Gebürtige Russin gewinnt «historisches Deutsches Olympiagold»

Der Sieg der 17-jährigen Darja Varfolomeev im Einzel-Mehrkampf der Rhythmischen Sportgymnastik bei den Olympischen Spielen in Paris findet ein interessantes Echo in den Medien.

Ein Kommentar von Andreas Rottmann (transition-news)

Es muss wohl Schicksal sein: Die 17-jährige Darja Varfolomeev gewinnt eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Paris und ist damit die erste deutsche Olympiasiegerin in der Rhythmischen Sportgymnastik. Deutsche Medien berichten ausführlich darüber, «müssen» sich dabei aber unglaublich verbiegen.

Um möglichen Missverständnissen vorzubeugen: Der Erfolg sei der Sportlerin absolut gegönnt. Es geht in diesem Beitrag nicht um ihre Person oder darum, irgendetwas madig zu machen. Vielmehr geht es um die Medien, gesellschaftliche Befindlichkeiten und um Opportunismus.

Die Agentur Associated Press spricht die Dinge relativ klar und trocken aus. Sie titelt: «Die gebürtige Russin Darja Varfolomeev gewinnt das erste deutsche Olympiagold in der Rhythmischen Sportgymnastik». Wir lesen in dem Artikel auch, dass die Russinnen seit langem eine feste Größe in dieser Sportart sind. Außerdem berichtet die Agentur, dass Russland seit 1996 bei allen Spielen mindestens eine Medaillengewinnerin im Mehrkampf hervorgebracht hatte, aber wegen des Krieges in der Ukraine in Paris nicht antreten durfte.

Das ist jedoch vermintes Gebiet: Russland ist gleich Putin und Russen sind offiziell gerade nicht so «in». Die deutschen Medien tun daher alles, um das Wort «Russland» oder «russisch» nicht zu benutzen – diese Begriffe tauchen schlicht nicht auf. Wenn die Autoren sie doch verwenden, dann um den «russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine» mit unterzubringen. Ansonsten kommt Varfolomeev eben aus Sibirien – somit fällt das manchen vielleicht nicht so auf – oder direkt aus Schmiden (Baden-Württemberg).

Damit ist die gefährlichste Klippe umschifft und ansonsten darf man den Sieg unbeschwert genießen. Man feiert die «Königin des Mehrkampfs» und den «historischen Moment», etwas «für die Geschichtsbücher». Die ARD-Sportschau berichtet auch, dass die 17-Jährige begeistert mitgesungen habe, als für sie bei der Siegerehrung die deutsche Nationalhymne gespielt wurde. Noch einmal: Varfolomeev sei das alles gegönnt.

Mit den deutschen Nationalsymbolen ist es dabei jedoch so eine Sache. Noch vor einem Monat bei der Fußball-Europameisterschaft war manches eher gewohnt unentspannt. Der Gebrauch der Nationalhymne musste scheinbar nochmal erklärt werden. Für die Nationalmannschaft wurde schon früher über eine Sangespflicht nachgedacht.

Der Text der Hymne stand allerdings schon öfter zur Debatte, er sei zu archaisch und zu wenig divers. Und für das Benutzen von Deutschlandfahnen gab es bei der EM extra konkrete Regeln, unter Androhung von Bußgeldern bei Fehlverhalten. Na ja, eben alles nach Bedarf.



Quelle:

Associated Press: Russian native Darja Varfolomeev wins Germany’s first Olympic gold in rhythmic gymnastics – 9. August 2024

ARD-Sportschau: Gold! 17-jährige Varfolomeev ist die Königin des Mehrkampfs – 9. August 2024

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2 Kommentare

  1. Ob man das, ausgerechnet so, thematisieren muß?

    Sinnfälliger wäre doch die Frage, warum überhaupt noch Nationen gegeneinander antreten dürfen? Reicht es nicht, ohne Flagge zu zeigen, Nationalität hervorzuheben oder gar Herkunft zu erläutern; da treten einfach Menschen oder Mengen von Menschen (Mannschaften) gegen einander an! Die wohnen halt da oder da und messen sich untereinander.

    Der Mensch xyz aus irgendwo hat, welche Medaille auch immer, gewonnen! Es macht jeden Medaillenspiegel obsolet, schürt keine nationale Eifersucht, weil sie keine Nation über andere hebt und wer nicht gewinnt, es ist keine nationale Schande mehr! Er war halt einfach nicht gut genug! Es ist einfach nur inkonsequent, im Zeitalter des globalen Menschen!

    • Es ist ein sehr neues Phänomen, dass man die Leute über den Erball vermischt und die Nationen töten will.

      Früher wäre es normal gewesen, dass Athener für Athen antreten und nicht irgendwelche anderen…

      Aber die Olympischen Spiele sind eh für den A….
      Die Athleten bekommen nichts von den Milliarden, die das Kommitee einstreicht.

      Das ganze ist heute ein Mittel zur Agitation gegen andere und nicht eine Zeit in der man den Göttern zum gefallen Frieden hält, egal wie man den anderen hasst.

      Statt dessen wird während der Spiele ein Genozid durchgeführt und viele Kriege geführt. Je zivilisierter die Nationen werden desto babarischer sind sie.

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