Die Krim – noch eine künstlich erzeugte Krise

Gefunden bei tlaxcala

Neil Clark
Übersetzt von  Susanne Schuster سوزان شوستر

Der russische Außenminister Sergei Lawrow sagte, dass die Ukraine- bzw. Krim-Krise „aus rein geopolitischen Gründen künstlich erzeugt wurde“. Er hat recht.

 

MarkusSzy, Austria

Es ist wichtig zu verstehen, dass dies nicht ein „einmaliges Ereignis“ ist, sondern nur die neueste von unzähligen internationalen „Krisen“, die von den westlichen Mächten entweder absichtlich aufgebauscht oder künstlich geschaffen wurden, um ihre geopolitischen Interessen zu fördern.
Der britische Außenminister William Hague sagte, die Krim sei „die größte Krise in Europa im 21. Jahrhundert“. In den vergangenen Jahren haben führende westliche Politiker aber schon öfter solche panikmachenden Begriffe benutzt.
Vor genau 15 Jahren, im März 1999, hatten wir die Kosovo-„Krise“; damals behaupteten westliche Führer, dass tausende Kosovo-Albaner von serbischen Kräften – die angeblich einen brutalen völkermordähnlichen Krieg führten – getötet würden, wenn die NATO nicht sofort militärisch eingriffe.
Der britische Premierminister Tony Blair sagte dem Unterhaus am 23. März 1999: „Wir müssen handeln, um tausende unschuldige Männer, Frauen und Kinder vor einer humanitären Katastrophe zu retten, vor dem Tod, vor Barbarei und ethnischer Säuberung durch eine brutale Diktatur.“
Doch es war eine künstlich erzeugte „Krise“, es handelte sich im Kosovo um einen Konflikt geringen Ausmaßes zwischen jugoslawischen Kräften und vom Westen unterstützen Kämpfern der Kosovo-Befreiungsarme (UCK).
Die Aufgabe der UCK war, Angriffe auf jugoslawische Kräfte durchzuführen und Belgrad zu einer gewaltsamen Reaktion zu provozieren, was dann als Vorwand für eine Nato-Intervention dienen konnte, um ein unabhängiges, sozialistisches Land zu zerstören, das sich gegen die Globalisierung gewehrt hatte. Eine „Krise“ musste erzeugt werden, um die militärische Intervention der Nato zu rechtfertigen.
Vier Jahre später hatten wir die „Krise“ der irakischen Massenvernichtungswaffen. Irgendwas musste unternommen werden gegen Saddams tödliche Waffen, die uns alle bedrohten, ließen westliche Führer verlauten. Wir konnten nicht so lange warten, bis die UN-Inspektoren ihren Auftrag erfüllt hatten.
„Wenn wir jetzt nicht handeln, dann werden wir wieder da sein, wo wir schon mal waren und dann geht natürlich alles wieder von vorne los und er wird diese Waffen weiterentwickeln, und das sind gefährliche Waffen, vor allem wenn sie in die Hände von Terroristen fallen, von denen wir wissen, dasss sie diese Waffen einsetzen wollen, wenn sie sie kriegen können“, sagte Blair.
Am 28. April 2003, als Saddams Massenvernichtungswaffen nicht aufgetaucht waren, sagte Blair: „Bevor die Leute über das Nichtvorhandensein der Massenvernichtungswaffen frohlocken, schlage ich vor, dass sie ein bisschen warten.“ Elf Jahre später warten wir immer noch.
In den vergangenen zehn Jahren hatten wir auch die iranische Atom-„Krise“. Wir hörten von der westlichen Elite immer wieder, dass die Islamische Republik Atomwaffen entwickelte, die nicht nur für den Nahen Osten, sondern auch für die ganze Welt eine klare Bedrohung darstellten. Es wurde als unsere größte Priorität erachtet, etwas gegen die atomare „Bedrohung“ aus dem Iran zu unternehmen. Im Januar 2011 warnte der britische Verteidigungsminister Liam Fox, dass Iran bis Ende 2012 Atomwaffen haben könnte.
Dann kam das Jahr 2013 und Iran hatte immer noch keine Atomwaffen.
Dann gab es die „Krise“ in Libyen 2011. Man erzählte uns, Colonel Gaddafis Kräfte würden Massaker an unschuldigen Menschen verüben und stünden kurz davor, die Zivilisten Bengasis zum Zweck eines Völkermordes anzugreifen. Auch hier mussten wir etwas gegen diese akute „Krise“ unternehmen.
„Wir können einfach nicht zusehen, wie ein von seinem Volk abgelehnter Diktator sein Volk willkürlich tötet“, verkündete der britische Premierminister David Cameron in seiner besten Tony Blair-Parodie.
„Angesichts dieser brutalen Unterdrückung und einer sich abzeichnenden humanitären Krise habe ich Kriegsschiffe in das Mittelmeer geschickt. Unsere europäischen Verbündeten haben ihre Bereitschaft erklärt, Ressourcen bereitzustellen, um das Töten zu beenden“, sagte US-Präsident Barack Obama am 28. März 2011. Die westliche Reaktion auf die „Krise“ in Libyen war ein militärischer Angriff – wie bei der „Krise“ im Kosovo und der „Krise“ mit den irakischen Massenvernichtungswaffen.
Im August 2013 hatten wir dann die nächste „Krise“ – der Westen behauptete, dass die syrische Regierung einen tödlichen Angriff mit Chemiewaffen gegen ihr eigenes Volk durchgeführt habe. Abermals sagte man uns, dass wir schnell und entschlossen handeln müssten, um die „Krise“ zu bewältigen. Nur die Diplomatie Russlands und die öffentliche Meinung in westlichen Ländern verhinderte eine von den USA angeführte Attacke gegen Syrien.
Die neue „Krise“ im März 2014 ist nun Putins „Invasion“ in die Ukraine und die Bedrohung, die Russland für die unabhängige „demokratische“ Ukraine darstellt. Nicht zu vergessen, das ist „die größte Krise in Europa im 21. Jahrhundert“.

 Andy Singer, USA

In Wirklichkeit war keine davon eine echte Krise – auch die Krim. Es gab keinen Genozid im Kosovo. Irak hatte keine Massenvernichtungswaffen. Iran hatte kein Atomwaffenprogramm: jede von ihnen war eine „fabrizierte Krise“, so der Titel des neuen Buches des investigativen Journalisten Gareth Porter.
Gaddafis Kräfte verübten keine Massaker an Zivilisten in Libyen, Gadaffi drohte auch nicht den Zivilisten in Bengasi ein Massaker an. Libysche Kräfte taten genau das, was jugoslawische Kräfte 1999 taten: sie führten einen Krieg gegen Aufständische, die vom Westen unterstützt wurden.
Was Syrien betrifft: die Beweise wie auch die Logik deuten darauf hin, dass es die Rebellen waren und nicht die Regierung, die den Chemiewaffenangriff in Ghouta durchgeführt haben – um eine großangelegte Militärintervention der westlichen Mächte zu provozieren. Und es gibt auch keine russische „Invasion“ in die Ukraine.
Doch der wichtigste Punkt ist: die Reaktionen des Westens auf diese künstlich erzeugten „Krisen“ haben zu echten Krisen geführt. Die „Krise“ des Kosovo wurde beantwortet mit einer brutalen, 78 Tage andauernden Bombardierung Jugoslawiens, die die Infrastruktur des Landes zerstörte und bei der Tausende getötet oder verletzt wurden – der Einsatz von Uranmunition durch die Nato führte zu einem sprunghaften Anstieg der Krebserkrankungen. Die Menschenrechte haben ebenfalls darunter gelitten.
„Nirgendwo [in Europa] fürchten sich so viele Minderheiten so sehr davor, nur ihrer ethnischen Herkunft wegen belästigt oder angegriffen zu werden“, heißt es in einem 2006 veröffentlichten Bericht über Kosovo von Minority Rights Group International.
Die „Krise“ der irakischen Massenvernichtungswaffen führte zu einer illegalen Invasion, von der sich Irak noch nicht erholt hat und sich auch noch lange nicht erholen wird – etwa 1 Million Menschen sind getötet worden und das Land wird jetzt von sektiererischer Gewalt geplagt; mit mehr als 7 000 Getöteten war das vergangene Jahr das tödlichste seit 2008. In den Jahren 2002 und 2003 sprachen die Neokonservativen unaufhörlich von den Massenvernichtungswaffen im Irak und dass diese „Krise“ dringendes Handeln erforderte; nun gibt es eine echte Krise in diesem Land – und sie schweigen.
Die iranische Atom-„Krise“ führte dazu, dass drakonische Sanktionen über das Land verhängt wurden, was gewöhnliche Leute im Iran in eine echte Notlage gebracht hat (was auf RT berichtet wurde), und zu höheren Ölpreisen in Europa geführt hat – das braucht man nun wirklich nicht, wenn man in einer schweren Rezession steckt. Millionen Menschen leiden unnötig, weil man eine „Krise“ bekämpfen musste, die es nie gab.
Die libysche „Krise“ im Jahr 2011 führte zu einem brutalen Nato-Angriff auf das Land, bei dem Tausende starben und nun ist Libyen, wie der Irak, ein zerstörtes Land, ebenfalls geplagt von bewaffneten Konflikten. Abermals bleiben diejenigen, die unaufhörlich über die „humanitäre Krise“ in Libyen 2011 redeten, merkwürdig schweigsam.
Die „Krise“ des syrischen Chemiewaffenangriffs führte beinahe zum Ausbruch eines großflächigen regionalen Krieges, und möglicherweise des 3. Weltkrieges, doch in ihrem bessessenen Versuch, die baathistische Regierung zu stürzen, unterstützen der Westen und seine regionalen Verbündeten weiterhin die gewalttätigen Rebellen und verlängern dadurch das Elend des Krieges für Millionen Syrer.
Diejenigen, die am laufenden Band „Krisen“ erzeugen, sind schon wieder am Werk: Dieses Mal versuchen sie uns davon zu überzeugen, dass ein Referendum in der Krim und die Möglichkeit, dass sich die Krim – wo fast 60 Prozent der Bevölkerung ethnische Russen sind – Russland anschließt, eine schwere „Krise“ ist.
Und wieder einmal würden die vorgeschlagenen Maßnahmen – Sanktionen gegen Russland – eine stärkere Krise verursachen als die „Krise“ selbst: sie wären katastrophal für die westlichen Wirtschaftsräume, vor allem die europäischen.
Während wir uns große Sorgen machen sollen um künstlich geschaffene Krisen wie die Krim, werden Krisen, von denen Millionen gewöhnliche Leute im Westen und überall auf der Welt betroffen sind, von den westlichen Eliten ignoriert. Klimawandel. Eine Rekordzahl arbeitsloser junger Menschen. Die sich vertiefende Kluft zwischen Reichen und Armen. Der rapide fallende Lebensstandard gewöhnlicher Menschen im Westen. Das sind Krisen, die echte demokratische Regierungen lösen würden. Stattdessen erfinden westliche Eliten lieber neue Krisen.
Die jüngere Geschichte lehrt uns, dass immer dann, wenn westliche Führer und ihre Jubeltruppe in den Elitemedien von einer internationalen „Krise“ reden und warnen, „etwas muss unternommen werden“, zur Vermeidung einer echten Krise am besten gar nichts unternommen wird. Konzentrieren wir uns lieber auf die Bewältigung echter Krisen wie Umweltzerstörung, Armut, Ungleichheit und Arbeitslosigkeit und lassen wir uns nicht täuschen von künstlichen „Krisen“, die uns die westlichen Eliten aufschwätzen wollen.

Scott Chambers, USA

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