Titanic 2.0 – wo steckt der Eisberg?

Klaus Madersbacher

Von den großen Dingen, über die vor der EU-Wahl gesprochen wurde, ist nix mehr zu hören. Die Schäfchen sind im Trockenen und die Herde zieht weiter – oder so ähnlich.

Rezo und seinesgleichen haben ihre Rolle als Kuriositäten gespielt und dürfen jetzt wieder zurück in ihre Spielecke. Die fast 15 Millionen Aufrufe, die nahezu 1,2 Millionen positiven und gut 55.000 negativen Bewertungen stellen einen neuen Rekord dar oder auch nicht – was macht´s?

Vor ein paar Tagen veröffentlichte ich den Artikel „Der Krieg gegen Drogen ist total idiotisch„, übrigens nicht der erste Artikel über die unsinnige Politik des Verbots von Drogen („Suchtgift“) auf dieser Website, die ja unter dem Motto „Gegen Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung“ steht. Nun, Drogen haben mit allen drei Bereichen zu tun, wobei ich jetzt keine große Abhandlung über Drogen schreiben, aber kurz einige Zusammenhänge skizzieren will:

Krieg: zum Zeitpunkt des Überfalls der Vereinigten Staaten von Amerika auf Afghanistan war die Produktion von Opium/Heroin praktisch auf Null gesunken. In den 17 Jahren Krieg ist sie wieder gestiegen und hat neue rekordträchtige Höhen erreicht. Das ist nur ein Beispiel von vielen, in denen die Blockaden für den äußerst einträglichen Handel mit Drogen beseitigt worden sind.

Ausbeutung: durch den Drogenhandel werden sowohl die Bauern in den Anbaugebieten als auch die Konsumenten in den Verbraucherländern ausgebeutet. Die primitivste Kenntnis der Grundgesetze unseres Wirtschafts- und Gesellschaftssystems genügt, um dieses „Phänomen“ zu erklären. Wer´s noch nicht begriffen hat, sollte nach der Lektüre von Jacob Hornbergers Artikel verstehen, wie die Uhren im westlichen Wertesystem ticken.

Unterdrückung: den Berichten in den Medien nach zu schließen werden laufend Menschen wegen irgendwelcher Drogendelikte zu Geld- und Haftstrafen verurteilt. Ist es Unterdrückung, wenn man laufend Menschen abstraft, die Drogen genießen, die im allgemein genehmigten Katalog nicht aufgeführt sind, obwohl sie niemandem damit schaden? (In den USA trifft es zum Beispiel in erster Linie Schwarze, die einen extrem hohen Anteil an der Gefängnispopulation ausmachen.)





Diese Abhandlung ist natürlich noch keineswegs vollständig, aber in Verbindung mit Jacob Hornbergers Artikel soll sie einstweilen genügen.

Nun haben wir diese „Drogenbeauftragte“, die Rezo in grandioser Weise vorführt.

Nachdem ich selbst viele Jahre im „Sozialbereich“ gearbeitet habe, kann ich bestätigen, dass das amtliche Treiben in erster Linie von Ignoranz und Rechthaberei gekennzeichnet ist – wir sitzen am längeren Ast und haben kraft Amtes recht. Was Sache ist, bestimmen wir. (Das ist der „Tiefe Staat“, wie er leibt und lebt)

Ich erinnere mich noch an ein Gespräch mit einem Landesrat, welcher zu bedenken gab, was man mit all den Leuten in der Drogenberatung machen sollte, wenn Drogen entkriminalisiert würden.

Da ist wohl am besten, man steckt den Kopf in den Sand und weiß nix, wie diese Drogenbeauftragte, die man bei Rezo erleben kann …

Die vielen Menschen, die dieser unsinnigen Politik zum Opfer fallen und Jahre ihres Lebens in Gefängnisse eingesperrt werden, zählen nicht, die sind höchstens „Kollateralschaden“. Wer aller an den Milliardengewinnen mitnascht, kann man höchstens erahnen.

Was in Portugal läuft? Den christlichen/sozialdemokratischen/grünen usw. Parteileuten ist das egal, sie haben genug damit zu tun, ihre Aufträge zu erfüllen. Ob es ein Vorteil für das Land ist, wenn es damit aufhört, seine Bürger zu verfolgen, die irgendwelche Drogen konsumieren, ist hierzulande keine Frage.

Weil es keine Frage ist, was gut für das Land ist. Hauptsache, die Reichen werden reicher. Es ist vielleicht gar nicht erwünscht, dass die Armen ärmer werden, aber anders geht´s halt nicht.

„Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend“ schrieb der geniale Mark Twain. „Erziehung“ offenbar in dem Sinn, dass man der Jugend vorführt, dass sie auf dem falschen Dampfer ist.

Ich hoffe sehr, dass „die Jugend“, aber auch „die Alten“ sich das zu Herzen nehmen, was Menschen wie Rezo sagen, die sich große Mühe machen, die Fragen zu stellen, die sie auf dem Herzen haben. Ist es nicht unsere Zukunft, um die es da geht?

Soll es unser Problem sein, ob das den christlich/sozialdemokratischen/grünen usw. Parteibonzen passt?

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