Die Geschichte zeigt, dass Provokationen sich bis zu einem Krieg steigern

von Paul Craig Roberts (theblogcat)

https://www.paulcraigroberts.org/2018/08/31/can-war-be-avoided-and-the-planet-saved/

Die russische Regierung und Präsident Putin geraten nicht durch die US-Sanktionen unter Druck. Die sind für Russland sehr gut, da sie Russland in die Unabhängigkeit zwingen. Sondern durch russische Patrioten, die genug haben von Putins nicht konfrontativen Reaktionen auf Washingtons endlose Beleidigungen und militärische Provokationen. Russische Patrioten wollen keinen Krieg, aber sie wollen die Ehre ihres Landes verteidigen, und sie glauben, dass Putin bei dieser Aufgabe versagt. Einige von ihnen sagen, dass Putin selbst ein atlantischer Integrationist ist, der den Westen verehrt.

Diese Enttäuschung über Putin, zusammen mit Putins Befürwortung der Anhebung des Rentenalters – eine Falle, die ihm von den neoliberalen Ökonomen Russlands gestellt wurde – haben Putins Zustimmungswerte gemindert, genau zu dem Zeitpunkt, wo er in Syrien erneut von Washington geprüft wird.

Ich habe Putin in vielen Kolumnen vor der Anklage verteidigt, er sei nicht ausreichend russisch. Putin will den Krieg vermeiden, weil er weiß, dass es sich um einen Atomkrieg handeln würde, dessen Folgen verheerend wären. Er weiß, dass die USA und ihre militärisch impotenten NATO-Verbündeten keinen konventionellen Krieg gegen Russland oder China führen können, geschweige denn gegen beide. Putin versteht auch, dass die Sanktionen den europäischen Vasallen Washingtons schaden und die europäischen Vasallenstaaten schließlich in die Unabhängigkeit zwingen könnten, was die Kriegslust Washingtons einschränken würde. Selbst mit Russlands neuen Superwaffen, die Putin wahrscheinlich die Möglichkeit geben, die gesamte westliche Welt mit wenig oder keinem Schaden für Russland zu zerstören, sieht Putin keinen Sinn in so viel Zerstörung, zumal die Folgen unbekannt sind. Es könnte einen nuklearen Winter oder andere Resultate geben, die den Planeten als lebenserhaltende Ort zunichte machen würden.

Daher habe ich in vielen Kolumnen darauf hingewiesen, dass Putin intelligent handelt. Er ist langfristig im Spiel und schützt damit die Welt vor einem gefährlichen Krieg.

Während ich Putins Strategie unterstütze und seine Coolness als Mensch bewundere, der sich nie von Emotionen leiten lässt, gibt es dennoch ein Problem. Die Menschen im Westen, mit denen er es zu tun hat, sind Idioten, die seine Staatskunst nicht zu schätzen wissen. Jedes Mal, wenn Putin sozusagen die andere Wange hinhält, eskalieren sie mit Beleidigungen und Provokationen.

Betrachten wir Syrien. Die syrische Armee hat mit Hilfe eines winzigen Teils der russischen Luftwaffe alle Gebiete Syriens (außer einem) von den von den Amerikanern initiierten und finanzierten Streitkräften geräumt, die von Washington entsandt wurden, um die syrische Regierung zu stürzen.

Die verbleibende US-Stellvertretermacht steht kurz vor der Eliminierung. Um sie zu retten, und um Washington ein Standbein zu erhalten, das einen Wiederanfang des Krieges ermöglichen könnte, hat Washington einen weiteren gefakten „chemischen Angriff“ arrangiert, den die presstitutierten und gehorsamen westlichen Medien auf Assad schieben werden. Der Nationale Sicherheitsberater von Präsident Trump, ein verrückter, vielleicht wahnsinniger, zionistischer Neokonservativer, hat Russland gesagt, dass Washington den syrisch-russischen Einsatz von chemischen Waffen gegen „Assads eigenes Volk“ missbilligen wird.

Die Russen sind sich voll bewusst, dass jeder chemische Angriff ein False Flag-Angriff sein wird, der von Washington unter Verwendung jener Elemente, die man nach Syrien geschickt hat, um die Regierung zu stürzen, inszeniert wird. Der russische Botschafter in den USA hat das alles gestern der US-Regierung erklärt.

Offenbar hofft Putin, Washingtons orchestrierten Angriff zu vermeiden, indem er seinen Botschafter die Orchestrierung den amerikanischen Beamten erklären lässt, die das Ganze inszenieren.

https://www.zerohedge.com/news/2018-08-30/russian-ambassador-gave-intel-us-officials-showing-planned-chemical-provocation

Diese Strategie impliziert, dass Putin glaubt, dass US-Regierungsbeamte zu Scham und Integrität fähig sind. Das sind sie ganz sicher nicht. Ich habe 25 Jahre mit ihnen verbracht. Die wissen nicht einmal, was diese Worte bedeuten.

Was wäre, wenn Putin stattdessen öffentlich vor der ganzen Welt erklären würde, dass alle Kräfte, die für einen Angriff auf Syrien verantwortlich sind, wo immer sie sich befinden, vernichtet würden?

Meine Ansicht –

https://www.theblogcat.de/uebersetzungen/pcr-29-08-2018/

und die des russischen Patrioten Bogdasarov –

https://www.fort-russ.com/2018/08/a-russian-response-to-a-new-us-attack-on-syria-should-include-sinking-the-carriers-not-just-shooting-at-their-missiles/

– ist, dass ein solches Ultimatum vom Führer des Landes, das in der Lage ist, das zu bewerkstelligen, die Kampfjets des russophoben Washington abkühlen würde. Es gäbe keinen Angriff auf Syrien.

Bogdasarov und ich könnten falsch liegen. Die russischen Streitkräfte, die mit ihren Hyperschallraketen um Syrien herum stationiert sind, sind mehr als ein Gegner für die US-Streitkräfte, die sich zum Angriff auf Syrien versammelt haben. Allerdings kann sich die amerikanische Hybris durchaus über Fakten erheben, und in diesem Fall müsste Putin die Quellen des Angriffs zerstören. Indem er sich nicht im Voraus festlegt, behält Putin seine Flexibilität. Washingtons Angriff könnte, wie der vorhergehender Angriff auf Syrien, nur gesichtswahrend sein, kein echter Angriff. Dennoch muss Russland früher oder später entschlossener auf Provokationen reagieren.

Ich bin Amerikaner. Ich bin kein Russe, geschweige denn ein russischer Nationalist. Ich möchte nicht, dass US-Militärangehörige Opfer von Washingtons tödlichem Wunsch nach weltweiter Hegemonie werden, geschweige denn Opfer von Washingtons Dienst an Israels Interessen im Nahen Osten. Der Grund, warum ich denke, dass Putin bei seinem Widerstand gegen Washington einen besseren Job machen muss, ist, dass ich glaube, wie die Geschichte zeigt, dass Beschwichtigung zu noch mehr Provokationen führt, und es kommt der Punkt, an dem man sich ergeben oder kämpfen muss. Es ist viel besser diesen Prozess zu stoppen, bevor dieser gefährliche Punkt erreicht wird.

Andrej Martyanow, dessen Buch ich kürzlich auf meiner Website rezensiert habe, verteidigte Putin, so wie der Saker und ich es in der Vergangenheit getan haben, gegen die Behauptung, Putin sei zu passiv gegenüber Angriffen.

https://russia-insider.com/en/russia-playing-long-game-no-room-instant-gratification-strategies-super-patriots/ri24561

Da ich die gleichen Argumente gebracht habe, kann ich Martyanow und den Saker nur zustimmen. Wo wir uns unterscheiden könnten, ist die Erkenntnis, dass das endlose Akzeptieren von Beleidigungen und Provokationen zu deren Zunahme führt, bis die einzige Alternative eine Kapitulation oder der Krieg ist.

Also, die Fragen an Andrej Martyanow, den Saker, und an Putin und die russische Regierung sind: Wie lange funktioniert das Hinhalten der anderen Wange? Hält man seine andere Wange so lange hin, bis dein Gegner deinen Vorteil in einer Konfrontation neutralisieren kann? Hält man seine andere Wange so lange hin, bis man die Unterstützung der patriotischen Bevölkerung verliert, weil man die Ehre des Landes nicht verteidigt hat? Hält man seine andere Wange so lange hin, bis man schließlich zum Krieg oder zur Unterwerfung gezwungen wird? Hält man seine andere Wange so lange hin, bis es zum Atomkrieg kommt?

Ich denke, Martyanov und The Saker stimmen zu, dass meine Fragen berechtigt sind. Beide betonen in ihren sehr informativen Schriften, dass die Hofhistoriker Kriege im Interesse der Sieger falsch darstellen. Lass uns einen Moment darüber nachdenken. Sowohl Napoleon als auch Hitler standen auf ihrem Höhepunkt, ihr Erfolg war durch keine militärische Niederlage gebremst. Dann marschierten sie in Russland ein und wurden völlig zerstört. Warum haben sie das getan? Sie taten es, weil ihr Erfolg ihnen eine massive Arroganz und einen Glauben an ihre „Einzigartigkeit“ verliehen hatte, dieses gefährliche Wort, das Washingtons Glauben an seine Hegemonie verkörpert.

Die zionistischen Neokonservativen, die in Washington regieren, sind zu dem gleichen Fehler fähig, den Napoleon und Hitler gemacht haben. Sie glauben an „das Ende der Geschichte“, dass der Zusammenbruch der Sowjetunion bedeutet, dass die Geschichte Amerika als Modell für die Zukunft gewählt hat. Ihre Hybris übersteigt sogar die von Napoleon und Hitler.

Wenn man mit solch einer verblendeten und ideologischen Kraft konfrontiert wird, funktioniert dann das Hinhalten der anderen Wange oder fördert es mehr Provokation?

Das ist die Frage für die russische Regierung.

Vielleicht wird die russische Regierung die Bedeutung der orchestrierten Lobreden für John McCain verstehen. Es ist nicht normal, dass ein US-Senator auf diese Weise gepriesen wird, vor allem nicht, wenn er eine so mäßige Bilanz hat. Was gepriesen wird, ist McCains Hass auf Russland und seine Bilanz als Kriegshetzer. Washington lobt damit nur seine eigenes Engagement für Krieg.

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Paul Craig Roberts (geb. 1939) ist ein amerikanischer Ökonom, Kolumnist, Blogger und ehemaliger Staatsbediensteter.

Er war 1981 stellvertretender Finanzminister für Wirtschaftspolitik unter Ronald Reagan. Nach seiner Zeit in der Regierung wandte er sich dem Journalismus zu. Er war Redakteur und Kolumnist für das Wall Street Journal, Kolumnist für Business Week, Skripps Howard News Service und Mitarbeiter des Harper’s Magazine.

Er war Professor für Wirtschaft an der George Mason Universität und für 12 Jahre Chefdozent für Politische Wissenschaften am William E. Simon Institut an der Georgetown Universität.

Von 1993 bis 1996 war er Mitglied des Cato Instituts. Und er war Mitarbeiter der Hoover Institution.

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