Wer sind wirklich die größten Gelddrucker der Welt?

von Peter Ziemann (bullionaer)

Die aktuell laufende Goldpreis-Drückung flankiert den derzeitigen EU-Gipfel. Und um den im späten COMEX-Handel plötzlich eintretenden Preiseinbruch um zwanzig Dollar begründen zu können, muss man einfach bei Bloomberg nachlesen.

Dort heißt es: U.S. stocks fell, trimming a weekly advance for the Standard & Poor’s 500 Index (SPX), as Microsoft Corp. (MSFT) and General Electric Co. (GE) posted sales that missed estimates and euro-area leaders agreed on a banking regulation timetable.

Da der gesamte Markt nach unten ging, wurde diese Preisdrückung wohl mit Liquiditäts-Entzug eingeleitet.

Wir verlassen aber das Reich der kurzfristigen Manipulation und nehmen die Fährte der weltweit größten Gelddrucker auf. Da gibt es nämlich einige Überraschungen – zumindest wenn man der Medien-Propaganda folgt, die in dem Euro die anfälligste und in dem britischen Pfund und dem Schweizer Franken eine der stärksten Währungen sieht.

Das Spiel mit den angeblich starken und vermeintlich schwachen Papier-Währungen beherrscht die Hochfinanz nämlich ganz ausgezeichnet. Wenn man die Kursverschiebungen untereinander betrachtet, dann gibt es weder eine ausgezeichnete Flucht-Währung, die alle möglichst kaufen wollen. Noch einen Währungs-Raum, aus dem die Investoren panikartig flüchten.

Der Hintergrund liegt in der Struktur der Zentralbanken, die aus dem Nichts beliebige Mengen ihrer eigenen Währung schaffen und an den internationalen Devisen-Märkten zugunsten von Dritt-Währungen eingreifen können. Durch abgestimmte Steuerung von Kauf- und Verkaufs-Taktiken kann man so dem staunenden Publikum relative Stabilität zwischen den Währungen vorgaukeln.

Die Aktionen im Politbüro der Zentralbanker hinterlassen jedoch ihre Spuren. Ein Indiz der Geldmengen-Ausweitung in der eigenen Währung ist der Anstieg der Bilanzsumme der Notenbank.

Steigt diese stark an, dann kann das folgende Ursachen haben:

Erstens, die Notenbank nimmt schlechte Schuldtitel, die das Bankensystem gegenüber Schuldnern wie Hausbesitzer hat, in ihre Bilanz und versorgt die Banken im Gegenzug mit Liquidität (also frisch gedrucktem Zentralbank-Geld). Sind diese Aktionen nicht nur temporär, dann bläht sich die Bilanz-Summe der Zentralbank um die angekauften Schuldtitel auf.

Zweitens, die Notenbank kauft direkt an den Bond-Märkten oder indirekt über das Banken-System Staatsanleihen auf. Diese landen auch in der Bilanz der Notenbank und es wird wieder frisches Zentralbank-Geld generiert. Mit diesem Geld finanzieren die Staaten dann ihre Defizite in den Haushalten.

Die dritte Option ist, dass eine Notenbank den Devisen-Kurs einer anderen Währung stützt, weil größere Summen aus dem einen Währungsraum in den anderen abfließen. In diesem Fall wird erneut Zentralbank-Geld gedruckt und damit Schuldtitel – im Allgemeinen Staatsanleihen – der zu stützenden Fremdwährung gekauft. Damit stabilisiert man auf der einen Seite den fremden Devisenkurs zur eigenen Währung. Auf der anderen Seite monetarisiert man die Staatsanleihen des Fremdstaates, der derzeit Probleme mit der Schuldenaufnahme hat.

Das ist eine dritte Möglichkeit der Finanzierung von Staatshaushalten – die Zentralbank des Staates A kauft Anleihen des Staats B auf, während Staat A seine Anleihen an die Zentralbank B loswird.

Also sind diejenigen Notenbanken, die seit Herbst 2008 besonders stark ihre Bilanzen ausgeweitet haben, die größeren Gelddrucker als die Zentralbanken, bei denen die Bilanzsumme nicht oder gemäßigt gestiegen ist.

Kumulativ haben die Bank of Japan (BoJ) und die Notenbanken von Singapur und Australien ihre Bilanz seit 2008 um weniger als 40 Prozent ausgeweitet.

Dies ist bezüglich Japan schon eine kleine Überraschung, gehört doch das Land zu denjenigen Nationen auf der Welt, welche die größte pro-Kopfverschuldung haben. Aber anscheinend findet der Staat noch ausreichend, vor allen Dingen inländische Anleger.

Die in der Kritik stehende Europäische Zentralbank hat bis August 2011 ebenfalls ihre Bilanz kumulativ nur um 40 Prozent ausgeweitet. Erst im Anschluss sind die Zahlen dann bis 120 Prozent explodiert.

Einer der Hauptsünder bleibt die FED und der US-Dollar. Dort hat sich die Bilanz über die letzten vier Jahre um 200 Prozent ausgeweitet.

Ganz oben bei den größten Gelddruckern befindet sich die Schweizer Nationalbank. Mit Platz zwei und einer Ausweitung des Bilanz-Volumens um 270 Prozent seit der Pleite von Lehman Brothers im Herbst 2008 bekräftigt die SNB meine kürzlich veröffentlichte These, dass die Schweiz der weltweit größte Hedge-Fond sei.

Aber es geht noch schlimmer. Die Bank of England (BoE) steht an der Spitze der Bilanz-Ausweitung mit einem Zuwachs von 320 Prozent. Und wer aus der Finanzwelt kritisiert das Land wegen seines ungezügelten Gelddruckens?

Keiner. Hieran sieht man, dass nicht die EZB der Hauptsünder in dem derzeit laufenden Währungskrieg ist, sondern die Vereinigten Staaten von Amerika, die ach so solide Schweiz und natürlich das Vereinigte Königreich.

Quelle: bullionaer

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