von Gerhard Spannbauer (krisenvorsorge)
Ohne jeden Zweifel war der Kurssturz eine herbeigeführte und gezielte Aktion. Betrachten wir jetzt aber nicht so sehr Täter und Motiv, sondern das, was sich dadurch für die Zukunft abzeichnet.
Papiergold versus echtes Gold
Der weitaus größte Teil des Goldes, das da tsunamiartig auf den Markt geschwemmt wurde, war reines „Papiergold“. Das sind Zertifikate, auf denen dem Käufer versichert wird, im Besitz einer dort aufgeführten und bezeichneten Menge physischen Goldes zu sein, das ihm auf Wunsch auch ausgehändigt wird. Manche dieser Zertifikate führen sogar die Barrennummern auf, die dem Besitzer des Dokumentes gehören. Nichtsdestotrotz fiel schon vor einigen Jahren auf, dass einige Barren doppelt und dreifach vergeben waren. Die Liste mit den aufgeführten Kennnummern zeigte, dass ein und derselbe Barren in mehreren Besitzdokumenten verschiedener Käufer auftauchten. Der „Papiergoldmarkt“ ist nämlich um ein vielfaches größer, als es überhaupt Gold gibt. Auch das ist seit Jahren bekannt. Es ist das alte Lied: Man wähnt sich dennoch sicher, so lange niemand daran rührt.
Als aber zum Zweck der Goldpreisdrückung über tausend Tonnen aus Goldzertifikaten auf den Markt geworfen wurden, verunsicherte das viele Besitzern solcher Papiere. Auf einmal war einigen in aller Klarheit bewusst, dass nur ein Bruchteil des Papiergoldes auch wirklich in echtes Gold umgemünzt werden kann. Auch die Gold-ETFs (Exchange traded Fund) sind im Grunde nur Derivate und damit riskant.
Alle Papieranlagen sind nichts anderes als Versprechungen. In diesem Fall verspricht eben jemand, echtes Gold gegen dieses Papier zu liefern. Seit Menschengedenken werden Versprechen immer wieder gebrochen, sobald es schwierig wird.
So erklärt sich die auf einmal einsetzende widersprüchliche Bewegung an den Edelmetallbörsen: einerseits werden immer mehr Zertifikate verkauft (über 170 Tonnen, was den Preis drückt), andererseits wird aber in nie da gewesenem Umfang Gold gekauft – und zwar echtes, physisches Gold.
Der Run auf physisches Gold
Das sind im Westen zum einen diejenigen, die ihr Papier in echtes Gold ummünzen und solche, die die momentan niedrigen Preise zum Nachkauf nutzen wollen.
Vor allem in China und Indien ist eine wahre Goldkaufwut ausgebrochen. In China stiegen die Käufe um 20% auf 294 Tonnen, fast ausschließlich alles in physischer Ware. Das ist mehr als das Doppelte des Durchschnittswertes der letzten fünf Jahre. Indien räumte den physischen Goldmarkt mit 256 Tonnen leer, das ist eine Steigerung von 27%. Zum Teil mussten die Käufer lange Wartezeiten für die bestellte Ware in Kauf nehmen.
Auch in den Vereinigten Staaten wuchsen die Verkaufszahlen um 22%, während in Europa nach einem ersten Ansturm der physische Verkauf wieder etwas zurückging. Weitere Käufer sind die Zentralbanken, die ebenfalls auf physischer Auslieferung bestehen, denn zur beruhigenden Wirkung des Staatsgoldes gehört auch seine glänzende Präsentation in den Gewölben des Nationalschatzes.
Die virtuelle Papierwelt fährt gerade gegen die Wand. Die physischen Bestände verschwinden immer mehr in private und staatliche Tresore. Leider allerdings hauptsächlich in asiatische Tresore – was ein getreues Abbild des Sprichwortes ist, dass die Macht dahin geht, wohin das Gold geht.
Asien als neuer, globaler Spieler auf dem Goldmarkt
Vor zwei Tagen erschien nun eine Meldung, die aufhorchen lässt. In den westlichen Medien nicht einmal erwähnt, berichten die englischsprachigen Fachmedien, dass die 2011 gegründete Edelmetallbörse HKMEX (Hong Kong Mercantile Exchange) gestern, am Montag den 20. Mai, den Handel mit Edelmetallen aussetzt, alle offenen Positionen schließt und mit Geld anstatt Edelmetallen abwickelt.
Das ist eine enorm wichtige Nachricht!
Sie beweist, dass die große Nachfrage nach Edelmetallen zu einer wirklich massiven Knappheit bei der physischen Ware geführt hat. Rustikal gesagt: Es gibt kaum noch echtes Gold und Silber auf dem Markt. Diese Entwicklung wurde von Fachleuten allerdings schon lange vorausgesagt, nun trifft es ein.
Was bedeutet das für den Gold- und Silbermarkt?
Es heißt nichts anderes, als dass die Börsen sehr bald alle kein Material mehr haben werden. China ist aufgrund der heftigen Nachfrage die erste Stelle, die schließen muss. Die Käufer werden vermutlich jetzt an den anderen beiden großen Börsen die Ware abziehen.
Gibt es aber keinen Börsenhandel mehr, bestimmt sich der Edelmetallpreis nicht mehr nach den dort festgesetzten, ausgerufenen und kräftig manipulierten Kursen (das so genannte „Fixing“), sondern nach Angebot und Nachfrage – also dem ursprünglichen Begriff „Börse“. Ist der Markt aber nicht mehr kontrolliert, kann er auch kaum mehr manipuliert werden. Da mögen die Giganten soviel Papiergold wie sie wollen zum Verkauf anbieten. Wenn es überhaupt Interessenten dafür gibt, wird der Preis der Zertifikate wesentlich unter dem der echten Ware liegen.
Das wäre aber das Ende der permanenten Goldpreisdrückung. Diese veranstaltete nicht zufällig ein Gemetzel auf dem Goldmarkt zu einem Zeitpunkt, als den Sparern klar wurde, dass das globale und insbesondere das europäische Banken- und Geldsystem dem Ende entgegen wankt. Wohin mit dem ersparten Vermögen? Da blinkt das Gold, wie der Leuchtturm an der Einfahrt zum sicheren Hafen. Mit der brutalen Goldpreisdrückung im April wurde dieser Hafen bombardiert, wie einst Pearl Harbour und die Anleger flohen in Scharen. Das genau war ja auch beabsichtigt.
Ohne die professionellen und generalstabsmäßigen Golddrückungen würden wir deutliche und langfristige Preisanstiege erleben. Die Materialknappheit und das Schlachtfest unter den Zertifikaten zeigen, dass es jetzt offenbar tatsächlich in diese Richtung geht.
Quelle: krisenvorsorge
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