8. Mai 2013 – Und immer noch sind wir im Krieg

von Philip Klaedtke

Vor genau 68 Jahren, am 8. Mai 1945, endete für Deutschland der zweite Weltkrieg. Mit der Unterzeichnung der Kapitulationserklärung durch Generaloberst Alfred Jodl im Auftrag des letzten deutschen Reichskanzlers Karl Dönitz ging an jenem Tag eines der dunkelsten Kapitel der Menschheit zu Ende. Über das Ergebnis wurden wir an den Schulen unzählig unterrichtet und werden damit noch heute konfrontiert. Es bedeutete nicht nur das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft, sondern auch das des Mordens, Leidens und Kummers. Die Lehre war eindeutig: nie mehr wieder Krieg. Nie mehr wieder sollte ein Land wie Polen am 1. September 1939 präventiv angegriffen werden, was nicht umsonst Bestandteil des Art. 26 Abs. 1 GG wurde und noch heute ist. Die Bundeswehr, deren Aufgabe die Sicherung der Bundesrepublik Deutschland ist, ist eine Verteidigungsarmee, was jegliche Angriffskriege automatisch ausschließt und dementsprechend verfassungswidrig ist. Auch sollten nie mehr wieder Männer und Frauen in Kriegen sterben, die verfassungswidrig sind und von Menschen geführt werden, die selber noch niemals in einen Krieg gezogen sind.

Umso schrecklicher ist der Tod des deutschen Soldaten in Afghanistan vor nur wenigen Tagen. Obwohl die Zahl der toten Soldaten in Afghanistan im Vergleich zu anderen Nationen dort gering ist, wirft es einmal wieder die Frage auf, ob Deutschland dazu verpflichtet bzw. berechtigt ist, in Afghanistan zu sein. Des Weiteren ist die Frage zu stellen, ob 60 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs für Deutschland wir tatsächlich von den Folgen gelernt haben oder nicht.

1. Afghanistan – Wie alles begann

Nach den Anschlagen vom 11. September 2001 verpflichtete sich eine Großzahl von Ländern, darunter Deutschland, zu uneingeschränkter Solidarität gegenüber den USA. Hierzu zählte auch der Einsatz in Afghanistan, der unmittelbar danach folgte und die damit einhergehende Entsendung deutscher Bundeswehrsoldaten. Da mit Osama bin Laden der Drahtzieher der Anschläge in Afghanistan war (auf jegliche so genannte „Verschwörungstheorien“ wird an dieser Stelle nicht eingegangen) und die Taliban diesem und Al Qaeda selbst Schutz gewährten, sollten der Einsatz mit dem Sturz des Taliban-Regims und der Gefangennahme bin Ladens gerechtfertigt werden. Schon bald konnten die Taliban gestürzt werden. bin Laden hingegen blieb weiterhin verschwunden.

Obwohl das eigentlich Ziel bin Laden war, lag der Fokus der Besatzungsländer innerhalb der kommenden Jahre im Aufbau eines demokratischen Systems und der Entwicklung eines den westlichen Ländern entsprechenden politischen Systems.

2. Heutige Situation

Mit dem Sturz der Taliban und dem Aufstieg von Karsai, der noch heute Präsident ist, wurde der Grundstein für spätere Anschläge gelegt, die insbesondere die dort stationierten Soldaten trafen (auch unter Blowback bekannt). Ganz nebenbei wurde gegen Artikel 26 GG verstoßen. Da die Taliban keinen Angriff auf Deutschland begingen und genauso wenig drohten, stellt ein Eingreifen mit dem Absetzen der Taliban, ungeachtet deren grauenvoller Taten, einen Verstoß gegen das Grundgesetz dar. Ganz nebenbei besitzen die Taliban nur ein Ziel, welches die Vertreibung jeglicher Kräfte von außen ist und auf die Besatzung durch die UdSSR und die USA zurückzuführen ist. Es handelt sich hierbei um einen kleinen, aber wesentlichen Unterschied, der in erster Linie bei der Entstehung von Terrorismus von Belangen ist. Kein Wunder also, dass die Taliban Widerstand gegen die Besatzer leisteten und dies noch heute tun. Sie verüben noch heute Anschläge auf Konvois und oftmals sind es auch Zivilisten, die diesen Taten zum Opfer fallen. Auch wurden bereits Drohungen ausgesprochen zur Verübung eines Anschlags in Deutschland selbst.

Zu den Opfern dieses Krieges zählen neben der afghanischen Bevölkerung die Soldaten selbst, die mit ihrem Leben dafür bezahlen müssen. Es sind bislang 54 Bundeswehrsoldaten und drei deutsche Polizisten gestorben. Hierin sind nicht die Soldaten inbegriffen, die 2014 zurückkehren und diese Erfahrungen zunächst einmal verdauen müssen. Dass psychische Schäden in Anbetracht der dortigen Umstände, in denen sich die Soldaten befinden, auftreten, ist mehr als verständlich und leider auch Realität. Nicht zu vergessen sind die Familien, die um die Opfer trauern müssen.

3. Die Folgen für Deutschland

Der Vergleich zwischen Afghanistan und dem Überfall Polens am 1. September 1939 erscheint auf den ersten Blick erschütternd und man mag sich am liebsten die Augen und Ohren zu halten und es nicht wahr haben. Leider ist es aber wahr, dass sich derzeit viele auch junge Männer und Frauen in einem Land mit Menschen befinden, die niemals etwas gegen Deutschland hatten und auch nichts getan haben. Ein Blick in die Geschichte hilft dabei zu verstehen, was passiert, wenn ein Land ohne jeglichen Grund besetzt wird und diesem ein System aufgezwungen wird, das überhaupt nicht dort erwünscht wird. Schon heute ist damit zu rechnen, dass Taliban oder andere Gruppen sich rächen werden und höchstwahrscheinlich Anschläge auf Länder verüben, die hierbei Hilfe geleistet haben. Dazu gehört auch Deutschland. Wer diese Opfer genau sein werden, ist noch ungewiss. Eines ist jedoch sicher: es wird welche geben. Und selbst wenn es nur ein Mensch ist, kann dies einiges ausmachen. Wer die Schlussszene des Filmes Schindlers Liste gesehen hat, weiß wovon hier gesprochen wird.

Quelle: freitum

 

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