Was ist wirklich los mit den USA und dem Iran?

Reese Erlich (antikrieg)

Am 2. Januar feuerte eine US-Drohne eine Rakete auf einen Fahrzeugkonvoi, der den Flughafen von Bagdad verließ, und tötete den iranischen Generalmajor Qassem Suleimani und die Führer irakischer Milizen. Die Trump-Administration behauptet, dass der Angriff Terroristen eliminiert hat, die Angriffe auf die US-Streitkräfte planten. Aber viele Iraker und Iraner betrachten es als einen kriegerischen Akt. Wer ist Suleimani und welche Auswirkungen wird seine Ermordung auf die Region haben? 48hills * sprach mit Reese Erlich, dem Autor unserer Kolumne des Auslandskorrespondenten, der seit 20 Jahren aus dem Iran und dem Irak berichtet.

 

48 Hills: Wer war Qassem Suleimani und warum ist seine Ermordung von Bedeutung?

Erlich: Suleimani war ein Spitzenführer der iranischen Revolutionsgarde und leitete die Quds Force, Irans Elitetruppen, die in Syrien, im Irak und anderswo in der Region kämpften. Er spielte zum Beispiel eine wichtige politische Rolle, als er kürzlich mit den irakischen politischen Parteien über die Wahl eines neuen Premierministers verhandelte. Die Vereinigten Staaten von Amerika behaupten, dass er für die Tötung von US-Soldaten während des Irak-Krieges 2003 verantwortlich war.

Suleimani war zu Hause äußerst beliebt und genoss im Iran eine Zustimmung von 83 Prozent. Es ist, als hätte der Iran Eisenhower während des Zweiten Weltkriegs ermordet. Die Iraner werden fast sicher Vergeltung üben.

 

48 Hills: Welche Form wird die Vergeltung annehmen?

RE: Ich habe keine Kristallkugel, aber wir können sehen, was der Iran und seine Verbündeten in letzter Zeit getan haben. Wir werden vielleicht weitere große Demonstrationen gegen die US-Botschaft in Bagdad, Angriffe auf die Schifffahrt der Alliierten im Persischen Golf und/oder Angriffe auf die US-Streitkräfte in der Region erleben. Ironischerweise demonstrierten vor den jüngsten US-Angriffen Zehntausende Iraker gegen die Präsenz des Iran im Irak. Im November brannten die Demonstranten sogar das iranische Konsulat in Najaf, Irak nieder. Die jüngsten Aktionen der Trump-Administration haben jedenfalls die irakische Bevölkerung gegen die Vereinigten Staaten von Amerika aufgebracht, und die antiiranischen Demonstrationen haben aufgehört.

 

48 Hills: Ist der jüngste Angriff ein Beispiel für „Wag the Dog“, in dem Trump einen Krieg sucht, um von seinem Amtsenthebungsverfahren und den Wahlen im Jahr 2020 abzulenken?

RE: In den kommenden Tagen werden wir mehr über die internen Diskussionen im Weißen Haus erfahren, die zu den Angriffen geführt haben. Trump hofft zweifelsohne, das Land mit seiner neuen Offensive gegen den „Terrorismus“ um die Fahne zu scharen. Aber die aktuellen Aktionen sind auch das logische Ergebnis von Trumps Kampagne des maximalen Drucks gegen den Iran, die 2017 gestartet wurde. Da der Iran nicht unter den einseitigen US-Sanktionen nachgegeben hat, ist eine Militäraktion für ihn der nächste logische Schritt. Letztendlich ist es egal, was Trump beabsichtigt. Seine Aktionen sind völkerrechtswidrig und eine Katastrophe für die Menschen in den USA und im Mittleren Osten.





48 Hills: Wer sind die „vom Iran unterstützten Milizen“, die Washington für den Angriff auf die US-Truppen verantwortlich macht?

RE: Von 2003-2011 gab das Pentagon Milliarden von Dollar aus, um die irakische Armee auszubilden. Aber als der islamische Staat 2014 den Irak angriff, brach die von den USA ausgebildete Armee zusammen. Als der Islamische Staat sich Bagdad näherte, wurde der Ruf nach der Bildung von Selbstverteidigungsgruppen laut. Der Iran, dessen Grenzen sich ISIS im Nordosten des Irak näherte, bewaffnete und trainierte einige dieser Milizen. Die verschiedenen bewaffneten Gruppen bildeten später die „Popular Mobilization Units“ und schlossen sich formell der irakischen Armee an. Heute zahlt die irakische Regierung ihre Gehälter und stellt ihnen Dienstgrade zur Verfügung, die denen der Armee entsprechen.

Die Vereinigten Staaten von Amerika trainierten und bewaffneten ihre eigenen Fraktionen innerhalb der Armee, vor allem die irakischen Antiterroreinheiten. In Syrien bewaffneten die USA die im Kurdengebiet stationierten „Syrisch-Demokratischen Kräfte“ und trainierten und bewaffneten die kurdischen Peshmerga im Nordirak. Es ist ziemlich heuchlerisch, den Iran für die Ausbildung bewaffneter Gruppen verantwortlich zu machen, während die USA genau dasselbe tun.

Als Antwort auf den Wirtschaftskrieg der Vereinigten Staaten von Amerika gegen den Iran haben dessen Verbündete im Irak Mörsergranaten und Raketen auf mehrere Stützpunkte abgefeuert, in denen US-Soldaten einquartiert sind. Dann, am 29. Dezember bombardierte das Pentagon das Basislager der Miliz Kataib Hizbollah, und behauptete, die Gruppe sei vom Iran kontrolliert. Die Kataib Hisbollah ist ebenfalls eine Einheit der irakischen Armee.

Kurz vor dem Bombenangriff an 29. Dezember, durch den 19 Menschen getötet und 35 verletzt wurden, besprach sich die Trump-Administration mit den Anführern Saudiarabiens, der Vereinigten Arabischen Emirate und Israels – aber nicht des Irak. Es ist nachvollziehbar, dass Iraker über das gesamte politische Spektrum hinweg die Bombardierung und Ermordung Soleimanis als Verletzung der irakischen Souveränität kritisierten. Die Vereinigten Staaten von Amerika scheinen die Absicht zu haben, den Iran auf irakischem Territorium zu bekämpfen.

 

48 Hills: Stellt der Iran eine Gefahr für die nationalen Interessen der USA dar?

RE: Die Regierung des Iran ist ein rechtsgerichtetes religiöses Regime, das die eigene Bevölkerung unterdrückt. Sie sucht regionalen Einfluss, vor allem in Ländern mit großer schiitischer Bevölkerung wie Irak, Libanon, Jemen und Bahrain, aber auch in Syrien. Washington kümmert sich wenig um die Menschenrechtsverletzungen im Iran oder anderswo. Es will ein pro-amerikanisches Regime im Iran wiederherstellen, das es den US-amerikanischen Ölkonzernen erlaubt, die Wirtschaft wieder zu dominieren. Die Menschen in den USA haben kein nationales Interesse daran, die Gewinne der Ölgesellschaften zu schützen. Die jüngsten Ereignisse haben gezeigt, dass die Menschen in der Region nicht von einer ausländischen Macht beherrscht werden wollen, weder von den Vereinigten Staaten von Amerika noch vom Iran.

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11 Kommentare

  1. Zu dumm, dass der Irre in Washington sich auch noch mit der Tat gebrüstet hat. Nun kann man es Putin nicht mehr in die Schuhe schieben.

  2. Scharfe Sanktionen gegen den Irak.

    Ob schon jemand in Berlin gecheckt hat, dass das 3 Mio neue Flüchtlinge nach Deutschland bringt? Man kann darauf vertrauen, dass eine Soros Organisation bereits in den Startlöchern steht, diesen Strom zu lenken. Und die linksgrünen Islamoevangelokatholen im Lande füllen vorausschauend schon mal die Tränendrüsen auf.

    Weiße Helme sind im Moment nicht angesagt. Aber eventuell bastelt Rudder Finn an etwas Neuem  "Helpful Scouts" Eine Art Reise- und Pfadfinderagentur die die neuen Ströme steuert.Als Gründer wieder ein resozialisierter, bereuender Geheimdienstler.

    Mal sehen, wann das in Berlin jemand mitbekommt.

  3. Wenn ich immer lese… "Völkerrecht"!!!!!!! Jede BundesreGIERung scheißt auf das Völkerrecht, wenn es um uns Deutsche geht! Darum haben wir ja nach 1990 nicht die Möglichkeit bekommen, eine VERFASSUNG zu wählen! das 1990er GG kennt keinerlei Staatsterritorium mehr, die quasi offenen Grenzen sind staatsrechtliche Grenzenlosigkeit, darum macht sich dei Geschäftsführung "Bund" des "vereinigten Wirtschaftsgebietes" gemäß Art.133 GG auch nicht sttrafbar, völkerrechtlich schon gar nicht! Es gibt völkerrechtlich seit 1990, seit dem Tod (Abmeldung bei den UN) der völkerrechtlichen Gebilde "BRD" und "DDR" keine Staat mehr, nur ein "Glied in einem vereinigten EUropa". Jede Partei in Buntland-Merkelstan scheißt aufs VR wegen der Dauerfressnäpfe und Luxusalimetierung – leistungslos! In EUropa alias EUdSSR genau das Gleiche! Die EU ist kein Staat! Lakaien für fremde Mächte: BuntRdeutsch.

  4. Wie wäre es, wenn wir die Montagsdemos aufleben lassen und den Abzug der Amerikaner aus Europa und ein Ende der Kriegspolitk der NATO fordern?

      • Indem man klein und regional anfängt… Es kommt nicht darauf an, dass es sofort Massen auf der Straße gibt, sondern dass man selbst etwas tut. Das Ergebnis bei sowas ist dann offen. Es gibt sicher viel mehr Leute, die genug von den USA und ihren Kriegen haben, als man denkt.

        Zudem gab es da ja schon von unten nach oben Strukturen als wir (oder die) wegen der Eskalation mit Russland auf die Straße gegangen sind. Mahnwachen für den Frieden hieß das Ganze.

        • Sehe ich auch so.
          Bin zwar skeptisch bei soviel Linken und mit FFF wollten sie auch paktieren!
          Nur mein Bruder/Bayern hat im Sommer Geburtstag und dann halte ich dort mal für 1-2 Nächte: https://www.ramstein-kampagne.eu/aufruf/ Hinstellen, grillen und anschauen.
          Also sowas gibt es durchaus, nur die Teilnehmerzahl ist sehr überschaubar.

  5. Trump selbst und persönlich hat sich zu dem Auftrag für den Mord bekannt.

    Wenn es wirklich stimmt, dass der iranische General auf dem Weg zu Friedensgesprächen des Irans mit Saudi Arabien gewesen ist und Trump das gewusst und sogar begrüßt hat, dann ist Trump ein feiger Schlächter.

    Trump wird nicht abziehen. Das hat er doch schon gesagt. Falls der Irak die Amis rauswerfen will, gibt es "ganz harte" Sanktionen gegen den Irak. Die Amis sind wie die Zecken. Überall installieren sie ihre militärischen Stützpunkte, lassen die besetzten Länder die Kosten tragen und wenn man sie auffordert zu gehen, tun sie es einfach nicht oder greifen wieder einmal zu Krieg und Sanktionen. WIDERLICH!!!  

    Sanktionen sind auch Krieg gegen ein Volk, Führen sie zu Hungertod und durch fehlende Medikamente zum Tod vieler Menschen.

     

  6. Das ist ja der Hammer:

    https://www.nachdenkseiten.de/?p=57461#more-57461

     

    Auszug:

    Nur zwei Tage später, als der irakische Premierminister Adil Abdul-Mahdi vor dem Parlament seines Landes sprach, wurde Trumps Rechtfertigung für die Ermordung von Soleimani als zynische Lüge entlarvt. Abdul-Mahdi zufolge hatte er vorgehabt, Soleimani am Morgen des Todes des Generals zu treffen, um über eine diplomatische Annäherung zu diskutieren, die der Irak zwischen dem Iran und Saudi-Arabien vermittelte.

    Abdul-Mahdi sagte, Trump habe sich – während er bereits das Attentat plante – noch persönlich bei ihm für die Bemühungen bedankt und so den Eindruck erweckt, der iranische General könne sicher nach Bagdad reisen.

     

    • Das irgendwas nicht stimmt war mir sofort klar. Zeit, Ort, Mord. Was steht nun zur US-Debatte: Aussichtsloser Krieg oder kompletter Abzug. Beides Mist aus imperialistischer Denke. Könnte Trump das genau so geplant haben? Der wusste doch garantiert um die anschließende Reaktion in der Region und in den Medien. Wie oft wurde explizit "auf Befehl Trumps ermordet" gepostet. Um ihn wieder mal zu diskreditieren? Nun jedoch stehen die Falken da mit angenähtem Hals. Putin nannte es nur ganz locker "Mutig." Was ist das denn für eine Aussage?
      Politik ist so dreckig.

  7. Die Regierung des Iran ist ein rechtsgerichtetes religiöses Regime, das die eigene Bevölkerung unterdrückt.

    ———————

    Der "gute" Westen ist keinen Deut besser, geriert sich aber immer als den "Guten".

    Seit dem völkerrechtswidrigen Einmarsch der USA in den IRAK unterdrücken die USA die Iraker. 

    Und wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. Die EU ist doch auch schon dabei ein totalitäres Unterdrückungsregime zu installieren. Und die befehlshabenden Mächte der EU sitzen  in Amerika. 

    Die angloamerikanische Oligarchen-Krake hat die Tentakel inzwischen überall drinnen. Wenn der Rest der Welt sich nicht endlich dagegen wehrt, wird es irgendwann zu spät sein.

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