Was bedeutete der Tod eines saudischen Königs für Muslime?

von Yavuz Özoguz (muslim-markt)

Gestern ist der 90-jährige Monarch von Saudi-Arabien namens Abdullah als gestorben gemeldet worden und für Muslime eröffnet sich einmal mehr eine neue Chance, um die Wahrheit zu erkennen.

Wer war jener Abdullah? Zunächst einmal war er der Sohn einer Ausbeuterfamilie und selbst einer der größten Ausbeuter. Die Familie verprasst das Geld des Volkes für einen Lebensstil, den selbst der Pharao nur schwerlich erreichen konnte. Das für Muslime heiligste Land der Erde wurde mit britischen Kolonialisten nach dem Namen dieser verkommenen Familie benannt, was allein schon schlimm genug wäre. Es ist weltweit der einzige Staat, der den Namen einer Familie trägt, und das ausgerechnet im Land des Propheten des Islam. Aber gleichzeitig wagt es sich der Herrscher auch noch, den Begriff „König“ zu beanspruchen, ein Titel, der nach dem Islam nur Gott zusteht, wie es in Sure 114 nachzulesen ist.

Auch nach westlichen Maßstäben war jener Abdullah ein lupenreiner Diktator, zumindest so lange, so lange er diktieren konnte. Als er es nicht mehr konnte, hat ihn sein Halbbruder abgelöst. Unter allen Ländern mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung ist Saudi-Arabien das gesetzmäßig rückschrittlichste, sogar rückschrittlicher als Afghanistan vor der US-Besatzung! Während der Palast in goldenen Bädern badet und verkommene Partys in Monakos Spielcasinos und Luxusbordellen finanziert, muss ein Teil des Volks darben und der schiitische Teil der Bevölkerung wird brutal unterdrückt.

Sein ausschweifendes Leben war nicht immer zu verheimlichen und neun Ehen waren der äußerliche Schein, um die Konkubinen zu vertuschen. Eine seiner Ehefrauen (angeblich die Hauptfrau) ist Tante von Baschar al-Assad. Selbst sie konnte ihren Mann nicht davon abhalten, Syrien in einen fürchterlichen Bürgerkrieg zu verwickeln. An den Händen jenes Verbrechers klebt so viel Blut unschuldiger Menschen, dass es nur noch von Größen wie Bush oder Obama übertroffen werden kann.

Mit der Bush-Familie war er eng befreundet. Aber auch Gerald Ford und Bill Clinton hat er wie Vater und Sohn Bush bei seinen Besuchen symbolisch die Hände geküsst. König Abdullah verlieh Bush als Zeichen seines Vertrauens den „King Abdulaziz Ehrenorden“. Der selbsternannte „Hüter der beiden Heiligen Stätten“, wie er sich nennen lässt, war mit der größten Unterdrückerfamilie des Imperiums unserer Epoche eng befreundet. Dazu sagt der Heilige Qur’an:

„Stuft ihr etwa die Tränkung der Pilger und die Erhaltung der unantastbaren Moschee dessen gleich ein, der überzeugt ist von Allah und an den letzten Tag glaubt und sich auf Allahs Weg anstrengt? Vor Allah sind sie nicht gleich. Und Allah weist nicht den ungerechten Leuten den Weg.“ (9:19)

Abdullah hat jeden Befehl der Westlichen Welt bestmöglich erfüllt. Er hat einerseits dafür gesorgt, dass das Bild des Steinzeitislams weltweit aufrechterhalten bzw. ausgebaut werden konnte. Andererseits hat er auf Befehl den Ölhahn so weit aufgedreht, wie seine Herren es forderten, damit Iran, Russland und Venezuela geschädigt werden. Saudi-Arabien ist der einzige Staat auf der Erde, der Frauen verbietet Auto zu fahren. Aber gemessen an den sonstigen Menschenrechtsverletzungen ist das das geringste Übel! An der Macht konnte er nur bleiben mit Hilfe der unzähligen US-Soldaten, die ihn und sein Regime mit Waffengewalt schützen. Beim Libanon-Massaker der Zionisten fiel er den Libanesen verbal in den Rücken.

Die Berichterstattung in den Westlichen Medien nach seinem Ableben ist wirklich unerträglich: Er wird hier nahezu als „Befreier“ vorgestellt. Es gibt wohl kaum einen derart lupenreinern Diktator, der solch eine wohlwollende Berichterstattung in der Westlichen Welt erhalten könnte. Auch westliche Politiker loben den Tyrann: Merkel drückt tiefes Mitgefühl aus und lobt „Klugheit und Weitsicht“ des verstorbenen Diktators. US-Präsident Obama lobt ihn öffentlich als aufrichtigen und mutigen Monarchen. Wie kann eine Monarchie aufrichtig sein, wenn sie nicht die Monarchie abschafft? Der König lässt jeden kritischen Journalisten verfolgen und die Opposition vernichten. Die Köpfe der Westlichen Welt trauern um ihn?! Die Köpfe von Kritikern werden abgeschnitten im Land.

Ja, das ist eine großartige Chance, eine neuerliche großartige Chance für Muslime wie auch Nichtmuslime, um zu erkennen, dass es der Politik in der Westlichen Welt weder um Menschenrechte noch um irgendetwas anderes geht, was man als „menschlich“ bezeichnen könnte. Es geht ausschließlich um Macht, Reichtum, Herrschaft und Unterdrückung. Und die Verantwortungsträger der Westlichen Welt stehen auf der Seite der schlimmsten Unterdrücker. Einmal mehr kann das die gesamte Welt erkennen. Wer verstehen will, warum das Bild des Islam heute so katastrophal in der Westlichen Welt ist, aber gleichzeitig die Vertreter der katastrophalsten Auslegung des Islam so extrem geehrt werden, wird verstehen, wie hier die Propaganda eben nur ein Mittel ist, um Muslime zu unterdrücken. Denn die Befreiungstheologie des Islam stellt sich gleichermaßen gegen Unterdrückung und Tyrannei. Deswegen muss jene Befreiungstheologie einerseits diskreditiert werden und andererseits die Hauptvertreter der Diskreditierung geehrt und gelobt werden, so lange sie sich dem Diktat der Westlichen Welt unterwerfen. Und das hat jener Abdullah ganz bestimmt!

König Abdullahs Tod hat aber auch eine theologische Komponente, die kuriose Züge hat. Der Tod eines König Abdullah gehört zu den prophezeiten Zeichen der Wiederkunft Imam Mahdis (a.).

Nach manchen Überlieferungen, die allerdings keine verlässliche Verfolgbarkeit ermöglichen, wird ein König, der einen Tiernamen trägt, in Hidschaz (arabische Halbinsel) herrschen. Nach seinem Tod solle sein Bruder, der Abdullah heiße, herrschen. Wenn dessen Tod verkündet werde, sei die Zeit der Erlösung nahe. Manche Muslime im 21. Jh. n.Chr. haben die Hoffnung, dass die Prophezeiung sich auf König Abdullah ibn Abd al-Aziz von Saudi-Arabien bezieht, der am 1. August 1924 in Riad geboren ist und dem 1. August 2005 seinen Bruder Fahd im Königsthron beerbt hat. Der Name „Fahd“ bedeutet Gepard oder Leopard. Am 23.1.2015 wurde der Tod von König Abdullah verkündet. Allerdings wird jene Überlieferung von vielen Gelehrten stark angezweifelt zumal sie zwar im Internet stark kursiert aber auf keine Originalquelle zurückgeführt werden kann.

Es gibt aber andere Überlieferungen zum Thema, die nicht so spezifisch aber dafür erheblich zuverlässiger sind:

In einer Überlieferung sagt Imam Sadiq (a.): „Ich bin bereit, jenem die Rückkehr des Imam Qa’im (a.) zu versichern, der mir den Tod von Abdullah versichert. Die Muslime werden sich nicht auf eine Person (als Nachfolger) einigen können und dies wird nicht enden, außer durch unseren Imam. Wenn Allah will, wird das Königreich der Jahre enden und das Königreich der Tage und Monate wird beginnen.“ Die Überlieferung steht in dem Werk Bihar-ul-Anwar aus dem 17. Jh. Die Überlieferung selbst stammt aus dem 8. Jh. n. Chr. Imam Qa’im ist ein Titel des erwarteten Erlösers Imam Mahdi (a.). Könige gibt es in Mekka erst seit der britischen Besatzung. Aber auch unter den vorherigen Herrschern gab es in den großen Dynastien keine Abdullahs. Kein ommayyadischer Herrscher über Mekka oder Abbaside noch osmanischer Herrscher hieß so. Und unter den Zwischendynastien hieß auch keiner so. Einige Muslime haben deshalb eine besondere Hoffnung entwickelt, dass die Erlösung näher gerückt sei. Denen ist Folgendes zu sagen:

Zweifelsohne ist die Erlösung näher gerückt, wie sie jeden Tag näher rückt. Doch gibt es nicht hinreichend motivierende Zeichen, um sich selbst auf dem Weg der Hoffnung und Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit weiterzuentwickeln? Ist die Existenz der Islamischen Republik Iran, das jeden Tag Zeichen ausstrahlende Werk Imam Chamene’is und auch sein jüngster Brief an die Jugend der Westlichen Welt nicht Motivationshilfe genug? Sind es nicht hinreichend Zeichen, wie die unzähligen Zeichen der Zeit das Puzzlebild des Lichtes immer deutlicher scheinen lässt? Warum sollte da das Ableben eines elenden Tyrannen noch mehr motivieren? Für Letzteren gilt: Das letzte Hemd hat keine Taschen. Und das ist kulturüberschreitend für alle Menschen gültig. Von allen seinen Palästen kann der Möchtegernkönig nichts mitnehmen, nicht einem jenen Palast in der Nähe der Heiligen Abrahamstätte, wo Abraham (a.) Ismail (a.) opfern sollte, aber der ort dennoch für Pilger nicht zugänglich ist, weil er für die Sicherheit des Palastes abgesperrt wurde.

Jener Verstorbene muss sich selbst mit seiner eigenen Seele auseinandersetzen, die ihm alle seine Schadtaten aufzeigen wird! Wir, die wir noch leben, sollten die Chancen der Zeit nutzen und im Sinn des jüngsten sensationellen Briefes Imam Chamene’is die Wahrheit noch intensiver als zuvor studieren und noch liebevoller vorleben als zuvor.

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