Blogger-Krise ?

Vorab möchte ich das Team von wirtschaftsfacts für den absolut gelungenen Beitrag zu diesem Thema recht herzlich danken.

Nicht selten heißt es, dass eine stärkere Verlinkung und Inhaltevernetzung mit anderen Seitenbetreibern nicht möglich sei, weil die eigene Seite dann an Leserschaft verlieren könnte. Dies ist nur eines der Beispiele für Argumente, die stupider und blödsinniger nicht sein können, denn wer sich eine eigene Leserschaft aufgebaut hat, weiß, dass diese Leser täglich kommen, um die Seiten zu lesen, die ihnen gefallen. Gerade im endlosen Raum Internet, wo in wenigen Sekunden zig Seiten angeklickt und angesteuert werden können, zieht dieses gedankenlose Argument einfach nicht.

Diesen Auszug kann ich nur bestätigen. Ist es wirklich so von Bedeutung, ob die Blog-Einträge in eigener Regie geschrieben wurden, oder hat nicht die Weiterverbreitung von Artikeln fern ab der Mainstream-Medien absolute Priorität in der Blogger-Szene? Der eine User liest den Blog X lieber als den Blog Y. Und, wo ist das Problem? Geht es letztendlich nicht um die Vernetzung einzelner Blogs? Und was ist z.B. mit dem Copyright unter den Bloggern?

Und was ist mit, „Wahrheit kennt kein Copyright„? Copyright hin und her, aber ein Quellenhinweis sollte auch in der Bloggerszene zur Selbstverständlichkeit gehören. Ein Quellenhinweis gehört einfach zu einem guten Umgangsstil, wobei einige Doktoranten es hier nicht so genau nahmen. Gerade die Blogger-Szene sollte das Thema „Quellenhinweis“ sehr Ernst nehmen.

Ist uns Bloggern wirklich damit geholfen, wenn wir uns um unsere Leserschaft Gedanken machen? Sollten wir nicht vielleicht gemeinsam das Ziel verfolgen, gegen die Lügen der Mainstream-Medien vorzugehen. Ich für mein Teil habe bis heute stets dazu beigetragen. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Mir ist sogar ein Blog bekannt, der einige Artikel von mir ohne Quellenhinweis veröffentlicht. Wenn der Betreiber damit glücklich ist, soll er es machen. Was soll’s.

„Krise der Blogger“. Krise der Blogger? Wenn ich sowas schon lese. Wir haben eine Staatsschuldenkrise, und diese wird uns früher oder später gewaltig um die Ohren fliegen. Die Blogger sind hierbei das geringste Problem, denn sie versuchen, so gut es geht, die Bevölkerung aufzuklären, was die System-Medien an Lügen verkaufen. Gäbe es die Blogger nicht, würden viele Leute weiterhin die Lügen, die uns täglich serviert werden, glauben. So schlecht ist die Blogger-Szene auch nicht, Herr Wolfgang Michal. Zumindest hat sie schon zahlreiche Menschen aufgeweckt.

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In einem lesenwerten Artikel auf freitag.de schrieb Autor Wolfgang Michal gestern über die “Krise der Blogger”. Nun ja, diese Ansicht unterliegt der individuellen Betrachtungsweise, doch im Großen und Ganzen geben wir ihm Recht. Während Michal sich auf einige andere – gut fundierte – Argumente stützt, um auf Probleme im deutschen Blogwesen hinzuweisen, stellen für uns untereinander ausgetragene Kleinkriege, Unverständnis für das Wesen des Internets an sich, ausgelebter Egoismus, eine teils zu große Effekthascherei und vor allem eine zu geringe Vernetzung die Hürden für eine progressive Entwicklung im gesamten Sektor dar.

Zusammenarbeit und Kooperation lassen sich in Deutschlands Bloggerszene nur schwer realisieren – wenn man von einigen  Ausnahmen absieht

Seit Jahren blicken wir mit Wehmut in die Vereinigten Staaten, wo die Finanzblogszene auf exzellente Weise miteinander vernetzt ist. Da werden untereinander nicht nur einfache Back Links, sondern vor allem auch Artikel-Feeds ausgetauscht. Auf diese Weise gibt man sich nicht nur ein enormes Backing, sondern man weißt untereinander auf Seiten und Autoren hin, deren Meinung geteilt und deren Artikel aus diesem Grunde stärker ins Rampenlicht gerückt werden. Das Eingehen, die Besprechung und die Verlinkung auf/von Artikel(n) anderer Blogger scheint dort eine Normalität, die für jedermann Früchte trägt. In Deutschland hat man dieses Konzept bis heute leider nicht verstanden.

Bei Wolfgang Michal hieß es in seinem gestrigen Artikel dazu auszugsweise:

Selbst prominente Leitartikler stellen aufatmend fest, die aufmüpfigen Blogs hätten ihre beste Zeit wohl hinter sich. Ist Bloggen ein Auslaufmodell?

Nein, Bloggen ist sicher kein Auslaufmodell, nur hat es die deutschsprachige Blogszene ganz einfach verpasst, sich in den letzten Jahren ebenso zu vernetzen, wie das beispielsweise in den USA oder anderen Ländern der Fall ist. Purer Egoismus steht dem oftmals entgegen. Seit langer Zeit haben wir uns für einen verbesserten Austausch und eine progressivere Integration mit anderen Seiten ausgesprochen und eingesetzt. Die Antworten, die man auf solche Vorschläge erhält, sind eigentlich oftmals nur als abstrus und traurig zu bezeichnen.

Nicht selten heißt es, dass eine stärkere Verlinkung und Inhaltevernetzung mit anderen Seitenbetreibern nicht möglich sei, weil die eigene Seite dann an Leserschaft verlieren könnte. Dies ist nur eines der Beispiele für Argumente, die stupider und blödsinniger nicht sein können, denn wer sich eine eigene Leserschaft aufgebaut hat, weiß, dass diese Leser täglich kommen, um die Seiten zu lesen, die ihnen gefallen. Gerade im endlosen Raum Internet, wo in wenigen Sekunden zig Seiten angeklickt und angesteuert werden können, zieht dieses gedankenlose Argument einfach nicht.

Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass zum Beispiel unsere Feed-Leiste auf die neuesten Artikel unserer eigenen Favoritenseiten in der linken Sidebar nicht zum Resultat hatte, eigene Leser zu verlieren. Ganz im Gegenteil geben diese Feeds einen schnellen Überblick, was sonst noch so an interessanten Themen oder Statistiken auf anderen Seiten diskutiert wird oder wurde. Stattdessen wird in der deutschen Bloggerszene  weiter allein vor sich hin gewerkelt, leider erlauben auch zu häufig das eigene Ego und persönliche Profilneurosen kaum eine Bildung von echten Netzwerken, die eine progressivere Zusammenarbeit mit anderen zur Folge haben würden.

So, und jetzt kommst Du: warum soll man sich also über die aktuelle Entwicklung wundern? Sie ist einer der Hauptgründe, warum es wohl nie eine deutsche Huffington Post geben wird. Sie ist ein weiterer Hauptgrund dafür, warum Main Stream Medien – die im Jahr 2007 noch den Schlummerschlaf träumten und im Zeichen des damaligen Booms an den Aktien- und Häusermärkten kurz vor Ausbruch der Finanzkrise über aufkommende Finanzblogs die Nase gerümpft und sie nicht selten verlacht hatten – heute links und rechts an der Blogwelt vorbeizuziehen drohen.

Zu diesem Ergebnis kommt auch Wolfgang Michal, wenn er – wie hier auszugsweise – schreibt:

Doch es gibt bei den Bloggern auch eine Mitschuld: Ihr elitäres Gehabe gegenüber Anfängern, die Vernachlässigung der gegenseitigen Unterstützung und die unzulängliche Moderation in den Kommentarspalten haben die deutschen Blogger ziemlich einsam werden lassen – und ihre großen Egos in die Arme der Altmedien getrieben.

Dem ist nichts hinzuzufügen! Ganz einfach, weil es der Blogbewegung bis heute kein Herzensanliegen gewesen ist, durch eine voranschreitende Integration ein echtes und schlagkräftiges Gegengewicht zu den Main Stream Medien zu bilden. Es ist schade um die verpasste Chance. Die vielerorts geführten Kleinkriege unter deutschsprachigen Blogbetreibern sind ein Spiegelbild dieser verpassten Chance, die vielleicht nicht mehr wiederkommen wird, nachdem die einschlägigen Medien den Hebel umgelegt haben, um nach den Ereignissen plötzlich kritischer über die Entwicklungen in der Welt und vor allem an den Finanzmärkten zu berichten.

Nicht wenige Main Stream Kolumnisten hören sich heute fast schon wie Blogger zu deren besten Zeiten an, woraus natürlich neue Konkurrenz erwächst. Letzten Endes ist das jedoch auch nichts anderes als ein Spiegelbild der Verschlechterung der sozialen Stimmung in der Gesellschaft. Und hierin liegt wahrscheinlich auch einer der Hauptgründe, warum anerkannte Blogger in Deutschland – im Gegensatz zu den USA – auch kaum den Sprung in die Main Stream Medien schaffen.

Andererseits lässt sich unter vielen Finanzblogs in den letzten Jahren auch der Hang zu einer immer offeneren Radikalität des Ausdrucks der eigenen Meinung nicht leugnen. Umso länger die Eliten die Finanzkrise in die Länge ziehen, desto radikaler und trotziger wird auf diese Entwicklungen und Vorgehensweisen reagiert. Doch auch nach mehr als vier Jahren einschlägiger Wirtschaftskrise wird man keinesfalls ernster genommen, wenn fast tagtäglich darüber berichtet wird, dass das Weltfinanzsystem am nächsten Tag komplett zusammenbrechen wird.

Ist das am nächsten Tag nicht geschehen, wird der absolute Untergang eben auf übermorgen verschoben. In diese Kategorie der Effekthascherei gehören ebenso die andauernden und sich immer wiederholdenden Ankündigungen zu einer unmittelbar bevorstehenden Währungsreform, die unter vielen Lesern im Zeitablauf einfach unglaubwürdig wirken müssen (!), weil jeder Publizierende an den eigenen Aussagen, Festlegungen und Prognosen gemessen wird. Und das vollkommen zu Recht!

Mehr Objektivität und weniger persönliche Diffamierungen und Beleidigungen von Dritten würden der deutschen Finanzblogszene sicher gut zu Gesicht stehen, die sich heute nichts davon kaufen kann, dass sie die Ereignisse vor einigen Jahren richtig gedeutet und prognostiziert hat. Vielmehr wissen wir aus eigenen Gesprächen und Schriftverkehr mit unseren Lesern, dass eine Radikalisierung der eigenen Inhalte weder auf fruchtbaren Boden fällt noch von den Lesern gewollt ist.

Das erschreckt auf die Dauer nicht nur, sondern schreckt eine wachsende Anzahl von Usern eher vom Lesen ab, doch die nicht selten zu beobachtende Selbstverliebtheit in die eigene Seite lässt diese Erkenntnis unter manchen Betreibern einfach nicht aufkommen. Unmittelbares Resultat sind rückläufige Leserzahlen, Abwendung, wachsendes Desinteresse und eine Überreizung der  Nervensysteme der Leser durch effekthaschende und  manchmal schon fast nach Propaganda klingende Krisennachrichten – etwas, das viele Blogger immer den Main Stream Medien vorgeworfen hatten, nur in umgekehrter Richtung.

Bei Wolfgang Michal heißt es auszugsweise weiter wie folgt:

Meine Güte, reihenweise Bloggerinnen machen neuerdings ihre Kommentare wieder zu, weil sie den ätzenden Tonfall, der dort normalerweise herrscht, selbst nicht ertragen.

Stimmt, für uns war es der Grund, unsere Kommentarleiste bereits im Jahr 2010 dicht zu machen. Wo anfangs noch gute Stimmung, ein netter Umgangston untereinander und sachorientierte Diskussionen herrschten, kehrte mit wachsenden Leserzahlen plötzlich ein Ton ein, der uns überhaupt nicht gefiel. Da die Gestaltung unserer Seite zeitintensiv ist, hatte niemand von uns Lust darauf, in der Kommentarleiste auch noch den Sheriff zu spielen, weshalb wir sie damals einfach dicht machten.

Zum Leidwesen der User, die dort anfangs sehr gerne und wohlwollend – wenn auch oftmals verschiedener Meinung – auf respektvolle Weise miteinander diskutierten. Solche Zeiten scheinen lange vorbei zu sein. Um aus den Bloggerschuhen hinauszuwachsen, wird es in der Zukunft sicher auch darauf ankommen, sich positiv von anderen abzuheben. Die Produktion von eigenen Nachrichteninhalten dürfte hierbei immer stärker in den Vordergrund rücken. Allein auf weiter Flur schafft man so etwas auf kontinuierlicher Basis natürlich nicht.

Wir hatten vor längerer Zeit unter anderem mit iknews.de diesen Schritt gemacht. Produktionen von eigenen Interviews, Videoproduktionen oder Videosynchronisationen gehörten zum Beispiel zu diesen Dingen. Etwas, das uns sehr viel Spaß gemacht hat, aber auch unheimlich zeitaufwändig ist. Wir werden in der Zukunft diesen Weg eingehender beschreiten, wozu in Kürze auch eine Ankündigung erfolgen wird. Denn Stillstand ist das Gift unserer heutigen Zeit. An einer Weiterentwicklung unserer Inhalte ist uns jedoch sehr gelegen, weshalb bei uns schon bald eine einschneidende Veränderung bevorsteht, die Chancen für das Beschreiten neuer Wege eröffnen wird.

In diesem Sinne einen schönen Abend und ein erholsames Wochenende für alle!

Quelle: wirtschaftsfacts

 

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