Warum Israel den Kontext und die Geschichte des Krieges gegen Gaza auslöschen will

 Von Ilan Pappé (politonline)

Die Enthistorisierung des Geschehens hilft Israel, seine völkermörderische Politik in Gaza fortzusetzen. Am 24. Oktober löste eine Erklärung des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, eine scharfe Reaktion Israels aus. In seiner Rede vor dem UN-Sicherheitsrat sagte der UN-Chef, dass er das von der Hamas am 7. 10. verübte Massaker zwar aufs schärfste verurteile, die Welt aber daran erinnern wolle, dass es nicht in einem Vakuum stattgefunden habe. Er erklärte, dass man 56 Jahre Besatzung nicht von unserer Beteiligung an der Tragödie, die sich an diesem Tag abspielte, trennen kann.

Die israelische Regierung verurteilte die Erklärung umgehend. Israelische Beamte forderten den Rücktritt von Guterres und behaupteten, er habe die Hamas unterstützt und das von ihr verübte Massaker gerechtfertigt. Auch die israelischen Medien sprangen auf den Zug auf und erklärten unter anderem, der UN-Chef habe »ein erstaunliches Maß an moralischem Bankrott« gezeigt. Diese Reaktion deutet darauf hin, dass nun eine neue Art von Antisemitismusvorwurf auf dem Tisch liegen könnte. Bis zum 7. Oktober hatte Israel darauf gedrängt, die Definition von Antisemitismus zu erweitern, um Kritik am israelischen Staat und die Infragestellung der moralischen Grundlage des Zionismus einzubeziehen. Nun könnte auch die Kontextualisierung und Historisierung der Geschehnisse den Vorwurf des Antisemitismus nach sich ziehen. Die Enthistorisierung dieser Ereignisse hilft Israel und den Regierungen im Westen, eine Politik zu verfolgen, die sie in der Vergangenheit aus ethischen, taktischen oder strategischen Erwägungen gemieden haben.

So dient der Angriff vom 7. 10. Israel als Vorwand, um eine völkermörderische Politik im Gazastreifen zu verfolgen. Er ist auch ein Vorwand für die Vereinigten Staaten, um zu versuchen, ihre Präsenz im Nahen Osten zu bekräftigen. Und er ist ein Vorwand für einige europäische Länder, im Namen eines neuen Kriegs gegen den Terrordemokratische Freiheiten zu verletzen und einzuschränken. Es gibt jedoch mehrere historische Zusammenhänge für das, was sich derzeit in Israel-Palästina abspielt, die nicht ignoriert werden können. Der breitere historische Kontext reicht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, als das evangelikale Christentum im Westen die Idee der Rückkehr der Juden zu einem religiösen tausendjährigen Imperativ machte und die Gründung eines jüdischen Staates in Palästina als Teil der Schritte befürwortete, die zur Auferstehung der Toten, zur Rückkehr des Messias und zum Ende der Zeit führen würden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts und in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wurde die Theologie aus zwei Gründen zur Politik.

 

Erstens lag es im Interesse derjenigen in Großbritannien, die das Osmanische Reich auflösen und Teile davon in das britische Empire eingliedern wollten. Zweitens stieß es bei denjenigen in der britischen Aristokratie auf Resonanz, sowohl bei den Juden als auch bei den Christen, die von der Idee des Zionismus als Allheilmittel für das Problem des Antisemitismus in Mittel- und Osteuropa, der eine unwillkommene Welle jüdischer Einwanderung nach Großbritannien ausgelöst hatte, begeistert waren. Als diese beiden Interessen zusammenkamen, veranlaßten sie die britische Regierung, 1917 die berühmte, oder berüchtigte, Balfour-Erklärung abzugeben. Jüdische Denker und Aktivisten, die das Judentum als Nationalismus neu definierten, hofften, dass diese Definition die jüdischen Gemeinschaften vor der existenziellen Bedrohung in Europa schützen würde, indem sie Palästina als den gewünschten Raum für die Wiedergeburt der jüdischen Nation ins Visier nahmen.

In diesem Prozeß verwandelte sich das kulturelle und intellektuelle zionistische Projekt in ein koloniales Siedlerprojekt, das darauf abzielte, das historische Palästina zu judaisieren und dabei die Tatsache außer Acht zu lassen, dass es von einer indigenen Bevölkerung bewohnt war. Im Gegenzug hierzu brachte die palästinensische Gesellschaft, die damals noch recht ländlich geprägt war und sich in einem frühen Stadium der Modernisierung und des Aufbaus einer nationalen Identität befand, ihre eigene antikoloniale Bewegung hervor. Ihre erste bedeutende Aktion gegen das zionistische Kolonisierungsprojekt war der al-Buraq-Aufstand von 1929 – und seitdem hat sie nicht aufgehört.

Ein weiterer historischer Kontext, der für die gegenwärtige Krise von Bedeutung ist, ist die ethnische Säuberung Palästinas im Jahr 1948, zu der auch die gewaltsame Vertreibung der Palästinenser in den Gazastreifen aus Dörfern gehörte, auf deren Ruinen einige der am 7. Oktober angegriffenen israelischen Siedlungen errichtet wurden. Diese entwurzelten Palästinenser waren Teil der 750.000 Palästinenser, die ihre Heimat verloren und zu Flüchtlingen wurden. Diese ethnische Säuberung wurde von der Weltöffentlichkeit zur Kenntnis genommen, aber nicht verurteilt. Infolgedessen griff Israel weiterhin auf ethnische Säuberungen zurück, um die vollständige Kontrolle über das historische Palästina zu erlangen, wobei so wenig einheimische Palästinenser wie möglich übrigblieben. Dazu gehörte die Vertreibung von 300.000 Palästinensern während und nach dem Krieg von 1967 und die Vertreibung von mehr als 600.000 aus dem Westjordanland, Jerusalem und dem Gazastreifen seither.

Hinzu kommt die israelische Besatzung des Westjordanlands und des Gazastreifens. In den vergangenen 50 Jahren haben die Besatzungsmächte die Palästinenser in diesen Gebieten einer ständigen kollektiven Bestrafung unterzogen, indem sie sie ständigen Schikanen durch israelische Siedler und Sicherheitskräfte aussetzten und Hunderttausende von ihnen inhaftierten. Seit der Wahl der derzeitigen fundamentalistisch-messianischen israelischen Regierung im November 2022 haben all diese harten Maßnahmen ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht. Die Zahl der getöteten, verletzten und verhafteten Palästinenser im besetzten Westjordanland ist sprunghaft angestiegen. Darüber hinaus wurde die Politik der israelischen Regierung gegenüber christlichen und muslimischen heiligen Stätten in Jerusalem noch aggressiver.

Schließlich ist da noch der historische Kontext der 16-jährigen Belagerung des Gazastreifens, in dem fast die Hälfte der Bevölkerung Kinder sind. Im Jahr 2018 warnten die Vereinten Nationen bereits, dass der Gazastreifen bis 2020 zu einem menschenunwürdigen Ort werden würde. Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass die Belagerung als Reaktion auf die demokratischen Wahlen verhängt wurde, die die Hamas nach dem einseitigen israelischen Rückzug aus dem Gebiet gewonnen hatte. Noch wichtiger ist es, in die 1990er Jahre zurückzugehen, als der Gazastreifen mit Stacheldraht umzäunt und nach den Osloer Verträgen vom besetzten Westjordanland und von Ostjerusalem abgekoppelt wurde. Die Isolierung des Gazastreifens, der Zaun um ihn herum und die zunehmende Judaisierung des Westjordanlands waren ein deutliches Zeichen dafür, dass Oslo in den Augen der Israelis eine Besetzung mit anderen Mitteln bedeutete und nicht den Weg zu einem echten Frieden. Israel kontrollierte die Ein- und Ausgänge des Gaza-Ghettos und überwachte sogar die Art der Lebensmittel, die in den Gaza-Streifen gelangten, und beschränkte sie bisweilen auf eine bestimmte Kalorienzahl. Die Hamas reagierte auf diese lähmende Belagerung mit dem Abschuß von Raketen auf zivile Gebiete in Israel.

Die israelische Regierung behauptete, diese Angriffe seien durch den ideologischen Wunsch der Bewegung motiviert, Juden zu töten – eine neue Form von Nazim –   und ignorierte dabei sowohl den Kontext der Nakba als auch die unmenschliche und barbarische Belagerung von 2 Millionen Menschen und die Unterdrückung ihrer Landsleute in anderen Teilen des historischen Palästinas. Die Hamas war in vielerlei Hinsicht die einzige palästinensische Gruppe, die versprach, diese Politik zu rächen oder darauf zu reagieren. Die Art und Weise, wie sie sich zu reagieren entschieden hat, könnte jedoch ihren eigenen Untergang bedeuten, zumindest im Gazastreifen, und könnte auch einen Vorwand für die weitere Unterdrückung des palästinensischen Volkes liefern. Die Grausamkeit des Angriffs läßt sich in keiner Weise rechtfertigen, was aber nicht bedeutet, dass er nicht erklärt und in einen Kontext gestellt werden kann. So schrecklich er auch war, die schlechte Nachricht ist, dass er trotz der enormen menschlichen Verluste auf beiden Seiten nicht die Spielregeln verändert hat. Was bedeutet dies für die Zukunft?

Israel wird ein Staat bleiben, der von einer Siedler-Kolonialbewegung gegründet wurde, die weiterhin seine politische DNA beeinflussen und seinen ideologischen Charakter bestimmen wird. Das bedeutet, dass es trotz seiner Selbstdarstellung als einzige Demokratie im Nahen Osten eine Demokratie nur für seine jüdischen Bürger bleiben wird. Der interne Kampf innerhalb Israels zwischen dem Staat Judäa, dem Siedlerstaat, der Israel theokratischer und rassistischer machen will, und dem Staat Israel, der den Status quo beibehalten will, der Israel bis zum 7. Oktober beschäftigte, wird erneut ausbrechen. In der Tat gibt es bereits Anzeichen für seine Rückkehr. Israel wird, wie auch immer sich die Situation in Gaza entwickeln wird, weiterhin ein Apartheidstaat bleiben, als was es von einer Reihe von Menschenrechtsorganisationen bezeichnet wurde. Die Palästinenser werden nicht verschwinden und ihren Befreiungskampf fortsetzen, wobei sich viele Zivilgesellschaften auf ihre Seite stellen und deren Regierungen aber weiter Israel unterstützen und ihm eine außergewöhnliche Immunität gewähren werden.

Der Ausweg bleibt derselbe: Ein Regimewechsel in Israel, der gleiche Rechte für alle vom Fluß bis zum Meer bringt und die Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge ermöglicht. Andernfalls wird der Kreislauf des Blutvergießens nicht enden.

Ilan Pappé ist Direktor des Europäischen Zentrums für Palästinastudien an der Universität von Exeter. Er hat zahlreiche Bücher über den Nahen Osten und die Palästina-Frage veröffentlicht.

https://www.seniora.org/politik-wirtschaft/israel/ilan-pappe-warum-israel-den-kontext-und-die-geschichte-des-krieges-gegen-gaza-ausloeschen-will
5. 11. 23
Ilan Pappé: Warum Israel den Kontext und die Geschichte des Krieges gegen Gaza auslöschen will

Quelle:
https://www.aljazeera.com/opinions/2023/11/5/why-israel-wants-to-erase-context-and-history-in-the-war-on-gaza
5 Nov 2023
Why Israel wants to erase context and history in the war on Gaza – By Ilan Pappé

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Warum Israel den Kontext und die Geschichte des Krieges gegen Gaza auslöschen will
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11 Kommentare

  1. Dieser Artikel ist so geschrieben, wie es sich die Geldaristokraten wünschen – gegen Israel – denn diese Mächtigen benutzen das Judentum schon seit über 100 Jahren und den Staat Israel schon seit der Zeit seiner Entstehungsgeschichte als Schutzschild und Kanonenfutter für ihre gänzlich unsolidarischen Ziele. Diese bestehen in der schon seit langer Zeit sich anbahnenden Versklavung aller Menschen. DAS ist die Perspektive, von der hier abgelenkt wird.
    Israel ist der Staat auf der Erde mit der höchsten Durchschittsintelligenz, dem höchsten Anteil von Patrioten sowie von frei denkenden Menschen mit Courage.
    Wer die Geschichte Palästinas kennt, weiß, dass diese Sorte von Menschen (nämlich solche, wie sie Deutsche vor langer Zeit auch einmal waren), vom britischen Finanzadel gnadenlos benachteiligt wurde und bis heute wird. Israel ist jetzt in höchster Gefahr. Sollte es fallen, reduzieren sich die Chancen ganz erheblich, uns noch von der Herrschaft des großen Geldes (und den Kriegen, die sie uns aufzwingt) zu befreien.
    Oder hattet Ihr gedacht, diese höchst intelligenten Personen würden euch eine echte Welt präsentieren, die so einfach ist, wie sie euch erscheint? – Lächerlich, wenn Ihr nicht anfangt, um 2 oder 3 Ecken zu denken – wie wollt Ihr dann die Winkelzüge erkennen? Beispielsweise erreicht die über Qatar gefördete Hamas durch mutwilliges Zulassen hoher Zivilopferzahlen steigende Medienunterstützung, wodurch wieder noch mehr Flüchtlinge mitleidige westliche Aufnahmeländer finden. Niemand fragt nach der Selbstverantwortung der Palästinenser. Die Leute haben 2006 die Hamas gewählt und mit denen seither engstens zusammengelebt.
    Natürlich hat der Angriff vom 07.Oktober nicht „aus der Luft gegriffen“ stattgefunden. Aber die Schuld tragen auch in diesem Fall die Werkzeuge des Großkapitals, also NGOs und andere „Weltverbesserer“, die den Palästinensern Rechte einreden, die sie aber laut Mandatsvertrag vom Juni 1922 nie hatten und nach vier gewaltsamen Auflehnungen mit der genozidalen Drohung, die Juden ins Meer zu werfen in den Kriegen 1948, 1956, 1967 und 1973 endgültig verloren hätten, wenn sie sie gehabt hätten.

  2. Dr. John Coleman, der Autor des bekannten Buches „Das Komitee der 300“, entdeckte bei seinen Recherchen die Vorläufer-Organisationen dieses Komitees, insbesondere die „British East India Company“, die im 19. Jh. vor allem die Kolonialisierung Indiens betrieb und den Opiumkrieg führte. Bei der näheren Untersuchung dieser Gesellschaft stieß Colemann auf John Nelson Darby, den er als „einen treuen Diener der Britschen East India Comapany“ beschreibt.

    Ist es Zufall, daß J. N. Darby seine „Haushaltungslehre“ während seines Theologiestudiums von einem „Fürsprecher der Juden im britischen Empire“ lernte?

    Ist es Zufall, daß J. N. Darbys Haushaltungslehre schon im 19.Jh. die Verwirklichung der Interessen des Zionismus vorbereitete? Immerhin war auch der Begründer der „Jehovas Zeugen“, C. T. Russell, Jude, Freimaurer und Zionist. Auch von Smith, dem Begründer der „Mormonen“ wissen wir, daß er Freimaurer war, ebenso wie die Gründer der „Evangelischen Allianz“ und des „CVJM“. Schließlich erhielt auch E. G. White (Prophetin der Adventisten) immer wieder Besuch von Rabbinern und auf ihrem Familiengrab steht ein freimaurerischer Obelisk.

    Tatsächlich ist die äußerst spezielle Haushaltungslehre Darbys dermaßen spezifisch zionistisch, während sie vielfach grob die biblische Lehre mißachtet, daß weder Zufall die Übereinstimmung der Lehre Darbys mit dem Zionismus erklären kann noch eine Übereinstimmung des Zionismus mit den Lehren der Bibel.

    In Wahrheit hat also Darby im 19. Jh. nicht anhand der Bibel vorhergesehen, was mit Israel geschehen würde, sondern er hat systematisch die Verwirklichung der Interessen des Zionismus als Erfüllung biblischer Prophetie gelehrt.

    Dieses Video entlarvt also den „christlichen Fundamentalismus“ gemäß der Lehre Darbys, mit der ja in den USA zunehmend Politik gemacht wird, anhand der Bibel als eine zionistische Verführung der Christenheit, die zeigt, wie langfristig diese angelegt ist. Wer also wirklich JESUS CHRISTUS folgen will, der muß sich von Darby und seiner Lehre zu IHM bekehren, indem er SEINER Lehre folgt.

    https://www.youtube.com/watch?v=pjg1VgQOV8k

    • Im Übrigen, der Onkel von John Nelson Darby, war niemand geringeres, als der Große Admiral Nelson:

      Horatio Nelson (Lebensrune.png 29. September 1758 in Burnham Thorpe, Norfolk, England; Todesrune.png 21. Oktober 1805, Kap Trafalgar, Spanien) war ein britischer Admiral.

      Lord Nelson war ein Pfarrersohn aus Norfolk, der einer der berühmtesten Admirale der englischen Geschichte wurde. Bekannt war er auch durch seine romantische Liebe zu Lady Hamilton, der Gattin des englischen Gesandten in Neapel. In den jahrelangen Kriegen gegen die Französische Revolution verlor er ein Auge und den rechten Arm. Bei der Seeschlacht bei Abukir vernichtete er 1798 die französische Mittelmeerflotte. Der Höhepunkt seines Heldenlebens aber war die große Schlacht von Trafalgar, in der er als Sieger hervorging und zugleich die tödliche Wunde erlitt. Durch diesen entscheidenden Schlag verschaffte er England im Kampf gegen Napoleon die unbestrittene Seeherrschaft.

      Quelle: Metapedia / Nelson, Horatio

  3. Olaf Scholz soll von Netanjahu den Auftrag erhalten haben, as-Sisi zu überreden, der Vertreibung der Palästinenser nach Ägypten zuzustimmen, wobei er jedoch eine Abfuhr erhielt, weil die Ägypter aus Erfahrung wissen, daß sie dann niemals mehr in ihre Heimat zurückgelassen werden. Es ist schon ziemlich kühn, daß der Autor dabei vom „faschistoiden Netanjahu-Regime“ spricht.

    https://de.rt.com/meinung/186185-israelischer-plan-zur-ethnischen-saeuberung/

    Israelischer Plan zur ethnischen Säuberung Palästinas – Hilfestellung durch Kanzler Scholz?
    7 Nov. 2023 20:39 Uhr

    In unerschütterlicher Solidarität mit den religiösen Rassisten und Rechtsextremisten in der Netanjahu-Regierung versuchte Kanzler Scholz in Ägypten, Israel bei der ethnischen Säuberung Gazas Hilfestellung zu leisten.

    Von Rainer Rupp

    Am 29. Oktober erschien im Internet ein durchgesickertes Memo des rechtsradikalen, religiös-rassistischen Regimes in Israel, das nicht nur bei Palästinensern, sondern rund um die Welt von Internetnutzern mit Empörung und Abscheu aufgenommen wurde. Angeblich handelt es sich dabei um ein vom israelischen Geheimdienstministerium konzipiertes Dokument über eine Beratung, in der man zu dem Schluss gekommen sei, die über zwei Millionen Menschen in dem von der israelischen Soldateska belagerten Gazastreifen mit Gewalt über die Grenze auf die ägyptische Sinai-Halbinsel zu vertreiben. Nach Überprüfung der Authentizität des Dokuments hatte WikiLeaks das ursprünglich in Hebräisch verfasste Dokument in die englische Sprache übersetzt und veröffentlicht.

    4. Unterstützung mithilfe des Westens beim Bau von Zeltstädten im nördlichen Sinai und bei der Umsiedlung palästinensischer Flüchtlinge nach Ägypten.

    Punkt 4 stellt eine als humanitäre Aktion getarnte ethnische Säuberung dar. Und der deutsche Bundeskanzler, „Olaf der Vergessliche“, und sein Tross aus hochbezahlten Beratern haben sich während ihres unverbrüchlichen Solidaritätsbesuchs in Israel entweder aus Unwissenheit und Dummheit oder in krimineller Absprache mit dem faschistoiden Netanjahu-Regime vor den israelischen Karren spannen lassen.

    Denn von Israel aus ist Kanzler Scholz am 18. Oktober nach Ägypten geflogen, um dort den Präsidenten as-Sisi zu bedrängen, doch so schnell wie möglich aus humanitären Gründen die Grenze bei Rafah zu öffnen und den Flüchtlingen aus dem Gazastreifen Zuflucht und Sicherheit zu gewähren. Offensichtlich hatte Olaf diesmal seinen in Jerusalem erteilten Auftrag nicht vergessen.

    usw.

  4. Die echte Tragödie in Palästina beruht meiner unmaßgeblichen Meinung nach darauf, daß vorsätzlich von falschen Voraussetzungen ausgegangen wird, die sich notwendigerweise in einer gewaltigen Aggression der benachteiligten Palästinenser entladen mußten. Alle Regierungen des „Westens“, die einerseits jüdische Marionetten sind und natürlich andererseits vor den sog. heimlichen Macht-Juden weltweit Angst haben, inkl. Lawrow und Scholz, beziehen sich jetzt ständig als Ziel die Zweistaatenlösung. Dabei handelt es sich um eine ausgesprochen fruchtlose Leerformel; denn seit Camp David haben sich die jüdischen Siedler im Westjordanland von 100.000 auf 700.000 erhöht. Sollen diese jüdischen Siedler in einem palästinensischen Staat leben? Absolut unmöglich! Also kann es nie einen palästinensischen Staat geben, da mag Lawrow noch sehr dafür plädieren. Wenn es jedoch einen palästinensischen Staat nicht geben kann, bleibt als einzige Lösung die Vertreibung der Palästinenser übrig, was derzeit Netanjahu vermutlich auf Biegen und Brechen versucht.

    Allerdings versuchen die Russen aus dem gnadenlosen Gemetzel der Palästinenser Honig zu saugen, weil sie sich selbst in einem Überlebenskampf mit dem anglo-zionistischen Westen befinden:

    https://de.rt.com/meinung/186098-wie-viel-zeit-bleibt-israelischen-ministerpraesidenten-benjamin-netanjahu-noch/

    „Wie viel Zeit bleibt dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu noch?
    6 Nov. 2023 21:50 Uhr

    Westliche Medien tragen dazu bei, Israel bei seinem Lug und Betrug zu helfen, indem sie einfach den sorgfältig arrangierten Zirkus akzeptieren, zu dem sie eingeladen werden. Aber die unterwürfige, passive internationale Pressemeute könnte am Ende alles sein, was Netanjahu noch übrig hat.“

    Sicher würden viele Israelis lieber mit den Palästinensern in einem einvernehmlichen modus vivendi leben, können aber nicht, weil die radikalen Kräfte in Israel es nicht wollen und jetzt aufs Ganze gehen, wobei immer die theoretische Möglichkeit besteht, daß bei diesem Machtkampf alles verloren geht.

    Der israelische Historiker Tom Sergev ist selbst ziemlich unglücklich über die derzeitige Entscheidungs-Situation, ist auch pessimistisch, weil er keine friedliche Lösung mehr sieht. D. h. das Ergebnis kann sich nur aus der nackten Gewalt heraus kristallisieren.

    https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/segev-israel-historisch-100.html

    „In einem Staat werden wir nicht leben“

    Der Krieg in Nahost sei „ein Konflikt, der seit über 100 Jahren nicht gelöst werden kann“, sagt der israelische Historiker Tom Segev. Eine Zweistaatenlösung sehe er nicht kommen.

    Videolänge: 7 min, Datum: 05.11.2023, Verfügbarkeit: Video verfügbar bis 05.11.2024

  5. Zum al-Buraq-Aufstand von 1929:

    G.M. Gathorne-Hardy, Kurze Geschichte der internatiuonalen Politik 1920-1939, 1947: „Was für die Juden deshalb die „Klagemauer“ war, weil sie die letzte noch vorhandene Spur ihres Tempels darstellte, war für die Moslems der Stall des Buraq, des Tieres, das den Propheten in der „Nacht der Macht“ zum Himmel getragen hatte. Der Schauplatz der jüdischen Andachtsübungen ist ein Teil der erhaltenen Mauer des Haram-esch-Scherif, und das ist in den Augen des Moslems ein Bezirk besonderer Heiligkeit, weil er den Ort, von dem die Himmelfahrt des Propheten ihren Ausgang nahm, den Felsen-Dom und die Aqsa-Moschee umfaßt. Der in dieser Situation aufgehäufte Zündstoff wurde noch dadurch vermehrt, daß die jüdische Feier zur Erinnerung an die Zerstörung des Tempels mit dem Tage der moslemitischen Feier des Geburtstages Mohammeds zusammenfiel. Die Juden hatten sich das Recht, ihre Andachtsübungen an der „Klagemauer“ abzuhalten‚ lange ersessen, aber das Gebäude selbst und das Pflaster vor ihm war moslemitisches Eigentum. Unter dem türkischen Regiment wußten die Juden, daß sie sich ihres Privilegiums nur aus Duldung erfreuten, und so war damals keine Störung entstanden. Aber daß eine Gemeinschaft, die ermutigt worden war, Palästina als ihr „Nationalheim” anzusehen, die Tatsache, daß ihr heiligstes Gebäude in fremden Händen war, von Mal zu Mal übler vermerken würde, war nur natürlich. In den Anfangstagen der britischen Besetzung hatten die Juden fruchtlose Verhandlungen begonnen, um das an die Mauer angrenzende Pflaster käuflich zu erwerben. Aber dieser Versuch, den status quo zu ändern, hatte die Araber auch gegenüber der kleinsten Neuerung in den durch die Ersitzung festgelegten Gebräuchen mißtrauisch gemacht. Die Manatsbehörde mißbilligte daher solche Neuerungen offen und verhinderte sie. Sie hatte im Jahre 1925 verboten, an jene Stelle Sitze oder Bänke mitzubringen und im Jahre 1928 hatte sie einen Wandschirm entfernt, der zu dem Zweck, die männlichen und weiblichen (jüdischen) Teilnehmer beim Gottesdienst zu trennen, errichtet worden war. Diese Zwischenfälle hatten auf beiden Seiten eine steigende Propaganda hervorgerufen; man kann daher sagen, daß um dies aufreizende Symbol herum auf einem kleinen Gebiet von 110 Quadratmetern – bis in die jüngste Zeit bildete es den einzigen Zugang zu den anliegenden Wohnungen der moslemitischen Bewohner – der Streit von zwei Weltkräften, des Judentums und des Islams, konzentriert war.

    Im August 1929 endeten Demonstrationen beider Parteien mit einem sehr ernsten Ausbruch der Leidenschaften. Dabei büßten 133 Juden und 116 Araber ihr Leben ein und eine weit höhere Anzahl erlitt Verletzungen. Diese Unruhen erstreckten sich auch auf andere Teile des Gebietes.“

    GISELHER WIRSING, ENGLÄNDER, JUDEN, ARABER IN PALÄSTINA,
    EUGEN DIEDERICHS VERLAG JENA, 1939

    „Haram esch-Scherif – das heißt vornehmes Heiligtum. Die Weite und Helligkeit blendet das Auge, wenn man aus den engen Gassen über den mit heiligen Gräbern gezierten Vorhof auf den Tempelplatz getreten ist. Seine längste Seite im Westen nimmt fast einen halben Kilometer ein, auch die schmalste im Süden des unregelmäßigen Vierecks erreicht noch beinahe dreihundert Meter. Alles ist überwältigend frei. Es herrscht lautlose Stille. Einige Araber wandeln gemessen vom heiligen Brunnen el-Kas hinauf zum Felsendom. Freistehende Säulenbogen umgeben rings die Moschee. Keine Mauer verbindet sie. Kraftvoll und beschwingt erhebt sich hinter diesem leichten Bogenkranz der blaue Fayence-Kuppelbau als magisches Achteck. Wie ein Modell der großen Moschee steht im Osten des Felsendomes Kubbet es-Silsele, die Kettenmoschee, die die riesigen Ausmaße ihrer großen Schwester und deren einfach strenge Form noch mächtiger erscheinen läßt. Einst sind in dem kleineren Abbild die Schätze der Kalifen aufbewahrt worden. Im Halbdunkel der Felsenmoschee, von einem kunstreichen Eisengitter umschlossen, das einst die Kreuzritter aus Frankreich mitbrachten, schimmert innen der kahle unbehauene Felsklotz in seltsamem Kontrast zu den Teppichen, Fayencen und Mosaiken. Auch die Moslems verehren den Felsen noch als die Stätte von Isaaks Opferung, von Jakobs Traum, aber vor allem als die Stelle, von der Mohammed auf dem Roß el-Burak gen Himmel ritt und auf der einst beim Jüngsten Gericht Gottes Thron sich erheben soll, wenn er bei der Auferstehung der Toten zu Gericht sitzen wird.“

    • „Auch die Moslems verehren den Felsen noch als die Stätte von Isaaks Opferung“

      Falsch, die Muslime tradieren die Opferung Ismaels …

  6. …und unser überaus kluger, immer lächelnder Kanzler erklärte, er sei sicher, daß Israel nach den Regeln des Völkerrechts kämpfe. Dem ist nichts hinzuzufügen.

  7. Zur Vorbereitung meiner Doktorarbeit – die wegen dieses heißen Themas von den UNIS Hamburg bis Freiburg nicht angenommen wurde – (einzig von Prof. Udo Steinbach Humboldt UNI Berlin – leider schon emeritiert) habe ich sämtliche Bücher von Ilan Pappé gelesen. Er lebt jetzt in England, weil er von der Jüdischen Knesset Berufsverbot erhielt. So ergeht es zahlreichen Schriftstellern, die die Wahrheit sagen!
    Israel ist ein Apartheitsstaat, der autoritär regiert wird von Knesset-Mitgliedern, die sich z.B. äußern: “ Wir müssen mit maximaler Grausamkeit in den Gazastreifen einmarschieren, um Rache zu nehmen, ohne Moral, mit möglichst vielen Toten“.- DAS IST DIE MORAL DIESES JUDENSTAATES; DER AUCH NOCH VON USA KÜRZLICH MIT 100 MILLIONWEN $ UNTERSTÜTZT WURDE!
    Israel gehört wegen Völkermords und Kriegsverbrechen vor den Intern. Gerichtshof!!
    Aber das alles scheint Netanyahu – alias Benjamin Mileikowsky – nicht zu interessieren.

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