Was ist schon gewiß?

von Jürgen

Nun, was „Wissen“ angeht, da hat heute, bei uns zumindest, jeder die Möglichkeit sich aus den unterschiedlichsten Quellen zu informieren. So er denn will! Gut, fake news gibt es überall, aber, wo die reine Wahrheit nicht offenbar, da helfen dann auch schon mal Bauchgefühl oder „gesunder Menschenverstand“ weiter.

Auch wenn jegliche Erkenntnis sich aus eigener Erfahrung oder, warum auch immer angeeigneter, persönlicher Struktur (Erziehung, Lebensumstände …) ergibt, so ist doch die Prägung an sich weniger entscheidend, wie die Fähigkeit bewahrt zu haben, Undenkbares denken zu können!

Sich aus seinem persönlichen Horizont des Denkbaren/Möglichen lösen zu können, nennt man Transzendenz. Wobei ich schon im Diesseits bleiben möchte. 🙂 Es geht also darum, Denkbarrieren zu überwinden und Grenzen zu überschreiten, sich einen Blick auf die Welt zu erarbeiten, der nicht unbedingt mit dem status quo in unserem Kopfe übereinstimmen muß (Schlimmstenfalls).

Gefestigte Ansichten verbindet man bevorzugt mit Alten. Das muß aber nicht sein; auch Jüngere zeigen sich da oft recht beratungsresistent, will heißen, zutiefst unerschütterlich! Mein geistiges Heim ist mein Schloß! Auch bei Zwanzigjährigen gilt, „Des war scho´ immer so!“ Daß damit keine neuen Horizonte erschlossen werden können …

Wo Wille und Phantasie fehlen, man kann es nicht erzwingen! Es geht natürlich nicht darum „Bewährtes“ in Frage zu stellen! Auch Sturheit hat ihre Berechtigung! Wenn es denn so ist!

Die SPD ist für den Arbeiter da, die Grünen für die Umwelt, die Linken für Gerechtigkeit, die CSU für Tradition und die CDU für das Kapital. Und die Welt ist in Ordnung! Liberalismus war eh nur Mehrheitsbeschaffer und die, die gegen alles sind, hat noch nie jemand gebraucht! Ein jeder und alles hat seinen Platz! Es lebe die Ordnung, vor allem im Kopf!

Dennoch ist es so, daß selbst aufgeklärte Geister, die sich über diese Arbeitsteilung also bewußt sind, sich dennoch, damit abfinden! Nicht, weil sie es gutheißen würden, aber, es bietet halt doch eine gewisse Sicherheit! Selbst das Negative, als solches erkannt, bietet dennoch Schutz für das eigene Denkwerk!





Einmal Überlegtes und einen Schluß gefunden habendes, zumal, wenn durch unzählige Beispiele belegt, warum sollte man das in Frage stellen? Die USA ist böse, Rußland sowieso, den Chinesen kann man nicht trauen und überhaupt, es war doch schon immer so!

Schlimm für den, dessen manifestierte Überzeugungen auf einmal erschüttert werden! Trump und Putin lösen Schnappatmung aus, wenn man sie in einen Kontext stellt, der so gar nicht zu dem vertrauten Weltbild passt! Ich will da gar nicht fehlende geistige Flexibilität unterstellen, aber, man könnte es doch einfach mal nur in Betracht ziehen wollen?

Ist das etwa zu viel verlangt? Sich einfach mal damit befassen, auf die Gefahr hin, daß ein verabsolutiertes Weltbild einstürzen könnte? Und dazu noch, ohne Gewähr! Ist selbiges, das eigentliche Problem? Lieber beharre ich! Da weiß man, was man hat! Und schließlich, die stecken ja eh alle mit drin! Mit Israel, den Juden, dem Geld. Alles nur ein Spiel, um uns unter Druck zu halten. Alle dienen den gleichen Meistern, den immerwährenden Plänen …

Wie soll man das nennen? Schicksalhafte Ergebenheit? Da treten Männer auf die Bühne der Welt und werden verkannt, weil … das kann ja gar nicht sein! Oder besser noch; das darf nicht sein! Weil, da muß ich mich ja bewegen! Wie gesagt, Phantasie kann man nicht erzwingen, aber, so ein bißchen Mut, das könnte man doch aufbringen?

Schlußendlich, was vergeben wir uns damit? Wenn es ein Flop war, dann war es so! Nur, ohne Gefahr zu laufen enttäuscht zu werden, was ist das dann noch für ein Leben? Ist es wichtiger, in seinem persönlichen geistigen Rahmen Sicherheit zu finden und darüber jegliche Freiheit zu verlieren? Allein deswegen, weil wir auf dem Pfad der Gewißheit bleiben wollen?

Was ist denn damit gewonnen? Ich behaupte mal, gar nichts! Es gibt weder absolute Sicherheit, noch absolute Gewißheit, in welchem Sinne auch immer! Was also, haben wir zu verlieren?

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Was ist schon gewiß?
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4 Kommentare

  1. Wenn man auf der Wahrheitssuche ist, muß man in alle Richtungen schauen, auch wenn es viel Mühe macht. Aber es erweitert den Horizont ungemein.

  2. Die allermeisten Menschen interessieren sich überhaupt nicht für allgemeine Erkenntnisse, sondern nur für individuelle.  Insofern hat sich in diesem Forum doch eine interessante Gruppe gefunden, die sich um allgemeine Erkenntnisse des Weltzusammenhangs ringt. Schon die Pyramidenbauer des Pharaos dürften kaum hinterfragt haben, für welchen Unsinn sie schuften.

    Deswegen Schopenhauer in seinen Aphorismen:

    "Andererseits wieder soll man wissen, daß die Leute, selbst die, welche sonst keinen besonderen Scharfsinn verraten, vortreffliche Algebristen in den persönlichen Angelegenheiten anderer sind, woselbst sie, mittelst einer einzigen gegebenen Größe, die verwickeltsten Aufgaben lösen. Wenn man z. B. ihnen eine ehemalige Begebenheit unter Weglassung aller Namen und sonstiger Bezeichnung der Personen erzählt; so soll man sich hüten, dabei ja nicht irgendeinen ganz positiven und individuellen Umstand, sei er auch noch so gering, mit einzuführen, wie etwa einen Ort, oder Zeitpunkt, oder den Namen einer Nebenperson, oder sonst etwas auch nur unmittelbar damit Zusammenhängendes: denn daran haben sie sogleich eine positiv gegebene Größe, mittelst deren ihr algebraischer Scharfsinn alles übrige herausbringt. Die Begeisterung der Neugier nämlich ist hier so groß, daß, kraft derselben, der Wille dem Intellekt die Sporen in die Seite setzt , welcher nun dadurch die zur Erreichung der entlegensten Resultate getrieben wird. Denn so unempfänglich und gleichgültig die Leute gegen allgemeine Wahrheiten sind, so erpicht sind sie auf individuelle."

    So der Walnußbauer, der gestern wieder eine "Apollo" gepflanzt hat:

    https://www.gruener-garten-shop.de/besondere-nutzpflanzen/nussbaeume/apollo-walnuss-veredelter-walnussbaum-aus-tschechien-gut-loesbarer-kern-60-100-cm-im-10-liter-topf

    • Interessante Betrachtung!

       Stellt sich die Frage, ob und wie man Individualismus und Gemeinschaft zusammenbringen kann? Die Freiheit "eigen" sein zu dürfen, steht sie nicht immer im Widerspruch gegenüber dem Verlangen nach (vielleicht auch vermeintlicher) Einigkeit?

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