Die Zeit der einzigen Weltmacht ist vorbei

Der israelische Krieg in Gaza und die Konfrontation mit dem Iran zeigen, dass die Zeit der US-Hegemonie vorbei ist. Die USA haben sich hoffnungslos überdehnt und stoßen sogar in der arabischen Welt auf immer offenen Widerstand.

Quelle: anti-spiegel

Der iranische Angriff auf Israel hat gezeigt, dass die Zeit der Dominanz der USA im Persischen Golf und bei den Golfmonarchien vorbei ist. Israels Vernichtungskrieg in Gaza macht es für die Golfmonarchien unmöglich, die USA bei einem möglichen Konflikt mit dem Iran zu unterstützen. Der Iran ist in der Region zu einer der wichtigsten Mächte aufgestiegen und seine offene Unterstützung der Palästinenser macht ihn populär. Auch sein Angriff auf Israel dürfte die Beliebtheit des Iran bei den Menschen in der Region gesteigert haben.

Die USA wollen einen Krieg mit dem Iran daher unter allen Umständen vermeiden, weil sie das am Ende wohl ihre Militärbasen in der Region kosten würde. Schon jetzt haben einige Golfstaaten es den USA verboten, die in ihren Ländern liegenden US-Basen für anti-iranische Aktionen zu nutzen.

Die gestrige Abstimmung im UNO-Sicherheitsrat hat noch einmal deutlich gezeigt, wie die USA wegen ihrer Politik international an Einfluss verlieren. Die Zeiten, in denen die USA den Staaten der Welt als Hegemon Vorschriften machen konnten, sind definitiv vorbei und die Unterstützung Israels hat den Prozess der Erosion der US-amerikanischen Macht noch einmal beschleunigt.

Die Biden-Regierung hat wegen der Unterstützung für Israel aber noch mehr Probleme, denn in diesem Jahr stehen Wahlen an. Eine TASS-Analystin hat einen interessanten Artikel über die Überdehnung der USA und die Probleme der Biden-Regierung im anstehenden Wahlkampf geschrieben, den ich übersetzt habe.

Beginn der Übersetzung:

„Captain America hat keinen globalen Schutzschild“: Wie der Nahostkonflikt die USA beeinflusst

Die Situation im Nahen Osten hat auch Auswirkungen auf die politische Lage in den USA. Die Eskalation des Konflikts hat nicht nur die Schwächung der Position Washingtons in der Region offenbart, sondern auch das Risiko steigender Benzinpreise im Land erhöht, was nicht erst seit einem Monat ein Problem darstellt. All das schafft einen äußerst ungünstigen Hintergrund für die angestrebte Wiederwahl von US-Präsident Joe Biden. Was die Eskalation des Nahostkonflikts für die USA bedeutet, beschreibt die TASS.

Ist Biden machtlos?

Wieder einmal hat ein eskalierender Konflikt im Nahen Osten die USA überrascht. Nachdem der Iran am Abend des 13. April als Reaktion auf „zahlreiche Verbrechen“ Drohnen und Raketen auf Israel abfeuerte, musste US-Präsident Joe Biden vorzeitig aus Delaware, wo er das Wochenende verbrachte, ins Weiße Haus zurückkehren.

Das Hauptargument für die rasche Rückkehr des US-Präsidenten an seinen Arbeitsplatz war, dass er sich mit seinem Nationalen Sicherheitsrat über die Entwicklungen im Nahen Osten beraten wollte. Am Ende gab es jedoch nicht einmal eine Ansprache des Präsidenten zu dem Angriff statt, da man laut Politico befürchtete, dass das die Situation eskalieren könnte. Mehr noch, denn laut Medienberichten hielt Biden sich nach dem Angriff „absichtlich von öffentlichen Auftritten fern“, in der Hoffnung, dass das „zur Deeskalation“ des Konflikts beitragen würde. Das Weiße Haus beschränkte sich darauf, Bidens Erklärung, in der er den iranischen Angriff verurteilte, zu verbreiten.

Seitdem kommen die Emotionen in der Region nicht zur Ruhe und am 19. April eskalierte der Konflikt erneut, denn es wurde berichtet, dass Israel Einrichtungen direkt im Iran angegriffen hat. Medienberichten zufolge wurde der Angriff mit stillschweigendem Einverständnis der USA durchgeführt: Obwohl Washington die Operation nicht unterstützte und sich nicht daran beteiligte, wurde es vorgewarnt.

Vor diesem Hintergrund werden die Aussichten auf eine Deeskalation noch geringer. Teheran versicherte nach dem Angriff vom 13. April, dass keine neuen Operationen gegen Israel geplant seien, aber nur, wenn der Iran nicht auf eine neue Aggression reagieren müsse.

Washington, das nach eigenen Angaben weder einen Krieg mit dem Iran noch eine Verschärfung des Nahostkonflikts will, hat seinerseits bisher nur eine praktische Entscheidung getroffen: Es wird weiterhin wirtschaftlichen Druck auf Teheran ausüben. Biden hat bereits angekündigt, dass die USA zusammen mit ihren Verbündeten und Partnern Sanktionen gegen den Iran verhängen werden. Doch Washington wird es nicht bei diesen Restriktionen belassen: Sein Team, einschließlich des Finanzministeriums, wurde bereits angewiesen, weitere Sanktionen zu verhängen, die die iranische Rüstungsindustrie weiter schwächen werden.

Der Iran selbst baut seine Position in der Region zunehmend aus und wird zu einem echten Konkurrenten für die USA.

Die USA verlieren im Nahen Osten an Einfluss

Die Unfähigkeit Washingtons, den Konflikt zu lösen, und die Rolle, die es dabei spielt, haben ein akutes Problem der USA nur noch deutlicher gemacht: den Verlust ihres Einflusses in der Region.

Das zeigt sich insbesondere an der Reaktion der Golfmonarchien, die verhindern wollen, dass die USA ihre Militärstützpunkte auf ihrem Gebiet nutzen und dass US-Kampfflugzeuge sie überfliegen, um als Reaktion auf einen möglichen iranischen Angriff auf Israel Angriffe zu fliegen. Katar und Kuwait haben den US-Kampfflugzeugen bereits verboten, die Luftwaffenstützpunkte auf ihrem Gebiet zu diesem Zweck zu nutzen.

Washington hat Jahrzehnte in Militärbasen in der Region investiert, stellt Middle East Eye fest. Angesichts ihrer Nähe zum Iran könnten sie für die USA die bequemste Plattform sein, um den Iran anzugreifen.

Doch die führenden Politiker der Golfstaaten sind offensichtlich nicht an so einer Entwicklung interessiert. Jetzt versuchen sie, ein Gleichgewicht zwischen ihrem Verbündeten Washington, Teheran, und ihren eigenen Bevölkerungen zu finden, die wegen der Angriffe auf den Gazastreifen, bei denen mehr als 33.000 Palästinenser getötet wurden, wütend auf Israel sind.

Und die Position der USA ist in dieser Situation alles andere als günstig. Die Golfstaaten beschweren sich seit Jahren darüber, dass die USA nicht genug tun, um sie vor Angriffen von mit dem Iran verbündeten Kräften zu schützen. Das beklagen vor allem die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien, die bereits beschlossen haben, ihre Beziehungen zum Iran zu verbessern.

Das Machtgleichgewicht im Nahen Osten hat sich in letzter Zeit dramatisch verändert. Dass die USA in der Region nicht mehr das Sagen haben, war Anfang des Jahres in den Medien zu lesen, nachdem die amerikanischen und britischen Streitkräfte in der Nacht zum 12. Januar Einrichtungen der jemenitischen Huthis angegriffen hatten. Der Beschuss begann unter dem Vorwand, amerikanische, israelische und andere Schiffe im Roten Meer vor Angriffen der Huthis zu schützen.

Gerade diese Situation hat Washington eine unangenehme Realität vor Augen geführt: Sein politischer Einfluss schwindet, seine Diplomatie ist unwirksam, seine Macht wird nicht ernst genommen, schrieb der Kolumnist Simon Tisdall im Guardian. „Diese gefährliche und unbefristete Eskalation wirft ein Schlaglicht auf eine andere unwillkommene Tatsache. Die dominierende Macht im Nahen Osten sind nicht mehr die USA, das pro-westliche Ägypten, Saudi-Arabien oder gar Israel. Es ist der wichtigste Verbündete der Huthis – der Iran“, so der Kolumnist.

Er bezeichnete die enge Freundschaft des Irans mit Russland und China als den wichtigsten Faktor für die Stärkung seiner Position. Seiner Meinung nach hat das den Iran zu einer Kraft gemacht, mit der man rechnen muss.

Die USA stehen heute vor der schweren Entscheidung, ob sie ihre enorme Präsenz im Nahen Osten beibehalten oder reduzieren sollen, so Bloomberg-Kolumnist Andreas Kluth. Für Washington bedeutet die Entscheidung die Antwort auf eine globalere Frage, nämlich ob die USA der Hegemon bleiben und „ihre Führungsrolle nutzen, um ein Mindestmaß an globaler Ordnung aufrechtzuerhalten“, oder ob das Land sich um seine eigenen Probleme kümmern und „eine zunehmend multipolare und anarchische Welt ungezügelter Machtpolitik überlassen sollte.“

In den USA gehen die Meinungen zu diesem Thema auseinander, aber wie der Autor anmerkt, sind die Kosten, die durch die Präsenz des US-Militärs im Nahen Osten entstehen, offensichtlich. Es wird deutlich, dass ein amerikanischer Soldat nicht gleichzeitig in der Region sein und die NATO-Grenze in Estland, die entmilitarisierte Zone auf der koreanischen Halbinsel oder die philippinischen Untiefen im Südchinesischen Meer bewachen kann.

„Captain America hat einen großen, aber nicht globalen Schutzschild. Um ihn weiterhin über Europa und Ostasien zu halten, muss er ihn aus dem Nahen Osten abziehen“, so Andreas Kluth.

Öl-Rückschlag auf Biden

Eine weitere Eskalation droht die ohnehin schon angeschlagenen Umfragewerte des US-Präsidenten weiter zu verschlechtern. Unmittelbar nach dem israelischen Angriff gegen den Iran, der Befürchtungen über eine Ausweitung des Krieges im Nahen Osten weckte, ist der Ölpreis um drei Prozent in die Höhe geschnellt.

Unterdessen steigt der Benzinpreis in den USA weiter an, was Biden in seinem Präsidentschaftswahlkampf bereits „große Kopfschmerzen“ bereiten könnte, wie der Analyst und Finanzjournalist Charles Payne gegenüber Fox Business erklärte.

Auch die Inflation erschwert die Lage des amtierenden Präsidenten. Bis Ende März letzten Jahres stiegen die Verbraucherpreise in den USA um 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Und obwohl sich die Inflation in den USA im Vergleich zum Juni 2022, als sie mit 9,1 Prozent einen 40-Jahres-Höchststand erreichte, inzwischen deutlich verlangsamt hat, gehen die Experten des IWF davon aus, dass sie in diesem Jahr langsam zurückgehen wird. Bis Ende 2024 wird sie nach Einschätzung des IWF bei etwa 4 Prozent liegen.

All das hat einen sehr ungünstigen Hintergrund für die Pläne des Weißen Hauses geschaffen, die Öl- und Gasförderung im Norden Alaskas zu blockieren. Das steht im Einklang mit Bidens Wunsch, den Naturschutz zu fördern und den Klimawandel zu bekämpfen: Jetzt, da er sich für eine zweite Amtszeit bewirbt, will der Präsident mehr in dieser Richtung tun.

Doch führende Geschäftsleute und Abgeordnete aus Alaska haben sich zunehmend besorgt über den Plan der US-Regierung geäußert und erklärt, dass er die Erschließung von Öl- und Gasvorkommen in weiten Teilen des Gebietes verhindern könnte, selbst im Rahmen bestehender Pachtverträge.

Es wird erwartet, dass die Frage der steigenden Preise in den USA eines der Hauptthemen im Präsidentschaftsrennen wird, bei dem Biden nun eine wenig beneidenswerte Position einnimmt. Unter seiner Regierung sehnen sich die amerikanischen Bürger nach der Ära des früheren Präsidenten Donald Trump. Eine Mehrheit der von der New York Times befragten Wähler ist der Meinung, dass Trumps Führung für das Land besser war als die der derzeitigen Regierung. 42 Prozent der Befragten sagten, die Präsidentschaft des Republikaners sei überwiegend gut gewesen, während nur 25 Prozent das über Biden sagten. Fast die Hälfte der Befragten vertrat die Ansicht, dass Bidens Amtszeit überwiegend schlecht für das Land gewesen sei.

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1 Kommentar

  1. https://krisenfrei.com/die-zeit-der-einzigen-weltmacht-ist-vorbei/#comment-236188

    Jürgen II sagt:
    20. April 2024 um 20:01 Uhr

    „Die Zeit der einzigen Weltmacht ist vorbei.“ Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Wenn Israel und Groß-Israel (USA) und Klein-Israel (Ukraine) fallen, wäre das für uns eine andere Welt, die wir uns jetzt noch nicht einmal vorstellen können, denn wir sind in einer durch und durch jüdischen Welt aufgewachsen, erzogen worden und alle gegenteilige Meinung oder Literatur wurde von uns ferngehalten. Wir wären wie Zootiere, die plötzlich in die Wildnis entlassen werden, so etwa wie die Leute der DDR 1990.

    Man kann nur die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen. Israel scheint jetzt erst einmal die Verbündeten des Iran beseitigen zu wollen, so daß es heute wieder das Hauptquartier einer schiitischen Kampfgruppe südlich von Bagdad angegriffen hat. Die USA behaupten, sie wären nicht beteiligt, das kann man glauben oder auch nicht. Es macht jedenfalls keinen Unterschied. Höchstwahrscheinlich werden wir jetzt merken, daß Israel erst einmal die iranischen Verbündeten Hisbollah, in Syrien die alawitisch-christlich Armee und im Irak die schiitsche angreift. Ein Angriff auf die Nuklearanlagen des Iran hat Israel nicht gewagt, weil die Iraner ihnen versprochen hatten, ihnen gleiches im Negev heimzuzahlen. Dabei sind die Nuklearanlagen des Iran das Hauptziel der Israelis und Hillary Clinton schrieb einmal, daß die nukleare Übermacht Israels zu erhalten amerikanische Politik sei. Die nukleare Übermacht Israels dürfte der Hauptgrund seiner Hybris sein, sich alles erlauben zu können. alle anderen zur Not erpressen zu können. Das reizt natürlich die anderen es Israel gleichzutun. Es ist jedenfalls bemerkenswert, daß Israel es nicht wagt, sein Hauptproblem zu beseitigen. Offensichtlich denkt es auch an einen eigenen uns unbekannten Schwachpunkt.

    Die Nato scheint mir kein schlagkräftiges Bündnis mehr zu sein. Da wurden viele hineingezwungen oder überredet mit falschen Argumenten. Die Türkei kann man nicht mehr als Nato-Partner anzusehen, wenn man bedenkt, mit welchen herzlichen Umarmungen Ismail Haniyya, der vor einer Woche drei seiner Söhne und 4 Enkelkinder durch einen zionistischen Terrorangriff verlor, von Erdogan umarmt wurde. Der türkische Außenminister sprach, wenn ich ihn recht verstanden habe, von Haniyya als seinem (muslimischen) Bruder. Die USA haben es also bei den Türken bestimmt verschissen, und die Situation ist so ähnlich wie mit Italien, das 1913 das Bündnis mit Deutschland und Östereich-Ungarn erneuerte und 1915 Österreich den Krieg erklärte. Auch Ungarn und die Slovakei sind absolut unsichere Kantonisten der Nato, die keine Lust haben für irgendwelche Plutokraten wie Soros und Fink ihre Haut zu Markte zu tragen. Nur die Deutschen opfern sich wegen der Ukraine wieder für nichts und wieder nichts, weil ihre Regierung einerseits aus vermutlich 3 intelligenten Freimaurern und ansonsten entsetzlich naiven, ungebildeten, Ideologisch verblendeten Regierungsmitglieder besteht.

    Da der Euro nur noch an der Solidität der Deutschen hängt, alle anderen um uns herum sind mehr oder weniger offensichtlich pleite, muß die Regierung uns absolut hart anfassen, d. h. uns das Geld abnehmen, weil sie als einzige die ungeheuren Ausgaben für 2 Kriege usw. nicht allein mit Gelddrucken lösen kann. Wenn auch wir so unsolige werden sollten wie die anderen, ist der Euro sofort perdu!

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