Was Experten zur neuen russischen Poseidon-Drohne sagen

Russland hat den Poseidon, eine nuklear betriebene Unterwasserdrohne, die mit einem der mächtigsten Atomsprengköpfe bestückt werden kann, erfolgreich getestet. Wie reagieren russische und westliche Experten?

Was Experten zur neuen russischen Poseidon-Drohne sagenQuelle: anti-spiegel

Der Poseidon ist eine Unterwasserdrohne, die von Atom-U-Booten abgesetzt werden und dann autonom in sehr großer Tiefe in den Weltmeeren auf den Einsatzbefehl warten. Der Poseidon wird mit einem Mini-Kernreaktor betrieben und soll einen atomaren Sprengstoff tragen, der die in Interkontinentalraketen eingesetzten Sprengköpfe an Sprengkraft übertrifft.

Der Poseidon soll seinen Sprengkopf unter Wasser zünden, was einen riesigen Tsunami mit einer Welle von 500 oder 1.000 Meter Höhe auslösen würde. So eine Welle würde über eine Insel wie Großbritannien wohl komplett herüberlaufen und sie damit komplett verwüsten. Würde der Poseidon im Atlantik gezündet, würde die Welle, wenn sie auf die Küsten der USA und Europas trifft, wohl hunderte Kilometer ins Landesinnere vordringen und alles auf ihrem Weg zerstören.

Dabei soll der Poseidon in sehr großen Tiefen auf seinen Einsatzbefehl warten, was ihn praktisch unaufspürbar machen würde. Nach dem Einsatzbefehl kann der Poseidon unter Wasser mit hunderten Stundenkilometern Geschwindigkeit zu seinem Zielpunkt fahren. Diese Unterwasser-Antriebstechnik, die sogenannte Superkavitation, hat noch die Sowjetunion zur Einsatzreife gebracht und den Torpedo Schkwal entwickelt.

Der Poseidon ist damit eine sogenannte Zweitschlagswaffe, die zum Einsatz käme, wenn Russland nuklear angegriffen wird. Der Poseidon würde garantieren, dass Russland auch dann noch mit der Vernichtung des Gegners antworten würde, wenn es dem Gegner gelänge, die russischen Atomstreitkräfte in einem überraschenden Erstschlag komplett auszuschalten.

Die russische Nachrichtenagentur TASS hat die internationalen Reaktionen auf den Poseidon zusammengefasst und ich habe den TASS-Artikel übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Nuklearer Herrscher der Meere: Was Experten zur Poseidon-Drohne sagen

Der russische Präsident Wladimir Putin hat den erfolgreichen Test der Unterwasserdrohne Poseidon mit einem kompakten Nuklearantrieb bekannt gegeben. Am 21. Oktober 2025 wurde der globale Marschflugkörper Burevestnik, ebenfalls mit Nuklearantrieb, getestet. Die TASS berichtet über die Reaktionen von Politikern und Experten auf Russlands jüngsten Test seiner neuesten Waffen

„Gestern haben wir einen weiteren Test eines vielversprechenden Systems durchgeführt, der unbemannten Unterwasserdrohne Poseidon, ebenfalls mit Nuklearantrieb“, sagte Putin bei einem Treffen mit Teilnehmern der Militäroperation, die im Zentralen Mandryk-Militärkrankenhaus behandelt werden. Der Oberbefehlshaber stellte klar, dass der Poseidon zum ersten Mal seit seinem Start von einem U-Boot-Träger aus sein nukleares Antriebssystem gezündet und „eine bestimmte Zeit lang“ damit unterwegs war. „Das ist ein riesiger Erfolg“, fügte der russische Präsident hinzu.

Der leise Poseidon

Die Entwicklung der neuen Waffe hat der russische Präsident in der Rede vor der Föderationsversammlung am 1. März 2018 angekündigt. Laut Putin entwickelt das Land strategische Waffensysteme, gegen die Raketenabwehrsysteme wirkungslos sind. Beispielsweise ist das globale Raketenabwehrsystem der USA, aus dem Vertrag zu dessen Begrenzung die USA 2001 einseitig ausgestiegen sind, auf das Abfangen ballistischer Raketen ausgelegt. Die von Russland getesteten Marschflugkörper Burevestnik und die atomgetriebene Unterwasserdrohne Poseidon nutzen unterschiedliche Methoden, um ihre Sprengköpfe an ihre Ziele zu bringen. Darüber hinaus hat die Poseidon-Drohne mehr Sprengkraft als die vielversprechende russische Interkontinentalrakete Sarmat.

Laut dem russischen Präsidenten kann die nukleare Unterwasserdrohne in sehr großen Tiefen geräuscharm operieren und ist nahezu unverwundbar. Der Poseidon, benannt zusammen mit anderen vielversprechenden Waffensystemen durch eine öffentliche Abstimmung auf der Website des russischen Verteidigungsministeriums (Poseidon ist der oberste Meeresgott der griechischen Mythologie), ist zur Zerstörung feindlicher Flugzeugträgergruppen, Küstenbefestigungen und Infrastruktur konzipiert. Im Juli 2022 wurde der erste Poseidon-Träger, das Atom-U-Boot Belgorod des Projekts 09852, an die russische Marine ausgeliefert. Im Januar 2023 berichtete eine Quelle der Nachrichtenagentur TASS, die dem Verteidigungsministerium nahesteht, über den Abschluss einer Reihe von Teststarts eines massiven Modells des Poseidon auf dem U-Boot Belgorod.

„Die Waffe des Jüngsten Gerichts“

Russische Politiker und Experten haben auf Wladimir Putins Erklärung zu den erfolgreichen Tests eines nuklearen „Super-Torpedo“ reagiert. Dmitri Peskow, der Pressesprecher des Präsidenten, erklärte, die Unterwasserdrohne Poseidon stelle einen völlig neuen Schritt zur Gewährleistung der Sicherheit Russlands dar. Peskow bezeichnete die Wirkung der durchgeführten Tests als Dual Use, da seiner Meinung nach die getesteten innovativen Technologien in verschiedenen Wirtschaftsbereichen Anwendung finden können.

„Im Gegensatz zur Burevestnik kann der Poseidon tatsächlich als Waffe des Jüngsten Gerichts betrachtet werden“, sagte Dmitri Medwedew, stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates und Vorsitzender von Einiges Russland, auf seinem Max-Kanal.

„Eine wichtige Besonderheit von „Poseidon“ besteht darin, dass diese Art von Waffen in den geltenden Verträgen über die Begrenzung strategischer Offensivwaffen nicht vorgesehen ist“, erinnerte der Chefredakteur der Zeitschrift „Natsionalnaja Oborona“ (Nationale Verteidigung) und Militäranalyst Igor Korotchenko im Gespräch mit der TASS. „Im New START-Vertrag gibt es keine solche Klassifizierung. Folglich unterliegt er keinen Beschränkungen. Das ist ebenfalls wichtig. Das ist ein zusätzlicher Anreiz für die Amerikaner, den Vorschlag Moskaus zu unterstützen, dass der New START-Vertrag noch mindestens ein Jahr lang in Kraft bleibt.“

Laut dem Experten kann der Poseidon einen extrem schlagkräftigen Sprengkopf tragen, der, wenn er in der Nähe der Küste des Feindes gezündet wird, dessen Küstenanlagen vollständig zerstören könnte.

„Der Westen spricht über Waffenentwicklung, die Ukraine träumt von unglaublichen Waffensystemen, die Geschichte verändern könnten, während Russland neue Waffensysteme entwickelt“, sagte Janus Putkonen, finnischer Journalist, Geopolitikanalyst und Chefredakteur der internationalen Nachrichtenagentur MV-Lehti, gegenüber der TASS. „Das ist nichts Neues, das gab es schon. Russlands Fähigkeit, im Krieg die richtigen Prioritäten zu setzen, ist eine historische Tatsache. Während der Westen Militärtechnologie der dritten oder höchstens vierten Generation einsetzt, kämpft Russland mit Technologie der fünften Generation und entwickelt Technologien der sechsten Generation”.

Putkonen erinnerte daran, dass Russland diese fortschrittlichen Technologien nicht entwickeln wollte, sondern aufgrund des Vormarsches der NATO an seine Grenzen dazu gezwungen wurde. „Die militärische Überlegenheit Russlands in allen Schlüsselbereichen ist unbestreitbar“, sagte er und merkte an, dass die westliche Waffenentwicklung „seit den 1990er Jahren nichts Ernsthaftes erreicht hat“.

„Verändert die strategische Landschaft“

Die Agentur Reuters ist der Ansicht, dass die Äußerungen des russischen Präsidenten über die erfolgreichen Tests der Poseidon und Burevestnik ein Signal an US-Präsident Donald Trump sind, dass „Russland weiterhin ein globaler militärischer Konkurrent ist, insbesondere im Bereich der Nuklearwaffen, und dass Moskaus Vorschläge zur nuklearen Rüstungskontrolle ernst genommen werden sollten.“

Das Portal The War Zone bezeichnete die Fähigkeit des Poseidon, „extrem lange“ durch die Weltmeere zu gleiten, bevor er einen Überraschungsangriff startet, als „besonders beunruhigend“, da es „schwierig“ sei, sich gegen eine solche Waffe zu schützen. „Außerdem würde Russland das potenziell die Möglichkeit eines Gegenschlags geben, der als zuverlässiger angesehen werden kann als der Abschuss ballistischer Raketen von U-Booten, falls einer seiner Feinde versuchen sollte, die strategischen Nuklearstreitkräfte Russlands mit einem Erstschlag zu lähmen“, meint das Portal.

„Der Einsatz der Poseidon-Drohne verändert die strategische Landschaft“, kommentierte die Economic Times. „Aus Sicht der militärischen Planung müssen Länder nun neben Angriffen mit Luftfahrzeugen und ballistischen Raketen auch Bedrohungen aus den Tiefen des Meeres berücksichtigen. Die autonomen Fähigkeiten des Torpedos [Poseidon] und seines Atomsprengkopfes bedeuten, dass bereits ein einziger erfolgreicher Einsatz katastrophale Folgen für städtische Gebiete, Industriezentren und Marinestützpunkte haben könnte“, heißt es in dem Artikel.

Ende der Übersetzung

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