Zuckerbergs Verbindungen zu Geheimdiensten und Zentralbank

Facebook: Ein neues vergoldetes Zeitalter

von Henning Lindhoff (ef-magazin)

Zuckerbergs Verbindungen zu Geheimdiensten und Zentralbank

Facebook, Youtube, Twitter und andere Dienste des sogenannten Web 2.0 haben die Welt revolutioniert. Sie haben sie schrumpfen lassen. Ein wunderbarer Erfolg der neuen Technik, der sich mittlerweile auch in konkreten Zahlen ausdrückt. Wie Analysten der Unternehmensberatung GMI Ratings in einem Bericht vom 22. Oktober 2013 darlegten, durfte sich Mark Zuckerberg, der Initiator von Facebook, im Jahr 2012 über private Einkünfte von mehr als zwei Milliarden Dollar freuen – inklusive Aktienoptionen versteht sich. Er hat es auch irgendwie verdient dafür, die Welt ein klein wenig verbessert zu haben. Oder?

Das schöne neue Internetzeitalter hat nicht nur Vorteile. Es offenbart auch dunkle Seiten. Facebook, Google und andere Protagonisten des Web 2.0 wirken eng verknüpft mit staatlichen Behörden und Geheimdiensten. Edward Snowdens Enthüllungen haben uns vor Augen geführt, wie nah große Teile des Silicon Valley mit der US-Regierung zusammenarbeiten. Anhand von Facebook lässt sich eine gewisse Symbiose sehr gut nachvollziehen. Zuckerbergs Erfolg war beileibe kein Unfall, kein Missverständnis. Und auch nicht eine glückliche Fügung des Schicksals. Nein. Ein staatliches Bildungssystem hat ihn von Kindesbeinen an begleitet, beobachtet, getestet und beeinflusst. Es mag Zufall sein, dass er und die späteren Gründer von Google die gleiche Schule für hochbegabte Heranwachsende besuchten. Vielleicht. „Kein Kind wird zurückgelassen“, tönte einmal der ehemalige US-Präsident George Bush Junior. Das System kümmert sich eben um alles und jeden. Der springende Punkt ist allerdings die Frage, wer und zu welchem Zweck Zuckerberg und Co. förderte. Es waren nicht nur private, wohlmeinende Sponsoren. Nein. Auch das staatliche Bildungssystem setzt stets viele Hebel in Bewegung, um talentierte Menschen, ihre Ideen und Initiativen für sich und seine Ziele zu vereinnahmen. So geschah es auch im Falle Zuckerbergs.

Lassen Sie uns den Weg des Geldes verfolgen. Im Mai 2005 stieg die Beteiligungsgesellschaft Accel Partners bei Facebook ein. Mit einer Einlage im Wert von ursprünglich 12,7 Millionen Dollar gehört sie noch heute zu den größten Anteilseignern von Facebook. Über Accel-Manager James Breyer ist Facebook indirekt auch mit der 1999 von der CIA gegründeten Investmentgesellschaft In-Q-Tel verbunden. Über die National Venture Capital Association pflegt Breyer regelmäßigen Austausch mit In-Q-Tel-Vorstand Louie Gilman. Technologien zur Datensammlung beschreibt In-Q-Tel als eines seiner wichtigsten Geschäftsfelder. Auch Howard Cox sitzt im Vorstand von In-Q-Tel. Er ist Manager von Greylock Partners, eines weiteren bedeutenden Facebook-Investors. Im Vorstand von In-Q-Tel agierte bis vor kurzem auch Dr. Anita Jones, ehemalige Beraterin des amerikanischen Verteidigungsministeriums und zuständige Kontrolleurin der Abteilung für Hochtechnologie im Ministerium (DARPA). DARPA wiederum gründete im Jahr 2002 das Information Awareness Office, das bis heute, unter immer wieder geänderten Namen, das Ziel verfolgt, so viele Daten wie möglich über jeden Bürger zwecks amtlicher Durchsicht zu sammeln. Zu den überwachten Datenbeständen gehören dabei unter anderem Internetaktivitäten, Kontobewegungen, Flugticketkäufe, Führerscheindaten, Mietautoverträge, medizinische Akten, Steuerrückzahlungen und viele mehr.

Zurück zu Facebook. In den Nutzungsbedingungen des deutschsprachigen Ablegers ist zu lesen: „Für Inhalte wie Fotos und Videos, die unter die Rechte an geistigem Eigentum fallen, gibst du uns eine nicht-exklusive, übertragbare, unterlizenzierbare, gebührenfreie, weltweite Lizenz zur Nutzung jeglicher Inhalte, die du auf oder im Zusammenhang mit Facebook postest. Diese Lizenz endet, wenn du deine Inhalte oder dein Konto löschst, außer deine Inhalte wurden mit anderen Nutzern geteilt und diese haben die Inhalte nicht gelöscht.“

Ist der Begriff Facebook also womöglich nur einer von vielen Namen, unter dem das Information Awareness Office heutzutage noch agiert?

Eine gewagte These. Doch sicher ist: Facebook möchte weiter wachsen. Und wird wachsen. Da die USA und Europa schon nahezu komplett ans Web 2.0 angeschlossen wurden, fokussiert sich das Unternehmen mehr und mehr auf die Entwicklungsländer. In Afrika wächst die Zahl der monatlich neuen Facebook-Nutzer um 29 Prozent, in Asien um 32 Prozent. In den USA hingegen nur um sechs Prozent. Zwecks Wachstum setzt Facebook nun auf zwei Pferde. Zum Einen auf die eigene Nichtregierungsorganisation Internet.org, die sich zum Ziel gesetzt hat, die gesamte Welt zu vernetzen. Zum Anderen auf die israelische Firma Onavo, die Zuckerberg und Kollegen derzeit diverse Werkzeuge zur mobilen Datenkompression liefert. Datenkompression wird für Facebook entscheidend sein, um den Zugang auch für Menschen aus den Entwicklungsländern kostengünstig gestalten zu können. Viele Hinweise sprechen somit dafür, dass Facebook als halbstaatlicher Agent die weltweite Datensammlung und Überwachung per Internet zumindest in Teilen übernommen hat.

Doch der blaue Daumen aus dem kalifornischen Menlo Park weist nicht nur in Richtung Schlapphut. Auch die staatlichen Geldzauberer sind nicht weit entfernt. Greg Ruel, einer der Autoren des oben erwähnten Reports von GMI Ratings erklärte: „In den mehr als zehn Jahren, in denen GMI die Einkünfte von Vorständen amerikanischer Unternehmen untersuchte, habe ich noch nie eine Top 10-Liste gesehen, die solchermaßen hoch über dem Rest thront. Vor allem die gewährten Aktienoptionen für manche Vorstände haben astronomische Höhen erreicht.“

Dies hat Gründe. Nicht nur Facebook ist tief eingeflochten im staatlichen Netz aus Subventionen, Regulierungen, Steuervorschriften und vor allem Zentralbankgeld. Das auf Knopfdruck herbeigezauberte Papiergeld ermöglicht erst staatsnahen Investoren, riskante Geschäfte in solchen Ausmaßen wie im Falle Facebook zu tätigen. Sie profitieren auch von der künstlich geschaffenen und aufrecht erhaltenen Inflation der sogenannten Währungshüter, die bewirkt, dass Investoren aus dem Zentralbank-Dunstkreis stets mit amtlich frisch erschaffenem Geld waghalsige Investitionen tätigen und ihren Konkurrenten ohne Verbindungen in staatliche Kreise stets eine oder mehrere Nasenlängen voraus bleiben können.

Mark Twain sprach einmal über die Zeit nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg von einem „gilded age“, von einem „vergoldeten Zeitalter“. In dieser Zeit führten US-Administrationen rigide wirtschaftspolitische Diktate ein. Die Verflechtung von Unternehmen und Staat verstärkte sich zunehmend. Die großen Tycoons, die sogenannten Barone der Eisenbahn, des Öls und der Kohle wurden in dieser Zeit reich und mächtig. Wie Facebook und andere große Aktiengesellschaften heutzutage profitierten auch sie damals vom Sumpf aus Politik und Wirtschaft. Von der freien Marktwirtschaft haben sich die Bürger der USA und in demütiger Nachfolge die Menschen aller westlichen Demokratien heute genauso entfernt wie die Bürger des „gilded age“ vor 150 Jahren. Politiker, Zentralbanker und Wirtschaftsbosse halten die Zügel fest in der Hand. Der große Rest darf sich währenddessen im weltweiten Überwachungsnetz vergnügen.

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