Das Gesicht der Politik ohne Mitgefühl

Tageskommentar 16. 01. 2014: fortunato,
Das Gesicht der Politik ohne Mitgefühl

von Michael Obergfell (fortunanetz)

Sarah Wagenknecht, Frontfrau der Linken, hat zum Ende des Jahres 2013 eine Rede im Bundestag gehalten, bei der sie noch einmal im Rückblick und summarisch den immensen Schaden der Eurorettungs-Strategie beschrieben hat. Dabei stellte sie dar, dass die derzeit amtierende Große Koalition, auch GroKoDeal genannt, den Wähler in Bezug auf die Eurorettung auf der ganzen Linie verraten und verkauft hat. Weiterhin stellte sie fest, dass diese „Rettung“ nicht nur den Steuerzahler riesigen Summen kosten wird, sondern auch viele Menschen in Arbeitslosigkeit und Armut treibt. Viele, die etwas besessen haben, verlieren alles, viele die noch jung sind, haben aufgrund dieser Politik keine berufliche Perspektive auf Jahre hinaus, wenn sich nichts ändert.

An Frau Wagenknecht fällt immer wieder auf, dass sie auch eindeutig nicht-marxistische Denker zitiert, so z. B. Walter Eucken oder auch den derzeit amtierenden Papst Franziskus. Mit dieser geistigen Flexibilität hebt sie sich nicht nur wohltuend von manchem Alt-Linken ab, sondern auch von manchem geistigen Tiefflieger der Großen Koalition, der sich in sportlicher Manier recht artifiziell im Bereich der Oberfläche aufhalten kann und weder zu Höhenflügen noch zu Tiefgang neigt. Redner und Rednerinnen dieses Schlages finden sich in unserem Bundestag im Reichstag leider viele.

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Die Inhalte, die Frau Wagenknecht vorträgt, sind weithin bekannt. Jeder der sich darüber schlau machen will, braucht nur lesen und ein wenig rechnen zu können. Und wenn er sich auch noch dazu bequemt, eine Suchmaschine aufzurufen und einen passenden Suchbegriff einzutippen, findet er unter den entsprechenden Suchbegriffen, so viel kritisches Material, dass er vermutlich den Rest seines Lebens lesen muss. Und angesichts der Tatsache, dass er immer mehr Informationen bekommt, je länger die traurige Rettungsstrategie von Merkel und Co. anhält, desto mehr ist abzusehen, dass mancher Leser noch verstirbt, bis die letzten Informationen über diese Chaosstrategie geschrieben sind.

Aus diesem Grund möchte ich bei dem Video zu ihrer Rede auch weniger auf das hinweisen, was im Vordergrund abläuft. Die Rede an sich ist gut, aber die Reaktionen auf der Regierungsbank und im Saal sind doch sehr viel interessanter. Während der Rede von Frau Wagenknecht wirkte die große Mehrheit auf der Regierungsbank abwesend und leer. Das Gesicht von Frau Merkel wirkte sogar wächsern, fast schon leblos, wie bei einer Puppe. Sigmar Gabriel tipselte auf seinem eigenen Merkelphone herum. Dass es abgehört wird, darf vermutet werden, denn Obama will kein Abkommen darüber, dass in Deutschland nicht abgehört wird. Herr Altmaier schlief hinten schon fast ein. Das tut man immer dann, wenn man eine Energiewende zu verantworten hat – da ist einschlafen eine besonders gute Strategie.

Lediglich als Frau Wagenknecht erklärte, dass die Politik von Frau Merkel nicht christlich sei, grinste Merkel ein wenig vor sich hin. Wenn man sich dann fragt weshalb sie bei dem Vorwurf, ihre Politik sei nicht christlich, grinst, findet man eigentlich nur eine plausible Antwort: Sie grinst, weil ihre Politik nicht christlich ist und sie sich auch nicht als Christin versteht. Sie drückt damit aus, dass sie Frau Wagenknecht für dumm oder naiv oder für beides hält. Wie kann man nur auf die Idee kommen, ihre Politik sei christlich?

Im Saal hörten natürlich die Parteimitglieder der Linken aufmerksam zu, denn schließlich gibt Frau Wagenknecht genau das wieder, was diese selbst denken. Bei den anderen Parteien CDU, CSU und Grüne signalisierte die große Mehrheit Desinteresse an ihrer Rede. Viele verhielten sich so, als wären sie an den Kritikpunkten nicht interessiert, die Frau Wagenknecht vorzutragen hatte. Und dabei handelt es sich um eine Kritik, die vor allem und in erster Linie die Vertreter der Großen Koalition mit ihrer Politik zu verantworten haben! Das wäre so, als wären sie nicht daran interessiert, über die Fehler die sie gemacht haben, überhaupt nachzudenken.

Manche der Abgeordneten übten sich darin, angespannt und mit Falten im Gesicht in ihre Dokumente zu schauen und damit sogar zu signalisieren: Ich habe keine Zeit über die Kritikpunkte nachzudenken. Und so wurde die Rede von Frau Wagenknecht quittiert mit Ignoranz, Tiefschlaf oder angestrengter Ablenkung. Was man hier sieht sind Strategien, sich das eigene Handeln nicht bewusst zu machen. Hier sitzen Täter die sich weigern, über die Konsequenzen ihres Handeln auch nur nachzudenken.

Was hier geschieht und vor aller Augen sichtbar ist, hat schon der chinesische Philosoph Mengzi trefflich erkannt. Als er an einem chinesischen Herrscherhof während einer Hungersnot im Land weilte, fragte er den König: „Gibt es einen Unterschied, ob man Menschen mit einem Schwert oder mit der Regierungsweise tötet?“ Und dann erklärte er dem Herrscher wie er dies meinte: „In Euren Hofküchen gibt es fettes Fleisch, und in den Ställen stehen fette Pferde. Aber die Menschen Eures Volkes haben ein hungriges Gesicht, und auf dem Land sterben die Menschen an Hunger. Dies bedeutet, den Tieren die Menschen zum fressen zu geben.“ (Menzius, Den Menschen gerecht, Zürich 2010, S. 80) Und kurz darauf gibt er in dem Dialog auch an, weshalb Herrscher und Hof sich so verhalten: „Sie haben Mitgefühl mit den Tieren, aber nicht mit dem Volk.. Und warum ist das gerade bei Ihnen so?… Der Grund liegt darin, daß sie es nicht wollen und nicht darin, daß sie es nicht können… Daß Sie, mein König, kein wahrer König sind, liegt daran, daß Sie mit dem Volk kein Mitgefühl haben wollen.“ (ebda. S. 81)

Exakt diese Haltung dokumentiert die parlamentarische Kulisse der Rede von Frau Wagenknecht. Merkel und ihre Gefolgsleute wollen kein Mitgefühl mit den Opfern ihrer Regierungspolitik haben,

meint
Michael Obergfell (aka fortunato)

 

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