, den Dingen auf den Grund zu gehen, besteht darin, die Umschichtungen der Manager von Aktienfonds mit dem Schwerpunkt Japan zu verfolgen. Das kann man im Internet zum Beispiel mithilfe der Fondsrubrik bei www.onvista.de. Und wer viel Zeit hat, verfolgt zusätzlich etwa über www.comdirect.de die Aktien des Nikkei-Index durch Anklicken von Nikkei und darin enthaltene Werte. Ansonsten sind auch hier Ihre Phantasie keine Grenzen gesetzt.
Quelle: http://www.gburek.eu/
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