Eric Margolis (antikrieg)
Was ist aus dem Irak geworden? Ist er nicht ein unabhängiges Land mit einer demokratischen Regierung dank der US-Invasion im Jahr 2003? Das sagt Washington.
Die Ermordung des hochrangigen iranischen Militärkommandanten Qassem Soleimani hat plötzlich ein Stroboskoplicht auf den ‚unabhängigen‘ Irak geworfen, und was wir sahen, war nicht schön.
Willkommen im neuen Imperialismus 101.
Die Bevölkerung des Irak wird auf rund 39 Millionen geschätzt. Der Vorkriegs-Irak von 2003 wurde durch die amerikanisch-britische Invasion in drei Teile zerbrochen: die schiitische Mehrheit, die Kurden im Norden und die Sunniten mit einigen anderen ethnischen Gruppen. Der Irak ist nach wie vor in feindliche Gruppen zersplittert:
Die Schiiten sind in verwirrender Weise mit den USA und dem Iran verbündet. Die Ermordung von Generalmajor Soleimani durch die Amerikaner hat dieses Zweckbündnis durcheinander gebracht. Die irakischen Kurden stehen der CIA und dem israelischen Mossad-Geheimdienst nahe. Die Sunniten sind auf der Strecke geblieben, ohne ausländische Mäzene mit Ausnahme anderer schwacher arabischer Staaten.
Die Vereinigten Staaten von Amerika unterhalten eine bescheidene Garnison von 5.000 Infanteristen im Irak und 3-5 Luftwaffenstützpunkte sowie die gigantische befestigte US-Botschaft in Bagdads schwer bewachter Grüner Zone, in der sich eine der größten CIA-Basen der Welt befindet. Wütende Menschenmengen, die vor der Botschaft demonstrierten, lösten die Kette der Ereignisse aus, die zu General Soleimanis Ermordung durch Trump führte. Die Frage, ob ein angeklagter Präsident ausländische Persönlichkeiten ermorden sollte, muss der Kongress stellen.
Bevor er ermordet wurde, bezeichnete Osama bin Laden das Monster US-Botschaft in Bagdad und seinen Zwilling in Kabul als „Kreuzritter-Festungen“. Das ist in der Tat ihre Rolle, und dass sie als Nervenzentren für alle Operationen der USA im Mittleren Osten dienen. Der Irak verfügt über einige der größten Ölreserven der Welt. Wohin der Profit aus den gigantischen Ölexporten des Irak geht, bleibt ein streng gehütetes Geheimnis.
Zusammen mit Saudi-Arabien – ebenfalls von den Vereinigten Staaten von Amerika kontrolliert – überlässt der Irak Washington die Kontrolle über den Großteil des Nahost-Öls. Die USA sind nicht mehr auf das Öl aus dem Mittleren Osten angewiesen, da sie – zumindest im Moment – autark sind. Aber die Dominanz im Mittleren Osten gibt den Vereinigten Staaten von Amerika großen Einfluss auf China, Japan, Indien und Europa, die alle Öl von dort importieren. Sie ist der Hauptpfeiler der US-Weltmacht und der Vormachtstellung des Dollars.
Nach der Rückkehr in den Irak hat Washington dort eine Zone der exklusiven Lufthoheit eingeführt. Die wirkliche Kontrolle über den flachen, weitgehend unfruchtbaren Irak kommt aus der Luft. US-Kriegsflugzeuge, die dort und in Katar stationiert sind, können alles in die Luft jagen, was sich in Mesopotamien bewegt. Das imperiale Großbritannien regierte den Irak auf die gleiche Weise, indem es die RAF benutzte, um die gesamte Opposition gegen den von den Briten installierten Marionettenherrscher in Bagdad zu zerschlagen. In den 1920er Jahren autorisierte Churchill die RAF sogar, Giftgas gegen rebellische irakische Kurden (sowie afghanische paschtunische Stämme) einzusetzen.
Dem von den Vereinigten Staaten von Amerika regierten Irak ist es nicht erlaubt, eine echte Luftwaffe zu besitzen, nur eine Handvoll leichter Flugzeuge. Das gleiche Verbot gilt für Afghanistan. Die so genannte Armee des Irak, ein Haufen widerspenstiger Milizen, die einst von den Osmanen als ‚Bashi-Bazouks‘ bezeichnet wurden, ist militärisch wenig wert, obwohl sie teilweise mit US-Waffen ausgerüstet ist. Sie werden zunehmend von US-Kampfflugzeugen angegriffen.
Die Vereinigten Staaten von Amerika regieren den Irak in Wirklichkeit von drei großen Luftwaffenstützpunkten aus, die das Ziel der jüngsten unblutigen iranischen Raketenangriffe waren. Iraks derzeitiger, von den USA anerkannter Premierminister Abdul-Mahdi und sein schwaches Parlament haben für den Abzug aller US-Truppen aus dem Irak gestimmt. Ich wünsche ihnen viel Glück. Washington wird wahrscheinlich die angeblich „demokratische“ Regierung des Irak ignorieren und weiterhin als Sultan des Irak auftreten.
Der Irak ist zur zentralen Militärbasis und zu dem unerschöpflichen Ölvorkommen für die Vereinigten Staaten von Amerika geworden, das von der Bush-Administration und ihren Neokonservativen ins Auge gefasst worden war. Das ist ein großer Schritt in der totalen US-Dominanz des Mittleren Ostens und seiner Energieressourcen.
Israel hat sein lange angestrebtes Ziel erreicht, den Irak aus der Konfrontation um Palästina herauszuhalten. Mit Ägypten unter einem von den USA aufgezwungenen Diktator bleibt nur noch das zerstörte Syrien, das Israel die Stirn bieten kann. Die Saudis stoßen genüsslich ihren arabischen ‚Brüdern‘ den Dolch in den Rücken, wie sie es immer getan haben.
Noch nie im vergangenen halben Jahrhundert haben wir die arabischen Staaten so erbärmlich schwach gesehen. Niemals haben wir Israel so stark die Mittelostpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika leiten sehen, einschließlich der Ermordung von General Soleimani.
Das ist doch der Zweck des US Kriegsspiels: Je schwächer die Ölstaaten in Nahost desto
leichter beherrschbar und nutzbar! Und damit wird der Ölpreis dann von US regiert!
Hmm, past ins Bild. Stimmige Recherché.