Der Kardinalfehler der Individualisten

von Nicolaus Helminger

Die meisten Libertären, Anarchokapitalisten, Objektivisten und wie auch immer sich die verschiedenen Menschen der individualistischen Denkschulen nennen mögen, sehen eine Welt fernab jeder Ethik, voller Gewalt und Bevormundung. Es ist für sie evident, dass der Staat ein brutales Monster ist, das seine Untertanen ausbeutet und für 90% aller Konflikte und Probleme verantwortlich ist.
Der Staat ist dabei eine Institution, welche Gewalt an Scheinregeln bindet. Nach Gutdünken werden diese Regeln geändert, in Demokratien bekommen die Mehrheiten die Gelegenheit die Minderheit zu bestehlen. Doch auch wenn nur ein Mensch die Regeln macht, kann dieser immer noch den Rest der Bevölkerung mittels Gewalt bestehlen.

Für Individualisten ist also der Staat mit dem Recht nicht vereinbar, da Recht etwas Unveränderbares darstellt, was jeder von Geburt an besitzt. Sowohl Demokratie, als auch Feudalismus ist immer noch ein Staat, eine Institution, welche das Recht pervertiert und zu einem Handlanger von Dieben und Mördern macht.

Viele Anarchisten erkennen das Muster des Staates. Zunächst erobert eine kleine Gruppe von bewaffneten Menschen ein Gebiet. Der Fürst stürmt mit seinem Heer beispielsweise eine Stadt, tötet deren Wachen, schüchtert die Bevölkerung ein und erklärt sich zum „rechtmäßigen Herrscher“. Dann übernimmt der Fürst und sein Heer die Produktion von Sicherheit und legt dafür selbst den Preis fest, den er Steuern nennt. Vor allem im 17. Jahrhundert war es allerdings nicht so einfach die Bevölkerung des Gebietes bei Laune zu halten. Die Bürger waren bewaffnet, stolz und rebellierten öfters gegen die Ausbeutung durch den Staat.
So verwundert es auch nicht, dass Machiavelli in seinem Werk „Der Fürst“ bereits im 14. Jahrhundert über die verhältnismäßigen unabhängigen Hansestädte schrieb, dass diese schwer zu erobern seien, weil die Bevölkerung sich der Herrschaft bis aufs Blut widersetze. 

Natürlich gab es mehrere Regionen, die für die Fürsten dieser Zeit schlicht zu kostspielig zu erobern waren, deswegen hat man diese in Ruhe gelassen und lieber andere Gebiete in sein Staatsgebiet assimiliert.

Im Laufe der Zeit erkannten allerdings einige der Ausbeuter, wie man den unerbittlichen Widerstand mit der Zeit reduzieren konnte, bis die Bevölkerung ihre Sklaventreiber beschützte. Man musste als Staat einfach ein Gebiet erobern und den Kindern der Bevölkerung Bildung scheinbar kostenlos anbieten. Die Idee, dass alle in einen Topf einzahlten, der dann dafür verwendet wurde die Jugend zu erziehen, um ihr eine bessere Zukunft zu ermöglichen, wurde meist positiv von der Bevölkerung aufgenommen und besänftigte diese. Also musste der Ausbeuter und sein Heer, wie bei einer Investition, zunächst sparen, also weniger Steuern verlangen, und einfach selbst die Lehrpläne schreiben und darauf achten, dass diese eingehalten wurden. Schritt für Schritt wurden die Kinder in den Schulen zu Staatsgläubigen gemacht, man achtete darauf, das selbstständige Denken zu minimieren und die eigenartige Idee zu verbreiten, dass Steuern gut für die Gesellschaft seien. So konnte man nach einigen Generationen, ca. 40 Jahre, die Steuern erhöhen und sich auf Kosten der Bevölkerung bereichern, da die Basis für einen effektiven Widerstand fehlte. 

Im Laufe der Zeit haben sich die „Eigentümer“ des Staates verschleiert. Sie haben die verschiedenen sozialen Schichten gegeneinander aufgehetzt und es mittlerweile geschafft, dass die Mehrheit der Bevölkerung auf irgendeine Weise Geld vom Staat bezieht, also abhängig von ihm sind. Die Eigentümer des Staates haben Staatskonzerne geschaffen, also korrupte Netzwerke, die sich mit Gesetzen, Steuern und Subventionen Vorteile sichern und nur wegen dem Staat zum Monopol werden können. Die Atomkraftwerke wären übrigens ohne Staat niemals gebaut worden. Wer Versicherung auf Billionenbeträge, jedes Jahr steigende Lagerkosten für den radioaktiven Abfall und Wartungskosten zu zahlen hat schreibt keinen Gewinn mehr…
Nicht zu vergessen wie viele Kriege der Staat schon angezettelt hat wegen Nichtigkeiten. Solche Kriege könnten sich Privatpersonen niemals leisten. Der Staat kann über Steuern, Enteignung, Arbeitszwang und Inflation ziemlich lange Krieg führen. Der Krieg ist ja schon schrecklich und meist sinnlos, die Folgen dieser exzessiven Interventionen Seitens des Staates konnte man 1923 sehen: Weltwirtschaftskrise, gebrochene Menschen, Verlust der Sparleistung ganzer Generationen, Massenarbeitslosigkeit und Elend. 

Nun, die Libertären erkennen natürlich, dass die Eingriffe des Staates letztlich Gift sind, dass sie mittlerweile die Produktion immer weiter zerstören und so möglicherweise die Menschheit sich selbst auslöscht. Auch erkennen sie, dass durch den Staat Korruption überhaupt erst möglich wird, ja das die meisten Konflikte nur wegen dem Staat entstehen. Nun wissen also die Libertären, dass der Staat schlecht ist für jeden von uns! Sie können ethisch argumentieren, logisch und auch emotional. Nach einem Gespräch mit einem Etatisten ist der Libertäre immer ein wenig verwundert und denkt sich:
Warum versteht der das denn nicht, ich habe es doch auch verstanden und habe die Weisheit auch nicht mit dem Löffel gefressen, oder?!!!

Ein Blick in die Überzeugungspsychologie kann hier einiges erklären. Es gibt 6 Prinzipien:
Vergeltungsprinzip, Konsequenzprinzip, Gewohnheitsprinzip, Sympathie, Autorität und Knappheit. 
Der normale Etatist ist in die Schule gegangen, weil es die anderen machen (Gewohnheitsprinzip), weil es die anderen Menschen sagen (Autorität) und weil seine Freunde in der Schule sind (Sympathie). Durch die Assoziation verbindet das Kind Staat mit seinen Freunden und dem Alltag, also etwas normalem, wo man sich ruhig und entspannt fühlt. 

In der Schule wird den meisten Menschen dann sowohl eigenständiges als auch kreatives Denken abtrainiert. Später, wenn der Mensch das erste Geld verdient, sieht er seinen Arbeitsvertrag und es wird ihm erklärt, dass der Staat diesen Vertrag schützt. Auch das soziale Umfeld stellt den Staat meist nicht in Frage und die Medienlandschaft ist großteils pro Staat. Der Mensch sieht die erste Wirtschaftskrise und wie Menschen ihren Job verlieren, er erinnert sich an den Staat und achtet auf dessen Reaktion. Der Staat verlangt mehr Gesetze, neue Steuerrichtlinien usw. Wenn dann ein Unternehmen vom Staat gerettet wird kann der Etatist nur positive Eigenschaften feststellen. Die Kritikpunkte am Staat nimmt er wahr, doch da sein selbstständiges wie auch kreatives Denken stark beschränkt ist, kann er sich keine Alternative vorstellen. Außerdem fühlt sich der Etatist dem Staat zu Dank verpflichtet (Vergeltungsprinzip), da dieser ihm (Schein-)Rechte einräumt, Bildung gegeben hat usw.
Anfangs kann er sich eine staatsfreie Gesellschaft gar nicht vorstellen und lehnt sie daher ab und macht andere für die Probleme verantwortlich. Nun wirkt das Konsequenzprinzip, der Etatist findet den Staat gut und wird ihn gegen Anarchisten verteidigen. In Verbindung mit dem verkümmerten Denken des Etatisten wirkt das Konsequenzprinzip wie ein Duo Infernale. 

Mit jedem Mal wo der Etatist den Staat in Worten oder Gedanken für gut befindet, verhärtet sich seine Position. Es ist also praktisch nach einiger Zeit nicht mehr möglich den Staatsjünger zu überzeugen, vor allem weil die omnipräsente Gewalt in der Gesellschaft ihn von Kindesbeinen an dazu konditioniert hat sich selbst und seine Ziele und Wünsche zu verleugnen.

Die Fakten sehen heute ca so aus: 70% der deutschen Bevölkerung sind nicht produktiv tätig (Rentner, Kindern, Hausfrauen, Sozialhilfeempfänger, Beamte, Banken und subventionierte Unternehmen usw.), wie soll man da erwarten, dass man die Mehrheit der Menschen überzeugen kann? Diese Menschen sind indoktriniert, werden bestochen und haben eine durch die staatliche Bildung zu denken verlernt. Außerdem kommen sie ohnehin kaum mit Alternativen in Kontakt, da es ein unheiliges Bündnis zwischen Politik und vielen Medien gibt.

Von den 30% der produktiven Menschen sprechen nur sehr wenige, aus Angst vor sozialer Repression, über brauchbare Alternativen. Die meisten die es dennoch tun versuchen andere dazu zu animieren nicht zu stehlen und ehrlich zu arbeiten. Doch was, wenn der Diebstahl schon gar nicht mehr als Diebstahl wahrgenommen wird? Wenn der Staat bereits alles so verdreht hat, dass man nicht einmal mehr weiß was ehrliche Arbeit ist? 
In Ayn Rands „Der Streik“ antwortet der Vertreter des Staates dem Unternehmer auf die Frage, warum dieser überhaupt arbeiten soll, wenn seine Arbeit doch nichts wert ist:

“Sie können gar nicht anders, sie sind auf Arbeit konditioniert.“

So sieht es aus! Die Individualisten haben die ethische Überlegenheit, doch der Staat hat daraus die schrecklichste Waffe gebaut. Du sollst nicht stehlen und sollst mehr produzieren, als du verbrauchst, damit wir es stehlen können, denn du brauchst es ja nicht, du bist immer stark genug. Das funktioniert natürlich nicht ewig, ist aber dem Staat egal, schließlich gehen wir alle gemeinsam unter…
Versetzen wir uns in die Perspektive eines Diebes. Ein Dieb zu sein lohnt sich nur, wenn es etwas zu stehlen gibt. Die Individualisten versuchen nach wie vor die Diebe der Gesellschaft, die mittlerweile die Mehrheit stellen, zu überzeugen! Das ist der Kardinalfehler! 

Die kann man nicht überzeugen, man muss mit ihnen wie mit Kriminellen umgehen. Und was akzeptieren Kriminelle? Macht als Ethik und dass es nun einmal nichts mehr zu stehlen gibt. Will man nun keine Gewalt anwenden, gibt es einen viel einfacheren Weg die freie Gesellschaft zu errichten. Man muss nur seinen Mehrwert auf Null reduzieren oder gar zum Kostenfaktor für den Staat werden. Jeder, der sich mit der deutschen Bonität einmal beschäftigt hat, fragt sich jeden Tag, warum Deutschland mittlerweile nicht von den Ratingagenturen auf Ramschstatus gesetzt wurde. Schulden werden mit immer mehr Schulden gedeckt bis zum Untergang, leere Rentenkassen, demographischer Wandel, wachsende Unterschicht, steigende illegale Bewaffnung und, und, und! Wir sitzen auf der Titanic, das Wasser läuft schon rein und der Kapitän sagt uns, wir sollen uns beruhigen.
Ist der Mehrwert der 30% produktiven Menschen allerdings erst einmal auf 0 reduziert ist das Spiel aus. Effektiv müssen das gerade mal 500.000 Menschen machen, dann wird alles immer teurer und keiner hat mehr Lust zu arbeiten.Dann muss das Monster wieder seine wahre Fratze zeigen! Arbeitszwang und offensichtliche Gewalt. Das machen die meisten nicht lange mit und der Dampf schleudert den Deckel hoch.Also findet jene, die frei sein wollen und redet mit ihnen. Gebt nichts auf die anderen, sie sind bedeutungslos. Sie werden weiter Demokratie spielen, bis sie feststellen, dass sie sich für ihr gedrucktes Geld nichts mehr kaufen können und dann ist es vorbei! 

Und an einem neuen Morgen werden die ehemaligen Etatisten wie die Russen feststellen, dass es auch ohne Staat geht!

Quelle: freitum

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