Warum Silberaktien glänzen werden

von Manfred Gburek

 Üblicherweise beginnen Empfehlungen zur Geldanlage mit dem Abwägen von Pro und Kontra, bis schließlich das Fazit folgt. Dagegen mache ich es gern immer dann umgekehrt, wenn das Fazit sich geradezu aufdrängt. So wie aktuell im Fall der Silberaktien: Wer spekulativ einsteigen möchte, sollte sie jetzt kaufen oder nachkaufen. Welche? Die mit den besten Kennzahlen, hier acht an der Zahl in der Reihenfolge der Börsenwerte, auch Marktkapitalisierung genannt:

Fresnillo, Silver Wheaton, First Majestic, Silvercorp, Sabina Gold & Silver, Great Panther Silver, Silvercrest Mines, Soltoro. Zugegeben, ich orientiere mich diesbezüglich auch an den Internetseiten silberjunge.de, silverinstitute.com, mcewencapital.com und natürlich an denen der Silberminen. Silberjunge alias Thorsten Schulte bewertet die acht mit „übergewichten“. Vier davon haben in diesem Jahr mit relativer Stärke geglänzt: Fresnillo, Silver Wheaton, First Majestic und Silvercrest Mines. Das heißt, sie haben die anderen bei der Kursentwicklung weit hinter sich gelassen. Das ist zunächst ein gutes Zeichen, schließt aber nicht aus, dass die anderen vier in den kommenden Monaten kräftiger aufholen können. Im Zweifel sollten alle acht gekauft werden, am besten limitiert, bei Aufträgen an einer deutschen Börse (vornehmlich Frankfurt) auf jeden Fall.

Nun fragen Sie sich bestimmt, warum Silberaktien zurzeit wieder kaufenswert sind. Der einfache Grund: Der Aufwärtszyklus von Silber (aber auch von Gold) nimmt nach 14 Monaten der sogenannten Konsolidierung erneut Fahrt auf. In solchen Phasen ist das Gewinnpotenzial der Silberaktien zunächst größer als das des Edelmetalls selbst, sieht man von Silber-Termingeschäften und -Hebelprodukten ab. Die Aktien eignen sich also für spekulative Anleger, die mit ihnen mehr Gewinn herausholen wollen als mit dem Edelmetall, ohne Kopf und Kragen zu riskieren, was an Terminmärkten und mit Hebelprodukten die Regel ist.

Wo stehen wir beim Silber- und Goldzyklus im langjährigen Vergleich? Zeitlich betrachtet, haben wir die Hälfte des Aufwärtstrends mit größter Wahrscheinlichkeit hinter uns. Was die Preise betrifft, bin ich mir da nicht so sicher. Das heißt, im Zuge des nächsten großen Preisschubs nach oben kann es für beide Edelmetalle prozentual ähnliche Gewinne geben wie in der Dekade von 2001 bis 2011, als – jeweils in US-Dollar gerechnet – der Silberpreis in der Spitze um 1091 Prozent und der Goldpreis um 657 Prozent stieg.

Bevor Sie mich als realitätsfernen Träumer abstempeln, folgt hier eine dreifache Erklärung:

1.Beim letzten großen Aufwärtszyklus der beiden Edelmetalle von 1970 bis Anfang 1980 hatte der Goldpreis um 2300 Prozent zugelegt. Einen damaligen Anstieg des Silberpreises anzugeben, erscheint nicht opportun, weil die Gebrüder Hunt aus Texas ihn derart manipuliert hatten, dass er Anfang 1980 erst fast kerzengerade hoch und kurz darauf ebenso wieder herunter schoss.

2.Seinerzeit war es zur Goldhausse gekommen, weil eine Währungskrise der anderen folgte und das Vertrauen in Papier-Leitwährungen wie Dollar und Pfund gegen Null tendierte. Heute ist es nicht so sehr und nicht allein die Eurokrise, die immer mehr Anleger veranlasst, in Edelmetalle – und andere Sachwerte – zu investieren; es ist vielmehr die internationale Schulden- und Bankenkrise. Im Vergleich zu ihr nehmen sich die Währungskrisen von einst wie ein harmloses Vorgeplänkel aus.

3.Warum die Edelmetalle darüber hinaus noch erhebliches Preispotenzial nach oben haben, ist ganz einfach damit zu erklären, dass große Megatrends so gut wie immer mit erheblichen, von der Gier und der Spielsucht der Spekulanten angeheizten Übertreibungen enden. Man denke nur an die verrückten Kurssprünge der Technologieaktien um die Jahrtausendwende. Aber gab es nicht auch eine solche Übertreibung bei den Edelmetallpreisen im August 2011? Nein, sie war auf keinen Fall mit der Technologieblase zu vergleichen. Der Beweis: Die Edelmetalle berappelten sich wieder nach kurzer Zeit und gingen in die bereits erwähnte Konsolidierung über. Dagegen waren die Kurse der meisten Technologieaktien drei Jahre lang eingebrochen, und nur ein Bruchteil von ihnen existiert heute noch.

Was könnte den sich anbahnenden weiteren Preisanstieg der Edelmetalle und speziell des stark schwankenden Silbers stoppen? Dazu fällt mir als Erstes ein Sieg des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney ein, der anders als sein demokratischer Kontrahent Barack Obama nicht allzu viel von Fed-Chef Ben Bernanke und dessen Politik des billigen Geldes hält. Doch was hätte er dagegenzusetzen? Etwa Druck auf Bernanke und damit einhergehend eine restriktive Geldpolitik, in deren Gefolge es zum Kurssturz an der Wall Street käme? Ganz bestimmt nicht, denn falls Romney die Wahl gewinnt, hätte er das zu einem erheblichen Teil seinen Sponsoren von der Wall Street zu verdanken.

Bleiben wir noch ein wenig bei der lockeren Geldpolitik, die bekanntlich von den derzeit vorherrschenden Niedrigstzinsen begleitet wird. Was geschähe eigentlich mit den Edelmetallpreisen, wenn – etwa im Rahmen einer starken Erholung der Konjunktur – das Zinsniveau steigen würde? Die einen behaupten, dann wäre das für Anleger ein Anreiz, sich von den zinslosen Edelmetallen ab- und Anleihen oder Tagesgeldern zuzuwenden. Dagegen argumentieren die anderen, die mit steigenden Zinsen fallenden Kurse und damit Verluste der Anleihen seien Anlass genug, sich von diesen zu trennen und zumindest einen Teil der Erlöse in Edelmetallen anzulegen, die keine Verluste brächten.

Hier muss allerdings zwischen Kurz- und Langläufern bei den Anleihen unterschieden werden: Je länger die Laufzeit, desto tiefer fallen die Anleihenkurse, wenn das Zinsniveau steigt. Außerdem spielen die Inflationserwartungen eine große Rolle: Rechnen Anleger mit mehr Inflation, wenden sie sich von Anleihen ab, vor allem von Langläufern. Im Gegenzug kaufen sie Gold und Silber, die als Inflationsschutz gelten. Alles in allem handelt es sich hier also um ein ziemlich komplexes Thema.

Es wird noch komplexer dadurch, dass die meisten Staaten viel zu hoch verschuldet und deshalb dazu übergegangen sind, ihre Schulden mit der hier schon einige Male beschriebenen finanziellen Repression abzubauen. Eine von deren Varianten funktioniert bekanntlich wie folgt: Die Zinsen so niedrig halten, dass die Renditen von Staatsanleihen nach Abzug der Inflationsrate ins Minus rutschen. Dass solche Manipulationen die Anleger, vor allem solche mit reichlich anzulegendem Geld, geradezu aus Staatsanleihen herausjagen, liegt auf der Hand. Und was machen die Anleger dann? Hin und her gerissen zwischen der einen Gefahr, Verluste durch fallende Anleihenkurse aufgrund des steigenden Zinsniveaus zu erleiden, und der anderen Gefahr, durch die finanzielle Repression in die Verlustzone zu geraten, bringen sie das Geld ihrer Kunden durch Sachwertinvestitionen in Sicherheit. Dazu gehören gerade jetzt auch und ganz besonders Anlagen in Silber und Silberaktien.

Quelle: gburek

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