Der (unerklärte) Krieg der USA gegen Europa

Hinter dem Ukraine-Krieg verbirgt sich ein nicht erklärter, aber tödlicher Konflikt, bei dem Europa einer transatlantischen Schikane erliegt, die seiner Wirtschaft und Bevölkerung immensen und langfristigen Schaden zufügt. Deutschland zahlt am meisten. Von Pino Arlacchi, «l’AntiDiplomatico»

Quelle: transition-news

Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung von l’AntiDiplomatico übernommen.

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Das lateinische Sprichwort «Gott schütze mich vor meinen Freunden» wurde von Henry Kissinger auf die heutige Geopolitik angewandt mit dem berühmten Ausspruch «Ein Feind der Vereinigten Staaten zu sein, mag gefährlich sein, aber ihr Freund zu sein, ist fatal». Und genau so lässt sich die derzeitige Beziehung zwischen den USA und Europa definieren.

In der Tat verbirgt sich hinter dem Ukraine-Krieg ein nicht erklärter, aber in der Tat tödlicher Konflikt, bei dem Europa einer transatlantischen Schikane erliegt, die seiner Wirtschaft und Bevölkerung immensen und langfristigen Schaden zufügt.

Niemand spricht über die wahren Bedingungen der Energieversorgungsfrage. Sie werden Hunderte von Artikeln darüber finden, wie gut es uns gelungen ist, die Gas- und Ölimporte aus Russland seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine zu reduzieren, aber fast keiner spricht über die verrückten Energiepreise, die die wahren Kosten des Krieges sind.

Indem sie die Ukraine unter Druck gesetzt haben zu kämpfen anstatt innerhalb weniger Wochen nach Ausbruch der Feindseligkeiten ein bereits fast ausgehandeltes Abkommen zu schliessen, indem sie die europäischen Verbündeten zu extremen Sanktionen gegen Moskau gedrängt und die Nord-Stream-Pipeline im September 2022 zerstörten haben, haben sich die Vereinigten Staaten den ersten Platz unter den Exporteuren von Flüssiggas nach Europa und in die Welt gesichert. Europa ist zum ersten Ziel ihres Öls geworden: 1,8 Millionen Barrel pro Tag gegenüber 1,7 Barrel pro Tag nach Asien und Ozeanien.

Und das alles zu Preisen, die drei- bis viermal höher sind als die, die Brüssel vor dem Krieg gezahlt hat. Dank eines Rahmenvertrags zwischen Joe Biden und Ursula von der Leyen haben wir uns verpflichtet, einen Grossteil des Gases, das wir früher aus Russland bezogen, aus den USA zu importieren und dafür das 4,5-fache des Preises zu zahlen, zu dem es in den USA verkauft wird. Daher auch Giorgia Melonis erbärmliche Forderungen an Biden nach einem Rabatt im Namen der energieintensiven Industrien Italiens, die aufgrund der untragbaren Produktionskosten den Bach runtergehen.

Es war Mario Draghi selbst, der in einem Anflug von Klarheit die katastrophalen Folgen dieses Anstiegs der Energiepreise für die Zukunft der Europäischen Union selbst definierte, die ihm zufolge Gefahr läuft, wieder zu einem «einfachen Markt» zusammenzubrechen.

Die Produktionskosten für alle Waren auf unserem Kontinent sind parallel zur gestiegenen Wettbewerbsfähigkeit der US-amerikanischen Wirtschaft plötzlich gestiegen. Deutschland ist das Land, das aufgrund seiner Abhängigkeit von der Produktion und dem Export von Industriegütern am meisten gezahlt hat. Das mythische Deutschland hat sich somit zum schlechtesten Land unter den fortgeschrittenen Volkswirtschaften entwickelt: Das BIP wird 2023-24 um 0,3 Prozent sinken. Der Währungsfonds prognostiziert für die Wirtschaft der Eurozone (+ 0,9 Prozent) im Jahr 2024 nahezu eine Stagnation, für Russland dagegen + 2,6 Prozent.

Kommentar Transition News:

Die gegenwärtige Situation entspricht einer langjährigen Doktrin der USA. So soll der britische Baron Ismay, der erste NATO-Generalsekretär, gesagt haben, der Zweck des Bündnisses bestehe darin, die US-Amerikaner in Europa drinnen, die Russen draussen und die Deutschen unten zu halten.

Den USA geht es darum zu verhindern, dass sich Eurasien zu einer Kontinentalmacht zusammenschliesst, gegen die ihre Seeherrschaft nutzlos wäre. Und die Ukraine nimmt dabei eine zentrale Rolle ein. Dargelegt wurde diese «Heartland-Theorie» genannte geopolitische Strategie erstmals 1904 von Halford Mackinder, einem britischen Politiker, Diplomaten, Geographen und Direktor der London School of Economics. Mackinder bezog sich damals noch auf die Seeherrschaft Grossbritanniens. Die «Heartland-Theorie» untermauerte er später in seinem Buch «Democratic Ideals and Reality». Eine besondere Gefahr sah er in einem russisch-deutschen Bündnis.

Dementsprechend sagte George Friedman, Gründer und Präsident von Stratfor, einem angesehenen privaten Nachrichtendienst, im Jahre 2015, es sei das ureigene Interesse der USA, eine Beziehung zwischen Deutschland und Russland zu verhindern. Gemeinsam wären sie die einzige Kraft, die die USA bedrohen könnte. Dafür würden die USA seit einem Jahrhundert Kriege führen – den Ersten und Zweiten Weltkrieg sowie den Kalten Krieg.

Ein weiterer Aspekt des Krieges in der Ukraine: Um die Flüchtlinge aus dem Land muss sich vorwiegend Europa kümmern.

 

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