Was amerikanisches LNG für Griechenland bedeutet

Bei der im Juni 2018 in Washington stattgefundenen „World Gas Conference“ wurde die griechische Delegation des Verwalters des nationalen Erdgas-Systems (DESFA) Akzeptant des Interesses amerikanischer Firmen, die detailliert über die technischen Spezifikationen und Möglichkeiten des Flüssiggas-Terminals von Revithousa informiert werden wollten.

Wie sich aus dem Besuch des US-Energieministers Mark Menezes in den Anlagen des DESFA zeigte, erhielt in der vergangenen Woche das amerikanische Interesse neuen Auftrieb. Zweck des Besuchs war, aus der Nähe die Möglichkeiten des Flüssigerdgas-Terminals Revithousa festzustellen, das die dritte Zugangspforte zu dem inländischen Erdgasmarkt darstellt.

Imaginäre transatlantische Gas-Pipeline nach Griechenland

Vorausgegengen war die Bekanntmachung seitens der Öffentlichen Gasgesellschaft (DEPA), sich in einem fortgeschrittenen Verhandlungsstadium mit dem größten amerikanischen Energie-Exporteur – sprich der Cheniere Energy – über die Belieferung mit Erdgas zu befinden.

Informationen zufolge befinden die Verhandlungen sich in dem Stadium der Finalisierung, mit wahrscheinlichstem Szenarium die Lieferung der ersten Ladung amerikanischen LNG innerhalb des Jahres 2019. Wie der geschäftsführende Vorstand der Öffentlichen Gasgesellschaft anführte, untersuchen DEPA und Cheniere parallel die Perspektive, einen Liefervertrag mit dem Ziel zu unterzeichnen, eine „imaginäre“ Atlantik-Pipeline zu schaffen. Für diesen Zweck wird eine einschlägige Beraterstudie ausgearbeitet und befindet sich im Stadium der Vollendung.

Was die erste Ladung amerikanischen LNG betrifft, sind zwei wahrscheinliche Zeitfenster vereinbart worden: das erste sieht vor, dass die Ladung in den ersten Monaten des Jahres 2019 kommen soll, damit sie mit der Spitze der Winternachfrage zusammenfällt, oder alternativ in der Periode Juli – August 2019 erfolgt, wenn auch die sommerliche Nachfrage nach Gas ihren Höhepunkt erreicht.

Auf Kostenebene ist in diesem Moment die Versorgung mit Erdgas über den sogenannten Spotmarkt um 3 bis 4 Dollar pro MMBtu teurer als die bestehenden Belieferungsverträge, über welche die DEPA verfügt. Dies liegt an der erhöhten Nachfrage nach Erdgas und den auf dem Markt herrschenden „Bullenmarkt-Verhältnissen“.

Spot-Preise für Erdgas und der Faktor „China“

Die Spot-Preise für Erdgas zeigen jedoch Schwankungen und werden auf Basis der kurzfristigen Prognosen bald unter Druck geraten. In diese Richtung ist von Interesse, dass die Pläne zur Einfuhr amerikanischen LNG eventuell sogar von dem eskalierenden Handelskrieg zwischen USA und China begünstigt werden. Da ein signifikanter Anteil der amerikanischen Energie-Exporte nach China fließt, wird erwartet, dass die als Vergeltungsmaßnahme für die entsprechenden amerikanischen Zölle von Peking verhängten Zölle von 22% größere Mengen amerikanischen LNG für den Export auf andere Märkte wie Europa verfügbar bleiben lassen wird. Das bedeutet günstigere Konditionen und bessere Preise, die analog zu der Nachfrage auf dem griechischen Markt konvergieren und die Belieferung mit amerikanische´m Gas näher bringen könnten.

Jedenfalls ist diese erste Ladung von Bedeutung, damit auch die technischen Spezifikationen, die Kompatibilität usw. der amerikanischen Gases mit dem griechischen System in der Praxis „ausgetestet“ werden, auf dass sich der Weg auch für den langfristigen Vertrag öffnet.

Griechenlands Reeder haben sich bereits mit LNG-Tankern positioniert

Die besagte „imaginäre“ Pipeline wird natürlich nicht mit Rohren, sondern mit Tankschiffen für den Transport verflüssigten Erdgases geschaffen werden, die den neuen großen Trend auf dem Schifffahrts-Markt darstellen. Die griechischen Reeder haben sich bei den LNG-Tankern sogar schon mit signifikanten Investitionen platziert und befinden sich in einer Machtposition.

Konkret verfügt die Maran Gas des G. Angelikousis über 25 Tanker und hat weitere 7 bestellt, während auch die Gaslog des P. Livanos über 22 Tanker verfügt und 5 weitere bestellt hat. Eine signifikante Präsenz beim LNG hat ebenfalls die Dynagas des G. Prokopiou mit 6 Tankschiffen, während jüngst auch die Latsco des Paris Kasidokostas – Latsis ihren Eintritt in den LNG-Markt mit dem Kauf zwei neu angeschaffter Schiffe bekannt gab.

Die Bedeutung neuer Gaslieferanten für Giechenland

Bis jüngst hatte der griechische Markt gerade einmal drei Lieferanten, eine geringe Liquidität und hohe Preise. Konkret waren für die DEPA und im weiteren Sinn den gesamten griechischen Markt die grundlegenden Lieferquellen die russische Gazprom, die algerische Sonatrach und die türkische Botas. Jedoch haben sich bereits seit diesem Jahr die Gegebenheiten differenziert, da einerseits der Anteil der DEPA sinkt und neue Player in Erscheinung treten und andererseits auch neue Lieferanten in den Vordergrund treten und den Wettbewerb signifikant stärken.

Beispielsweise beliefen sich 2017 die Gesamtlieferungen von Erdgas auf 53,869 ΤWh, wovon ungefähr 80% von der DEPA und 20% von dritten „Spielern“ (aus Pipelines und LNG) kamen, während bis vor wenigen Jahren die Lieferungen außerhalb der DEPA 10% nicht überstiegen.

Auf Basis des bereits bekannt Gewordenen importieren außer der DEPA wenigstens zwei Gesellschaften, nämlich die M&M Gas der Mytilineos und die Promitheas (Kapelouzos – Gazprom),Kontingente russischen Erdgases direkt aus Bulgarien. Ebenfalls unterzeichnete die sich bei dem LNG tätige Mytileneos mit der Qatar Gas einen Vertrag über die Belieferung mit Flüssiggas und brachte im Sommer 208 sogar die erste Ladung. Bis 2020 wird die Liquidität des Markts auch aus dem Betrieb der TAP-Pipeline und dem Eintreffen von Gas aus Azerbaijan gestärkt werden.

Über Griechenland könnten 80 Mio. Konsumenten erreicht werden

Es wird erwartet, dass die Aktivierung eines weiteren starken Lieferanten auf dem griechischen Markt mittel- bis langfristig eine noch größere Liquidität bringen und einen Druck nach besseren Preise bringen wird. Wie Quellen des Gasmarkts anmerken, eröffnen sich jedoch gleichzeitig auch Perspektiven, auf dass Griechenland für die weitere Region einen Bezugspunkt und Energieknoten darstellt und auch benachbarte Märkte wie Bulgarien, Skopje, Serbien und Rumänien mit Flüssiggas beliefert.

Wie amerikanische Amtsträger anlässlich der starken Präsenz amerikanischer Firmen bei der diesjährigen Internationalen Handelsmesse in Thessaloniki angemerkt hatten, sind nicht nur die 10 Mio. Konsumenten in Griechenland, sondern ein breiterer Markt von 80 und mehr Millionen im balkanischen Hinterland mit Nordgriechenland als Bezugspunkt das Ziel.

(Quelle: capital.gr)

Quelle: gr-blog

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