Neusprech

von Michael Winkler (466. Pranger)

Das Wort Neusprech stammt aus Orwells „1984“ und bezeichnet die Absicht des totalitären Staates, die Sprache so zu verändern, daß systemfeindliche Gedanken („Gedankenverbrechen“) gar nicht mehr formuliert werden können. Scheinbar wird vereinfacht, statt „gut, besser, am besten“ steht nun „gut, plusgut, doppelplusgut“. Letztlich reduziert der totalitäre Staat dadurch die Sprachvielfalt. In letzter Konsequenz, denn gerade über die Sprache entsteht Phantasie und werden Ideen geboren, führt das zur Verdummung und geistigen Versklavung des betroffenen Volkes.

Das Wort Toleranz war früher ein durch und durch positiv besetzter Begriff. Es steht für Duldung, Hinnehmen, Ertragen, dafür, daß die Mehrheit bereit ist, Minderheiten ihre Eigenheiten zu gestatten. Inzwischen ist Toleranz zur Forderung der Minderheiten geworden, daß die Mehrheit sich ihnen anzupassen hätte. Außerdem wird im Namen der Toleranz zur Verfolgung unerwünschter Minderheiten aufgerufen. Ob Merkel mit ihrer „Null Toleranz gegen Rechts“ oder die EU, die bereits diskutiert, „Intoleranz“ unter Strafe zu stellen – das Wort wurde zum seines Sinnes beraubten Kampfbegriff.

Auch das Wort „rechts“ ist inzwischen mutiert. Es gab einmal den rechten Weg, jemand war ein rechter Mann, alles im Sinne von aufrecht, richtig, gerecht. Mittlerweile gilt rechts als derart böse, daß man sich kaum noch traut, jemandem zu sagen, daß er an der Ampel rechts abbiegen soll. Rechte einzufordern, gilt ganz sicher inzwischen als rechts und damit unrecht. Und der Rechtsstaat ist im Kampf gegen Rechts natürlich längst auf der Strecke geblieben.

Die Demokratie ist die Herrschaft des Volkes, sagt man uns. Diese Herrschaft übt das Volk mittels Wahlen aus, bei denen es seine Vertreter wählt. SEINE Vertreter? Was dürfen Sie denn wirklich ankreuzen? Parteien und die Vertreter dieser Parteien, die nur behaupten, Vertreter des Volkes zu sein. Auf die Parteiliste kommt, wer die Partei, nicht das Volk am besten vertritt. Und Sie dürfen nach Wahlprogrammen abstimmen, welche die jeweilige Partei nicht im geringsten binden und die mit der Schließung der Wahllokale Altpapier sind, gerade noch ein paar Cent fürs Recycling wert.

Abstimmen dürfen Sie heute allerorten, Sie dürfen bewerten, gerne auch in mehrere Bereiche aufgeschlüsselt. Aber was bringt das? Rufen Sie an, zahlen Sie 50 Cent aus dem deutschen Festnetz, und am Ende haben Sie allenfalls Ja oder Nein gesagt, jedoch keine eigene Idee dazu beigetragen. Wählen Sie einen Sänger oder ein Waschmittel, wählen Sie, wählen Sie! Aber bitte nur unwichtige Dinge, dort, wo es ankommt, werden Sie nicht gefragt. Die D-Mark wurde abgeschafft, der Vertrag von Lissabon unterschrieben, der ESM eingeführt, ohne das Volk zu befragen, von dem doch angeblich alle Staatsgewalt ausgeht.

Gerade die Parteien, die dem Volk jegliche Entscheidungen vorenthalten, nennen sich immer demokratisch. Parteien, die sich so sehr gleichen, daß jede mit jeder koalieren kann und keiner den Unterschied merkt, da jede Regierung das Land nur immer weiter in den Niedergang führt.

Meinungsfreiheit bedeutet heute, daß es jedem freisteht, die veröffentlichte Meinung nachzubeten. Meinungsvielfalt bedeutet, daß in allen Zeitungen dasselbe steht, alle Sender die Nachrichten aus demselben Blickwinkel betrachten. Washington, das uns abhört, uns als besetzte Kolonie behandelt, uns finanziell ausbeutet, unser Bundesbankgold eingesackt hat, ist gut, Moskau, das für uns ein verläßlicher Geschäftspartner war und ist, ist böse. Die Rebellen in Syrien, international unterstützte Terroristen, die tagtäglich Kriegsverbrechen verüben und Christen abschlachten, sind gut, die Regierung Assad, die um ihr Überleben kämpft, ist böse. Alle qualitätsfreien Massenmedien verbreiten die Regierungspropaganda.

Die Bundeswehr war gegründet worden, um dieses Land zu verteidigen. Sie wurde in die NATO integriert, die gemeinsam die freien Staaten der Welt verteidigen sollte. Die NATO ist längst ein Angriffsbündnis geworden, und die Bundeswehr fungiert im Rahmen dieses Bündnisses als Besatzungsarmee. Unsere Soldaten ziehen in unerklärte Kriege, um sicherzustellen, daß die CIA Nachschub für ihre weltweiten Drogengeschäfte bekommt. Dafür verteidigen wir unsere Freiheit am Hindukusch.

Im freiesten Staat auf deutschem Boden gibt es mehr politische Häftlinge als zu DDR-Zeiten. Sind das Terroristen, die Bomben legen und Blutbäder anrichten? Nein, Terror geht eher von Linken und Islamisten aus. Die politischen Häftlinge haben weder zur Revolution noch zum Generalstreik aufgerufen, sondern nur gewagt, eine andere Meinung zur Geschichte zu haben. Sie haben es gewagt, die deutsche Erbsünde abzulehnen, die uns unentwegt seit siebzig Jahren eingeprügelt wird. Sie haben es gewagt, die Reeducation anzuzweifeln, die Gehirnwäsche im Namen der Freiheit.

Oh ja, wir dürfen von allen Früchten dieses Paradieses der Freiheit essen, nur nicht vom Baum der Erkenntnis. Wir dürfen jeden Götzen anbeten, solange wir uns nur vor dem Geßler-Hut des Holocausts verneigen. Wir dürfen verkünden, daß die Erde eine Scheibe ist, wir dürfen Versicherungen und Vermögensanlagen verkaufen, die wahre Geldvernichtungsmaschinen sind, wir dürfen jedem Massenmörder der Geschichte einen Altar errichten und ihn zum Gott erheben, solange dabei nichts zur Sprache kommt, was in Deutschland zwischen 1933 und 1945 geschehen ist, denn da gibt es eine festgelegte Meinung, die keinen Gott neben sich duldet. Ich bin der Herr, dein Holocaust. Du sollst keine anderen Ansichten über mich haben.

Eines der am dichtesten besiedelten Länder der Welt wird zum Einwanderungsland deklariert. Das Land, das einmal das beste Bildungssystem der Welt hatte, schafft es nicht mehr, genügend Fachkräfte heranzubilden. Kein Propaganda-Medium erwähnt den millionenfachen Abtreibungs-Holocaust… Oh, Verzeihung, das widerspricht dem ersten Gebot, natürlich ist das kein Holocaust, sondern die freie Entscheidung der Frauen, nach der Parole: Mein Bauch gehört mir! Kinder, die als Zellklumpen im Abfall landen, werden nie heranwachsen, um Facharbeiter zu werden und in die Rentenversicherung einzuzahlen.

Vor hundert Jahren, im deutschen Kaiserreich, lag die Analphabetenquote nahe Null, heute liegt sie bei etwa zehn Prozent. Dazwischen liegen ungezählte Artikel und Erkenntnisse der Pädagogik, Reformen und Durchbrüche im Schulsystem, eine grandiose Gerechtigkeit in der Bildung, die höhere Schulen für alle geöffnet hat. Ob Mengenlehre oder Rechtschreibreform, es wurde alles getan, um die bildungsfernen Schichten zu vergrößern. Wer heute einen Schulabschluß erlangt, der hat gezeigt, daß er diskutieren gelernt hat, doch ob er rechnen, schreiben, lesen kann, ist damit nicht dokumentiert. Oh ja, die Schulabgänger können mit dem Computer umgehen, sie wissen, wie man Ballerspiele startet, doch nicht, wie man dieses Gerät nutzt, um die eigene Kreativität zu entfalten.

Banken waren einmal stockseriöse Institute, die viel Geld haben, unsere Ersparnisse sicher verwahren und vermehren. Heute sind es windige Buden, die unsere Ersparnisse verzocken, sehr viel Geld kosten und ständig vor dem Bankrott gerettet werden müssen. Wer in die Hände einer Bank fällt, wird sein Vermögen los. Dank des Euros wissen wir, daß eine Währung ein Hütchenspiel ohne Gewähr ist, geeignet, um Staaten und Volkswirtschaften in den Zusammenbruch zu treiben. Was uns Sicherheit vermitteln sollte, wird zum Werkzeug der Enteignung.

Aktien, Zinsen, Währungen, Grund und Boden, Gold und Silber – nichts ist den Spekulanten heilig, alles ist relativ, unterliegt dem Wert des flüchtigen Augenblicks. Menschen und Schicksale zählen nichts, der Profit steht über allem. Das Kartenhaus strebt in die Höhe, wird zum Luftschloß, doch zu einem Palast voller Sklavengrüften, errichtet auf dem Elend ganzer Völker. Ein Viertel der Europäer unter 25 Jahren ist arbeitslos, doch die Aktienkurse streben von Allzeithoch zu Allzeithoch.

Die Realität wird ausgeblendet, sie ist das, was der Fernseher zeigt. Überschwemmungen in England, Waldbrände in Kalifornien, Hitzewellen in Australien, Harry Potter gegen Lord Voldemort, Raumschiff Enterprise zwischen den Sternen, Gemetzel 10.000 B.C., Duelle mit Laserschwertern – was ist real, was Inszenierung? Krawalle in Kiew, aber wo bleiben die Krawalle in Rom und Madrid, gegen die Regierungen der EUdSSR? Warum werden die in den Nachrichten verschwiegen?

Unsere Schulen erziehen uns, keine anderen Gedanken zu haben, die Propaganda-Medien halten alles von uns fern, was uns auf falsche Gedanken bringen könnte, und der Neusprech mit seinen untergeschobenen Bedeutungen sorgt dafür, daß wir unfähig werden, diese anderen Gedanken auszudrücken.

Wie können wir es wagen, in einem Rechtsstaat Gerechtigkeit zu fordern, wo doch die Gerechtigkeit die Grundlage des Rechtsstaates ist? Wie können wir es wagen, gegen die Demokratie zu sein, wo doch gerade die Demokratie ein Höchstmaß an Ausgleich und Bürgerbeteiligung mit sich bringt? Wie können wir es wagen, „rechte“ Gedanken zu hegen, wo doch der Fernseher Tag für Tag zeigt, welche Übel diese rechten Gedanken über die Welt gebracht haben? Wie können wir es wagen, am Euro zu zweifeln, wo doch der Euro und Europa allein dafür garantieren, daß keine Kriege mehr ausbrechen? Wie können wir es wagen, gegen Einwanderung zu sein, in einem schrumpfenden Volk, das seine Arbeitsplätze nicht mehr besetzen kann?

Die Kirche war einmal eine Macht gewesen in Europa, die Institution, die Moral und Gerechtigkeit für sich gepachtet hatte. Diese Kirche ist längst vor dem Judentum auf die Knie gefallen und bemüht sich, dem Islam bei jeder Gelegenheit die Füße zu küssen. Die Kirche bekommt ihre eigenen Probleme nicht in den Griff, ihre schwulen und pädophilen Priester. Zur geistigen, moralischen, spirituellen Führung ist sie nicht mehr fähig, nur noch dazu, inhaltsleere Rituale aufzuführen und das nachzupredigen, was ohnehin in den Propaganda-Medien steht.

Wir leben in einem Europa ohne Leitbild, ohne geistige Führung, ohne Vision. Die Politik dreht sich einzig und allein darum, die Untertanen unten zu halten und sich selbst in die Dienstwägen und Kanzlerairbusse zu setzen. Es geht nur noch um den Erhalt der eigenen Macht. Die Parteibonzen in „1984“ haben ein erbärmliches Leben, doch gegenüber den von ihnen Beherrschten sind sie privilegiert. Und sie haben die Macht über Leben und Tod.

Der erste Weltkrieg wird als die Urkatastrophe Europas angesehen, der Versailler Vertrag als der direkte Wegweiser in den nächsten, in den zweiten Weltkrieg. Die brutalen Reparationen, die das Deutsche Reich laut dem Versailler Vertrag in 42 Jahren leisten sollte, in der klaren Absicht der Sieger, Deutschland für alle Zeiten auszubluten, bezahlen wir heute in weniger als 15 Jahren. Es heißt nicht Tribute, sondern Exportüberschüsse, doch da diese nur mit uneinbringbaren Schuldscheinen bezahlt werden, sind es Tribute. Waren im Wert von 200 Milliarden Euro, die niemals wirklich bezahlt werden, sind letztlich Tribute in dreifacher Höhe, als sie damals in Versailles festgelegt worden sind. Der Neusprech hat andere Worte dafür gefunden, Worte, die viel schöner klingen und es verunmöglichen, die Wahrheit auszudrücken…

Rothschild, der die Währung eines Landes kontrollieren wollte, und dem dann die Gesetze dieses Landes gleichgültig wären, ist allgemein bekannt. Konfuzius weniger, der vor etwa 2.500 Jahren gesagt hat, daß er, um ein Land zu beherrschen, als erstes eine Sprachregelung einführen würde. Wenn das Volk die Worte mit jenem Sinn benutzen muß, den die Herrschenden festlegen, haben sie den Willen der Herrschenden verinnerlicht und sich unterworfen. Genau das wird derzeit mit dem Neusprech versucht, und genau diesen Gedanken hat Georges Orwell übernommen.

Es gibt nur ein kleines Problem: Deutsch ist die reichhaltigste und ausdrucksstärkste Sprache der Menschheit. Nicht umsonst wurde aus Deutschland das Land der Dichter und Denker. Die deutsche Sprache hat vielfältige Vergewaltigungen hinter sich. Es war einst schick, lateinische Begriffe zu übernehmen. Später haben wir Französisches adoptiert, heute drängt das Englische zu uns. Die deutsche Sprache hat diese Eindringlinge nicht nur überlebt, sie hat sie aufgenommen, wurde noch reicher und noch mächtiger. Alle Versuche der Eroberer und Besatzer, gegen diese Sprache vorzugehen, hat die Geschichte überrollt.

Es wird diesmal nicht anders sein. Wer heute glaubt, sich mittels Denglisch als gebildet darzustellen, wird in hundert Jahren als das beschrieben, was er tatsächlich ist: ein Angeber, dessen Intellekt nicht ausreicht, mit einem so edlen Werkzeug wie der deutschen Sprache umzugehen. Und wer den Neusprech benutzt, macht sich in den Augen der Nachwelt zum Idioten, der Dinge gesagt hat, ohne sie zu verstehen. Die paar Jahre, in denen Neusprech gilt, sind ein Nichts angesichts der Jahrhunderte und Jahrtausende, in denen sich unsere Sprache entwickelt hat.

Dekadenz und Verfall waren immer nur Episoden. Andere Völker mögen dadurch zu Grunde gegangen sein, doch Deutschland ist immer wieder auferstanden. Das sollten alle bedenken, die kurzfristigen Moden folgen, anstatt sich an zeitlosen Werten zu orientieren.

©Michael Winkler

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