Geldwesen als Schulfach

von Gerhard Breunig (PDV)

Bei der vergangenen Bundestagswahl versuchten sich erstmals einige wenige Parteien gegen den Euro zu positionieren. Während es den meisten nur um ein “Raus aus dem Euro” ohne Systemveränderung ging, fordert die Partei der Vernunft in einem Brief an die Kultusminister der Länder die Aufnahme des Themas “Geld und Geldwesen” in die Lehrpläne an den deutschen Schulen.

Ziel dieses offenen Briefes ist es, die bundesweite Diskussion um das bestehende Finanzsystem in Gang zu setzen und den Bürgern mögliche sinnvolle Alternativen zum jetzigen System näher zu bringen. Nachfolgend finden Sie den vollständigen Text aus dem offenen Brief der Partei der Vernunft.

Sehr geehrte Damen und Herren,

das deutsche Sprichwort „Geld regiert die Welt“ ist sicher auch Ihnen wohl bekannt. Tatsächlich dreht sich in unserer modernen Gesellschaft sehr vieles um das liebe Geld. Unser Leben wird durch Geld entscheidend geprägt und beeinflusst. Nicht einmal Politik und Wirtschaft beeinflussen unser Leben so stark wie die Verfügbarkeit und die Qualität des Geldes. Bei fast allen Entscheidungen des Lebens, egal ob in der Familie oder im Beruf, spielt Geld eine bedeutende, wenn nicht sogar die alles entscheidende Rolle.

Unser Wohlstand und unser soziales Ansehen sind vom zur Verfügung stehenden Geld direkt abhängig. Die Versorgung im Alter mit ausreichenden Geldmitteln ist von absolut existentieller Bedeutung. Der in den Medien sehr weit verbreitete Begriff „Altersarmut“ beschreibt nichts anderes als den „Mangel an verfügbarem Geld im Alter“, der den Lebensabend ganzer Generationen negativ beeinflusst. Kein anderes Thema ist für uns Bürger so allgegenwärtig wie Geld. Kein anderes Thema wird aber auch in der Bildungspolitik so stiefmütterlich behandelt wie „das liebe Geld“.

Ist es nicht sehr merkwürdig und äußerst befremdlich, dass Bildung im Bereich des Geldwesens in unseren Schulen trotz seiner immensen gesellschaftlichen Bedeutung, nirgendwo auch nur ansatzweise stattfindet?

In den aktuellen Lehrplänen ist es in keinem einzigen Bundesland vorgesehen, unseren Kindern zu erklären wie unser Geld entsteht. Nirgends wird gelehrt, woher sich sein Wert ableitet und mit welcher Legitimation den Bürgern staatliches Papiergeld wie beispielsweise der Euro, als einzig gültiges Zahlungsmittel vorgeschrieben wird.

Wir erfahren nichts über die Funktionsweisen und Aufgaben der Zentralbank, nichts über das Geschäftsbankensystem und nichts über die Geldschöpfung.

Da sich der Staat das Bildungsmonopol angeeignet hat, obliegt es auch den staatlichen Stellen, hier für die nötige Ausbildung unserer Kinder Sorge zu tragen und mögliche Alternativen aufzuzeigen.

Obwohl Kinder in unserem Land bereits mit 7 Jahren „beschränkt geschäftsfähig“ sind und oft schon in diesem Alter über einen Geldvorrat verfügen, der es ihnen ermöglicht selbst über kleine Käufe zu entscheiden, wird ihnen staatlicherseits der Erwerb des eigentlich zwingend nötigen Grundwissens über Geld verwehrt. Die Informationen enden in der Regel mit der Werbung für den jährlichen Weltspartag, an dem das erste Konto für unsere Kinder eröffnet wird.

Weil auch die Eltern in der Regel nicht über ein fundiertes Geldwissen verfügen, ist der tatsächliche Bildungsstand der deutschen Bevölkerung in diesem Bereich als äußerst gering anzusehen.

Möglicherweise wird das Thema Geldwesen in unseren Schulen auch ganz bewusst verschwiegen. Der erfolgreiche Unternehmer Henry Ford prägte schließlich schon vor über 90 Jahren den Satz: „Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.“

Welcher Politiker möchte schon für eine Revolution verantwortlich sein und die Bürger trotz dieser latenten Gefahr aufklären?

Dies alles lässt doch vermuten, dass seitens des Staates überhaupt kein Interesse daran besteht, dem Gros der Bürger die Zusammenhänge wirklich näher zu bringen. Das mittelalterliche Prinzip „halt Du sie dumm, ich halt sie arm“ scheint auch nach Jahrhunderten noch die Devise der Regierenden in unserem Land zu sein.

Dabei war gerade der deutschsprachige Raum vom frühen 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts einmal führend auf diesem Gebiet. Viele große Vordenker kamen in dieser Zeit aus Deutschland und Österreich. In dieser Zeit entstand die Österreichische Schule der Nationalökonomie, auf deren Ideen und Grundsätzen später wesentliche Teile der Politik Ludwig Erhards beruhten. Leider wird die Österreichische Schule der Nationalökonomie unseren Schülern und auch unseren Studenten seit vielen Jahren als sinnvolle Alternative komplett vorenthalten. Dabei wird gerade der Politik des viel gepriesenen Kanzlers Ludwig Erhard ein großer Anteil am Wirtschaftswunder im Nachkriegsdeutschland zugeschrieben.

Leider wurde dieser Vorsprung an Wissen durch den Mangel an geeigneter Bildung leichtfertig verspielt. Es gibt an Deutschlands Universitäten keinen einzigen Lehrstuhl mehr, der sich direkt mit der Österreichischen Schule der Nationalökonomie befasst, obwohl mit Friedrich August von Hayek deren wohl bekanntester deutschsprachige Vertreter im Jahre 1974 sogar mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurde .

Ludwig von Mises, ein weiterer exzellenter Vertreter dieser Lehre, sagte früh die Weltwirtschaftskrise 1929-1933 voraus. Auch vor der gegenwärtigen weltweiten Krise warnten die heutigen Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie schon lange vor deren Ausbruch.

Es ist also nicht verwunderlich, dass selbst gut ausgebildeten erwachsenen Bürgern in Deutschland das nötigste Grundwissen zum Thema Geld und Geldwesen fehlt. Wir erfahren in der Schule viele Dinge, die wir im weiteren Leben weder brauchen noch nutzen. Caesars Kriegen und Napoleons Eroberungen werden unzählige Unterrichtsstunden gewidmet. Wir lernen, wie man die 26. Quadratwurzel aus Pi errechnet obwohl 90% der Schüler das später nie mehr brauchen.

Über so essentiell wichtige Dinge wie die Entstehung unseres Geldes und über den sinnvollen Umgang damit, erfahren wir hingegen nichts.

Ich sehe hier die Kultusminister der Länder klar in der Pflicht. Der Bildungsauftrag des Staates muss sich umgehend dieses wichtigen Themas annehmen und die Lehre des Geldwesens als Pflicht in den Lehrplänen aller Schulen verankern.

Auch sehe ich es als dringend geboten an, alternative Modelle des Geldwesens in den Schulen und an den Universitäten breit gefächert zur Diskussion zu stellen. Eine funktionierende Demokratie darf solche Bildungsdefizite nicht zulassen. Wissen ist unser größtes Kapital und gleichzeitig der wichtigste „Rohstoff“, den wir in Deutschland besitzen.

Es ist nicht mehr länger hinnehmbar, dass den Menschen dieses Wissen ohne erkennbaren Grund seitens des Staates vorenthalten wird. Ich fordere daher dringend Aufklärung, warum die Kultusminister der Länder dieses wichtige Thema seit Jahrzehnten aus den Lehrplänen der Republik ausklammern und komplett verschweigen.

Mit freundlichen Grüßen

Gerhard Breunig
Bundesgeneralsekretär

 

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