Frisst der Kapitalismus seine Gönner?

Aus der Reihe die Verheißungen des Kapitalismus – Heute: Frisst der Kapitalismus seine Gönner?

von Mowitz (gegenfrage)

In immer kürzeren Abständen muss der Schirmherr des globalen Kapitalismus, mit immer neuen Geldflutungen aus dem Nichts, die Magier des großen Geldes zufriedenstellen um das System mit künstlicher Beatmung „handlungsfähig“ zu halten.

„US-Finanzminister Jacob J. Lew hat den Kongress am Mittwoch davor gewarnt, dass die US-Regierung gegen Ende Februar zahlungsunfähig werden könnte, wenn sie sich nicht mehr Geld leihen darf; es droht also eine weitere Kraftprobe mit den Republikanern über die Anhebung der Verschuldungsobergrenze – und diesmal sogar noch früher, als führende Kongressmitglieder erwartet haben.“ NYT

Die Börse wird noch mit der Nase über Wasser gehalten werden, um mit geflutetem Geld für ordentliche Kurssteigerungen zu sorgen.

Die Wirtschaft, auch in den „reichen“ Ländern steht still und tut maximal nicht mehr als auf der Stelle zu marschieren. Deutschland, das Land, das sich gern noch als „Gewinner“ sieht und dessen werktätige Bürger in immer größeren Scharen zu Dumpinglöhnen dafür sorgen, die Illusion zu vermitteln, Deutschland gehe es gut – weil der Export brummt. Trotzdem liegt auch Deutschland meilenweit entfernt von den sagenumwobenen Zuwachsraten, die die Wirtschaftsgötter im Nadelstreif als notwendig erachten um auch nur ansatzweise in der Nähe der Verheißung des Kapitalismus, „Wohlstand für alle“, zu kommen. Mit einer Wachstumsrate, für kapitalistische Notwendigkeiten, von lumpigen 0,4 Prozent, wird, mit orwellscher Neusprechdialektik, dieser Stillstand in der größten Volkswirtschaft Europas, medial als „moderat“ verkauft. Trotzdem steigen die Börsen, was ja auch nicht ausbleiben kann wenn die Schleusen der Geldvermehrung aus dem Nichts, im Takt mit dem fortschreitenden, immer noch aktiven kapitalistischen Finanzcrash, sperrangelweit geöffnet sind. Wohin mit dem vielen Geld, das nicht als sinnvolle Investitionen in der Realwirtschaft ankommt, sondern im Sekundentakt an den Börsen mal in dieses oder jenes Wertpapier angelegt wird, um sie in der nächsten Minute wieder abzustoßen.

Die Verursacher des Crashs, die Wall Street Mafia, hat 2013 das beste Jahr seit 1997 gehabt und der Dow Jones Index legte mit 30 Prozent zu; reales Wirtschaftswachstum in den USA lausige 1,85 Prozent. Die japanische Börse strahlt mit Fukushima um die Wette und legte mit 57 Prozent zu. Das reale Wirtschaftswachstum war im gleichen Zeitraum 2013 nur 1,2 Prozent. Der Dax marschierte im vorigen Jahr von einer Erleuchtung zur nächsten. Trotzdem wuchs die Wirtschaft nur mit 0,4 Prozent. Börsenspekulanten spekulieren, wie der Name schon sagt, auf mehr oder weniger realistische Kursentwicklungen. Wobei die Illusionisten gerne Gewinne oder Verluste an der Börse mit dem Wohlstand eines Landes gleichsetzen. Die Börsenschwätzer der Märchenschau erklären mit funkelnden Augen ihren Zuschauern, wie gut die Börse sich entwickelt hat und die deutsche Industrie rosigen Zeiten entgegensieht. Aber Hallo! 0.4 Prozent Wirtschaftswachstum stehen etwa 25 Prozent Kurssteigerung des Dax in 12 Monaten gegenüber.

Karikatur:© Kostas Koufogiorgos, www.koufogiorgos.de

Gängige Erklärungen sind faktisch, dass ein Zuviel an Geld nicht, wie oben schon gesagt, in reale Investitionen fließt, sondern dass gerade in konjunkturschwachen Zeiten, Geld direkt an der Börse eingesetzt wird und somit dazu beiträgt die nächste Blase zu schaffen.

Seit Jahrzehnten schon wird im Zuge der Übernahme der sog. „sozialen“ Marktwirtschaft durch den marktschreierischen Neoliberalismus, was mit einer Privatisierungswelle ohnegleichen einhergeht, konsequent Geld der Produktion und dem öffentlichen Sektor entzogen und in kurzsichtige Finanzspekulationen eingesetzt. Der völlig intelligenzbefreite Glaubenssatz der dahintersteht ist der Glaube, dass man Geld mit Geld verdienen kann. Eine Zeit lang kann man es machen. Es hat aber schon nach kurzer Zeit zur Folge, und wir sehen es auch an der sich immer mehr öffnenden Schere zwischen Armen und Reichen, dass sich Vermögen in wenigen Händen sammelt und die Mehrheit in die Röhre guckt. Bis sie sich, was zu hoffen ist, gegen diese Ausplünderung der überwältigenden Mehrheit der Gesellschaft zur Wehr setzt.

Es ist ja nicht so, dass zu wenig Geld im Umlauf ist. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist nur in falschen Händen und wird unproduktiv eingesetzt. Nicht in Forschung und Technik, sondern in eine unproduktive Finanzwirtschaft und die mörderische Kunst der Kriege. Finanzen und Rüstungsindustrie, zwei Tätigkeitsfelder ohne die es der Menschheit besser gehen würde; sie sind eng miteinander verwoben und beide wachsen wie Parasiten in der Natur. Die ziehen auch aus dem Zusammenleben mit anderen Lebewesen einseitig Nutzen.

In einem solchen Wirtschaftssystem sollte es niemanden erstaunen, wenn es an Wohnraum mangelt und Mieterhöhungen an der Tagesordnung sind. Eigentlich und so war es ja auch früher, sollte Wohnraum eine langfristige Investition sein. Aber in spekulationsgemachten Zeiten des „schnellen Geldes“ müssen die Räder sich immer schneller drehen.

In Argentinien, Indien und der Türkei brechen die Währungskurse ein, die Auswirkungen sind auch in Europa zu spüren. Nach jahrelangem Boom in den Schwellenländern lässt die nächste Rezession von sich hören. Auch das Rezessions-Rad dreht sich immer schneller.

FH

 

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