Washington, die Logik der Macht

von Manlio Dinucci (voltairenet)

Während der Angriffe vom 11. September 2001 definierten Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und sein Berater Arthur Cebrowski die Notwendigkeit des Pentagons, das gesamte planetarische Schlachtfeld (Full-Spectrum Dominance) zu dominieren, um die Unipolarität der Welt zu erhalten. Das ist genau das, was die Vereinigten Staaten gegenwärtig in Angriff nehmen.

Vor zwei Wochen krönte Washington Juan Guaidó, Präsident von Venezuela, obwohl er nicht einmal an den Präsidentschaftswahlen teilgenommen hatte, und erklärte Präsident Maduro für unrechtmäßig, obwohl er gesetzlich gewählt worden war, und kündigte seine Deportation nach Guantanamo an.

Letzte Woche kündigte Washington die Aussetzung des INF-Vertrags an, beschuldigte Russland für diese Entscheidung und eröffnete damit eine noch gefährlichere Phase im atomaren Wettrüsten.

Diese Woche ging Washington noch einen Schritt weiter. Am 6. Februar expandierte die NATO unter US-Befehl erneut mit der Unterzeichnung des Beitrittsprotokolls durch Nordmazedonien als 30. Mitglied.

Wir wissen nicht, welchen Schritt Washington nächste Woche unternehmen will, aber wir wissen, in welche Richtung es gehen wird – eine immer schnellere Abfolge von Gewalttaten, mit denen die USA und die anderen Westmächte versuchen werden, an der unipolaren Vorherrschaft in einer Welt festzuhalten, die schnell multipolar wird.

Diese Strategie – ein Ausdruck nicht von Stärke, sondern von Schwäche, wenn auch nicht weniger gefährlich – tritt die elementarsten Regeln des Völkerrechts mit Füßen. Der sinnbildliche Fall ist die Verhängung neuer Sanktionen gegen Venezuela, mit dem „Einfrieren“ von 7 Milliarden Dollar, die dem staatlichen Ölkonzern gehören, mit dem erklärten Ziel, Venezuela, das Land mit den größten Ölreserven der Welt, am Export von Öl zu hindern.

Venezuela ist nicht nur eines der sieben Länder der Welt mit Coltan-Reserven, sondern auch reich an Gold, mit Reserven von schätzungsweise mehr als 15.000 Tonnen, die der Staat verwendet, um eine starke Währung zu schaffen, mit der er Medikamente, Lebensmittel und andere Güter zur Grundversorgung kaufen kann. Um dies zu verhindern, führte das US-Finanzministerium zusammen mit den Finanzministern und den Leitern der Zentralbanken der Europäischen Union und Japans eine geheime Operation zur „internationalen Enteignung“ durch (dokumentiert durch die Tageszeitung Il Sole 24 Ore). Sie beschlagnahmten 31 Tonnen Goldbarren des venezolanischen Staates – 14 Tonnen wurden bei der Bank of England gelagert, und 17 weitere Tonnen wurden von der Deutschen Bank an diese Bank überwiesen, die sie als Garantie für einen Kredit erhalten hatte, der vollständig von Venezuela in starker Währung erstattet wurde. Es handelte sich um einen kaltblütigen Diebstahl, in Anlehnung an denjenigen, der 2011 zum „Einfrieren“ von 150 Milliarden Dollar der libyschen Staatsfonds geführt hatte (von denen die meisten inzwischen verschwunden sind) – mit dem Unterschied, dass der Diebstahl von venezolanischem Gold heimlich durchgeführt worden war.

Das Ziel ist das gleiche – die wirtschaftliche Strangulierung des Zielstaates, um seinen Zusammenbruch zu beschleunigen, indem die innere Opposition geschürt wird, und, wenn das nicht ausreicht, ein militärischer Angriff von außen.

Mit der gleichen Verachtung für die elementarsten Verhaltensregeln in internationalen Abkommen beschuldigen die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten Russland, gegen den INF-Vertrag zu verstoßen, ohne den geringsten Beweis zu erbringen, und ignorieren gleichzeitig die von Moskau gesendeten Satellitenfotos, die beweisen, dass die Vereinigten Staaten zwei Jahre, bevor sie Russland beschuldigten, gegen den Vertrag verstoßen zu haben, damit begonnen hatten, die Produktion von durch den Vertrag verbotenen Atomraketen an einem Standort, der zu Raytheon gehört, vorzubereiten.

Was schließlich die bevorstehende Erweiterung der NATO betrifft, die morgen unterzeichnet wird, so dürfen wir uns daran erinnern, dass 1990, ein Tag vor der Auflösung des Warschauer Pakts, US-Außenminister James Baker dem Präsidenten der UdSSR, Michail Gorbatschow, versicherte, dass „die NATO nicht einmal einen Zentimeter nach Osten expandieren wird“. In zwanzig Jahren, nachdem die NATO die Jugoslawische Föderation durch Kriegshandlungen zerstört hatte, ist sie von 16 auf 30 Staaten angewachsen und hat sich immer weiter nach Osten bis nach Russland ausgeweitet.

Manlio Dinucci

Übersetzung
K. R.

Quelle
Il Manifesto (Italien)

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