Geburtsort: Königsberg

Königsberg: Bis 1945 war Hauptstadt der preußischen Provinz Ostpreußen und deren kulturelles und wirtschaftliches Zentrum. Mit der Reichsgründung wurde sie 1871 zur nordöstlichsten Großstadt des Deutschen Reiches.
Das Wirken vieler bildender Künstler ist mit Königsberg verbunden, wie etwa Lovis Corinth, Käthe Kollwitz, Hermann Brachert, Fritz Burmann, aber auch das vieler Literaten wie Simon Dach, Johann Gottfried Herder, E. T. A. Hoffmann, Heinrich von Kleist, Ernst Wiechert, Agnes Miegel. Die Stadt besaß sowohl eine Kunst- und Gewerkschule als auch eine Kunstakademie.

Krönung Friedrich III zum König von Preußen

Während des Dritten Reiches weilten viele Künstler in Königsberg, um im deutschsprachigen Memelgebiet unabhängig von staatlicher Zensur und Kontrolle zu schaffen. Dies war auch ein Entstehungsfaktor der Künstlerkolonie Nidden.
Königsberg ließ dem großen Philosophen Immanuel Kant für 7.300 Taler das berühmte Kant-Denkmal errichten, das der Berliner Bildhauer Christian Daniel Rauch schuf. Das Standbild ging in den Nachkriegswirren verloren. Anfang der 1990er Jahre regte Marion Gräfin Dönhoff die Aufstellung eines Neugusses der Immanuel-Kant-Statue an. Sie wurde nach Vorlagen aus der Berliner Gipsformerei von Hermann Noack geschaffen und am 27. Juni 1992 vor der Universität des heutigen Kaliningrad aufgestellt.

Immanuel Kant ETA-Hoffmann

Käthe KollwitzDie Geschichte Königsbergs zwischen dem 1. Weltkrieg bis zur Aussiedlung der letzten Deutschen (1947-1950) erzählt die Autorin Ursula Klein in ihrem Buch „Geburtsort: Königsberg“.  Die Leser erleben hautnah das Alltagsleben der gläubigen Familie Krohn bis zum Untergang der stolzen Krönungsstadt.

Käthe Kollwitz

552 Seiten mit 40 Fotos und Abbildungen. Historisch äußerst interessant werden die geschichtlichen Ereignisse, das Wachsen und Werden Königsbergs und die Kriegswirren erschütternd und liebevoll beschrieben. Es ist eine gelungene Verbindung zwischen geschichtlichen Ereignissen und von privatem Erleben. Ein AUSZUG:

In der Ponarther Straße 56 war zu Ostern 1918 hellste Aufregung: Hanna, die Zweitälteste von den fünf Kindern von Otto und Anna Krohn sollte in die Schule kommen. Ostern war für die Kinder ein besonderer Feiertag, denn zu diesem Fest bekamen sie fast alle ein neues Kleidchen und durften, falls das Wetter es erlaubte, das erste Mal Kniestrümpfe anziehen. Für jedes der Kinder lagen die Kleidungsstücke fein sortiert, gewaschen und gebügelt als Kleiderhäufchen auf dem roten Plüschsofa. Das war das Prachtstück in der Wohnstube, auf dem sie nur selten herumtollen durften. Das Exemplar war aber auch besonders hübsch: in dem Plüsch waren Ornamente eingedrückt und an der geschwungenen Rückenlehne in Kopfhöhe kleine gehäkelte Deckchen, damit der Stoff nicht schmutzig werden konnte. Lisbeth, die Älteste mit ihren acht einhalb Jahren, ging der Mutter schon tüchtig zur Hand. Zum einen konnte sie sich – und auch Hanna – bereits alleine anziehen und zum anderen halfen beide, wenn auch noch linkisch, den Geschwistern. Herta mit ihren fünf Jahren brauchte Hilfe bei den Zöpfen, Fritz mit drei einhalb Jahren brachte die Mädchen völlig mit seinem eigenwilligen Köpfchen durcheinander und riss immer aus, sobald z. B. ein Strumpf angezogen war. Er war eben ein richtiger Lorbass Der Vater saß im Ohrensessel, der neben dem großen, grünen Kachelofen stand. Gedankenverloren zwirbelte er an seinem Kaiserschnauzer herum und schaute dem Treiben einfach zu. Hin und wieder rief er zur Ordnung und mit Windeseile reagierten die Kinder auf den Tadel. Sie liebten ihren Vater sehr, fürchteten aber auch seine strenge Hand. Nur Lotte wurde von der Mutter betreut. Sie hatte den Vorteil, noch von ihr gefüttert und angezogen zu werden, denn sie war ja erst 14 Monate alt. Vor dem Frühstück sprach Vater gemeinsam mit allen das Gebet: Komm, Herr Jesu, sei unser Gast und segne, was DU uns bescheret hast. Amen.“ Dabei falteten alle am Tisch die Hände, schlössen die Augen und senkten die Köpfe, damit sie nicht von dieser Zwiesprache abgelenkt werden konnten. Nachdem der Tisch abgeräumt war – alle mussten helfen – wurde die Morgenandacht gehalten. Vater nahm die Bibel und las: Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein von der Tür.Die Hüter aber erschraken vor Furcht und wurden, als wären sie tot. Aber der Engel antwortete und sprach zu den Weibern: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesum, den Gekreuzigten, suchet. Er ist nicht hier, er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und sehet die Stätte, da der Herr gelegen hat. Und gehet eilend hin und sagt es seinen Jüngern, dass er auferstanden sei von den Toten.“. Nach alter Gewohnheit knieten alle nieder, falteten die Hände, legten sie auf den Stuhl, auf dem sie gesessen hatten, und nahmen die gleiche feierliche Haltung ein wie beim Tischgebet. Vater dankte Gott für die Gnade, die sie alle durch die Auferstehung Jesu erhalten durften, dankte für die erholsame Nacht und bat um den Segen für den jetzigen Tag. Nach dem Amen“ standen alle wieder auf und machten sich für den Kirchgang fertig.

Im April 1945 fiel die durch zwei verheerende britische Luftangriffe schon 1944 weitgehend zerstörte Stadt nach schweren Kämpfen in die Hand der Roten Armee. Durch das Potsdamer Abkommen wurde Ostpreußen mit den anderen deutschen Gebieten östlich der Oder-Neiße-Linie von Deutschland faktisch abgetrennt. Das nördliche Ostpreußen mit der Provinzhauptstadt Königsberg kam unter sowjetische Verwaltung und wurde militärisches Sperrgebiet. Die bei Kriegsende in Königsberg verbliebene Zivilbevölkerung, welche die Anfangszeit der sowjetischen Besatzung überlebt hatte, wurde bis 1948 in die vier Besatzungszonen Deutschlands vertrieben.

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