Das unmündige Volk

Von Michael Winkler (436. Pranger)

Ich möchte an den Anfang dieses Textes ein Zitat aus den „Feldpostbriefen“ stellen, einer bekannten Schauung, die Sie ganz leicht im Internet finden, wenn Sie mehr wissen wollen: Das Volk steht auf mit den Soldaten. Denn es kommt die ganze Lumperei auf und es geht wild zu in den Städten. Er sagte, man soll unter dieser Zeit kein Amt oder dergleichen annehmen, alles kommt an den Galgen oder wird unter der Haustür aufgehängt, wenn nicht an Fensterblöcke hingenagelt; denn die Wut unter den Leuten sei entsetzlich, denn da kommen Sachen auf, unmenschlich.

Das stammt aus dem Jahr 1914 und könnte ganz gut das Ende des totalen Merkel-Staates beschreiben. Wobei Merkel natürlich nur die Exponentin ist, unter einem Egon Krenz oder Gregor Gysi wären die Verhältnisse in der aktuellen DDR 2.0 auch nicht anders. Wie im Arbeiter- und Bauern-Staat ist das einfache Volk nur erwünscht, wenn es im Auftrag der Staatsführung demonstriert, ob unverbrüchliche Solidarität mit der Sowjetunion oder Israel, ob antifaschistische Gesinnung bei der Maikundgebung oder dem Hinterdeppendorf ist bunt statt braun. In typischer DDR-Manier gibt es wieder die Gedankenverbrechen, die ganz selbstverständlich wieder „faschistisch“ sind.

Der DDR-Bürger ist mit geballter Faust in der Hosentasche an der SED-Kreisleitung vorbeigelaufen und hat sich sonst nicht weiter politisch betätigt. An Stelle von Hartz IV hat es damals die sozialistische Arbeit für alle gegeben, nicht unbedingt produktiv, aber sie haben mitgemacht, die Damen und Herren Arbeiter und Bauern. Jeder wußte, in welcher Form er seine politische Meinung zu äußern hatte, sollte ihn mal jemand fragen. Abgesehen davon beherrschten natürlich auch die DDR-Medien die kleinen Tricks, zwanzig Leute zu befragen und die drei passendsten Antworten als spontanen Meinungsquerschnitt zu senden.

Die Kunst der Politik bestand damals wie heute darin, den Bürger zu pawlowschen Reflexen zu reduzieren. Wer damals auf „Klassenfeind“ zu knurren begann, der knurrt heute bei „rechts“. Wer bei „sozialistisch“ mit dem Schwanz wedelte, wedelt heute bei „demokratisch“. Wenn schon die Volksvertreter auf Kommando ihre Pfötchen bei Abstimmungen für oder gegen Gesetze heben, sind knurrende und schwanzwedelnde Bürger das Ziel einer jeden Demokratie. Würden die Bürger denken, hätten es die vermeineindigten Volksvertreter schwer mit dem Regieren.

Die Leidensfähigkeit des deutschen Volkes ist unübertroffen. Der Nationalsozialismus hat deswegen in Deutschland funktioniert, irgendwo sonst auf der Welt hätte es nicht geklappt. Der internationale Sozialismus hätte in Deutschland ebenfalls funktioniert, zumindest ohne sowjetische Führung. Selbst das miserabelste Demokratenpack der Welt kann Merkeldeutschland regieren, ohne daß es zu Volksaufständen kommt. Die Deutschen nehmen bereitwillig hin, wenn sie in die Verelendung regiert werden.

Werfen wir einen Blick nach Zypern. Da war ursprünglich geplant, alle Sparer teilzuenteignen. Was wird geschehen, wenn das in Merkeldeutschland versucht wird? Hier steht bewußt kein Konjunktiv, keine „Möglichkeitsform“, sondern die konkrete Zukunftserwartung, daß dies in irgendeiner Form passiert. 20.000 Euro sind enteignungsfrei, damit ist die große Zahl der Besitzlosen schon beruhigt. Bis 100.000 Euro werden 10% abgeschöpft, über 100.000 Euro 25%. Bricht denn die Revolution aus? Natürlich nicht! Zum einen haben jene, die auf der richtigen Seite stehen, auf wundersame Weise ihr Geld vor dieser Abschöpfung in Sicherheit gebracht. Allen anderen wird erklärt, daß die unverbrüchliche Solidarität zu Israel, nein, der EU, dieses Sonderopfer erfordere. Und es sei auch garantiert das letzte dieser Art. Was zweifellos richtig ist, denn das nächste Sonderopfer wird ein wenig anders gestaltet.

Das Volk steht auf mit den Soldaten… Aber doch nicht deswegen! Das deutsche Volk ist obrigkeitshörig, leidensfähig und durchhaltewillig. Es sind gerade diese Tugenden, die besten deutschen Eigenschaften, die es erlauben, dieses Volk brutal auszubeuten. Die Hoffnung auf die Wunderwaffen, die Hoffnung auf den Endsieg – sie wird heute genauso skrupellos geweckt. Und jeder Volldemokrat glaubt, was Lügenbaron Guido von Knopp erzählt, daß auch ihn das Volk bis zur letzten Patrone verteidigen wird, damit er sich in Ruhe absetzen und in Sicherheit bringen kann.

Als es die DDR noch gegeben hatte, waren die West-Nachrichten ein wenig verläßlicher als die Aktuelle Kamera des DDR-Fernsehens. Heute sind Nachrichten aus der Schweiz ein wenig verläßlicher als jene der zur Aktuellen Kamera verkommenen ARD-Tagesschau. Eduard von Schnitzler hat in Guido Knopp einen würdigen Nachfolger gefunden, und statt Erich Honecker lebt jetzt Angela Merkel in einem Wolkenkuckucksheim der Selbsttäuschung jenseits der Realität. Es gibt nur einen dezenten Unterschied: Wo Honecker immer noch ein deutscher Patriot gewesen war, ist Merkel eine Deutschenfeindin im Kanzleramt, zu der ein ausgewiesener Nestbeschmutzer Joachim Gauck als Präsident der Deutschenschande allerbestens paßt.

Der Durchschnittsdeutsche möchte in Ruhe gelassen werden. Das Bild des Schafes paßt gut, den Blick immer erdwärts auf das Futter gerichtet, auf die Arbeit, das eigene, schwer genug gewordene Leben. Um den Kopf zu heben und in die Ferne zu schauen, sind die Hunde und der Hirte da. Die werden die Wölfe und die Raubvögel schon von der Herde und den Lämmern fernhalten, denn dafür zahlt die Herde mit ihrer Wolle – und mit ihrem Fleisch.

Wer sich nur um Arbeit, Familie und deren Planung, das nächste Besäufnis und den nächsten Urlaub kümmert, kann die Kanzlerin getrost eine böse Frau sein lassen. Die Ersparnisse sind auf dem Sparbuch sicher, für die Rente sorgt der Riester-Vertrag und dank der Lebensversicherung wird es einem in fünfzig Jahren gut gehen. Und jetzt: Mäh! Mäh! Mäh! An die Arbeit!

Der Alltag ist schwer genug. Brauche ich ein Galaxy IV oder wäre ein iPhone 5 doch die bessere Wahl? Bekomme ich jetzt für meinen Gebrauchtwagen noch genug Geld, um auf den neuen Golf umsteigen zu können, oder wäre es besser, noch ein Jahr zu warten? Dann sind die Kinderkrankheiten des neuen Modells behoben, eventuell gibt es auch Rabatte? Wo soll ich im Urlaub hinfliegen? Nach Mallorca geht doch keiner mehr, zu viele Prolls. Ibiza? Sind da nicht zu viele Engländer? Antalya? Dort waren die Türken bislang ganz nett, doch wie man in der Zeitung liest, können die auch ganz anders. Seychellen? Sind die nicht muslimisch? Sie sehen, es gibt derart viele Alltagssorgen, daß keine Zeit dafür bleibt, ein wenig über Deutschland nachzudenken.

Der Alltag hat die Menschen fest im Griff. Fußball-Welt- und Europa-Meisterschaft, Champions-League, DFB-Pokal, es gibt viel zu tun, schauen wir es uns an. Politik? Aber gerne! Da kann die Schauspielerin oder der gewesene Sport-Profi ein noch so schlimmer geistiger Tiefflieger sein, wenn in Talkshows über Politik geredet wird, hören Millionen zu. Glauben Sie etwa, eine Senta Berger, eine Veronika Ferres, ein Boris Becker oder ein Oliver Kahn haben den ESM-Vertrag verstanden, den der Großteil unserer Politiker nicht einmal durchgelesen hat? Halten Sie Jauch, Maischberger, Will, Beckmann oder Lanz für Nationalökonomen? Nur weil sie ein paar Fragen stellen, die ihnen zuvor eingetrichtert worden sind?

Am Zeitungskiosk gibt es ein, zwei oder drei Dutzend Tageszeitungen und eher noch mehr Wochenzeitschriften, vom lokalen Käseblättchen bis zum hochtrabenden Nachrichtenmagazin. Der Mittelmietrachinger Dorfbote hat dabei zum Weltgeschehen rein zufällig die gleiche Meinung wie Stern, Focus und Spiegel, und dabei noch den Vorteil, diese Meinung viel kürzer auszudrücken, mit weitaus weniger Geschwafel als die „Flaggschiffe“. Diese Meinung beziehen alle, so wie es in den selbstverständlich gefälschten Protokollen der Weisen von Zion steht, von der selbstverständlich nur zufällig jüdischen Weltmeinungsagentur Reuters. Kleine Zeitungen müssen das nicht mal selbst formulieren, die Artikel werden druckfertig geliefert. So verkommt die scheinbare Vielfalt zur garantierten Einfalt.

Oh, das Fernsehen befolgt durchaus seinen Bildungsauftrag. Woche für Woche werden Sie mindestens 24 Stunden auf verschiedenen Kanälen über Hitler und das Deutschland der Jahre 1933-45 informiert. Schon nach einem Dutzend Jahre Dauerberieselung gelangt der Bundesbürger zur Erkenntnis, daß wir den zweiten Weltkrieg wahrscheinlich doch verloren haben. Dann gibt es noch Tierfilme, vom Adler in der Steiermark über Löwen in der Serengeti zu sibirischen Flußwelsen und dem geheimen Liebesleben der Staatenquallen. Naturwissenschaft und Technik gibt es hingegen in homöopathischen Dosen, zu fortgeschrittener Sendezeit, um das geneigte Publikum nicht zu vergraulen.

Aber wenigstens haben wir das G8, die große Elternbildungsanstalt. Eltern sind schließlich dazu da, den Sprößlingen das zu erklären, wozu deren Lehrer zu dumm, zu links oder zu grün sind. Es wäre zwar die Aufgabe der Schule, dies zu tun, doch das würde die Herkunft der lieben Kleinen zu sehr nivellieren. Wer sich keine Privatschule leisten kann, der muß eben hinnehmen, daß die Lehrer schlechtes Türkisch sprechen. Und wenn die Eltern selbst zu dumm sind, um ihren Kindern mal eben ein paar Seiten De Bello Gallico zu übersetzen, wieso schicken die ihren Nachwuchs aufs Gymnasium? Wenn die Eltern sich richtig Mühe geben, holen sie auf diese Weise selbst das Abitur nach. Und davon profitieren wir doch alle!

„Ein Flugzeug fliegt mit 254 km/h. Es hat 20 Bomben Bord, von denen es pro Sekunde eine abwirft. Welche Strecke wurde bombardiert?“ Eine furchtbare Rechenaufgabe, sie stammt aus dem Film „Napola“. Heute gibt es eher solche Aufgaben: Englisch-Leistungskurs: Interview mit einer Politikerin, die sich für die Frauenquote einsetzt. Geschichts-Leistungskurs: Vergleichen Sie das Frauenbild zweier Epochen. Mathematik-Grundkurs: Belegen Sie anhand folgender Daten, wie Frauen gegenüber Männern bei der Jobsuche benachteiligt werden. Deutsch-Grundkurs: Textinterpretation über zwei Damen, die unter Liebeskummer leiden. (Auszüge aus einer hessischen Abiturprüfung) Wie Sie sehen, ist die Schule heute politisch überaus neutral.

Wenn das mit Restleben beglückte rauchende Leitfossil der SPD, Helmut Schmidt, uns mit Aussagen erfreut, daß wir den Euro retten müssen, weil wir sechs Millionen Juden getötet haben, gehört das zu den unwidersprochenen Idiotien im deutschen Fernsehen. Welche Wiedergutmachung hat Frankreich bisher für die Raubkriege Ludwig XIV. geleistet? Wo bleiben die Zahlungen Schwedens für die Verwüstungen, die Gustav Adolf im 30jährigen Krieg angerichtet hat? Wann entschädigt uns Italien für die Untaten Cäsars? Und, wo wir schon dabei sind, der Asteroidengürtel schuldet uns eine Menge Geld für die Vernichtung der Dinosaurier! Aber die wandelnde Teergrube wird noch immer ernst genommen.

Aktuell läuft ein „Riesenskandal“, weil im Würzburger Priesterseminar Judenwitze erzählt worden sind. Das klingt, als sei es selbst ein Judenwitz, aber der Würzburger Führer der Judengemeinde, Josef Schuster, seines Zeichens auch noch Stellvertretender Chef im Zentralen Empörungsrat, nimmt das ernst. Rassismus, Antisemitismus, Rheumatismus – diese ganzen „Ismen“ müssen wieder einmal herhalten, statt des guten deutschen Begriffes der Majestätsbeleidigung. Witze über die Trulla aus der Uckermark bleiben straflos, über den unbekannten Juden Schlomo Itzig darf jedoch keinesfalls gelacht werden. Übrigens, Witze über Kaiser Wilhelm wurden im damaligen Reich nicht als Majestätsbeleidigung geahndet. Dafür waren Witze über Adolf Hitler ab 1933 verboten. Da hat Herr Schuster wohl nicht den Kaiser als Vorbild erkoren.

Der Faschismus feiert in Merkeldeutschland fröhliche Urstände. Alle Nazi-Methoden, die uns Lügenbaron Knopp schildert, werden heutzutage intensiv angewandt. Nur, weil man statt der Juden heute Deutsche aus Vereinen wirft, ist das nicht gerechter als früher. Heute trifft es die „Rechten“, die „Nazis“ – und das ist man ganz schnell, auch als ganz normaler unbescholtener Bürger. Eine falsche Äußerung und die Grüninnen fallen über einen her. Bürger zweiter Klasse? Aber bitteschön! Das sind Sie bereits, wenn Sie wegen eines Delikts vor Gericht kommen, das ein Ausländer in gleicher Form begangen hat. Für den Herrn Zuwanderer werden alle Milderungsgründe angeführt, selbst der Staatsanwalt bittet das hohe Gericht im Namen des Angeklagten um Vergebung. Bei einem Deutschen hingegen wird die ganze Härte des Gesetzes aufgefahren, da gebärdet sich derselbe Staatsanwalt als unerbittlicher Wüterich.

Wer mit offenen Augen durch das Land geht, sieht dies an allen Ecken. Es wird in den Fernsehnachrichten berichtet, allerdings unter einer Menge Müll versteckt. Eine 15-Sekunden-Meldung, nachdem drei Minuten lang berichtet wurde, daß die Genossin Staatsratsvorsitzende den Papst mit einem Besuch belästigt hat. Es steht in den Zeitungen, als Einspalter, während auf der Titelseite groß über die Beschwerden der Nebenkläger im Dönermord-Schauprozeß berichtet wird. Pressehuren von Spiegel und Komplizen heben die Stabilität Saudi-Arabiens dank seiner homogenen sunnitischen Bevölkerung hervor – um gleich im Anschluß mehr Zuwanderung zu fordern, auf daß diese stabilisierende Homogenität in Merkeldeutschland noch viel intensiver zerstört werde.

Als halbgebildeter Mensch, der sich noch immer vage an die Nachrichten von vorgestern erinnern kann, muß einem doch auffallen, daß hier mit Lügen, Agitation und Propaganda gearbeitet wird. Man braucht diesen Herrschaften nur zuzuhören, um mitzubekommen, daß sie keinerlei Ahnung haben. Außer vielleicht bei Angela Merkel, da merkt man schon nach drei Worten, daß sie ihren eigenen Satzanfang längst vergessen hat und nur noch einer schwachen Spur mit Worten hinterherstolpert. Mit dem Deutsch, das Merkel während einer einzigen Ansprache von sich gibt, könnte eine ganze Abiturklasse sitzen bleiben.

Das Volk steht auf mit den Soldaten. Denn es kommt die ganze Lumperei auf und es geht wild zu in den Städten. Er sagte, man soll unter dieser Zeit kein Amt oder dergleichen annehmen, alles kommt an den Galgen oder wird unter der Haustür aufgehängt, wenn nicht an Fensterblöcke hingenagelt; denn die Wut unter den Leuten sei entsetzlich, denn da kommen Sachen auf, unmenschlich.

Der Schreiber der Feldpostbriefe, ein Volkschul-Absolvent, war zwar zweifellos des Deutschen mächtiger als die FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda Dr. Angela Merkel, man sollte trotzdem ein wenig Textinterpretation üben. Das ist auf alle Fälle sinnvoller, als über den Liebeskummer zweier Kampflesben zu räsonieren.

Das Volk steht auf mit den Soldaten. Das ist aus der Situation des ersten Weltkriegs durchaus verständlich; jedenfalls zeigt dieser Satz, daß die Bundeswehr nicht vorhat, die Volldemokraten und sonstigen Schmarotzer zu verteidigen. Der eine Satz sagt leider nichts darüber, wieso das Volk aufsteht. Es gibt jedoch den schönen Satz: Was lange gärt, wird endlich Wut. Ich will jetzt weder die Synergetik bemühen, noch groß über den 100. Affen und holomorphologische Felder schreiben. Wenn Sie ein Glas langsam mit Wasser füllen, werden Sie feststellen, daß es sich über den Rand hinaus füllen läßt. Das Wasser wölbt sich nach oben, den Effekt nennt man Oberflächenspannung. Sie können in das volle Glas noch eine Menge Wasser eintropfen, bis es schließlich überläuft. Dann fließt aber nicht nur dieser eine, allerletzte Tropfen, sondern es bildet sich eine richtige Pfütze um das Glas. Der Volksmund spricht von dem einen Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringt.

Genau das ist geschehen: Das unmündige Volk hat Jahre, ja Jahrzehnte stillgehalten, und plötzlich kommt diese eine kleine Provokation zu viel. Hunderttausend Tropfen hat das Volk und das Faß geduldig ertragen, bis gerade eben. Das deutsche Volk wird eine Enteignung der Sparkonten ertragen, es wird eine Währungsreform ertragen, es wird seine Verelendung ertragen – und dann kommt eine Merkelrede, für sich gesehen völlig harmlos – und es kracht. Überall. Geradezu spontan.

Denn es kommt die ganze Lumperei auf und es geht wild zu in den Städten. Wenn Sie zwei Jahre lang durch Dr. Roßnatur und Dr. Hungerhaß nach allen Regeln der medizinischen Kunst gequält und kasteit worden sind, um dann in einer Frauenzeitschrift beiläufig zu lesen, daß eine „Kurpackung“ eines bestimmten Naturheilmittels für 20,- Euro das Leiden behoben hätte, werden Sie vielleicht stutzig. Wenn Sie anschließend im Selbstversuch feststellen, daß dies stimmt, sind Sie womöglich sehr schlecht auf die beiden Doktoren zu sprechen. Die „Lumperei“, die da aufkommt, dürfte sich auf ein paar Dinge beziehen, die uns seit 1945 vorgegaukelt werden. (Warum will ich dieses Wort auf einmal mit „ck“ schreiben?) Ein paar Wahrheiten über Geschichte, über Demokratie, über die Demokraten, die Justiz und allgemeine Angelegenheiten des Lebens werden da wohl ans Licht dringen. Danach sind viele Menschen ent-täuscht, also der Täuschungen ledig. Und weil man die ganze Zeit das alles mit deutscher Tugend ruhig ertragen hat, tritt schlagartig eine andere deutsche Eigenschaft zutage: der Furor teutonicus. Dann geht es wild zu in den Städten – selbst in kleinen Städten.

Er sagte, man soll unter dieser Zeit kein Amt oder dergleichen annehmen, alles kommt an den Galgen oder wird unter der Haustür aufgehängt, wenn nicht an Fensterblöcke hingenagelt. Dieses „Er“ bezieht sich auf jenen, der das alles gesagt hat, der Schreiber der Feldpostbriefe berichtet das nur. Jedenfalls verteilt das deutsche Volk nach dieser Schauung äußerst großzügig die beliebten Dankesorden, da werden lieber drei zu viel gelyncht als einer zu wenig. Das ist jedenfalls nicht so wie 1918, 1945 oder 1989, als die Vertreter des alten Systems einfach weitermachen durften, hier ist die Rede von direkter Demokratie. Trotzdem wird das juristische Prozedere strikt eingehalten. Die Ankläger rufen: „Hängt sie auf!“, der Verteidiger plädiert auf: „Das könnt ihr doch nicht machen!“, die Richter rufen: „Halt’s Maul!“ – womit der faire Prozeß beendet ist. Ich muß hinzufügen, daß dieses Vorgehen im Grundsatz schon heute bei politischen Verfahren in der BRD Anwendung findet. Dieses spontane Volksgericht der direkten Demokratie benötigt nach der Verkündung des Urteils nur noch einen Strick, aber der wird sich finden.

…denn die Wut unter den Leuten sei entsetzlich, denn da kommen Sachen auf, unmenschlich. Die Wut der Leute ist entsetzlich, weil Sachen aufkommen, die unmenschlich sind. Nicht die Taten des Lynchmobs sind unmenschlich, sondern das, was vorher geschehen ist, durch die Damen und Herren Volldemokraten, die Damen und Herren Staatsanwälte und Richter, die Damen und Herren Beamten. Auch wenn mir mein Fernseher dauernd etwas über die Zeit von 1933 bis 45 erzählen will, die Guido Lügenknopp als unmenschlich bezeichnet, von einer entsetzlichen Wut der Leute darüber hat er mir noch nie etwas gesagt. Selbst geifernde Richter habe ich bisher nicht erlebt, gehässig, ja, ungerecht, natürlich, Justizverbrecher, eindeutig, aber wütend? Nein. Es muß also etwas zutage kommen, das die Menschen wirklich wütend macht. Nicht von Berufs wegen, sondern direkt von Herzen.

Wann es soweit ist? Am 17. Mai 2018! Na gut, das ist das Datum, das ich in „Das neue Reich“ benutze (SMS Friedenstaube). Ein Datum hat der Schreiber der Feldpostbriefe leider nicht hinterlassen.

Bis dahin müssen wir mit einem unmündigen, verhetzten Volk leben. Wenn die Kanzlerin zu faul ist, in eigener Sache zu argumentieren, ist ihre Position eben „alternativlos“. Und wenn jemand zu eifrig dagegen argumentiert, ist er „rechts“, „populistisch“, „rassistisch“ oder gleich „antisemitisch“. Nie war es so einfach, einen Gegner ohne jegliche Argumente niederzumachen wie heute. Oder damals, in der DDR. Da war man eben „Faschist“, und nur im Notfall mußte man noch einmal mit „Imperialist“ oder „Klassenfeind“ nachtreten.

Und weil alles so einfach ist, wage ich den Satz: Nie waren Politiker dümmer als heute. Sie wollen einen Beweis? Den liefert Ihnen Google. Suchen Sie nach „Abgeordnete Bundestag“ oder nach „Abgeordnete XXX Landtag“, wobei das „XXX“ für das jeweilige Bundesland steht. Da bekommen Sie schnell eine alphabetische Namensliste geliefert, und sollten Sie darauf tatsächlich jemanden finden, dem Sie für eine halbe Stunde das Leben Ihres Goldhamsters anvertrauen würden… Dann sollten Sie sich mehr für Politik interessieren und auch mal die Nachrichten von Vorgestern mit denen von heute vergleichen.

©Michael Winkler

 

(Visited 14 times, 1 visits today)
Das unmündige Volk
0 Stimmen, 0.00 durchschnittliche Bewertung (0% Ergebnis)

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*