Zentralbanken: Ende der Sackgasse in Sicht

von Gerhard Spannbauer (krisenvorsorge)

Das Hauptargument für die Flutung der Finanzmärkte mit Fiatgeld ist – neben dem Wunsch einer „gesunden“ Inflationsrate von etwa 2% – die Belebung der Realwirtschaft durch Ankurbelung von Kreditvergabe und Investition. Doch wie sich nun herausstellt, tun die Unternehmen nicht wie geheißen, sondern horten stattdessen Bares und kaufen ihre Aktien zurück. Das erste Anzeichen dafür hatte im April eine Studie der Bank of America geliefert. Scheinbar trauen die Firmen der Stabilität der Märkte nicht, obwohl die EZB diese doch mit allen Mitteln für sie gepolstert und gepampert hat. Damit steuert die Plan- und Zwangsbewirtschaftung ihrem Ende entgegen.

Durch das jahrelange Durchdrücken des Gaspedals beim Ankauf von Staatsanleihen und anderen geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen sind die Märkte mittlerweile von Liquidität überflutet. Das Geld an sich wirft zu wenig Rendite ab, als das irgendwer noch die Mühe auf sich nehmen wollte, es in Märkte zu pumpen, die allgemein als unstabil und immer weniger berechenbar wahrgenommen werden. Als Hauptgefahren sehen die Unternehmen die weiterhin hohe Arbeitslosigkeit und das weiterhin ungelöste Griechenland-Problem.

Zudem hat die EZB durch ihre Stützungskäufe Staatsanleihen aus dem Euroraum aufgewertet und Unternehmensanleihen relativ dazu abgewertet – in der Eurozone noch wesentlich stärker als in den USA. Damit zieht sie in Sachen Konjunktur und Wachstum den Bremshebel, während sie gleichzeitig in Sachen Geldflut das Gaspedal drückt.

Könnte es da sein, dass EZB und andere Zentralbanken gar nicht vor dem Grundproblem stehen, zu wenig machen zu können, sondern an zu vielen Schalthebeln zugleich zu sitzen? Finanzjournalist Frank Meyer scheint das jedenfalls so zu sehen:

Schließlich muss man konstatieren, dass die EZB in Sachen Inflationierung meilenweit von ihrem Weg abgekommen ist, trotz der vielen Hebel, Schalter, Pedale, Scheibenwischer und Tachometeranzeigen. Sie hat ja offiziell nicht mal zwei Prozent Teuerung geschafft. Macht der „Markt“ etwa doch, was er will?

Es scheint so, zumindest die Unternehmen scheinen zu machen was sie wollen. Wir Normalverbraucher können das vielleicht anhand unserer PCs nachvollziehen, die immer langsamer werden, je mehr Programme wir gleichzeitig öffnen und je mehr Kommandos wir gleichzeitig eintippen. Wenn die Kommandos sich dann auch noch gegenseitig widersprechen, wird sich unser armer überforderter Rechenkasten früher oder später komplett tot stellen. Das Finanzsystem und insbesondere das Euro-System steuern unter dem hektischen Knöpfedrücken der EZB schnurstracks auf diesen Zustand hin. Warum die Zentralbanker es angesichts des erfolglosen Stückwerks nicht mal mit einem Kurswechsel probieren? Nun, dafür hat Frank Meyer eine ziemlich plausible Erklärung:

„(Die EZB-Mitglieder) werden nie die Folgen ihres Tuns in der Zukunft tragen müssen – im Gegensatz zu Otto Normal. (…) Erfolgreich bedeutet im Sinne der EZB, dass die Kreditvergabe in Gang kommt, also noch höhere Schulden gemacht werden und eine durchaus nötige Bereinigung auf einen späteren Termin verschoben wird. Zu diesem Zeitpunkt werden die Protagonisten ihrer eigenen Politik ihre Pensionen genießen.

Doch nicht einmal das in-Gang-kommen der Kreditvergabe gelingt wirklich, auch wenn das vonseiten der Medien bisher abgesehen von den Deutschen Wirtschaftsnachrichten (siehe Link oben) noch niemandem groß aufgefallen scheint. Die Zentralplaner in Brüssel und Frankfurt sehen jedenfalls keine große Veranlassung zum Kurswechsel: die Probleme sollen mit neuen (steuerfinanzierten) Investitionspaketen und neuen Richtlinien zur Beschleunigung der Kreditvergabe weiter mit den gleichen Maßnahmen bekämpft werden, mit denen sie zuvor erst verschärft wurden. Strukturelle Fehler werden hier mit Dellen in der Konjunktur verwechselt. Ob diese Einäugigkeit bewusst ist oder nicht, spielt für das Endergebnis keine große Rolle.

Die begrenzte Lernfähigkeit oder Lernwilligkeit ist denn auch nicht die Neuigkeit. Dass die EZB den Kurs in die Sackgasse eingeschlagen hat, ist längst bekannt. Neu ist nur, dass jetzt die Mauer am Ende der Straße in Sicht kommt. Oder der Abgrund – je nachdem welche Metapher Sie anschaulicher finden. In China bekommen Millionen „Kleinanleger“ jetzt schon zu spüren, wie sich der Aufprall (oder Absturz) anfühlt:

Dort haben die sogenannten Vermögenswerte bereits bis zu einem Drittel ihres Geldwertes verloren. Besonders betroffen sind zig Millionen, die glaubten, an der Börse reich werden zu können. Statt an ihren Ständen Gemüse zu verkaufen, haben etwa chinesische Marktfrauen teilweise ihre Zeit lieber am Computer in gigantischen Internethallen verbracht, um mit Aktien zu zocken. Getragen von einer Geldschwemme der PBoC gab es praktisch eine Garantie auf steigende Kurse.

Diese Blase ist geplatzt. Die chinesischen Kleininvestoren stehen vor dem Ruin. Im festen Glauben an ihre Regierung haben sie nicht nur ihre eigenen, sondern oft auch die Ersparnisse ihrer Verwandten verzockt und darüber hinaus Schulden gemacht. Wütend machen sie nun Peking für ihre Verluste verantwortlich. Das daraus entstehende Unruhepotential ist erheblich.“

Hierzulande ist zwar nicht das halbe Volk in Zockertaumel verfallen, doch man hat es sich auch hier viel zu bequem im Ruhekissen der Zentralbanken-Planwirtschaft gemacht. Die Bevölkerungsmehrheit findet deren Irrfahrt mittlerweile so normal, dass sie sie mit einem zielgerichteten Weg in die Zukunft verwechselt. Das ist mindestens so gefährlich wie das Ende der Sackgasse selbst und die Lernresistenz der Zentralplaner.

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