USA: Mit zweierlei Maß

Die Geschichte zweier Informanten

Joel Bowman

„Ich bin für die Wahrheit, egal wer sie sagt. Ich bin für Gerechtigkeit, egal für oder gegen wen sie ist.“ – Malcom X

Justitia, die römische Gerechtigkeitsgöttin, wird oft mit verbundenen Augen dargestellt, in einer Hand ein Schwert und eine Reihe von Mess-Skalen in der anderen Hand.

Diese Darstellung ist eine Kombination verschiedener Charakteristiken anderer Göttinnen.

Fortuna, römische Schicksalsgöttin mit verbundenen Augen, die  hellenistisch-griechische Göttin Tyche, die für Glück zuständig ist und Nemesis, die schwerttragende Göttin der Rache.

Justitia, bekannt als ‚Lady Justice‘ wird nachgesagt, sie sei blind oder „unparteiisch“ bei der Verwaltung ihrer Aufgaben. Sie soll auch keine Präferenz bei den Anliegen anderer haben.

Zunehmend jedoch scheint Lady Justice einem ganz besonderen Interesse nachzugehen: dem der Regierung der Vereinigten Staaten.

Zur Veranschaulichung betrachten wir doch die verblüffend oppositionellen Fälle zweier Informanten.

Einer bekam 100 Millionen Dollar von den amerikanischen Steuerbehörden, weil er der Regierung Informationen über Bürger geben hatte, was offensichtlich nicht im Interesse der betreffenden Bürger war.

Der eine kam für 28 Monate ins Gefängnis, für das Offenbaren von Informationen an Bürger, was offensichtlich nicht im Interesse der Regierung war.

Glück für den Einen, Rache für den Anderen.

Was für „brave Dienstleistungen“ hat der Erste erbracht, und was für „schäbige Verbrechen“ hat der Letztere begangen, damit sie ihre passenden Belohnungen oder Bestrafungen erhielten?

 Ich beginne mit Bradley Birkenfeld, der „Whistleblower“ von der UBS, welcher vor kurzem 104 Mio. Dollar von den US-Steuerbehörden dafür erhielt, dass er Insider-Informationen in Bezug auf mögliche Steuerhinterziehungen von über 4.500 amerikanischen Staatsbürgern überbrachte, welche Geld bei der größten Bank der Schweiz angelegt haben.

Das ist die größte Zahlung an ein einzelnes Individuum von Seiten des Staates in der Geschichte der USA.

Michelle Eldrigde von der US-Steuerbehörde IRS bestätigte die Zahlung und teilte mit: „Das IRS glaubt, dass das Nutzen von Informationen ein wertvolles Element ist im Kampf gegen Steuerhinterziehung, und diese Belohnung reflektiert die Tatsache, dass wir dem Gesetz verschrieben sind.“

„…das Gesetz, welches den Interessen der Regierung dient“, hätte Ms. Eldridge hinzufügen können.

 Der offizielle Bericht des IRS lobt den mutigen Informanten: „Die Information (welche Birkenfeld lieferte) war außergewöhnlich, sowohl in ihrer Breite als auch in ihrer Tiefe.“

Die UBS, die größte Bank der Schweiz, wurde später gezwungen, eine Strafe von 780 Mio. Dollar zu zahlen als Teil der Verfolgungsmaßnahmen von Steuerhinterziehung. Der lange Arm der US-Behörden war so weit reichend, dass letztlich die Schweizer Regierung gezwungen wurde, ihre Gesetze zum Bankgeheimnis zu reformieren.

Zwischenstand:

 1 für „Big Brother“.

0 für private Bürger.

Zwischenstand: 104 Mio. Dollar für Spitzel.

Natürlich sind nicht alle „whistleblower“ willkommen. Dies bringt mich zur zweiten Geschichte, der von Bradley Manning.

Der 24jährige ehemalige US-Soldat wird angeklagt, dass er das inzwischen berüchtigte „Collateral Murder“-Video an die Öffentlichkeit gebracht wird. Da werden aus einem US Apache-Helikopter zwei Reuters-Journalisten erschossen, und mehrere unbewaffnete Zivilisten verletzt, darunter Kinder, während eines Angriffs auf einen öffentlichen Platz in Ost-Bagdad, Irak, im Jahr 2007.

Manning wird auch angeklagt, Dokumente ans Licht gebracht zu haben, welche später von Wikileaks veröffentlicht wurden, zum Krieg in Afghanistan, im Irak und eine Serie von peinlichen Mitteilungen von US-Diplomaten.

In einem Online Chat der Manning zugeschrieben wird, können wir einige Details erkennen, was sich der junge Mann dachte:

„Wenn man freien Zugang zu geheimen Netzwerken hätte…und dort unglaubliche Dinge sehen würde, hässliche Dinge…Dinge, welche öffentlich gemacht werden sollten, und nicht in einem dunklen Zimmer in Washington D.C. auf einem Server versteckt…was würden Sie tun?“

„Was würden Sie tun?“ ist in der Tat eine wichtige Frage, eine welche normalerweise die Individuen, welchen sie gestellt wird, einen Moment in Ruhe versetzt.

In tiefes Nachdenken.

Quelle: investor-verlag

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