Wo bleibt die Inflation?

FED-Kritiker: Ludwig von Mises

von Julian Schmierer

Wenn man die immense Geldmengenausweitung der FED und der EZB sieht, dann stellt sich unweigerlich die Frage, wo denn die große Inflation bleibt. Sind die Inflationsängste gar vollkommen unbegründet und liegen die „Austrians“ vollkommen daneben? Die Angst vor Inflation, vor allem in den USA, ist nicht unbegründet und ich versuche hier ein paar Gründe zu nennen.

Zunächst einmal hat die Berechnung der Preisinflation in Deutschland durch einen Warenkorbindex und in Amerika durch den CPI (Consumer Price Index) herzlich wenig mit wirklichen Preisanstiegen bei alltäglichen Produkten zu tun. Die Regierungen der Welt sind Meister im Manipulieren von Statistiken, so werden im Warenkorb Produkte des alltäglichen Lebens untergewichtet und Produkte, welche einen hohen Preisverfall haben, wie etwa Computer, übergewichtet, um die Preisinflationsrate niedrig zu halten.

Nun lassen wir dieses Problem jedoch bei Seite und gehen auf die Tatsache ein, dass Preisinflation durch vorangegangene Kreditexpansion ausgelöst wird. Dieser Gedanke ist sogar weitgehend anerkannt, Ausnahmen bilden die merkantilistische oder keynesianisches Ideologie. Warum führen die massiven Geldausweitungen der Zentralbanken nicht zu viel höheren Preisen? Die Austrians wie Ludwig von Mises, Benjamin Anderson und F.A. Hayek sahen, dass die Rohstoffpreise in den 1920er Jahren stabil blieben, doch andere Preise in der Produktionsstruktur wiesen auf ein Problem der Zentralbankpolitik der FED hin. Besonders Mises wies darauf hin, dass die „Stabile Dollar“-Politik der FED noch schwere Folgen haben werde. Mises erkannte, dass die Preise in den 20ern gefallen wären, hätte es keine lockere Geldpolitik der FED gegeben.

Schaut man sich die offensichtlichsten Preise wichtiger Güter an, die im Mainstream nicht bzw. kaum berücksichtigt werden, so erkennt man eine Preisinflation dieser Güter. Eines dieser Güter ist Erdöl. Erdöl soll, wenn es nach Mainstream-Ökonomen wie Ben Bernanke geht, zusammen mit Nahrungsmittelpreisen komplett aus der Inflationsberechnung ausgeschlossen werden, weil diese Preise nichts mit der Geldpolitik der FED zu tun hätten. Die Austrians sind natürlich der Meinung, dass in einem freien Markt ohne Zentralbank der Preis für Öl stabil bleiben würde und dass in unserer jetzigen Ökonomie Öl ein Indikator für die Richtigkeit der Vorhersagen der Austrian Business Cycle Theory ist.

Das bedeutet im Detail, dass die Zinsen durch die FED künstlich niedrig gehalten wurden und Unternehmer animiert werden Investitionen zu tätigen. Dies wiederum erhöht die Nachfrage nach Erdöl. Das Angebot an Erdöl ist relativ unelastisch und daher steigen die Preise. Diese Unternehmer müssen nun höhere Preise für Benzin, Erdöl, Strom  etc. zahlen. Wenn nun die Kunden der Unternehmer ihre Nachfrage nach den Produkten der Unternehmer verringern, um für die nun angestiegenen Kosten von Benzin, Strom etc. aufkommen zu können, dann werden vormalig profitable Unternehmungen unprofitabel. Deshalb sollten Erdölpreise in Boom-Perioden steigen und in Bust-Perioden fallen, was durch diese Grafik auch bestätigt wird.

Wie man sehen kann, ist der Preis von Erdöl ziemlich stabil geblieben unter dem Pseudo-Goldstandard. Die Daten zeigen außerdem die hohe Volatilität nach 1971 unter dem „Papierstandard“. Der Ölpreis folgt zumindest im Groben den Vorstellungen der Austrians. Natürlich liegt die nicht 100 prozentige Korrelation daran, dass nicht nur Zentralbankpolitik die einzige beeinflussende Variable des Ölpreises ist.

Ein weiterer für unsere Analyse wichtiger Preis ist der von Gold, auch Gold steigt im Boom und fällt im Bust. Seit dem offiziellen Ende der Rezession in 2009 jedoch  hat sich der Preis von Gold verdoppelt. Die Opportunitätskosten wurden durch die Nullzinspolitik der FED drastisch gedrückt und Gold wird mehr nachgefragt.

Die meisten Rohstoffpreise haben sich erhöht, der Producer Price Index für Rohstoffe zeigt ein ähnliches Muster wie Erdöl und Gold. Der PPI–Index war vor dem Pseudo-Goldstandard stabiler und zeigte mehr Volatilität unter dem „Papierstandard“, außerdem zeigt er Ausschläge vor einem  Bust und nimmt während und nach einer Rezession ab. In der jetzigen Phase jedoch ist er auf Rekordwerte geklettert.

Höchstpreise scheinen die Norm zu sein. Die US-Aktien- und Bondmärkte sind auf oder in der Nähe von Rekordwerten. Der Markt für zeitgenössische Kunst in New York boomt mit Höchstpreisen und hohen Absatzraten. Die Immobilienpreise in New York und Washington D. C. sind auf Rekordniveau, so wie die Austrians es vorhergesagt haben, da diese Märkte den Zentralbanken nahe stehen und daher das neu geschaffene Geld dort zuerst auftaucht.

Wir können also sehen welche Preise besonders von der Geldmengenausweitung aufgebläht werden. Rohstoff- und Immobilienpreise, sowie CPI und PPI wären ohne diese Interventionen  niedriger und gerade Geringverdiener und Menschen mit fixen Einkommen sind am meisten von der Preisinflation betroffen, da sich ihr Lebensstandard besonders stark verringert. Ohne die Zentralbankeingriffe würden CPI und PPI negativ sein und das Geld würde an Kaufkraft gewinnen, Sparer würden für ihre Ersparnisse auch einen vernünftigen Zins erhalten, was Kapitalaufbau fördern würde. Die Staaten jedoch würde dies vor große Probleme stellen, da deren Schulden nicht mehr bedient werden könnten. Auch Aktienpreise wären ohne Geldmengenausweitung signifikant niedriger, Bankenaktien würden zusammenbrechen und Bad Banks müssten schließen. Finanz- und Hedge-Fonds sowie einige Investmentbanken wären ebenfalls zusammengebrochen, ebenso wären die Preise für Manhattans Immobilien gefallen und der Markt für all die Banker und Hedge-Fonds-Manager wäre kollabiert. Dies sind jedoch keine schlechten Nachrichten, denn es dient dem Gesundungsprozess des Marktes, der überschüssigen Ballast los wird und die aufgeblähte Finanzwirtschaft bereinigt. Die Fehlallokation von Ressourcen wird beseitigt und die Fehlentwicklungen, ausgelöst durch die FED, werden beseitigt. Nur die Eingriffe der de facto staatlichen Zentralbanken führten dazu, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer wurden. Wenn die FED nicht ihre unorthodoxe und extreme Geldpolitik durchgezogen hätte, wäre es zu einer kollektiven Abnahme des Lebensstandards der Reichen und zu einer kollektiven Zunahme des Lebenszustandes der Armen gekommen.

Es gibt noch weitere gute Gründe warum Konsumentenpreise nicht gleichzeitig mit der Geldausweitung gestiegen sind, wie es bei den oben genannten Aktien, Gold, Erdöl, etc. der Fall ist. Die inflationäre und keynesianische Politik, die in den USA, Europa, Japan und China verfolgt wird, sorgt für ein Umfeld, das von Angst und Unsicherheit geprägt ist, was dazu führt, dass Banken Angst davor haben Geld zu verleihen und Unternehmer Angst davor haben zu investieren. Jeder hat Angst vor den Währungen, die unter Zwang benutzt werden müssen.

Mit anderen Worten: der Grund, warum die Preisinflationsvorhersagen sich nicht als richtig herausstellten, ist durch das keynesianische Rezept begründet. Bailouts, verstärkte Staatsausgaben durch vermehrte Schuldenaufnahme und massive Geldmengenausweitungen zeigen sich als wirkungslos. Im Gegenteil: sie zerstören die Wirtschaft, indem sie Anpassungen verhindern, Fehlanreize setzen und es daher schwerer machen die richtigen Vorhersagen für Unternehmen zu treffen.

Quelle: freitum

 

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