Zinswende am Bondmarkt

Alles Bisherige war Kokolores. Jetzt geht es zur Sache.

Wovor „Verschwörungstheoretiker seit Jahren warnen, ist in den letzten zwei Tagen eingetreten: die Bondkurse purzeln, der Bund-Future steigt, Anleger verlassen das sinkende Schiff.

Die Krise am europäischen Anleihemarkt ist gewaltig, besonders im „Musterland“ BRD. Sind die Kurse hierzulande bis zuletzt am kräftigsten gestiegen, so fallen sie jetzt am stärksten. Das ist erklärlich, haben die Anleger deutschen Staatsanleihen vor Tagen noch absolut vertraut, führen die Nachrichten der letzten Tage zu entsprechender Panik. Die Renditen (bei fallenden Kursen steigen die Kursgewinne beim Kauf neuer Papiere) stehen vor dem größten wöchentlichen Anstieg des letzten Jahrzehnts. Allerdings kann niemand durchschauen, was wirklich dahintersteckt, denn die EZB manipuliert die Märkte durch ihr Anleihen-Ankauf-Programm.

Polen hat seinen Anleihen-Verkauf für heute abgesagt. Für Unruhe sorgen auch die Wahlen in Großbritannien. Wer weiß schon, wielange die Briten noch in der Europäischen Union Mitglied sein werden, noch weniger wissen wir, wie lange Griechenland noch in der Eurozone verbleibt.

In ihrer Not planen die Griechen schon Zwangsabgaben auf Abhebungen an den Bankautomaten. Mit dieser Bremse soll dem drohenden Banken-Run vorgebaut werden. Zugleich will die Regierung Tsipras 13.000 Stellen im öffentlichen Dienst, die von seinem Vorgänger Samaras gestrichen wurden, wieder besetzen. 50 Millionen Euro wurden bereits aus dem Gesundheitsfonds entnommen, 120 Millionen Euro zur Krankenhausfinanzierung wurden nicht an die Spitäler überwiesen. Die Bauern haben 300 Millionen Euro an EU-Agrarsubventionen nicht erhalten. Tsipras braucht das Geld für die Beamtenbesoldung. Griechenland droht nach Angaben eines Insiders unmittelbar vor der Staatspleite.

Ein Kollaps in Griechenland gefährdet – entgegen allen offiziellen Beschwörungen – das weltweite Finanzsystem. 250 Milliarden Euro wären bei einer Pleite Griechenlands für die internationalen Gläubiger verloren. Schlimmer wäre die Kettenreaktion, denn die Banken der Eurozone haben in ihren Büchern faulen Kredite (Non Performing Loans, NPL) in Höhe von 900 Milliarden Euro.

Nicht nur die Märkte werden nervös, auch IWF, Weltbank, die Bank für internationalen Zahlungsausgleich und die führenden Politiker.

Obama hat den Griechen empfohlen, mit aller Härte Steuern einzutreiben. Vor kurzem hat die Unternehmensberatung McKinsey, schon immer ein wichtiger Berater der Finanzminister vieler Länder, als Königsweg zur Lösung der Schuldenkrise eine Zwangsabgabe auf Vermögen genannt.

Es wird nun offenbar, daß das weltweite Gelddrucken ohne jegliche Wirkung auf die Finanzmärkte geblieben ist. Kommt es jetzt wirklich hart auf hart, dann haben sämtliche verzweifelten Maßnahmen der Zentralbanken nichts anderes bewirkt, als etwas Zeit zu gewinnen – genau das haben die Pessimiten und Verschwörer seit Jahren vorhergesagt.

Hinzu kommt, daß die Niedrigzins-Politik der ZB die Versicherungswirtschaft über die Klippe führt. Die Lebensversicherer halten in der EU ein Portfolio von 4,4 Billionen Euro; daß ist durch den niedrigen Zinsen akut bedroht. Sie versuchen wahrscheinlich gerade einen Teil des Risikos abzustoßen.

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Der fintenreiche Schäuble hat vor wenigen Tagen geäußert, man solle Griechenland pleitegehen lassen, aber in der Eurozone behalten. Dahinter steckt die Idee, Griechenland solle seine Zahlungsunfähigkeit gegenüber dem IWF und der EZB erklären – mit der Folge, daß die Verluste von den europäischen Steuerzahlern geschultert werden müßten. Für die Deutschen wird es nicht nur teuer, sondern sehr teuer und sehr bitter. Der größte Teil der Target-2 Schulden müssen zusätzlich abgeschrieben werden, die Mittel für den ESM sind größtenteils verloren, der EZB muß Geld nachgeschossen werden, sonst endet sie als Bad-Bank. Die Bond-Zinsen werden für den Bund erheblich steigen. Der Abverkauf alter Staatsanleihen wird zum Selbstläufer. Schäuble kann seine anvisierte Null-Neuverschuldung für den Bundeshaushalt in den Wind schreiben.

Wer noch immer glaubt, diese Entwicklung sei allein Folge der Finanzkrise, wird schmerzvoll aus diesem Traum erwachen.

Unabhängig davon, daß die Schulden weltweit außer Kontrolle geraten und das System nicht mehr reparabel ist, will heute niemand eingestehen, daß die „Koste-was-wolle“-Politik allein durch Griechenland 250 Milliarden Euro Verlust gebracht hat. Die Euro-Retter werden alles unternehmen, das Spiel so lang wie möglich zu verlängern. In den kommenden Monaten und Jahren werden Steuerzahler, Sparer und Bankkunden umfassend zur Ader gelassen werden.

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