Warum ist Energie so teuer? Das Merit-Order-Prinzip

Warum ist Energie so teuer? Das Merit-Order-Prinzipvon Tom Reimer (tkp)

Seit 2022 steigen die Stromkosten. Sie haben sich bis heute in etwa verdoppelt. Viele Menschen können ihre Stromrechnung kaum noch bezahlen. Fast sämtliche Produkte werden teurer, da für Herstellung und Transport Energie benötigt wird. Unternehmen, die auf günstigen Strom angewiesen sind, wandern ab. Die Politik scheint das nicht zu stören. Im Gegenteil. Sie verursacht und fördert die hohen Strompreise. Wie kann das sein? Wer hat ein Interesse an dieser Entwicklung?

Der Strompreis wird durch das Merit-Order-Prinzip bestimmt. Das bedeutet, dass die Kraftwerke, die Strom am günstigsten produzieren können, ihn auch als Erste einspeisen dürfen. Darauf folgen Kraftwerke mit höheren Produktionskosten bis die Nachfrage gedeckt ist. Entscheidend für den Preis, den sämtliche Kraftwerke für ihren Strom erhalten, ist das letzte Kraftwerk, das zugeschaltet wird, das sogenannte Grenzkraftwerk.

Betragen die Kosten für die Herstellung eine Kilowattstunde aus Windkraft beispielsweise 5 Cent, die Kosten für eine Kilowattstunde aus Steinkohle oder Erdgas jedoch 20 Cent, so erhalten die Betreiber der Windkraftanlagen aufgrund des Merit-Order-Prinzips ebenfalls 20 Cent. Diese Differenz führt zu einer enormen Marge und zu exorbitanten Profiten der Eigentümer der Windkraftanlagen.

Dem Merit-Order-Prinzip vorgelagert sind Angebot und Nachfrage. Werden Kernkraftwerke abgeschaltet, wird damit das Angebot verknappt und der Strompreis schießt in die Höhe. Die Sprengung einer Gas-Pipeline führt zur Verknappung des Angebots an Erdgas und damit zu einem hohen Erdgaspreis.

Die preisbestimmenden Grenzkraftwerke sind in den meisten Fällen Gaskraftwerke. Aufgrund des hohen Gaspreises steigen nun die Kosten für die Herstellung von Strom. Sie müssen beispielsweise teures Fracking-Gas aus den USA kaufen.

Diese Kosten haben Windkraftanlagen- und Photovoltaik-Betreiber nicht. Ihre Profite entstehen durch die Gasverknappung und den Ausstieg aus der Kernkraft, denn beides führt zum Anstieg der Differenz zwischen den Herstellungskosten einer Kilowattstunde aus Wind und Photovoltaik und den Kosten einer Kilowattstunde aus Kohle und Gas.

Je teurer der Strom aus Kohle und Gas ist, desto größer ist diese Differenz und desto größer sind die Profite der Eigentümer von Windkraft- und Photovoltaikanlagen.

Mit der Abschaltung der Kernkraftwerke ist die Industrie der erneuerbaren Energien außerdem einen lästigen Konkurrenten los geworden. Denn Kernkraftwerke produzieren Strom mit äußerst niedrigen Kosten. Hätten wir nun einen Mix aus Kernenergie und erneuerbarer Energie, der die Nachfrage decken könnte, so wäre die Differenz zwischen dem ersten und letzten Kraftwerk sehr gering. Die Strompreise wären sehr niedrig, doch die Profite der Energieunternehmen und die Einnahmen des Staates wären ebenfalls gering.

Das liegt nicht im Interesse der Betreiber von Windkraft- und Photovoltaikanlagen und es liegt nicht im Interesse des Staates. Denn beide profitieren von den hohen Grenzkosten der Kohle- und Gaskraftwerke, die durch die Anwendung des Merit-Order-Prinzips den Preis bestimmen.

Für die Verbraucher, die Unternehmer, die auf günstigen Strom angewiesen sind, für die Menschen, die ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen können, ist das konzertierte Verhalten von Politik und der Industrie der erneuerbaren Energien existenzgefährdend. Es ist ungerecht, verursacht Inflation und richtet sich gegen die Bevölkerung, gegen die Mehrheit der Unternehmen, gegen die Grundrechte, gegen die Demokratie und das Grundgesetz, gegen jede Ethik und Humanität. Man kann es als korporatistisch-kapitalistische Ausbeutung bezeichnen.

Bild von Benita Welter auf Pixabay

Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die Ansichten der fixen Autoren von TKP wieder. Rechte und inhaltliche Verantwortung liegen beim Autor.

Tom Reimer, promovierter Neurobiologe, Massenpsychologe und freier Autor, studierte Biologie, Germanistik und Philosophie, schreibt Gedichte, Podcasts, ist Kabarettist, initiiert und realisiert Projekte mit der Grundmotivation, unser Zusammenleben, unsere Gesellschaft zu bereichern. Gegenwärtig arbeitet er an einem eigenen Kabarett-Programm, einem geförderten Animationsfilm, einem Gedichtband und einem Roman.

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