Wiederaufbau

Der Pranger von Michael Winkler, bevor dieser nächste Woche wieder verschwunden ist, bleibt hier den Lesern erhalten. Er ist wieder einmal lesenswert.
Bilden Sie sich selbst Ihre Meinung.

Wiederaufbau (16.2.2011)

Ich möchte mit einer Aussage aus meinen Vorträgen beginnen: Wer seine Lebensaufgabe erfüllt hat, wird von der Krise verschont und stirbt vorher. Wer es nötig hat, stirbt in der Krise, was insofern ein Akt der Gnade ist, als dieses Sterben ihm die letzte Gelegenheit zu Einsicht und Umkehr bietet. Pech hat die dritte Gruppe, jene, die überleben. An ihnen bleiben die ganze Arbeit und die unendliche Mühe des Wiederaufbaus hängen.

Ich weiß nicht, ob meine Leser bzw. Zuhörer diesen Satz in seiner ganzen Konsequenz erfaßt haben. Natürlich ist der Überlebensinstinkt in uns allen verankert, und sollte ich in eine lebensgefährliche Situation geraten, dürfte auch ich vermutlich alles tun, um zu überleben. Rein rational betrachtet, würde ich jedoch die erste Gruppe vorziehen. In der ersten Gruppe geht es ums Sterben, mit einem gewissen Maß an Würde und einem ordentlichen Begräbnis, in der Gruppe Zwei möchte ich eher den Begriff des Verreckens gebrauchen, in einem Akt der Grausamkeit, in Form eines Massenschicksals. Gruppe Drei bedeutet schließlich Arbeit ohne Ende.

In Tunesien und in Ägypten wurden die Dauer-Präsidenten gestürzt. Wenn man so will, haben diese Völker die Krise durchstanden und erleben jetzt den Wiederaufbau. Tunesien ist jetzt mit neuen Meldungen in den Nachrichten, mit „boat people“, also Flüchtlingen, die mit kleinen Booten aufs offene Meer hinaussteuern. Anders als die Vietnamesen haben die Tunesier jedoch ein klares Ziel: die Insel Lampedusa. Diese Insel liegt 130 Kilometer vor der Küste und gehört zu Italien, ist also ein Außenposten der Europäischen Union.

Gebildete Tunesier haben den Vorteil, daß sie eine Sprache der EU beherrschen, das Französische. Deshalb glauben sie, einfach nach Frankreich übersiedeln und sich dort ein neues Leben aufbauen zu können. Nur, leider, ist die EU nicht das Land, in dem Milch und Honig fließen, sondern eine wirtschaftliche Gemeinschaft, die zu groß geworden ist, als daß Deutschland sie noch lange finanzieren könnte. Frankreich hat bereits ein Problem mit zugewanderten Mitbürgern, an die brennenden Autos in den Vorstädten von 2005 erinnern wir uns noch gut.


Nun sind Einwanderer durchaus wünschenswert, wenn sie sich richtig verhalten. Wolgadeutsche, Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben – diese Einwanderer erhielten unbesiedeltes, brachliegendes Land, haben dieses unter den Pflug genommen und mit der Zeit wohlhabend werdende Gemeinden und Städte gegründet. Solches Land hätte Frankreich zu bieten, weit weg von Paris natürlich, da stehen ganze Dörfer leer. Dort wäre Platz für Tunesier, da gibt es sogar schon Häuser, zwar ein wenig verfallen, doch Renovieren ist wesentlich einfacher als neu bauen.

Doch diese Arbeit könnten die Tunesier in Tunesien selbst erledigen! Hart arbeiten, Land urbar machen, unter kargen Bedingungen eine Existenz aufbauen – das geht in fast jedem Land der Erde. Nur, leider, haben die Einwanderer Ansprüche. Sie wollen voll versorgt werden, die Infrastruktur nutzen, Fernsehen und Zeitungen aus der Heimat beziehen, vom „Gastland“ nicht mit Vorschriften, Steuern und Abgaben belästigt werden. Außerdem hat das Gastland Rücksicht zu nehmen, auf die Religion, auf die Ernährungsgewohnheiten und die Ehrbegriffe der ungerufenen Neubürger.

Unter diesen Bedingungen kann jeder in ein anderes Land einwandern. Selbstredend wurde und wird Deutschen nirgendwo auf der Welt ein solcher All-inclusive-Service geboten. Gerade die beispielhaften Einwanderungsländer mit sehr viel Platz, wie Kanada, Australien und die USA, wählen überaus rigide aus, wer ins Land darf und wer nicht. Herein darf nur, wer dem Land nutzt, und niemand, der das Land ausnutzen möchte.

Kehren wir zurück nach Tunesien, zum Verursacher dieser Landesflucht. Tunesien hat nach der Kolonialzeit eine Regierungsform übergestülpt bekommen, in der die schlechtesten Eigenschaften aus Demokratie und Despotismus zusammengefaßt waren. Der Präsident hat einen Polizeistaat errichtet und das Land mit viel Druck ruhig gehalten. Schließlich sind die Menschen auf die Straßen gegangen und der Präsident ist geflohen. Das war aber nur der allererste Schritt des weiten Weges, denn der Präsident war – ich möchte sagen, die Nase der Ratte, denn die Spitze des Eisbergs wäre ein zu großer Anteil. Hinter der Nase beginnt die Ratte erst richtig, nach dem Kopf wird sie deutlich dicker, und wenn man denkt, sie wäre zu Ende, folgt noch ein langer, langer Schwanz.

Nehmen wir einmal an, unsere Kanzlerin hätte ein Saulus-Paulus-Erlebnis. Sie tritt vor die Kamera und erklärt, daß die sechs Millionen Juden der „Shoah“ frei erfunden seien, es habe nie Gaskammern gegeben, es seien etwa 75.000 Hunger- und Krankheitstote gewesen und die einzige Auschwitz-Lüge sei das, was die „Augenzeugen“ berichtet hätten, um sich die Taschen zu füllen. Ich denke, eine solche 180°-Wende in der offiziellen Sichtweise käme einer Revolution gleich. Doch auch das wäre nur die Nasenspitze der Ratte. Bis die ganzen Paragraph-130-Opfer freigelassen und entschädigt sind, vergehen Jahre. Bis die Tagebücher der Anne Frank und die sonstige Holograus-Literatur aus den Buchhandlungen und Büchereien verschwunden sind, dauert es ebenfalls Jahre. Bis die Dokumödien eines Guido Knopp durch realistische Dokumentationen ersetzt sind, vergehen Jahre. Die ganzen Opferrenten und Wiedergutmachungen sind gezahlt, dieses Geld ist verloren. Der Rattenschwanz folgt mit vielen Unterhaltungsfilmen, in denen ungeniert Sankt-Holograus-Propaganda betrieben wurde, indem beispielsweise irgendwelche Darsteller von ihrem Großvater in Auschwitz sprechen.

Ich habe dieses Beispiel gewählt, weil dabei keine Krise stattgefunden hat. Die Wirtschaft wird davon nicht beeinflußt, es gibt keine Zerstörungen, keine Toten. Das Leben und die Welt laufen weiter wie bisher, trotzdem dauert der „Wiederaufbau“ Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte. Radio, Fernsehen, Zeitungen – sie alle existieren fort, sie alle könnten bei der Umsteuerung mithelfen, trotzdem dauert es unglaublich lange, bis die alten Geschichten aus den Köpfen verschwunden sind.

Der Umbruch in Tunesien ist deutlich größer. Das alte Regime ist weg, doch seine Handlanger, die Bürokraten und die Polizisten, sind immer noch da. Die Mißwirtschaft, die Arbeitslosen, die sonstigen Probleme, sind alle noch da. Jetzt muß der Regierungsapparat neu aufgebaut werden, das Land benötigt eine neue Verfassung, die einen weiteren Diktator-Präsidenten und eine Einheitspartei zuverlässig verhindert. Danach geht es an die Wirtschaft. Deren Problem ist nicht zu wenig Arbeit, sondern das genaue Gegenteil, zu viel Arbeit.

Im ersten Absatz habe ich von der Gruppe Drei gesprochen, von jenen Leuten, an denen der Wiederaufbau hängen bleibt. Gruppe Drei bedeutet Leben unter kärglichen Verhältnissen, Arbeit, keinerlei Komfort und Hunger. Denken Sie an die Wolgadeutschen: Sumpfiges Land, harte Winter, Schädlinge, welche die Ernte wegfressen, keinerlei Annehmlichkeiten der damaligen Zivilisation. Das ginge in Tunesien genauso, doch wer Handy und Satelliten-Fernsehen gewohnt ist, wer eine Klimaanlage im Haus und ein Auto vor der Tür haben will, für den ist leider keine Arbeit da. Diese Herrschaften verziehen sich lieber ins Ausland, anstatt die Ärmel hochzukrempeln und anzupacken.

Das beliebte Argument von Wirtschaftlern ist der Hinweis auf das fehlende Geld. Ob auf dem Balkan oder in Afrika, immer ist kein Geld da. Nun ist dieses „Geld“ kein durch göttliche Bestimmung begrenztes Gut, sondern nicht mehr als bedrucktes Papier. Nicht nur die USA, auch Tunesien kann sich soviel Geld drucken, wie es braucht.

Jetzt kommt der nächste Einwand, daß dieses Geld keinen internationalen Wert hat, denn Tunesien fehlen die US-Army, die US-Navy, die US-Air Force und die US-Marines, die dem Dollar weltweit den Wert garantieren. Na und? Soll Tunesien doch Enten-Taler herausgeben, die nur innerhalb Tunesiens Gültigkeit besitzen. Solange die neue Regierung keine Wahlgeschenke mit Enten-Talern finanziert, bleibt diese Währung knapp und begehrt. Innerhalb Tunesiens kann jeder mit dem Enten-Taler bezahlen, wie einst mit Honeckers Alu-Chips in der DDR.

Hier gelingt Münchhausens Trick, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, wenn das mit der nötigen Disziplin erfolgt. Die Mefo-Wechsel von Hjalmar Schacht haben Binnenwährung geschaffen, genau wie es die Enten-Taler tun würden. Der Rest ist Arbeit, allerdings harte Arbeit unter kargen Bedingungen. Deshalb sind unsere türkischen Mitbürger erst 1960 in die BRD gekommen, als die karge, anstrengende Phase des Wiederaufbaus bereits bewältigt gewesen war.

Ein solcher Wiederaufbau funktioniert aber nur, wenn die Betonung auf den beiden letzten Silben liegt, auf dem Aufbau. Die Wolgadeutschen hätten es nicht geschafft, wenn die Zaren sie umgesiedelt hätten, sobald die ersten Felder angelegt und die ersten Hütten gebaut waren. Die Menschen wollen die Früchte ihrer Arbeit sehen, sie wollen erleben, daß der Aufbau funktioniert. Dieses Jahr sind 30 Morgen unter dem Pflug, nächstes Jahr 50 Morgen, heute reicht die Hütte für Frau und zwei Kinder, in fünf Jahren stehen ein Stall und eine Scheune daneben, die Hütte ist zu einem stabilen Haus geworden. Das ist Aufbau!

Die Befriedigung über die eigene Leistung ersetzt den Fernseher, ersetzt das Handy und das Auto. Es kommt dabei auf die Zurückhaltung der eigenen Regierung an, dem Volk die Früchte der Arbeit weitgehend zu belassen, anstatt sie mit Steuern abzuschöpfen. Nach einer Phase der Reifung kann der Staat vorsichtig ernten. Niemand kann heute behaupten, das Deutsche Reich sei pleite gewesen und die Mefo-Wechsel hätten versagt, denn der zweite Weltkrieg hat diese Erntephase, die Reduzierung des geschaffenen Geldes verhindert.

Darin besteht die Schwäche vor allem der Demokratien: es wird zu früh geerntet. In einer Demokratie schwebt über den Politikern ein Damoklesschwert mit der Aufschrift: „Nicht mehr im Amt“. Selbst ein Konrad Adenauer, der als ganz großer Kanzler hingestellt wird, ist dieser Drohung erlegen. Demokraten sind Futterneider, wenn dem Nachfolger eine volle Kasse hinterlassen wird, greift der hinein und verteilt Wahlgeschenke. Also greift der geschätzte Demokrat lieber selbst hinein und kauft sich den eigenen Platz in der Geschichte. Adenauer hat 1957 die Rentenkasse ruiniert, er hat 1960 die Minen des Gastarbeiter- bzw. „Zuwanderer“-Problems gelegt. Trotzdem wird er heute als einer der vernünftigen Kanzler angesehen.

Kommen wir ein letztes Mal zu Tunesien. Das Land ist nicht allein auf dem Planeten, es kann Handel treiben und Touristen ins Land holen. Damit wird Tunesien nicht reich, es bekommt jedoch Devisen, mögen das Dollar, Euro oder Gold sein. Natürlich müssen damit vorrangig jene Dinge gekauft werden, die für die Touristen gebraucht werden, von Coca Cola bis zu Computerspielen. Chinesisches Plastikspielzeug muß es aber nicht sein, statt dessen schafft tunesische Handwerkskunst Arbeit für die Landesbewohner; die Herstellung wird mit Enten-Talern bezahlt und die Produkte gegen Devisen verkauft. Es geht um Bescheidenheit, Ersatzteile für alte Dieselfahrzeuge kann eine bessere Dorfschmiede herstellen, Regelelektronik für moderne Importkarossen muß teuer im Ausland eingekauft werden.

Was wir in China, in Südkorea, in Indien und in Vietnam gesehen haben, funktioniert auch in Tunesien. Der Schlüssel ist Bescheidenheit, einfach, robust, einheimisch produzieren. Lieber schuldenfrei im Jahr 1950 leben, als in Schuldknechtschaft das Jahr 2020 zu simulieren. Das alles erfordert Jahre, bis sich diese Vorhaben tragen. Es erfordert Schweiß, vielleicht Tränen, doch es ist möglich, ohne Blut zu vergießen. Und ja, es hieße, daß Tunesien aus der Globalisierung weitgehend ausscheidet.

Gruppe Eins sind in diesem Fall die Leute, die in Tunesien bleiben und dort in wachsender Verzweiflung dahinvegetieren. Gruppe Zwei sind jene Tunesier, die abhauen und ihr Glück im Ausland versuchen. Gruppe Drei sind jene, die das Land aufbauen. Wenn die Gruppe Drei in Tunesien genügend groß ist, kann es das Land schaffen. Es geht aber nicht von heute auf morgen, es erfordert sehr viel Zeit, um diese Aufgabe zu bewältigen.

Tunesien ist nur ein Land im Umbruch, gewissermaßen die zukünftige Krise im Reagenzglas. Würde bei uns Merkel aufgeben, wobei es egal ist, ob sie danach in ihr Ferienhaus auf Rügen umzieht oder an einer Laterne vor dem Kanzleramt baumelt, sind die Probleme des Landes nicht gelöst. Ein Kanzler Guttenberg würde merkelhafte Politik wie gehabt weitertreiben, ein fiktiver Kanzler „Treugott Rechtschaffen“, der eine patriotische Wenderegierung führt, würde die von Merkel und ihren Vorgängern geschaffenen Probleme in vielen Jahren bewältigen müssen. Wir treten nicht durch eine Tür und sind im Wunderland, wir gehen zur Tür hinaus und fangen an zu arbeiten.

Das ist leider nur der unwahrscheinliche Fall eines nationalen Neuanfangs ohne Krise. Im Internet finden Sie einen Herrn aus Österreich, dessen zentrale Botschaft „Kauft Gold, kauft mehr Gold, kauft noch mehr Gold!“ lautet. Sie lesen dort von „greater depression“ oder gar „greatest depression“, also von einer Wirtschaftskrise, deren Ausmaß jenes der 30er Jahre deutlich übersteigt. Die USA haben einen Weltkrieg gebraucht, um aus dieser damaligen Depression herauszukommen, darauf hat Präsident Rosenfeld gezielt hingearbeitet.

Was aber bedeutet „die größte aller Depressionen“ wirklich? Sie bedeutet zunächst das Ende der Globalisierung. Produkte aus dem Ausland werden unbezahlbar, wir bekommen eine Mangelwirtschaft mit Binnenwährung. Die Demokraten haben jedoch die Staatskasse für Wahlgeschenke geplündert, für Prestigevorhaben wie die Europäische Union, für den Wahnsinn der „multikulturellen Gesellschaft“, für die Idiotien der Gleichstellung, des Gender-Mainstreamings, der Schwulen- und Lesbenförderung. Ein Kanzler Guttenberg würde die Depression in die Länge ziehen, da er zu den nötigen Reformen nicht bereit ist. Er wäre, wie jeder andere der heutigen bekannten Namen, ein Produkt des absterbenden Regimes, das ein einstiges Wirtschaftswunderland zu einem schlaglochdurchsetzten Hungerland regiert hat.

„Guttenberg“ steht hier nicht als Person, sondern als Gattungsbegriff. Er ist der derzeitige Jungstar, der Tausendsassa und Hoffnungsträger der Union, doch letztlich wären auch Altenteiler dazu bereit, sich als „Retter der Nation“ zu präsentieren. Koch oder Merz wären dazu bereit, vermutlich sogar noch Lafontaine. Nur Helmut Kohl wird keiner mehr wollen. Wer auch immer, er stünde für einen harten Kurs der alten Regierung, eine Zeit der Übertreibung in der nächsten, der höchsten denkbaren Oktave.

Diese „Guttenberg-Zeit“ steht in meinem Phasenzähler als Phase 5, als die Zeit der brutalen staatlichen Eingriffe. Und als eine Zeit der Halbherzigkeiten! Wir werden ein bißchen „Ausländer raus!“ von hochoffizieller Seite erleben, bei gleichzeitiger Fortsetzung des „Kampfs gegen Deutsch“, mit „Hinterdeppendorf ist dumm statt braun“. Wir werden eine nationale Währung bekommen, eine neue Mark, bei gleichzeitiger Fortsetzung aller Zahlungen an Israel, die EU und die Besatzungsmächte. Wir hungern in Deutschland, unsere schöne neue Währung verfällt in der Inflation. Es wird höchstens für die Goldjünger eine gute Zeit werden, allerdings keine sehr sichere Zeit. Wem es da zu gut geht, der zieht den Haß der Nachbarschaft auf sich. Oh, noch braucht er nicht um Leib und Leben zu fürchten, in Phase 5 gibt es eher zu viel als zu wenig staatliche Ordnung. Höchstens der Staat wird raubgierig zugreifen.

Rom, das ewig alte Rom, hatte einmal einen überaus kunstsinnigen Kaiser. Dieser Kaiser wollte seine Hauptstadt mit großartigen Bauten schmücken, sein Volk mit Theateraufführungen und sonstigen Darbietungen erfreuen und er hat aus Verehrung für die Kultur ganz Griechenland von Steuern verschont. Leider ging diesem Kaiser das Geld aus, er mußte sich dieses Geld aus diversen Quellen besorgen. Er hat die Reichen des Imperiums gebeten, ihn als Erben einzusetzen und dann für ein baldiges Ableben zu sorgen. Dieser Kaiser bekam von der Geschichte deswegen eine sehr schlechte Presse – dieser hochzivilisierte und hochadlige Mann ist heute als „Nero“ bekannt.

Der Nero der Guttenberg-Zeit wird sich einen vergleichbaren Nachruhm schaffen, denn er wird verbrannte Erde hinterlassen. Kanzler Treugott Rechtschaffen wird ein zerstörtes Land übernehmen, ein Land, das eines Wiederaufbaus bedarf. Aber noch sind wir in Phase 5, noch haben wir Merkeldeutschland, wenn auch ohne Angela Dorothea an der Spitze. Es mag uns als Krise vorkommen, doch diese Zeit ist nur der Auftakt der eigentlichen Krise.

Die letzten Zeitzeugen der Stunde Null, die 1945 bis 1948 als Erwachsene durchlebt haben, die 1925 oder früher geboren worden sind, sterben gerade aus. Wer 1930 oder später geboren wurde, war damals noch ein Kind, zwar mit wachen Sinnen, doch ohne richtigen Vergleich zu „guten Zeiten“. Kinder sind überaus anpassungsfähig, sie finden sich mit neuen Situationen schnell zurecht. Wer damals 20 oder 30 war, der hat den Niedergang und den Zusammenbruch wirklich erlebt, er mußte, anders als die Kinder, für sich selbst, für seine Eltern und auch noch für seine Nachkommen sorgen.

Nehmen wir einen DDR-Bürger, der pünktlich zum 4. Oktober 1990 seinen Arbeitsplatz verloren hat. Seither ist er „Kunde“ des Arbeitsamtes und der Arbeitsagentur, er hat Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe und Hartz IV bezogen, er durchlief einige Umschulungsmaßnamen, hatte Ein-Euro-Jobs, eben die ganze Palette. Für ihn selbst mag das als Krise erscheinen, doch das ist immer noch das berühmte soziale Netz. Dieser Musterbürger konnte sich die letzten zwanzig Jahre darauf verlassen, daß ihm andere Leute helfen, auch wenn sie ihn dadurch entmündigen und ihm jede Eigeninitiative nehmen.

Denken Sie an die Gruppen aus dem ersten Absatz. Das große Sterben hat noch nicht begonnen, wer jetzt umkommt, gehört zur Gruppe Eins. Die Guttenberg-Zeit wird durch einen Zusammenbruch enden. Damit beginnt die wirkliche Krise. Phase 6, der Bürgerkrieg, der Volksaufstand in Deutschland, wird einen hohen Blutzoll fordern. Jetzt stirbt Gruppe Zwei, jetzt werden die Dankesorden an Politiker verteilt, an Richter und Staatsanwälte, an Beamte und Manager. Wenn der Mob in den Straßen wütet, werden viele Unschuldige ums Leben kommen. Das, liebe Leser, ist die wirkliche Krise. Da helfen keine Goldstücke mehr, da geht es nicht ums Investieren, sondern ums Überleben.

Der Weg zur Phase 6 erfolgt zwangsläufig, er ist nicht mehr zu vermeiden. Die Phase 7, der russische Einmarsch, der Weltkrieg, und die Phase 8 (FINIS), die Naturkatastrophen, sind spekulativ. Werden sie wirklich eintreffen? Ich gehe davon aus, daß wir sie erleben, bevor die Zeit von Herrn Treugott Rechtschaffen anbricht, die Phase 9, die in meinem Zähler bis jetzt noch nicht enthalten ist. Ob Herr Rechtschaffen den Titel eines Kanzlers führt oder den eines Kaisers, ist nicht wichtig. Er steht am Anfang eines neuen Zeitalters, das dieses heutige dunkle Zeitalter ablösen wird.

Liebe Anhänger des Gurus aus Österreich, ich rede nicht von Zuständen wie 1945 – 48, in denen Gold und Silber auf dem Schwarzmarkt alles gekauft haben. Ich bin so ausführlich auf Tunesien eingegangen, weil wir da diesen Zustand noch im Reagenzglas studieren können. Für Tunesien ist heute 1945, wer gutes Geld hat, Dollar, Euro oder Franken, aber auch Gold und Silber, kann dort alles kaufen. Das Ausland liefert, so wie „wir“ 1945 nach dem Ende der Kampfhandlungen bei den Besatzungssoldaten gegen die richtige Währung Zigaretten und Whisky, Lebensmittel und Nylonstrümpfe kaufen konnten.

In der Phase 9 kann niemand mit Goldmünzen winken und sich auf die faule Haut legen, da kommt es auf starke, zupackende Hände und einen planenden, wissenden Kopf an. Wenn Treugott Rechtschaffen zum Kaiser gekrönt wird, ist das nicht der Abschluß, sondern der Anfang der Entwicklung. Drei Jahre, fünf Jahre, zehn Jahre – es geht um einen Wiederaufbau unter erschwerten Verhältnissen. Wir müssen uns am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen, wir haben nur den alten Baron Münchhausen. Das Ausland hatte seinen eigenen Nero, jedes dieser vielen Länder. Wir sind deshalb auf uns selbst zurückgeworfen.

Laut dem Lied der Linde sind ein Drittel der Menschen tot, ein weiteres Drittel hat den Verstand verloren – und dürfte das nicht lange überleben – und nur ein Drittel hat für den Wiederaufbau überlebt. Das Lied der Linde ist noch großzügig, mit 20 Millionen gesunden Deutschen, andere Prophezeiungen gehen von einer Todesrate von 95% aus. Erinnern Sie sich an die „Weihnachtstsunami“ von 2004? Legen Sie ein Lineal auf die Deutschlandkarte, so daß Sie eine Linie zwischen Mainz und Würzburg ziehen könnten. Der Bereich nördlich dieser Linie soll von einer Tsunami überschwemmt werden, mit einer entsprechenden Todesrate bei allem, was unter 250 Höhenmetern liegt.

Ist Ihnen das zu esoterisch? Das macht nichts, es soll Ihnen nur einen Eindruck vermitteln, was eine wirkliche Krise ist. Die Gruppe Zwei dürfte damit überaus groß werden. Jeder Tote fehlt uns beim Wiederaufbau, denn so eine Katastrophe rafft nicht nur Alte und Kranke dahin, sondern auch die Jungen, Gesunden, Kräftigen – und die Kinder. Ihre Tonne Gold im Tresor einer großen Hamburger Bank liegt nach der Tsunami 30 Meter unter Wasser – oder 15 Meter unter Schlamm. Aber das braucht Sie nicht zu kümmern, wenn Sie in Lüneburg ertrunken sind.

Stellen Sie sich vor, Sie hätten es richtig gemacht, und Sie leben in Bad Tölz. Ihr Gold haben Sie im Garten vergraben und bei den prophezeiten „Weltbeben“ kommen Sie ebenfalls glimpflich davon. Wie viel unzerstörter Wohnraum steht noch zur Verfügung? Fünf Unzen Gold für einen der wenigen noch erhaltenen Wohnblocks? Tut mir leid, niemand verkauft. Warum auch? Die Banken, die Zinsen für die Hypotheken fordern, gibt es nicht mehr. Der Bauer, bei dem Sie Kartoffeln kaufen wollen, braucht kein Gold, sondern Knechte, die ihm bei der Feldarbeit helfen. Ihm fehlt zudem der Diesel für seinen Traktor, für seinen Mähdrescher, ihm fehlt der Strom für seine Melkmaschine, ihm fehlt das Kraftfutter für seine Tiere. Wenn Sie arbeiten können, füttert er Sie vielleicht durch, ansonsten jagt er Sie vom Hof.

Ja, das ist das Extremszenario, doch selbst, wenn es nur halb so schlimm kommt, sind Sie mit Gold noch lange nicht der große König. Gold und Silber ist jedoch der einzige Weg, Ihr Geld durch die Krise zu bringen. Eine Million Südstaaten-Dollars, eine Million Reichsmark, zehn Millionen Lire – das waren zu gewissen Zeiten große Vermögen, heute sind das höchstens noch Sammlerstücke. Rechtzeitig in Gold getauscht, hätte sich dieses Vermögen erhalten. Alles Gold der Welt hätte Sie jedoch nicht von der torpedierten Gustloff gerettet.

Nehmen wir den 21. Dezember 2012 als Zeitpunkt des Zusammenbruchs, wir sind ja schon bei der Esoterik angelangt. Und weil am 30. Mai laut einem Lied der Weltuntergang ist, nehmen wir das als Zeitpunkt für die Phase 6. Das heißt, Ihr Gold nützt Ihnen bis zum 30. Mai 2012, danach wird es für Sie gefährlich. Und so ab 2020 werden Sie froh sein, daß Sie vorgesorgt haben. Das hat Ihnen der Guru leider verschwiegen – Gold bringt Ihr Vermögen durch die Krise, doch Sie müssen in der Krise auf die versprochenen Annehmlichkeiten verzichten.

Nun verzichten wir wieder auf die Esoterik, sondern kommen zurück zu den Fakten. Die größte Depression aller Zeiten werden Sie mir wohl auch jenseits aller Prophezeiungen glauben. Schulden sind in dieser Depression tödlich, sie führen dazu, daß die Banken Ihr Eigentum einziehen. Sie verlieren Ihren Arbeitsplatz, sogar Beamte sind da nicht sicher. Der Staat muß sparen und in den USA haben einzelne Staaten zeitweise die Auszahlung von Beamtenpensionen und -gehältern eingestellt. Das dürfen Sie folglich ganz getrost bei uns ebenfalls erwarten.

Der Euro ist nicht mehr zu halten, da wird Europa aussteigen. Ich gehe nach wie vor davon aus, daß die große Rasur der Sparkonten erst danach erfolgt, in den nationalen Währungen. Rasur, nicht Haarschnitt („haircut“), denn bei einem Haarschnitt schnippelt der Friseur nur ein wenig an Ihnen herum, bei der Rasur hingegen haben Sie das Messer an der Kehle. Wegen ein paar Haarlocken werden Sie Ihr Geld bestimmt nicht hergeben, oder?

Schließlich wird im schönen Merkeldeutschland das passieren, was wir in Ägypten und Tunesien erlebt haben: Die Revolution bricht aus. Sie wird bei uns ziemlich unfriedlich ablaufen, wenn erst mal der Haß auf die Parteifunktionäre ausgebrochen ist. Wir leben schließlich in einer Demokratie, da gibt es keinen Ben Ali oder Mubarak, auf den sich alles fokussiert, da wird die gesamte politische Klasse abgeräumt. Das wird in Deutschland ziemlich spät passieren, da dürften Italien, Spanien und Frankreich ihre Regierungen bereits gelyncht haben.

Gewonnen ist damit noch nichts. Oh, Sie bekommen den S-Klasse-Mercedes für eine Unze Gold, kein Problem. Das bekommen Sie erst, wenn Sie volltanken wollen. Die Warenströme sind zusammengebrochen, viele Menschen sind gestorben. Es geht um den Wiederaufbau, und wir sind alle Wolgadeutsche. Bis wir halbwegs normale Verhältnisse bekommen, werden Jahre vergehen. In diesen Jahren geht es darum, sich in einer zusammengebrochenen Welt neu zu organisieren. Franzosen oder auch Chinesen haben bis auf weiteres kein Interesse an einem neuen Mercedes, sie wollen nicht einmal neue Werkzeugmaschinen. Sie bekommen eine Firma für ein paar Unzen Gold, ja, doch diese Firma wird nichts produzieren, was in den nächsten Jahren nachgefragt werden wird.

Ganz unesoterisch kommen wir so auch auf die Jahre 2015 bis 2020, bevor Ihr Gold Ihre Altersversorgung sichert. Vorher benötigen Sie Ihre Hände, Ihre Muskeln und Ihren Verstand, um für Ihr Überleben zu sorgen. Haben Sie vorhin bei den Tunesiern akzeptiert, daß ich die in die Wüste schicke und Datteln pflanzen lasse? Ihnen wird es genauso gehen! Gold ist in der ersten Zeit des Umbruchs Ballast, die Wertaufbewahrung wird erst später wirksam werden.

Ich habe Ihnen angekündigt, daß die Gruppe Drei die schwerste sein wird, jene, die überleben, die in der harten Zeit das Land mühsam wieder aufbauen werden. Ich habe hier an dieser Stelle immer wieder erklärt, daß ein neues Reich kommen wird, ein einiges, freies und starkes Deutschland. Dazu stehe ich nach wie vor. Ich bin bisher jedoch davon ausgegangen, daß meine Leser selbst darauf kommen, daß dieses neue Reich Arbeit und Mühen, Schweiß und Tränen kosten wird, wenn es um den Preis des Blutes erstanden ist.

Wir Deutsche sind Weltmeister im Wiederaufbau, hier wird es nur sehr wenige Leute geben, die in den Trümmern ihres Hauses sitzen und klagen, sie hätten keine Arbeit. Das Land verlassen geht nicht, die größte Depression hat alle Staaten der Welt in Trümmer gelegt. Wir müssen in die Hände spucken, und hart, sehr hart arbeiten, bevor es uns materiell weniger gut gehen wird als heute. Das Reich des Herrn Treugott Rechtschaffen ist ärmer als Merkeldeutschland, es besitzt andere Werte als „mein Boot, mein Haus, mein Auto“.

Freiheit ist anstrengender als Sklaverei, Freiheit bedeutet Verantwortung und sie bedeutet Arbeit. Freiheit heißt aber auch, daß Sie für sich selbst arbeiten und die Früchte Ihrer Arbeit nicht von Demokraten ans Ausland verteilt oder von Bankstern in die eigenen Taschen gesteckt werden. 2015, mitten im Wiederaufbau, haben Sie kein Auto mehr, keine Zentralheizung, kein Satellitenfernsehen, kein Handy. Sie hacken das Holz für Ihren Ofen selbst und holen das Wasser aus einem Brunnen. Primitiv? Ja, vielleicht. Aber Sie sind frei und vermutlich zufriedener als zuvor.

Gruppe Eins, Zwei oder Drei? Trauen Sie es sich zu, unter diesen Verhältnissen zu überleben? Gehen Sie davon aus, daß dies nicht Ihre Entscheidung sein wird. Die Lebenden werden die Toten beneiden… Wenn Sie aus dem Schwarz kommen, müssen Sie durch das Rot gehen, um zum Gold zu gelangen. Das Rot ist keine dünne Linie, sondern ein breiter Streifen. Daran sollten Sie denken, wenn Sie eine bessere Zukunft erhoffen.

Ich möchte mit dem Satz schließen, der noch weiter oben steht, sogar über der Überschrift. Ich glaube, Sie sind jetzt der Bedeutung näher gekommen, denn Kampf bedeutet nicht unbedingt Krieg, wenn das Überleben selbst zum Kampf geworden ist.

Aus dem dunklen Sklavenschlaf der Gegenwart –
durch opfervollen, blutigen Kampf –
erringen wir eine neue, eine goldene Zukunft!

© Michael Winkler

Quelle: http://michaelwinkler.de/Pranger/Pranger.html

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