Wer will Präsident Lukaschenko stürzen?

von Thierry Meyssan (voltairenet)

Die westliche Presse preist Swetlana Tichanowskaja, die sie als Siegerin der belarussischen Präsidentschaftswahlen vorstellt, und beschuldigt den scheidenden Präsidenten Alexander Lukaschenko der Gewalt, des Nepotismus und des Wahlbetrugs. Eine Analyse dieses Landes belegt jedoch, dass die Politik seines Präsidenten tatsächlich dem Wunsch der Bürger entspricht. Hinter diesem fabrizierten Streit steht das Gespenst des ukrainischen Euromaidan und eines gewollten Bruchs mit Russland.

Swetlana Tichanowskaja ist es gelungen, sowohl Tausende Liberale als auch Neonazis gegen Präsident Lukaschenko zu vereinigen.

Eines der Ziele des Staatsstreichs des Euromaidan (Ukraine, 2013-14) war, die Seidenstraße in Europa abzuschneiden. China reagiert darauf, indem es die Strecke verlegt und durch Weißrussland gehen lässt. Seither versuchte Minsk, sich vor einer ähnlichen Destabilisierung zu schützen, indem es eine ausgewogenere Politik gegenüber dem Westen einführte, sowohl an militärischen Manövern mit Moskau teilnahm, als auch sich bereit erklärte, Daesch, das Moskau in Syrien bekämpft, Waffen zu liefern.

Trotz der Winkelzüge von Minsk intervenierte die CIA bei den Präsidentschaftswahlen 2020. Swetlana Tichanowskaja forderte den scheidenden Präsidenten Alexander Lukaschenko heraus, der sich um eine sechste Amtszeit bewarb. Sie erhielt nur 10% der Stimmen, schrie nach Betrug und floh nach Litauen, wo der Franzose Bernard-Henri Lévy sie überstürzt empfing. Die westliche Presse verurteilte einstimmig den „Diktator“ und ließ hören, dass Frau Tichanowskaja bei den Wahlen siegreich gewesen wäre.

Die Realität ist viel komplexer.

Erstens ist es zwar durchaus möglich, dass die Wahlen zugunsten des scheidenden Präsidenten manipuliert wurden, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass Swetlana Tichanowskaja sich der Mehrheit genähert habe, da das, was sie repräsentiert, der großen Mehrheit der Weißrussen fremd ist. Seit etwa 30 Jahren wird in dem Land über die europäische Identität debattiert: Steht es dem pro-US-Westeuropa kulturell nahe, oder gehört es zu dem slawischen, pro-russischen Europa? Zweifellos ist die Antwort, dass die Weißrussen kulturell Russen sind, auch wenn einige von ihnen nicht genau die gleiche Sprache sprechen. Zwar bekennen sich zwei kleine Minderheiten zu unterschiedlichen Meinungen: Die erste bezeichnet sich als „nationalistisch“ in Bezug auf die kurzlebige Belarussische Volksrepublik (1918-19), deren Exilorgane im Zweiten Weltkrieg mit den Nazis und dann mit den Stay-Behind-Netzwerken der NATO zusammenarbeiten; die zweite befürwortet das liberale Modell und die Europäische Union.

Im Gegensatz zur Ukraine, die aus zwei verschiedenen kulturellen Zonen (dem pro-deutschen Westen und dem pro-russischen Osten) besteht, hält sich Belarus grundsätzlich für russisch, aber politisch unabhängig von Moskau.

JPEG - 59 kBZweitens, wenn es in diesem Fall Zweifel an der Rolle des US-Geheimdienstes gibt, sollte hier das Auftauchen von Bernard-Henri Lévy ihn sofort aufheben. Der reiche Erbe einer Edelholz-Importfirma machte Karriere, indem er antisowjetische Essays schrieb. Von seinem Verleger als „Neuer Philosoph“ präsentiert, gilt er auch heute noch als „Philosoph“. Er unterstützte die „Freiheitskämpfer“, d.h. die arabischen Söldner der Muslimbruderschaft in Afghanistan gegen die Sowjets, einschließlich ihres Anführers Osama bin Laden. Er nahm Partei für die Contras in Nicaragua, d.h. für die südamerikanischen Söldner von John Negroponte, die durch den Iran von Haschemi Rafsandschani bewaffnet wurden. Er ist stolz darauf, Presseberater des bosnischen Präsidenten Alija Izetbegović gewesen zu sein, als dieser ehemalige Pro-Nazi den US-amerikanischen Neokonservativen Richard Perle als politischen Berater hatte und auch den oben genannten Osama bin Laden als Militärberater hatte. Ich erinnere mich noch, wie der Philosoph mich damals beeindruckte, als er mir erklärte, man müsse Belgrad bombardieren, um den „Diktator“ Slobodan Milošević zu stürzen. Ich verstand aber nicht sehr gut, warum der Pro-Nazi Izetbegović ein „Demokrat“ war, während der Kommunist Milošević ein „Diktator“. Wie auch immer, zurück zu Bernard-Henri Lévy, der jetzt [in Frankreich] „BHL“ genannt wird; er unterstützte lautstark die tschetschenischen Muslimbrüder, die das islamische Emirat Itchkerien auf russischem Territorium aufbauten. Einem Bericht des Außendienstes der [lybischen] Dschamahirija zufolge, nahm er an dem Treffen teil, das der republikanische Senator John McCain im Februar 2011 in Kairo organisierte, um die Details des Sturzes des „Gaddafi-Regimes“, das damals von den USA als Musterbeispiel angeführt wurde, zu regeln. Die Franzosen waren überrascht, als er im Hof des Elysée-Palastes, anstelle des Außenministers, das Engagement seines Landes gegen den „Diktator“ ankündigte (alle zu Fall zu bringenden Männer – und nur sie – sind „Diktatoren“). Natürlich war er auch auf dem Kiewer Maidanplatz während der „Farben-Revolution“, die von authentischen Nazis dort geführt wurde.

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Ohne Vater und auf einer kollektiven Farm geboren, wurde Alexander Lukaschenko der geschickteste Staatschef in Europa.

Trotz dieser Betrachtungen können die Weißrussen Präsident Lukaschenko vielleicht Vorwürfe machen, aber nicht gegen seine Politik. Alle Kenner des Landes, egal ob Unterstützer oder Gegner des Präsidenten, geben zu, dass seine Politik mit den Sorgen der Weißrussen übereinstimme. Alle, die Alexander Lukaschenko näher kennen, waren von seiner Intelligenz, seinem Charisma und seiner Unbestechlichkeit beeindruckt. Diejenigen, die ihn beschuldigten, die Zugehörigkeit zu Russland aus politischen Kalkulationen und nicht aus Überzeugung zu befürworten, gaben zu, sich geirrt zu haben, als er seine Position trotz der Abfuhr Moskaus und des unglaublichen Gaskriegs zwischen den beiden Ländern beibehielt. Alle waren von seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten überrascht, mit denen er die Macht von Präsident Boris Jelzin bedrohte, als dieser die Vereinigung mit Russland vorschlug.

Der Hauptvorwurf, den man Präsident Lukaschenko machen könnte, ist, mehrere Oppositionsführer verschwinden haben zu lassen. Eine Anschuldigung, die er energisch bestreitet, da er diese Persönlichkeiten beschuldigt, Verbindungen zu kriminellen Organisationen zu unterhalten, die zu ihrem Nachteil geworden wären.

Jahrelang beschuldigten ihn seine Gegner, sich auf Kosten der Nation zu bereichern, ohne jemals einen Beweis dafür zu liefern. Alle internationalen Betreiber wissen jedoch, dass die Rückprovisionen, wenn Belarus einen Vertrag unterschreibt, hier nie mehr als 5% betragen, während diese bei den USA 10%, Jelzins Russland 50% (10% unter der Regierung Putin) und 60% bei dem Iran betragen. Es muss festgestellt werden, dass der Mann nicht durch Geld motiviert ist. In Ermangelung an Korruption beginnt die westliche Propaganda nun vorsorglicherweise ihn der Vetternwirtschaft zu bezichtigen, zugunsten seines jungen Sohnes Nikolai, genannt „Kolja“.

Der einzige Vorwurf, den man ihm machen kann, ist, dass er regelmäßig antisemitische und homophobe Äußerungen macht – aber niemals antisemitische oder homophobe Handlungen unterstützt hat. Damit ist er leider in der Kontinuität der Führer seines Landes.

Seit Beginn der Krise behauptet Präsident Lukaschenko, dass die Opposition von Swetlana Tichanowskaja und ihren Verbündeten ein geopolitisches Ost-West-Problem sei und kein nationaler politischer Streit. Diese Opposition behauptet jedoch, keiner ausländischen Macht zu dienen.

Abgesehen von dem Auftritt von Bernard-Henri Lévy gibt es Anzeichen dafür, dass Alexander Lukaschenko die Wahrheit sagt.
 Die Psychologische Aktionsgruppe der polnischen Spezialeinheiten scheint seit Beginn der Krise im Dienst von Frau Tichanowskaja äußerst aktiv zu sein.
 Auch ukrainische Neonazi-Milizen sind beteiligt.
 Schließlich auch die litauische Regierung, die Svetlana Tichanowskaja jetzt beherbergt.

Im Gegensatz zum ukrainischen Euromaidan gibt es jedoch keine Spur von der Europäischen Union. Also am wahrscheinlichsten ist, dass Washington die regionalen Akteure (Polen, Ukraine, Litauen) gegen die slawische Welt manipuliert.

Wie dem auch sei, der russische Präsident Wladimir Putin hat gerade eine Reservetruppe gebildet, die in der Lage ist, in Belarus zu intervenieren, um die Institutionen und Präsident Lukaschenko zu unterstützen; und dies, obwohl die beiden Männer manchmal sehr konfliktreiche Beziehungen hatten.

Thierry Meyssan

Übersetzung
Horst Frohlich

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3 Kommentare

  1. Wer? Die ,die nicht wollen, daß Ruhe auf dem erdigen Gebilde herrscht. Sind die versteckt, damit ihnen niemand etwas krümmen kann. Ist  eigentlich Feigheit. Wenn ich etwas gut empfinde und glaube, daß das geschehen muß, kann ich das auch öffentlich vertreten!!!!! Warum denn hier nicht???? Leuten das Leben erschweren??? Bringt das viel Freude oder was?? Was tun die denn jetzt? Lachen……..Hoffentlich bald zerspringen.Perverses theater.

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